Eine Rezension von Jutta Aschenbrenner

 

Kinderkalender mit Geschichten

Alice & Co
Aufbau Kinderbuchkalender 1998 mit 24 Bildpostkarten.

Herausgegeben von Caroline Roeder.
Aufbau-Verlag, Berlin 1997

 

Alice & Co ist ein schöner Beweis dafür, daß Kalender nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder ein willkommenes Geschenk sein können. Das gilt erst recht dann, wenn sie zugleich mehrere Funktionen erfüllen. Als guter Begleiter durch das Jahr 1998 erweist sich der im Aufbau-Verlag zum zweiten Male herausgegebene, mit viel Einfühlungsvermögen und Geschmack gestaltete Kinderbuchkalender. Dieser „kleine Bruder“ eines im Verlag seit Jahren erscheinenden Literaturkalenders bietet Mädchen und Jungen die Möglichkeit, so beliebten Kinderbuchgestalten wie Alice im Wunderland oder Pippi Langstrumpf wieder einmal zu begegnen und neue Figuren, wie Hugo mit seinem Papierflieger, der trotz seiner 50 Jahre ein Kind geblieben ist, oder Dakota-Pink, die zehnjährige Schimpfwörtererfinderin, das Vogelmädchen Arabel sowie den schrumpfenden Schorschi kennenzulernen. Neben Klassikern der Kinderliteratur wie Die kleine Alice von Lewis Carroll, Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren oder Der 25. Mai von Erich Kästner werden neue Bücher von in- und ausländischen Autorinnen und Autoren vorgestellt. Sie kommen aus Deutschland, England, Schweden, Österreich, Italien, den USA, Neuseeland und der Schweiz. Noch fehlen leider Autoren aus osteuropäischen Ländern, aus Lateinamerika, Asien und Afrika. Gespannt darf man so wieder sein, was sich der Verlag und alle Beteiligten für 1999 und vor allem für das Jahr 2000 an weiteren Überraschungen einfallen lassen werden.

Dem Kinderbuchkalender liegt ein durchdachtes Konzept zugrunde. Für jeden Monat gibt es zwei Kalenderblätter. Sie enthalten jeweils eine Leseprobe und eine Illustration aus einem ausgewählten Kinderbuch. Über jedem Text steht der Name der Figur, die im Buch die Hauptrolle spielt. Darunter ist sowohl der genaue Titel des Buches als auch der Name des Autors vermerkt. Das erleichtert vor allem Abc-Schützen, sich schnell in dem Kalender zu orientieren. Die Illustrationen können von den Kindern später ausgeschnitten und als Bildpostkarten gesammelt, auch an Freunde verschickt werden. Sind dann im Dezember alle Karten ausgeschnitten, bleibt ein kleines Büchlein übrig, das durch eine Spiralbindung zusammengehalten wird. Auf der Rückseite jeden Kalenderblattes informiert zudem noch ein Kurztext näher über die Figur und den Inhalt des vorgestellten Buches. Ebenso wird der Ort des Geschehens genannt, auch die Zeit, in die der Autor seine Geschichte gestellt hat. Ein Miniporträt des Autors enthält wichtige Lebensdaten und natürlich auch, wann das vorgestellte Buch erschienen ist. Außerdem sind weitere Titel des jeweiligen Verfassers aufgeführt. Als Entscheidungshilfe für die Eltern gibt die Herausgeberin Caroline Roeder eine Altersempfehlung.

Die in den mit viel Geschmack und Geschick gestalteten Kalender aufgenommenen Bücher sind für Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren gedacht. Natürlich eignen sich die Geschichten auch zum Vorlesen für noch kleinere Mädchen und Jungen. Die 24 Kindergeschichten sind klug ausgewählt worden. Sie erzählen von Reisen in die Welt der Märchen, lassen an Abenteuern miterleben, haben auch Themen wie Familie, Nachbarn, Erziehung, Spiel, Erfindungen und Individualität zum Inhalt. Es geht um Gewalt, Liebe, freundschaftlichen Zusammenhalt, aber auch um Leid und Tod. Selbst Comic und Science-fiction fehlen nicht. Mit all dem kann Freude am Lesen geweckt und können künftige Freunde auch für den „großen Bruder“, den Literaturkalender, gewonnen werden. Kinder, die es möchten, haben zudem die Möglichkeit, am (jeweils) nächsten Kalender „mitzuarbeiten“. So können sie auf einer extra dafür vorbereiteten Karte malen, wie sie sich Pinocchio, die von Carlo Collodi 1881 geschaffene Figur, vorstellen. Bis zum 30. Juni 1998 können sie diese Karte an den Aufbau-Verlag senden. Bücherpakete bzw. Pinocchio-Taschenbücher winken als Preise. Zu begrüßen ist, daß bereits in diesem Kalender Figuren angekündigt werden, die in seinem Nachfolger für 1999 die Kinderherzen erfreuen sollen. Neben Pinocchio wird dazu auch Astrid Lindgrens Räubertochter Ronja gehören. Wer es möchte, kann der Bitte des Verlages nachkommen und auf einer ebenfalls vorbereiteten Karte mitteilen, wie der 98er Kalender gefallen hat. Außerdem können Themenwünsche für künftige Kalender geäußert werden.

Für 1999 vielleicht ein Hinweis: In die für den Verkauf in Berlin gedachten Kalender könnte eine Übersicht über die Kinder- und Jugendbibliotheken aller 23 Stadtbezirke beigelegt werden, die Mädchen und Jungen informiert, welche Bibliothek für sie am günstigsten zu erreichen ist, wenn sie das gewünschte Buch ausleihen möchten. Einen Kinderbuchkalender zu schaffen, der dazu animiert, vielleicht einmal die ganze Geschichte zu lesen, Bücher insgesamt in die Hand zu nehmen, ist mit Alice & Co gut gelungen.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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