Eine Rezension von Jens Loock

Kommissar X schlägt zurück

Barney Brooks: Der tanzende Tod
Neal Chadwick: Stirb Schnüffler
Patrick Wynes: Der Panther aus der Bronx
Verlagsunion Pabel Moewig, Rastatt 1996, jeweils 319 S.

Der Verlag hat drei Bände mit jeweils vier „Thrillern“ von drei verschiedenen Autoren zu den unterschiedlichsten Themen, eingerahmt von der Hauptfigur „Kommissar X“, vorgelegt. Jo Walker, sinnigerweise „Kommissar X“ genannt, ist ein in der Unterwelt von New York gefürchteter und von seinen Klienten hoch geschätzter Privatdetektiv. Er hat es hier mit eiskalten Killern, rücksichtslosen Mafiosi, mit Rauschgifthändlern und Giftmüllschiebern, mit Kinderschändern und Menschen, die Selbstjustiz üben, zu tun. Er wird immer gerufen oder ist von selbst zur Stelle, wenn die Situation fast aussichtslos erscheint.

Man merkt unschwer, daß jede dieser Stories als Einzelgeschichte zur gleichen Hauptfigur geschrieben wurde. Zusammengefaßt in drei Bänden ermüden sie jedoch und führen zu sinnlos vielen Wiederholungen, die gewiß nicht dazu dienen, die Bücher spannender zu machen, eher das Gegenteil ist der Fall.

Der Leser, der geneigt ist, diese drei Bücher hintereinander zu lesen, ist deshalb nicht gut beraten, denn allzu leicht kann man sich an der leichten Kost den Magen verderben. Schon gar nicht verdienen die Stories - einige wenige mit Abstrichen - die Bezeichnung „Thriller“, denn sie sind nahezu ohne anhaltende Spannung, eher dürftig und eintönig, gewissermaßen dahinplätschernd, stellen sie an den Leser keine geistigen Anforderungen und erwecken auch kein größeres kriminalistisches Interesse. Wer eine Story gelesen hat, kann sich unschwer Inhalt und Verlauf der anderen vorstellen - ohne sich irren zu müssen.

Die Stories sind alle nach dem gleichen Muster gestrickt: Der Held ist, wie kann es anders sein, der gutaussehende und durchtrainierte Jo Walker, der alle Hiebe und Schläge bestens verkraftet, dessen Automatic nahezu immer trifft, der einen teuren Mercedes fährt und eine bildhübsche, blondmähnige Assistentin hat. In Zusammenarbeit oder mit Unterstützung durch seinen Freund und Leiter der Mordkommission, Tom Rowling, löst er wie selbstverständlich jeden Fall. Er ist nie ein Verlierer, sondern befindet sich immer auf der Siegerstrecke.

Die Schlechten sind die muskelbepackten und brutalen Killer, finstere Gestalten, die alle verbeulte Autos fahren, hart schlagen, gut schießen, schlecht riechen, bösartig durch die Zähne knurren und zischen, wütende Blicke schleudern und die alle nicht sehr intelligent aussehen und es schon gar nicht sind. Ihre Auftraggeber kommen in der Regel aus gehobenen Kreisen, sind gebildete Leute, besitzen eine schöne Villa, fahren exklusive Autos, tragen maßgeschneiderte Anzüge und eine Rolex am Handgelenk.

Es ist müßig hier den Inhalt dieser 12 Stories wiederzugeben. Den Band von Chadwick kann man getrost zur Seite legen, man hat nichts versäumt, der von Wynes ist wenigstens zum Teil interessant und spannend und zumindest in einem Fall, in der Story: „Rache für San Christobal“, mit einer überraschenden Wendung versehen. Auch „Das Schlangenmonster“ aus diesem Buch kann man dazu rechnen, wenngleich hier für den kriminalistisch interessierten Leser einige wichtige Fragen offen bleiben. Zwei oder drei klärende Sätze hätten dem Leser das fruchtlose Grübeln erspart, wie der Mörder mit dem Ungeheuer in die elektronisch gesicherten Büroräume gekommen ist und wie er das Monster ungesehen dorthin transportieren konnte.

Es gibt eine Fülle von guter und spannungsreicher Kriminalliteratur. Dazu gehören diese drei Bände gewiß nicht. Sie sind kriminalistische Magerkost, ohne Höhepunkte und ohne interessante Verwicklungen. Sie sind alles in allem eintönig, und die Sprache ist dem auch angepaßt.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 05/97 (c) Edition Luisenstadt, 1997
www.berliner-lesezeichen.de

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