Eine Annotation von Bernd Heimberger
Schönfeld, Eike:
Alles Easy
Ein Wörterbuch des Neudeutschen.
C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München
1995, 176 S.

„Engl., engl., engl.“, steht da nicht nur dreimal. Das steht aber dutzende Male da. Da, wo es hingehört: In „Alles easy. Ein Wörterbuch des Neudeutschen“. Die Linguistik des Landes, das keine Bananenrepublik sein will, ist eine Lieblingskolonie der Anglismen geworden. Kein Aufstand gegen den Ansturm der Anglismen, ist das von dem Anglisten Eike Schönfeld eingerichtete Wörterbuch einerseits ein Leitfaden durch den Dschungel des Kauderwelsch, andererseits eine Vokabelsammlung mit reichlich Vorschlägen für Übersetzungen ins Deutsche. Die sind, selbstverständlich, „out“ für alle, die „in“ sein wollen. Wer stur an der Mutter-Vater-Sprache festhält, muß mit der schnellen Entwertung der Wörter leben. Inflationär sprießen zu allen Jahreszeiten Industrieparks, Gewerbeparks, Entsorgungsparks, Erholungsparks, Themenparks, Erlebnisparks, Wohnparks, Autoparks auf dem Sprachmüll. Vom „kollektiven Freizeitpark“ zu reden, konnte nur der Langzeitkanzler riskieren, der sich prompt eine Maulschelle der Ordnungshüter des Wortgutes einhandelte. Daß der Herausgeber Worte wie Broiler, Datscha, Glasnost, Perestroika, Sputnik eliminierte, hat doch nicht etwa damit zu tun, daß auch er es mit dem „Abwickeln“ eilig hatte, das von ihm als „ein gnadenloser Euphemismus“ beschrieben wird? Euphemismus? Du meine Güte, da wird schon wieder ein anderes Wörterbuch nötig! Zuvor schlagen Sie bei Schönfeld nach. Dann wissen Sie, was Sie tun, wenn Sie sich zur Rushour am Run auf Sale beteiligen. Oder wird das alles kleingeschrieben? Soweit sind wir aber in Deutschland noch nicht!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 10+11/96 (c) Edition Luisenstadt, 1996
www.berliner-lesezeichen.de

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