Eine Annotation von Joachim Schwandt
Schulze, Micha:
Schöner baden. Schwimmen und Schwitzen in Berlin
Mit einem Beitrag von Simone Schmollack und Fotos von Robert Grahn.
Elefanten Press Verlag, Berlin 1995, 189 S.

Das vorliegende Büchlein mit seinen 189 Seiten im A5-Format ist eine wohlgelungene Mischung aus nicht ganz ernst zu nehmenden Bemerkungen und einer Fülle präziser Sachinformationen, die einen Badelustigen durchaus interessieren und die mit vielen Aha-Effekten verbunden sind. Warum nicht Schwimmbäder vergleichen? Man sieht sich ja auch beim Einkauf um und vergleicht die Qualität und die Preise der Waren, auch wenn sie noch so unbedeutend sind. Baden ist dagegen überhaupt nicht unbedeutend.

Schließlich gibt es verschiedene Beweggründe, ein Bad aufzusuchen. War es früher vorwiegend der Wunsch nach Reinlichkeit, überwiegt heute eindeutig der Spaß. Na, und da die Preise allerorten steigen, möchte man auch im Bad optimal bedient werden für sein Geld.

Micha Schulze schreibt, sein Bauch war Schuld daran, daß er sich für Schwimmbäder interessierte, und er hatte Erfolg - zum einen, weil sein Interesse sich in einem Buch niederschlug, zum anderen, weil der Bauch nun weg ist. Wer weiß, wie schwer es ist, einen Bauch zu besiegen, der kann auch ermessen, mit welcher Intensität der Autor sein Material zusammentrug.

Nun ist ein Berg von Fakten noch keine Lektüre. Schulze hat es hervorragend verstanden, seinen Stoff zu ordnen und dem Leser in überschaubaren Portionen anzubieten. Wer etwas über die Historie der Badekultur erfahren möchte, findet es. Wer historische Bäder liebt, erhält einen Wegweiser. Wer in ein Hallenbad gehen möchte, wer ein Freibad sucht, wer vom höchsten Sprungturm springen möchte, wer in der Halle am tiefsten tauchen möchte, wer einen Tauchkursus belegen möchte, wer einen FKK-Strand sucht, wer sich nach einer Sauna sehnt, wer die längste Wasserrutsche hinuntergleiten möchte, wer einmal eine Techno-Pool-Party miterleben möchte ..., der erfährt es - über alle erdenklichen Fragen gibt es in der leicht auflösbaren Ordnung eine Auskunft.

Der Autor macht auch nicht beim Status quo halt. Er analysiert die auf die Schwimmbäder bezogene Staatspolitik und gibt Ausblicke auf das zu erwartende Schicksal verschiedener Bäder, insbesondere auf zu erwartende Sanierungen, Schließungen und Preisentwicklungen. Aus dieser Perspektive sind die meisten Informationen und Aussagen auf die Bäder in Berlin bezogen, es gibt aber auch einen Überblick über Freibademöglichkeiten im Umland.

Insbesondere für Berliner, die ihren Blick über ihren Kiez hinaus erheben möchten und für Berlinbesucher, die in der knappen Zeit ihres Stadtaufenthaltes auch etwas Spezielles aus dem Berliner Badeleben mitmachen wollen, ist dieses Buch ein hilfreicher Ratgeber. Es gibt Auskunft über 99 Hallen- und Freibäder, 50 Saunen und eine Hundebadestelle.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 09/96 (c) Edition Luisenstadt, 1996
www.berliner-lesezeichen.de

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