Eine Annotation von Kathrin Chod
Heinzlmeier, Adolf und Schulz, Berndt:
Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars
Lexikon Imprint Verlag, Berlin 2000, 416 S.

Seit das Infotainment auch in die Branche der lexikalischen Nachschlagewerke Einzug gehalten hat, werden wir geradezu überschüttet von Lexikas zu allen Bereichen, bis hin zu Cannabis- oder Punklexikas. Dem hier vorliegenden Buch dürfte ein recht großer Interessentenkreis gewiß sein. Mehr als 500 Schauspieler werden mit kurzer Biographie, Charakterisierung und Rollentypisierung, einem Überblick über Preise und Literatur sowie einer Auswahl der wichtigsten Kino- und Fernsehfilme präsentiert. Die Skala der Vorgestellten reicht von Hans Albers bis Bernhard Wicki, vom fast vergessenen Komikerstar Max Adalbert bis zu einem Helden des neueren deutschen Kinos Kai Wiesinger. Wichtigstes Auswahlkriterium war für die Autoren Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz nicht die Leistung der oder des Porträtierten, sondern allein, ob sie oder er ein deutscher Filmstar war oder ist. Wer sich intensiver mit dem Film beschäftigt, wird so natürlich manchen Schauspieler vermissen. Bedient mit dieser Mischung aus Information, Unterhaltung und Klatsch wird eher der Leser bunter Zeitschriften. Die Bewertungen der Schauspieler sind dabei sehr bildhaft gehalten: Klausjürgen Wussows „weiche Züge“ sind „schon von der Erfahrung des Vergeblichen geprägt“. Michael Ande wirkt als erwachsener Kriminaler „wie ein stirnrunzelnd alt gewordenes Wunderkind“. Zarah Leander „schmettert“ mit „dunkler, vibrierender Stimme inbrünstig“. Fraglich auch manche Einschätzungen. So „mogelte“ sich Paula Wessely „schon 1948 wieder auf die Leinwand“. Die „dunkle, slawisch aussehende Jenny Jugo“ war angeblich im „Dritten Reich“ wenig gefragt, drehte aber ihre großen Erfolge in jener Zeit - so „Unser Fräulein Doktor“ 1940 - nach 1950 dagegen gar keinen Film mehr. Die Schwedin Zarah Leander ist ein „neudeutscher“ Marlene-Dietrich-Ersatz, und Hans Lothar (gest. 1967) ist seit 1959 zehn Jahre mit Ingrid Andree verheiratet und ehelichte danach auch noch Gabriele Wiemer.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 03/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
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