Eine Annotation von Christel Berger
Henselmann, Irene:
Einsam war ich nie
Kinder, Freunde, Weggefährten.
Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2000, 254 S.

Nach dem Erfolg des 1995 erschienenen Buches Meine große Familie versucht es Irene Henselmann noch einmal: Sie strukturiert denselben Stoff - ihr Leben - ein bißchen um und plaudert auf angenehme Art über das, was die Leser und Hörer ihrer Lesungen nicht genug von ihr erfahren können: wie sie den Alltag mit acht Kindern, einundzwanzig Enkeln und noch mehr Urenkeln, einem vielbeschäftigten, berühmten Mann und einem interessanten Freundeskreis geschafft hat und die wurde, die sie heute ist: eine liebenswerte alte Dame mit viel Humor, Lebensweisheit, einer gediegenen Bildung und nobler Lebensart. Sie hat Stil, auch in der Sprache, und der ist geprägt von einem aus Lebenserfahrung gewonnenen sicheren Urteilsvermögen, Heiterkeit des Geistes und - sie ist eine geborene „von Bamberg“: Noblesse.

Diesmal erzählt sie nicht chronologisch wie im ersten Buch, sondern gibt thematische Einblicke, die sie auf praktische Hausfrauenart numerisch überblickt: so viele Wohnungswechsel, Vorstellung der acht Kinder samt deren Partner, der Enkel und, weil sich das mit dem Zählen so gut macht, gleich noch die Vorstellung der sechsundvierzig Haushaltshilfen ihres Lebens. Irene Henselmann beschreibt sie alle in treffener Knappheit, liebevoll. Eine Art Inventur, die eine Gebieterin über ein großes Haus hin und wieder braucht. Die Freunde werden nicht mehr numeriert, da gibt es schöne Episoden und Einblicke in die Künstlerszene der DDR. Alles in allem ein schönes Plauderbuch, denn die Zweifel, Kämpfe und Anfechtungen, die auch ihr Leben erfuhr, werden kaum thematisiert. Im nachhinein war alles nicht so schlimm.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 04/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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