Eine Annotation von Thomas Przybilka
Gronau, Maria:
Weiberwirtschaft
Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1993, 312 S.

Haltlose Werbung ist auch auf dem Buchmarkt nicht unbekannt, gerade im Bereich der Spannungsliteratur. Da stellt sich dann oft ganz schnell heraus, daß sich der angepriesene „page-winder“ wohl doch eher als Briefbeschwerer eignet oder man ihn besser einfach nicht hätte anschaffen sollen. Das Schlaflose-Nacht-Buch verführt zu einem tiefen und erholsamen Schlaf, und der Autor-den-Sie-sich-unbedingt-merken-müssen fällt alsbald in den Bereich „Alzheimer“: einmal gelesen - sofort wieder vergessen!

Um so erfreuter ist der Rezensent, auf die Weiberwirtschaft von Maria Gronau hinweisen zu können. „Maria Gronau - Deutschlands härteste Thriller-Frau“, mit diesem Slogan wirbt der Berliner Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf für den Debut-Thriller der Autorin.

Lena Wertebach ist Kriminalhauptkommissarin und Leiterin der 8. Mordkommission, alleinerziehende Mutter und bekennende Lesbe. Susanna ist militante Hausbesetzerin, Geliebte und Lebensgefährtin von Lena Wertebach und bald verschwunden. Daß diese Vermißtensache dann doch noch auf dem Schreibtisch von Lena Wertebach bei der Abteilung „Delikte am Menschen“ landet, hätte sie nie geahnt. Ein Skelettfund im Tegeler Forst von Berlin bringt eine Lawine ins Rollen. Das Skelett ist die Leiche einer gefolterten und getöteten jungen Frau. Als wenig später erst ein Torso, dann Kopf und Gliedmaßen einer weiteren weiblichen Leiche an mehreren Orten im Berliner Umland entdeckt werden, bekommt Lena Wertebach den größten Streß ihrer bisherigen Berufskarriere. Urplötzlich entwickelt sich die mehr oder weniger private Suche nach ihrer Geliebten Susanna zur Suche nach einem wahnsinnigen Serienkiller und sadistischen Folterknecht, der Tonbandaufzeichnungen an Berliner Zeitungen und auch an Lena Wertebach versendet. Seine Botschaft: Schmerzensschreie von gefolterten Frauen. Die mühsam erarbeiteten Spuren weisen von Berlin zum „German Council - Society for International Education“, einer ehemaligen Tarnorganisation des BND in Antofagasta/Chile und zurück nach Berlin. Und zwar ausgerechnet in das Umfeld der Berliner Polizeibehörden.

In der Tat, Maria Gronau (Pseudonym) darf sich als härteste Thriller-Frau Deutschlands vermarkten lassen. Mit diesem Debut-Thriller hat sie einen echten „page-winder“ geschrieben - spannend bis zur letzten Seite. Ohne Übertreibung.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 05/97 (c) Edition Luisenstadt, 1997
www.berliner-lesezeichen.de

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