Eine Annotation von Klaus Behrens
Herbst, Andreas/Ranke, Winfried/Winkler, Jürgen:
So funktionierte die DDR
Band 3 Lexikon der Funktionäre.
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1994, 415 S.
Barth, Bernd-Rainer/Links, Christoph u.a.(Hrsg.):

Wer war Wer in der DDR
Ein biographisches Handbuch.
Fischer Taschenbuch Verlag, Fankfurt/M. 1995, 874 S.
Baumgartner, Gabriele/Hebig, Dieter (Hrsg.):

Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 - 1990
K. G. Saur Verlag, München 1996, 499 S.

Biographische Nachschlagewerke erfreuen sich stets großer Beliebtheit. Um so mehr solche, die, was selten genug vorkommt, zweierlei miteinander verknüpfen können: wenn sie in der jüngsten und zum Teil miterlebten Geschichte wurzeln und sich zugleich auf einen überschaubaren historischen und regionalen Rahmen beschränken. Einen solchen Gegenstand bildet die DDR, die mit ihrem Beitritt in den Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland aufhörte zu existieren. Schon vor dem Beginn des politischen Einigungsprozesses, unmittelbar nach der Wende, begann die „Aufarbeitung“ der Geschichte der DDR. Kein Wunder, daß hierbei auch das Interesse nach biographischen Informationem über die systemgestaltenden und -erhaltenen Funktionsträger des Staates, ihre geistigen, wissenschaftlichen und künstlerischen Eliten, über Opponenten und Verfolgte, Ausgegrenzte und Ausgebürgerte außerordentlich groß war und ist. Nach ersten biographischen Übersichten, entstanden mit etwas „historischem Abstand“ drei Nachschlagewerke, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt als die wohl gewichtigsten biographischen Übersichten zur DDR-Geschichte, einschließlich der SBZ, gelten können. Der besondere Reiz des „Lexikons der Funktionäre“ besteht in der Reduzierung der ausgewählten Biographien auf die führenden Funktionäre des Staates, der Parteien und Organisationen im Kontext zu den beiden anderen Bänden über das Funktionieren der DDR. „Wer war Wer in der DDR“, eine ergänzte Printfassung des ein Jahr zuvor im Ch. Links Verlag Berlin erschienenen elektronischen Lexikons „Wer war Wer“, war die erste größere biographische Datensammlung von 2157 Persönlichkeiten aus wichtigen Lebensbereichen der DDR in einem Band. Dies schloß erstmalig eine biographische Darstellung der wichtigsten Opponenten des SED-Systems, der geistigen Wegbereiter der Wende und der wichtigsten Vertreter der DDR-Bürgerrechtsbewegung u. a. ein. Die jüngste Sammlung von ostdeutschen Biographien, ist das auf mehrere Bände geplante „Biographische Handbuch der SBZ/DDR 1945 - 1990“. Während erstere ein unmittelbares Bedürfnis nach Information zu befriedigen suchten, ohne dabei mit „heißer Nadel“ genäht zu sein, scheint das „Handbuch“ als biographisches Standardwerk zur DDR-Geschichte konzipiert zu sein. Dafür sprechen nicht nur die inhaltliche Konzeption, sondern auch Einband, Format und Typographie. Gemeinsam ist ihnen jedoch, daß die biographischen Skizzen sich ausschließlich auf bisher publizierte Daten stützen. Zwar bestimmen die Zielstellung und die ausgewählten Bereiche der DDR-Geschichte die Aufnahme und den Umfang des biographischen Stichworts, allen gemeinsam ist jedoch die Nähe zu den Ereignissen. Wer daher später nach diesen Gesichtspunkten für würdig befunden wird, in die biographischen Annalen der deutschen Geschichte aufgenommen zu werden, ist noch offen, da wird wohl die Geschichte noch manche Auswahl treffen. Gerade aber auch das macht schon jetzt den Wert dieser drei Werke aus, deren Lektüre und Besitz wärmsten anempfohlen werden kann.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 10+11/96 (c) Edition Luisenstadt, 1996
www.berliner-lesezeichen.de

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