Eine Rezension von Thomas Przybilka

 

Londoner Lokalkolorit

Mike Ripley: Heiße Scheine

Ein Angel-Krimi. ZEBULON Verlag, Düsseldorf 1997, 247 S.

 

Unter dem Motto „Dem Abenteuer eine Chance“ startet der Düsseldorfer ZEBULON Verlag in diesem Frühjahr wieder neu. Hajo Leib, der neue Besitzer und engagierte Verleger, wird auch das Krimi-Segment des Verlages mit bewährten Autorinnen und Autoren, aber auch mit neuen „Köpfen“ weiterführen.

Mike Ripley ist solch ein neuer „Kopf“. In England bereits als Kultautor in der Krimiszene bekannt, will Ripley sich jetzt auch in Deutschland Fans erobern. Der ZEBULON Verlag startet mit dem ersten der bisher sieben Krimis um den Serienhelden Fitzroy Maclean Angel, von Feinden wie Freunden nur Angel genannt. Angel, Trompeter in einer Jazz-Formation, ist fast ständig klamm. Abhilfen aus finanziellen Engpässen bietet nur sein Uralttaxi „Armstrong“. Ohne Lizenz, versucht sich der junge und smarte Single zwischen den verschiedenen Auftritten in Pubs und Clubs mit Taxifahrten über Wasser zu halten. Daß er dazu auch noch Schlag bei den Frauen hat, macht das Leben um so angenehmer. Heiße Scheine sind nun aber Banknoten, die man nicht gerade Angel unterjubeln sollte. Ausgerechnet Falsifikate sind die Entlohnung eines Gelegenheitsjobs, den er für eine attraktive Zufallsbekanntschaft erledigt. Die Wiederbeschaffung eines grünen Smaragdanhängers, den die dubiose wie auch extrem trinkfreudige Carol ihrer Freundin entwendet hat, läßt Angel in vorderster Front der englischen Frauen- und Friedensbewegung recherchieren. Der Auftrag ist relativ rasch erledigt - nur fängt der Ärger für Angel jetzt erst richtig an. Die „heißen Scheine“ lassen ihn die Bekanntschaft einiger Zeitgenossen machen, um die er sonst einen großen Bogen gemacht hätte. Ganz gleich, ob sie nun bewaffnet oder unbewaffnet sind. Mike Ripley hat mit dem Gelegenheitsermittler Angel einen interessanten Typ von Detektiv kreiert und gleichzeitig eine Variante amüsanter Kriminalromane geschaffen. Die Birmingham Post bescheinigt Ripley, daß er „zum Besten gehört, was der englische Krimi seit Jahren hervorgebracht hat“, und das angesehene Rezensionsblatt „Times Literary Supplement“ konstatiert „äußerst lebendig, überaus witzig und prallvoll mit Londoner Lokalkolorit und Szene-Beobachtungen“. Dies muß auch der renommierten englischen Kriminalschriftsteller-Vereinigung „Crime Writers“ Association“ aufgefallen sein: Nicht umsonst wurde Ripley 1989 und 1991 von ihr mit dem Last Laugh Award ausgezeichnet.

Ripley, in Yorkshire geboren, schrieb bereits während seiner Studienzeit wöchentlich humoristische Kolumnen für die „Eastern Evening News“. Nach dem Studium in Cambridge war er zunächst als Journalist tätig und arbeitete die letzten 15 Jahre für das englische Brauereigewerbe. Heute schreibt er für Presse und Rundfunk über Bier und Pubs.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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