Eine Annotation von Birgit Lind
Hintze, Peter (Hrsg.)
Die CDU-Parteiprogramme
Eine Dokumentation der Ziele und Aufgaben.
Bouvier Verlag, Bonn 1995, 517 S.

Der vorliegende Dokumentationsband vereinigt Programme und Leitsätze aus der 50jährigen Geschichte der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands. Für das Buch wurden die nach Auffassung des Herausgebers wichtigsten Dokumente ausgewählt, angefangen vom Berliner Gründungsaufruf und den Kölner Leitsätzen 1945 bis zum 1994 in Hamburg beschlossenen Grundsatzprogramm. Vorangestellt ist eine 30seitige Einleitung von Peter Hintze, in der der CDU-Generalsekretär seine Partei als „Programmpartei“ darstellt. Insbesondere geht es ihm darum, die „Kontinuität in den Kernfragen der CDU-Programmatik“ deutlich zu machen. Dementsprechend sind die „Frankfurter Leitsätze“ vom September 1945, in denen Walter Dirks und Eugen Kogon einen „wirtschaftlichen Sozialismus auf demokratischer Grundlage“ forderten, in dieser Auswahl nicht enthalten. Auch wenn Peter Hintze von „intensiver Programmarbeit über fünf Jahrzehnte“ spricht, fällt doch auf, daß zwischen 1953 („Hamburger Programm“) und 1968 („Berliner Programm“) eine nicht unerhebliche Lücke klafft.

Dessenungeachtet kann man mit Hilfe dieses Bandes markante Entwicklungen der Christlichen Demokraten nachvollziehen.

So heißt es beispielsweise im Berliner Gründungsaufruf noch, daß „die Bodenschätze in Staatsbesitz übergehen. Der Bergbau und andere monopolartige Schlüsselunternehmungen unseres Wirtschaftslebens müssen klar der Staatsgewalt unterworfen werden.“ Und im „Ahlener Programm“ von 1947 wird gefordert: „Konzerne und ähnliche wirtschaftliche Gebilde, die nicht technisch, sozial oder wirtschaftlich absolut notwendig sind, sind zu entflechten und in selbständige Einzelunternehmen zu überführen.“ Weiterhin sollte der private Aktienbesitz in einer Hand begrenzt sowie Arbeitnehmer, Genossenschaften, Staat, Land und Gemeinden an den Unternehmen beteiligt werden. Nach der Währungsreform wird in den „Düsseldorfer Leitsätzen“ 1949 dann diesen Gedanken eine Absage erteilt. Es folgt ein Bekenntnis zur „sozialen Marktwirtschaft“ in scharfer Abgrenzung zu Planwirtschaft und „freier Marktwirtschaft“ liberalistischer Prägung.

Insgesamt bietet das Buch für jeden, der sich mit Politik und Geschichte Deutschlands nach 1945 befaßt, einen ergiebigen Fundus.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 05/97 (c) Edition Luisenstadt, 1997
www.berliner-lesezeichen.de

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