Annotation: Belletristik

Pike, Christopher:
Eiskalter Hauch

Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis.
Goldmann Verlag, München 1997, 351 S.

In Los Angeles erschüttert ein Mord nach dem anderen die Öffentlichkeit. Ein Serienmörder treibt sein schreckliches Unwesen und mordet wahllos Männer wie Frauen. Einige wurden erstickt, andere von „einem Zeigefinger mit unvorstellbarer Kraft“, so die polizeilichen Ermittlungen, durch die Brust erstochen, den meisten Opfern wurden jedoch Glieder und Innereien herausgerissen.

Der Mörder oder die Mörderin ist das Kalte Wesen, das Es, wie es sich selbst bezeichnet. Es ist ein dämonisches Wesen, das in einem schönen Menschenkörper haust. Es hat und kennt keine Gefühle, nur den Zwang, menschliches Leben zu töten. „Das Wesen hatte nichts gegen das Leben auf der Erde ... (Dennoch) wußte Es, daß Es jegliches Leben zerstören würde. Dies war nur eine Frage der Zeit.“

Und es schuf sich Zombies. Es hauchte Jugendlichen seinen eiskalten Atem ein und machte sie so zu willenlosen Menschen, die auch nur töten wollten und es auch taten. Für die Polizei steht lediglich fest, daß jene Opfer, die sich bei dem Kalten Wesen nicht wehrten, erstickt wurden, die anderen aber bei lebendigem Leib so fürchterlich zugerichtet wurden, daß der Mörder eigentlich kein menschliches Wesen sein kann, das über so viel Sadismus und körperliche Kraft verfügt. Der Autor schildert einen dieser Morde so: „Bald hatte das Wesen dem Mann die gesamte linke Seite aufgerissen, von der Hüfte bis zum Nacken ... Die weißen Rippen des Mannes ragten senkrecht aus seiner Brust, wie Reihen überdimensionaler Zähne. Die Milz und der linke Lungenflügel lagen offen da. Trotzdem lebte der Mann noch, obwohl er aufgehört hatte zu schreien.“

Da erhält Peter Jacobs, ein angesehener Reporter der „Los Angeles Times“, merkwürdige Anrufe von einem Mann, der behauptete, den Mörder und seine Motive zu kennen. Und nunmehr macht Peter die Bekanntschaft einiger sehr interessanter Personen, die alle in irgendeiner Weise in Beziehung zu diesen Morden stehen. Da ist zum Beispiel Dr. Morray, ein anerkannter Herzspezialist, dessen Frau seit dreißig Jahren im Koma liegt und der mit seiner eigenen Tochter Sara, einer bildhübschen und musisch äußerst begabten jungen Frau, quasi verheiratet ist. Auch die hübsche Julie Moore, die gerade ihr Psychologiestudium abgeschlossen hat und nunmehr Recherchen über Todesnähe-Erfahrungen, ähnlich wie Dr. Morray, anstellt, fesselt ihn sehr. Und schließlich kommt noch der zwei Meter große Mann Rak ins Spiel, der 5000 Jahre lang in einer Höhle im Himalaja geschlafen hat. In jedem dieser Körper, oder womöglich in dem von Peter, könnte das Kalte Wesen stecken. Aber wer ist Es, und wie kann man Es unschädlich machen? Die Lösung ist dann sehr verblüffend.

Christopher Pike hat mit Eiskalter Hauch einen ausgezeichneten und spannenden Thriller vorgelegt. Er fesselt einen bis zur letzten Seite. Es ist sicherlich kein Roman für Leser mit schwachen Nerven, aber wer etwas an das Übersinnliche, an das Dämonische glaubt, der findet hier einen Thriller der Sonderklasse auf diesem Gebiet.

Pike, der in Santa Barbara lebt, hat über zwanzig Romane geschrieben, die alle auf der US-Bestsellerliste zu finden waren. Weitere Romane dieser Art, auf die man wohl zu Recht gespannt sein darf, sind in Arbeit.

Bernd Sander


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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