Eine Annotation von Herbert Schwenk
Böttcher, Ulf (Fotografien)/ Wolff, Kathrin (Text):
Brandenburg. Bilder eines Landes.
Hinstorff Verlag, Rostock 1995, 143 Seiten

Der prächtig ausgestattete Bildband ist eine Liebeserklärung an eine der schönsten deutschen Landschaften und ihre Bewohner. Geographisch vor vielen Jahrtausenden von den großen nordeuropäischen Inlandvereisungen geformt und geschichtlich als Mark Brandenburg von den Hohenzollernherrschern geprägt, haben unzählige Künstler und Baumeister, Handwerker und Kaufleute, Bauern und Arbeiter ihre kulturellen, architektonischen und anderen Spuren hinterlassen. Ihnen begegnet der Leser auf seinen „Wanderungen durch die Mark“, durch die ihn knapp 130 Jahre nach Theodor Fontane der Fotograf Ulf Böttcher und die Textautorin Kathrin Wolff führen. Fontanes Credo: „Wenn du reisen willst, mußt du die Geschichte dieses Landes kennen und lieben“, wird durch sparsame, aber fundierte Texte ebenso belegt wie durch die ästhetisch anspruchsvollen, zum Teil doppelseitigen Aufnahmen von Landschaften (wie etwa der Oderbruch-Landschaft bei Lebus S. 106/107 oder der Landschaft in der Uckermark nördlich von Angermünde S. 130/131) und historischen Bauwerken (wie etwa der Stadtmauer von Wittstock S. 22/23 oder der Marienkirche von Prenzlau S. 114/115).

Die Reise durch die Mark Brandenburg beginnt mit einem Exkurs in die Geschichte. Der Bogen spannt sich von den frühesten Spuren menschlicher Besiedlung über die Herrschaft der Askanier und Hohenzollern bis in die Nachkriegs- und „Wende“-Zeit. Dabei werden die Ursprünge bedeutender märkischer Kirchen, Friedhöfe, Schlösser, Klöster, Rathäuser, Kanäle, Schlachtfelder usw. vor Augen geführt. Wie war das zum Beispiel, als die Luxemburger 1373 die Erbrechte der Mark für nur 500 000 Gulden erwarben, als Ritter Kahlbutz in Kampehl 1690 den Bräutigam der Maria Leppin erschlug oder Friedrich Wilhelm I. 1698 noch als Kronprinz Königs Wusterhausen samt Burg von seinem Vater als Weihnachtsgeschenk erhielt? Welche Rolle spielten Potsdam, Brandenburg, Frankfurt/Oder, Cottbus, Lebus oder die Klöster Lehnin, Chorin, Zinna und Heiligengrabe in der brandenburgischen und deutschen Geschichte? Wie kam es, daß sich das Staatsgebiet Brandenburg-Preußens von ca. 119 000 Quadratkilometern im Jahre 1740 auf 195 000 einige Zeit später vergrößerte? Warum bedeutet zum Beispiel das Jahr 1815 eine Zäsur in der Geschichte Brandenburg-Preußens? Und: Wer war eigentlich der berühmteste Bewohner von Schloß Rheinsberg? Wer schuf die berühmte Dorfkirche von Straupitz im Spreewald? Seit wann besteht das Schiffshebewerk Niederfinow? Ein ausführliches Personen-, Orts- und Sachregister sowie eine Zeittafel unterstützen die Orientierung und Übersicht.

Aber der Bildband ist nicht nur hinsichtlich der Geschichte der Mark Brandenburg übersichtlich gegliedert. Gleiches gilt für die Darstellung der wichtigsten märkischen Landschaften: Prignitz und Ruppiner Land, Havelland, Fläming und Dahme-Spree-Seengebiet, Niederlausitz, Märkische Schweiz und Oderbruch sowie Uckermark und Barnim. Was einem Berliner in diesem Reigen schöner Landschaften leider zu kurz kommt, ist die Einordnung von Berlin und Umgebung. Da kann man nur auf den nächsten Band der Autoren hoffen!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 09/96 (c) Edition Luisenstadt, 1996
www.berliner-lesezeichen.de

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