Annotation: Sachbuch

Liekens, Paul: NLP in Beziehungen

Aurum Verlag, Braunschweig 1996, 106 S.

Kennen Sie NLP? Paul Liekens, in New York ausgebildeter „NLP-Trainer“, der in Belgien einen Workshop managt, möchte, daß Sie sein „Neurolinguistisches Programmieren“ beherrschen lernen, sich dabei selbst besser kennenlernen und vor allem Ihre Partnerbeziehungen optimieren.

Was da so ein bißchen nach neuer esoterischer Geheimwissenschaft klingt, wird gleich auf den ersten Seiten als ein Training enthüllt, mit dem Sie erreichen sollen, daß „Ihr Bewußtsein und Ihr Unterbewußtsein künftig am gleichen Strang ziehen“. (S. 12) Das kleine, freundlich aufgemachte Büchlein besteht aus zwei gleichgroßen Teilen. Erstens: „Ihre Beziehungen zu sich selbst“. Zweitens: „Ihre Beziehungen zu anderen“. Grundregel und Klammer für beide ist: Man muß nur das richtige (positive) Bild von sich selbst haben, dann gehen auch die Beziehungen zu den anderen in Ordnung. Haben Sie dagegen „in Ihrem Unterbewußtsein die Vorstellung, daß Sie ein Trottel sind, so werden Sie aus Ihrem Partner ein Verhalten herauslocken, das mit dieser Vorstellung übereinstimmt“. (S. 23) Na bitte, so einfach ist das. Damit das Ganze auch schön wissenschaftlich verpackt wird, erfahren Sie, „daß das Universum aus Bewußtsein hervorgegangen“ ist (S. 22) und daß demzufolge „unsere äußeren Umstände die Folge unserer Bewußtseinsinhalte darstellen“. (S. 25) Nun kann man zu diesem Mischmasch aus objektivem und subjektivem Idealismus stehen wie man will, überrascht ist man doch, wenn man liest, daß die Tätigkeit unserer Nervenzellen „den Gesetzen der Anziehungskraft unterworfen“ ist wie die Umlaufbahnen der Planeten und die Entstehung neuer Sterne. (S. 23) Drei Fragezeichen möchte man auch hinter die Behauptung setzen, daß der Anteil des Unterbewußten in unserem Denken und Handeln „wahrscheinlich 99 Prozent vom Ganzen“ ausmacht. (S. 25) Eine Fehlinterpretation Freuds oder eher eine Freudsche Fehlleistung? Sei es, wie es sei, man ist auf die praktischen Ratschläge und Übungen des NLP-Trainers gespannt. Einige scheinen ganz praktikabel, wie die, wie man Mißverständnisse mit einem Partner ausräumen und sich auf sein Weltbild einstellen kann. Oder wie man am besten ein gemeinsames Urlaubsreiseziel findet. Andere sind erheiternd, z. B. über den richtigen Umgang mit den „Mismatchers“, den „Ja-aber-Menschen“ als Partner, Kollegen oder Chef. Wieder andere lassen mich den Kopf schütteln, wie der Ratschlag, seine eigene Biographie so umzuschreiben, wie eine überholte Computerdatei mittels Update. Nicht jeder wird auch Liekens' zusammenfassender Feststellung zustimmen (obwohl sie ein Körnchen Wahrheit enthält): „Es kommt überhaupt nicht darauf an, was passiert, das einzige, was zu unserer Entwicklung beiträgt, ist das, was wir daraus machen, die Bedeutung, die wir den Dingen geben.“ (S. 104)

Insgesamt ist das Büchlein wohl so eine Art Mischung aus Werbebroschüre für Liekens' offenbar autosuggestives Trainingsprogramm (die Kurse finden im belgischen Oosterzele statt) und einem stark verdünnten, leicht verfremdeten Aufguß aus den Carnegie-Bestsellern zum „positiven Denken“.

Horst Wagner


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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