Eine Rezension von Norbert Chemnitz

Printed in Spain

Rolf Röber/Dietrich Fritz/W.-D. Naumann (Hrsg.):
Das neue Gartenlexikon
Mosaik Verlag, München 1996 (neu gestaltete und bearbeitete
Auflage), fünf Bände, 1534 S.

Unter dem großen Angebot allgemeinverständlicher Gartenbauliteratur, die Pflanzenfreunden und Freizeitgärtnern zu den gewünschten botanischen und gartenbaulichen Informationen verhelfen will, kann jene als besonders empfehlenswert gelten, die durch einen alphabetischen Aufbau der Pflanzenporträts und gartenbaulichen Stichworte das Auffinden der gewünschten Information wesentlich erleichtert.

Diesem Anspruch wird das von Prof. Dr. Rolf Röber, Prof. Dr. Dietrich Fritz und Prof. Dr. W.-D. Naumann herausgegebene neue Gartenlexikon, das jetzt in fünf Bänden vorliegt, voll und ganz gerecht. Während die ersten vier Bände dem Pflanzenfreund die Möglichkeit bieten, sich mit rund 3 500 Pflanzenporträts vertraut zu machen, bildet Band 5 - die Gartenpraxis - eine zusätzliche Informationsebene, die über eine Zusammenfassung der im Vegetationszyklus anfallenden Arbeiten weit hinausgeht, indem sie auch vielfältige Hintergrundinformationen bietet.

Die ersten vier Bände Garten- und Zimmerpflanzen sind nun so aufgebaut, daß man alle gängigen Pflanzen unter ihren botanischen Namen in alphabetischer Anordnung finden kann. Der botanische Name ist hier, wie allgemein üblich, in einer etwas verkürzten Form, bestehend aus Gattung und Art angegeben, wohingegen die dazugehörende Familie im Pflanzenporträt aufgeführt wird. Dem botanischen Namen folgt der deutsche Name mit den regional spezifischen Varianten und ein Symbol, das auf den ersten Blick erkennen läßt, ob es sich um eine Zimmerpflanze, Nutzpflanze, um eine Staude, einen Strauch oder Baum handelt. Der dann dem eigentlichen Pflanzenportät vorangestellte Steckbrief ist durch einen Rahmen kenntlich gemacht und liefert die wichtigsten Informationen über die Pflanze auf einen Blick. Das sich daran anschließende eigentliche Pflanzenporträt beinhaltet die ausführliche Pflanzenbeschreibung, Informationen über Herkunft und Kulturansprüche, Pflegetips und Ratschläge zum Pflanzenschutz sowie Sortenempfehlungen.

Diese besonders übersichtlich gestaltete Anordnung erleichtert dem Leser das schnelle Erfassen der gewünschten Information beträchtlich. Hervorhebungen werden durch graue Balken, Fettdrucke oder Kursivschrift gekennzeichnet und unterstützen auf diese Art die Übersichtlichkeit.

Das große Handicap vieler pflanzenkundlicher Nachschlagewerke besteht darin, daß es meist nicht möglich ist, sich bei ausschließlicher Kenntnis des deutschen Namens den botanischen Namen zu erschließen, um an die entsprechenden Informationen zu gelangen. Auch diese Frage ist in diesem Lexikon ausgezeichnet gelöst und zwar gleich auf zweifache Art; einmal findet man in der alphabetischen Anordnung Verweise, die von den deutschen Namen zu den botanischen Namen hinführen, zum anderen bietet das Gesamtregister am Ende eines jeden Bandes zu jedem deutschen Pflanzennamen die entsprechende Bandangabe und Seitenzahl. Besonders hervorzuheben sind die reichhaltigen Abbildungen, die das Lexikon besonders anschaulich machen. Zu jedem Pflanzenartikel ist wenigstens ein Farbfoto beigefügt. Hier werden die wichtigsten Arten einer behandelten Gattung und zahlreiche gärtnerisch interessante Sorten im Bild vorgestellt. Gartenszenen zeigen die entsprechenden Verwendungsmöglichkeiten für viele Pflanzen in ihrem jeweiligen Milieu - vom Staudenbeet bis zum Wintergarten.

Tips und Ratschläge zur Bodenbearbeitung, zum Säen, Pflanzen und Pflegen mit den entsprechenden Hintergrundinformationen liefert der Band 5 des vorliegenden Gartenlexikons, die Gartenpraxis.

Zwischen den Stichworten Abhärten und Zwiebel- und Knollengewächse kann der interessierte Leser hier z. B. etwas über Dünger und Düngung, den richtigen Obstbaumschnitt oder die Anlage eines Hügelbeetes erfahren. Hier werden aber auch Pflanzengruppen präsentiert, die einem bestimmten Verwendungszweck dienen und deren Handhabung sich nicht unter einem Pflanzennamen abhandeln läßt. Ebenso vorgestellt werden die immer beliebter werdenden spezifischen Gartentypen - der Heidegarten, der Bauerngarten, der Wassergarten oder der naturnahe Ziergarten.

Neben den schon erwähnten brillianten Farbfotos treten besonders in diesem 5. Band des Gartenlexikons die zahlreichen Sachzeichnungen oder künstlerisch gestalteten farbigen Übersichten hervor, die mit dazu beitragen, viele der sonst vielleicht nicht so leicht vermittelbaren Themen anschaulich zu machen.

Auffallend ist die große Anzahl der fachkundigen Autorinnen und Autoren, die zum Gelingen dieses informativen Lexikons beigetragen haben. Unter ihnen befinden sich renommierte Wissenschaftler, aber auch Praktiker und Fachjournalisten, die hier ihre ganz persönlichen Erfahrungen einfließen lassen und das Werk zu einem echten Gewinn für den Leser machen.

Zu bedauern ist lediglich, daß in einer Zeit permanent steigender Arbeitslosigkeit der Druck dieses prächtigen mehrbändigen Lexikons nicht in Deutschland erfolgen konnte, sondern nach Spanien verlagert wurde.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 10+11/96 (c) Edition Luisenstadt, 1996
www.berliner-lesezeichen.de

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