Rezension

 

Die guten alten „ZAK“-Zeiten schwarz auf weiß

Friedrich Küppersbusch: „Bis hierhin vielen Dank“
Moderationen aus ZAK.

Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1995, 160 S.
Als Sachbuch bei Rowohlt Taschenbuch Verlag,
Reinbek bei Hamburg 1997

 

„ZAK“ und Friedrich Küppersbusch waren und sind wohl noch heute für viele Fans satirischer Politikmagazine ein Begriff. Von 1990 bis 1996 moderierte der gelernte Journalist (Studium in Dortmund) mit todernstem Gesicht und bissigem Humor, einfalls- und pointenreich, stets auch mit regelrechtem Fragedickicht ausgerüstet, diese Sendung, erst im Dritten des WDR, ab April 1993 in der ARD. Seit 1987 hatte er bereits als freier Mitarbeiter für „ZAK“ getextet. 1991 erhielt er für das Magazin den Grimme-Preis.

Wer sich noch einmal Anmoderationen aus diesem „satirischen Politikmagazin für solche, die sonst keine politischen Magazine sehen“ - so die einstmalige Ankündigung durch den Sender - zu Gemüte führen möchte, dem gibt Bis hierhin vielen Dank, jetzt auch als Sachbuch erschienen, hinreichend Gelegenheit. Alles darin ist natürlich echt „ZAK“, nur eben schwarz auf weiß: Wortlaut, keine schönenden Eingriffe im Nachhinein, stets Original„ton“. Dazu gibt es Gesprächsauszüge (u. a. mit Heiner Geißler, Hans-Jochen Vogel, Krista Sager, Jürgen Möllemann, Udo Jürgens, Reinhold Messner), Sketche der beliebten GUM-Puppen, Begebenheiten, Bilder. Der Autor beichtet eingangs ein wenig, wie seine Texte entstehen. Weiteres über seine Arbeitsweise und das Zusammenspiel der kleinen Crew, die für die Sendung zuständig gewesen ist, erfährt man im gleichfalls erfreulich knappen Nachwort von Karsten Emrich, in dessen Händen Auswahl und Zusammenstellung der Texte für die Publikation gelegen haben.

So mancher Leser könnte sich fragen, wie es gelungen ist, auf 160 Buchseiten Beispieltexte zu einer wahren Hitliste von Zeitthemen unterzubringen. Ausgewählt werden mußten sie aus fünf Ordnern mit über 2 000 Moderationen; immer wieder hieß es dann umstellen, rausschmeißen, neu einfügen, Videomitschnitte ansehen, Interviews verschriften. Das Buch ist in folgende übergeordnete Rubriken gegliedert: Medien; Neues Deutschland; Soziales; Wirtschaft; Umwelt; Recht & Ordnung; Bonn; Ausland; Viel Vergnügen. Diese großen Themenbereiche sind in sich untergliedert, z. B. Soziales in: Familienpolitik/Rumanders/Armut/Junge/Alte/Irre/Drogen. Oder Viel Vergnügen in: Edel/Autos/Sex/Erotik/Musik/Geistliches Wort/Sport. Jeder einzelne Beispieltext wiederum ist durch ein Stichwort und den Sendemonat kenntlich gemacht.

Unterm Strich ist auf diese Weise auch eine Art „ZAK“-perspektivische Chronik der ersten Hälfte der 90er Jahre entstanden. Mehr oder weniger kompliziertes Zeitgeschehen auf den (einen) w(r)ichtigen Punkt gebracht. Zum Stichwort „Robin Waigel“ (Juli 1993) liest sich das dann so: „Mein Theo hat versagt“ ist auch für Helmut Kohl nix Neues mehr. Trotzdem: Der Finanzminister riecht etwas unter den Armen. Geld nämlich, und das will er ihnen nehmen. Fast die Hälfte des Einundzwanzig-Milliarden-Sparprogramms der Woche sollen die Arbeitslosen bezahlen. Ob's da nicht konsequenter wäre, den Sozialstaat zu retten, indem man sich von Teilen der Bevölkerung trennt, ist noch offen. (S. 160) Oder zum Stichwort „U-Boot-Prozeß“ (März 1990): „U-Boote haben wir nicht exportiert, das ist ja verboten. Und wenn wir sie doch exportiert haben, dann haben wir davon nix gewußt. Und wenn wir was davon gewußt haben, dann können wir auch nichts dafür.“ Soweit Herr Stoltenberg. Die SPD möchte zwar statt Schiffe lieber Minister versenken, doch danach sieht's - rein juristisch - im Moment nicht aus. (S. 98) Letztes Beispiel „Ein Tor für den Führer“ (Januar 1994): Seit dieser Woche hofft ganz Deutschland, daß unsere Jungs beim Mannschaftsfoto die Sonne nicht blendet. Denn mit einem schönen Solo in den gegnerischen Fettnapf knallte der DFB ein Fußballspiel gegen England ausgerechnet auf Führers Geburtstag. Als Hamburg abwinkte, erkannten die Funktionäre: Uns fehlt der Strafraum im Osten und gingen nach Berlin. Nach dem Olympiafrust kann man offenbar froh sein, daß sich Berlin nicht gleich um den nächsten Golfkrieg beworben hat. (S. 149)

Genug der Beispiele. Nicht so einen guten Lauf hatte Küppersbusch mit dem „ZAK“-Nachfolger „Privatfernsehen“, von ihm seit Oktober 1996 live moderiert, aus einer Lagerhalle am Kölner Rheinufer übertragen. Beim Spiel „Elf gegen einen (WDR)“ beschlossen die Programmdirektoren der ARD Mitte Oktober 1997, den im Dezember auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Trotz neuen Konzepts, trotz aller Action (Franz Lambert an der Hammondorgel und vieles mehr) war die Luft vielleicht schon etwas zu sehr raus. Ein ungünstiger Sendetermin am späten Freitagabend mag seinen Teil dazu beigetragen haben. Der Moderator, nach dem inzwischen sogar das Privatfernsehen (ohne An- und Abführung) die Hände ausgestreckt haben soll, hat jedenfalls strikt zurückgewiesen, daß die Absetzung vorrangig quotentechnisch motiviert sei; er wertete sie vielmehr als Vorbereitung der ARD-Programmdirektion auf das kommende Wahljahr. Sei's drum, die Beteiligten und Betroffenen werden es schon wissen. Keine guten Zeiten jedenfalls, so scheint es, für Moderatoren, für Interviewer, die den Dingen mit klugen, auch einmal „subversiv“ daherkommenden Fragen etwas tiefer auf den Grund gehen möchten, oder?

Hans Aschenbrenner


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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