Eine Annotation von Bernd Heimberger
Riha, Karl (Hrsg.):
Außen Kohl, innen hohl
Ein satirischer Zitaten-SPIEGEL.
Ammann Verlag, Zürich 1995, 189 Seiten

Deutsche Professoren lästern gern. Und halten das für die höchste Tugend der Heiterkeit. Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Karl Riha lacht gern aus vollem Halse. Der Literaturprofessor, ein geistiger Duzfreund der Dadaisten, verlacht die Lästerer und läßt über Lästerer lachen. Das ganze Gelabbre, Gesülze, Geschwafel, das die immer selbstsichere, selbstherrliche, selbstverliebte deutsche Presse täglich absondert, läßt den Satiresüchtigen hell auflachen. Riha serviert den grobgeschnitzelten, heißgekochten Kohl - selbstverständlich auch den über d e n Kohl - in zweiundzwanzig leicht verdaulichen Gängen. Blähbäuche machen die Blähköppe nicht. BILD-gescheit, wie Blähköpfe nun mal sind, haben sie sämtliche Redaktionsstuben - als IM? - unterwandert. Kein Blatt blieb verschont. Nicht die Pommeranzen unter den Printmedien. Nicht der ganze Gazettenadel. Kohl wuchert überall!

Zeitungs-Zitate zitieren die Zeit. Das ist keine von Herrn Riha an den Haaren herbeizitierte Wahrheit. Jeden Montag bewahrheitet sich die Wahrheit des Wortes neu im blankgeputzten SPIEGEL. Von Beate Otto emsig unterstützt, ist sich Riha nicht zu schade, aus dritter Hand zu leben. Ohne eitlen, eigennützigen, lästerlichen Sinn wählte er einiges von dem aus, was sich in den letzten Dutzend Jahren im SPIEGEL sammelte. Alles „Außen Kohl, innen hohl“? Oder? Vonwegen hohl, wird sich sagen, wer den aus dem „Westfalen-Blatt“ gefischten Satz liest: „Am Kanzler richtet sich alles auf.“ Wer nichts Frivoles denkt und wem der Kanzler sowieso keinen Halt bietet, der saugt halt Honig aus dem ganzen Kohl. Ob die Metapher als Material für den satirischen Zitaten-SPIEGEL reicht?


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 01/97 (c) Edition Luisenstadt, 1997
www.berliner-lesezeichen.de

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