Eine Annotation von Licita Geppert
Karl, Josef:
Neue Therapiekonzepte für die Praxis
der Naturheilkunde

Ein Wegweiser durch Erkrankungen und Heilung
aus ganzheitlicher Sicht.
Pflaum Verlag, München 1995, 419 S.

Dieses neue Kompendium der Naturheilkunde des Heilpraktikers Josef Karl bietet sowohl dem Fachmann als auch dem interessierten Laien einen hervorragenden Überblick über die Kombination traditioneller und neuer Naturheilverfahren. Der ausgewiesene Phytotherapeut, der gleichzeitig Mitglied der Kommission E für Phytotherapie beim Bundesgesundheitsamt ist, vermittelt im Vergleich mit der von dieser Kommission herausgegebenen Pflanzenmonographie neue Bewertungen der verschiedensten pflanzlichen Heilmittel, die er für jeden Praxisbereich genauestens aufschlüsselt. Das behandelte Spektrum umfaßt zahlreiche Therapien, angefangen von chronischer Müdigkeit über Erkrankungen der inneren Organe, der Atemwege, des Blutkreislaufs, des Gelenkapparates, der Haut, des Nervensystems bis hin zur geriatrischen Therapie oder Kinderbehandlung. Aus den jeweiligen Ausführungen spricht der erfahrene Heilpraktiker, der die ausführlichen phytotherapeutischen Rezepte und Anwendungshinweise mit anderen natürlichen Heilverfahren ergänzt.

So entsteht eine im doppelten Sinne ganzheitliche Betrachtungsweise: Eine erfolgversprechende Therapie ist nur möglich unter Einbeziehung von Körper u n d Seele und bei Anwendung differenzierter und/oder kombinierter Therapieverfahren sowohl der Naturheilkunde wie auch der traditionellen Medizin. Das Buch geht im Grunde sogar darüber hinaus, bezieht sich der Verfasser doch auf die von dem berühmten Verhaltensforscher Konrad Lorenz aufgestellten „acht Todsünden der zivilisierten Gesellschaft“, die die Zerstörung des Lebensraumes ebenso einschließen wie die selbstzerstörerische Lebensweise des Menschen und dessen Loslösung von seinem natürlichen Ursprung und seinen Traditionen. Darin besteht der große Wert dieses Werkes, das mit zahlreichen Praxisbeispielen angereichert ist. So nimmt die Besprechung von Streß in seinen verschiedenen Spielarten einen weiten Raum ein, wobei deutlich wird, daß ein Leben ohne jeden Streß ebenso krankmachend wirkt wie eine ständige Überforderung. Josef Karl geht gleichfalls auf das krankheitsfördernde Potential von seelischer Not ein, was letztlich auch einen Streßfaktor darstellt. Mann und Frau reagieren darauf in unterschiedlicher Weise; auch diese Tatsache muß in den angewandten Therapien ihre Berücksichtigung finden.

Das Buch wird ergänzt durch Ausführungen zum Phänomen Schmerz und seiner Behandlung aus geschichtlicher und heutiger Sicht. Ein historischer Abriß der Arzneipflanzenkunde bereichert die voranstehenden Ausführungen zusätzlich. Interessant ist zweifellos auch die „Hypothese möglicher planetarischer Kongruenz von Heilpflanzen“. Die flüssige, gut verständliche Schreibweise, verschiedene Register, sorgfältige Abbildungen der verschiedenen Heilpflanzen und Hinweise „Zur Herstellung der homöopathischen Arzneiformen“ erleichtern nicht nur dem Laien den Zugang zu diesem hochinteressanten und wichtigen Werk, das zur Standardliteratur der Naturheilkunde gehören sollte.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 10+11/96 (c) Edition Luisenstadt, 1996
www.berliner-lesezeichen.de

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