Eine Annotation von Eberhard Fromm
Künstlerinnenlexikon
Ein Nachschlagewerk.
Kupfergraben Verlagsgesellschaft, Berlin 1992, 232 S.

Sowohl im Vorwort der Vorsitzenden des Vereins der Berliner Künstlerinnen und des Direktors der Berlinischen Akademie als auch in der Einleitung von Carola Muysers und Dietmar Fuhrmann ist - bezogen auf das vorliegende Buch - von einem Lexikon die Rede. Entstanden als eine Art „Nebenprodukt“ bei der Erforschung der Kunst von Frauen, werden hier Namen und Daten von Persönlichkeiten vorgestellt, die in den vergangenen 125 Jahren im Verein der Berliner Künstlerinnen, in seinem Umfeld bzw. im Zusammenhang mit ihm gewirkt haben. Insgesamt sind 1 200 Künstlerinnen, 650 Kunstfreundinnen und 50 Kunstfreunde erfaßt, die Mitglieder des 1867 geggründeten Vereins der Berliner Künstlerinnen waren oder ihm als Ehrenmitglieder angehörten. Da es im Rahmen des Forschungsprojektes vor allem um die Geschichte des Vereins ging, ist die biographische und bibliographische Auflistung der Personen tatsächlich eine Art „Nebenprodukt“. In der Einleitung wird auf einige wichtige Daten aus dieser Geschichte hingewiesen. Zugleich wird erläutert, wodurch sich die Künstlerinnen, die Kunstfreundinnen und die (männnlichen) Ehrenmitglieder funktionell unterscheiden. Damit wird auch begründet, warum es innerhalb des Buches faktisch drei alphabetisch geordnete Listen gibt: die Künstlerinnen von Ahbe-Leowald, Edith bis Zweigenhaft, Annemarie (S. 11-188); die Kunstfreundinnen von Abeken, Hedwig bis Wehrmann, Agnes (S. 189-211), die männlichen Ehrenmitglieder von Begas, Oskar bis Zöllner, Karl (S. 212-227).

Verdienstvoll an der Arbeit ist vor allem, daß hier viele Namen und Daten erstmals in einem solchen Zusammenhang und einer lexikalisch geordneten Darstellung erscheinen. Insofern handelt es sich tatsächlich um ein Nachschlagewerk besonderer Art, bereichert es doch unser Wissen über im Umkreis des Künstlerinnen-Vereins wirkende Malerinnen und andere Kunstfreunde sowie über deren künstlerisches Schaffen (Ausbildung, Ausstellungen, Werke) .

Problematisch erscheint dagegen die Betonung des Lexikon-Charakters. Ein biographisches Nachschlagewerk sollte mehr sein als ein Namensverzeichnis mit einigen, oft sporadisch gefundenen Lebensdaten. Oft erfährt man nicht viel mehr als den Namen. Eintragungen wie „Feldmann, Fia, Künstlerin, tätig in Berlin, Mitgl. VdBK: 1910-1916“ oder „Leesch, Johanna, Künstlerin, tätig in Posen, Mitgl. VdBK: 1917“ sind keine Ausnahme. Gerade bei den kaum bekannten Frauen fehlen weiterführende Hinweise, die man selbst von einem „kleinen“ Lexikon, das sich als „Nebenprodukt“ verstanden wissen will, erwartet.

Wenn man dagegen nicht den Anspruch stellt, ein Künstlerinnenlexikon in die Hand zu bekommen, sondern eine mit Daten angereicherte Mitgliederliste des Vereins der Berliner Künstlerinnen über 125 Jahre, dann kann man mit dem Angebot von Namen und Daten durchaus zufrieden sein.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 10+11/96 (c) Edition Luisenstadt, 1996
www.berliner-lesezeichen.de

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