Eine Rezension von Manfred Horlitz


Eine verdienstvolle Forschungsarbeit

Theodor Fontane im literarischen Leben
Zeitungen und Zeitschriften, Verlage und Vereine.
Dargestellt von Roland Berbig unter Mitarbeit von Bettina Hartz.
Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2000, 498 S.

Diese als 3. Band in den „Schriften der Theodor-Fontane-Gesellschaft“ erschienene Publikation - wiederum in vorzüglicher Ausstattung - kann mit Recht als ein wesentlicher Markstein in der Fontane-Forschung bezeichnet werden. Zum erstenmal erhält der Leser einen zusammenhängenden Einblick in die vielgestaltigen Beziehungen Fontanes zu Zeitungen, Zeitschriften, Verlagen, literarischen Institutionen, Zirkeln und Vereinen und deren Rückwirkung auf das journalistische und künstlerische Schaffen des Schriftstellers. Der Band erweist sich als ein praktikables Arbeitsbuch, in der Grundstruktur einem Nachschlagewerk anverwandt.

Ein systematisch gestaltetes Ordnungssystem und eine auf Wesentliches zielende Sachdarstellung ermöglichen einen raschen Zugang zu einem bestimmten Sachverhalt oder Vorgang. Dieser wird erleichtert durch eine Aufgliederung des gesamten Textes in 4 Hauptabschnitte, die Fontanes Beziehungen zu Zeitungen, Zeitschriften, Verlagen etc. sachlich voneinander abgrenzen. Jedem Abschnitt sind in einzelnen Artikeln (etwa 90) die zutreffenden Presse- und Verlagsunternehmen sowie die literarischen Gruppierungen und Institutionen zugeordnet. Jeder Artikel informiert z. B. über Erscheinungsort und -weise, Erscheinungsjahr, Herausgeber/Redaktion der Arbeiten Fontanes. Außerdem charakterisiert ein nachfolgender Kommentar die spezifische Beziehung des Schriftstellers, in der Regel durch überlieferte Korrespondenzen dokumentiert, zu einem bestimmten Verlag bzw. zu einem literarischen Verein, und gleichzeitig erhält der Leser Einblick in das verlegerische Profil sowie über andere Autoren, die im gleichen Verlag publizieren. Durch diese doppelte Sichtweise wird der komplizierte Wechselprozeß zwischen dem Autor Fontane und dem Publikationsorgan bzw. Verleger in seiner unterschiedlichen Wertigkeit deutlich. Die chronologische Anordnung dieser Beziehungen läßt auch sichtbar werden, in welchem Grade sich der Autor im Verlaufe seines Lebens als Journalist, Kritiker und Romancier profiliert.

Das reiche textuale Angebot unter Einbeziehung bisher wenig oder unbekannter Materialien wird visuell ergänzt, z. B. durch einen Abdruck fast aller Titelseiten der Presseorgane, z. T. mit dem veröffentlichten Fontane-Text. Dadurch erhält der Leser u. a. einen anschaulichen Einblick in Besonderheiten deutscher Verlagskultur im 19. Jh. Die jedem Hauptabschnitt und Artikel subordinierten Literaturhinweise (bis 1999!) regen zu weiterführenden Forschungen an. Ein vierteiliges Register, das Personen, Publikationsorgane, Verlage/Gruppierungen/Vereine/Institutionen und Werke Fontanes umfaßt, erleichtert nicht nur den Zugang zu den Sachinformationen und beigefügten Erläuterungen, sondern verdeutlicht auch das außergewöhnliche Beziehungsgeflecht des Schriftstellers zum Presse- und Buchmarkt sowie zu literarischen Gruppierungen seiner Zeit.

Biographische Arbeiten über Fontane werden an dieser akribisch gearbeiteten Studie ebenso partizipieren können wie Ermittlungen für die im Entstehen begriffene Bibliographie.

Den Herausgebern der Schriftenreihe ist für die Veröffentlichung der verdienstvollen Forschungsarbeit von Roland Berbig zu danken. Das läßt eine Weiterführung dieses Organs durch die Theodor-Fontane-Gesellschaft in jeder Beziehung wünschenswert erscheinen.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 12/00 (c) Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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