Eine Annotation von Friedrich Kleinhempel


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Wössner, Freimut:

Bitte frei machen!

Mabuse-Verlag, Frankfurt/M. 2000, 64 S.

Medizinische Therapie, Kranken- und Altenpflege - Alltage im Gesundheitswesen sind also doch nicht nur ernste Angelegenheiten! Mancher kann deswegen lachen oder hämisch grinsen. Schließlich zeigt sich auch angesichts menschlicher Gesundheitsgebrechen und gebrechlicher Gesundheitspolitik der ganz normale Wahnsinn: all die lächerlichen Übertreibungen, dümmlichen Verhaltensweisen, naiven Hoffnungen, arroganten Herablassungen, welche von Humoristen und Karikaturisten gern durch den Kakao gezogen werden.

„Da schmunzeln die Gesundheitswesen“ lautet hintergründig der Untertitel von Freimut Wössners jüngster Sammlung gezeichneter Witze und Collagen - hier zum unerschöpflichen Themenkreis Wartezimmer, Krankenbett, OP, Fieberthermometer, Gruppentherapie, Diät, Acne vulgaris, eilige Arzneimittel usw. usf. Als „die Gesundheitswesen“ müssen sie sich wohl alle von Wössner scharf beobachtet fühlen: Ärzte und Ärztinnen voran, Schwestern und Pfleger, auch Zivis und Azubis, Forscher, Apotheker, Therapeuten, natürlich sämtliche Patientinnen und Patienten - schließlich mitwirkende Gastwirte, Friseure und Hausfrauen.

Freimut Wössner, 1945 geboren, lebt mit Familie in Berlin, karikiert und zeichnet mit wiedererkennbarem Strich und verfaßt lustige Texte und Bücher. Sein zeichnerischer Witz wird seit langem gedruckt und oft gelobt. In der großen Schar der Witzzeichner im deutschen Blätterwald ist er einer derjenigen, die sich immer wieder herzlich-kritisch der Welt der Mediziner, Krankenschwestern und Patienten annehmen. Viele Zeitungen und Illustrierte bringen ihn, vom „Spiegel“ über die „taz“ bis zur „Zeit“ - selbstverständlich Dr. med. Mabuse, die Zeitschrift im Gesundheitswesen. Letztere ist es auch, die als ursprüngliche echt spritzige Studentenidee, eine „andere“ Zeitschrift zu begründen, selbst über den schönen Humor verfügt, zwei Klassiker h e u t e mit ihren Urteilen über Wössner zu zitieren: „Das richtige Anti-Depressivum für jede Krankenschwester“ (Florence Nightingale) und „Wer als sozialer Arzt noch was zu lachen haben will, kommt an Wössner nicht vorbei“ (Rudolf Virchow). Der Rezensent kann nur zustimmen.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 12/00 (c) Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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