Eine Annotation von Dorothea Körner


Reclams Bibellexikon

Hrsg. von Klaus Koch, Eckart Otto, Jürgen Roloff und Hans Schmoldt
Verlag Philipp Reclam jun., Stuttgart 2000, 584 S., 138 Abb., 6 Karten

Dieses Bibellexikon, das 1978 in der ersten Auflage erschien, wendet sich an Christen oder am Christentum Interessierte sowie an Touristen in den biblischen Ländern. Es informiert über Personen, historische Stätten, Wirtschaft, Politik, Kultur und zentrale theologische Aussagen der Bibel, die Entstehungsgeschichte, den Inhalt und literarischen Charakter ihrer einzelnen Bücher sowie die Methoden der historisch-kritischen Exegese. Als Herausgeber zeichnen renommierte Alt- und Neutestamentler.

Im Unterschied etwa zu dem von Fritz Rienäcker herausgegebenen Bibellexikon von 1960 ist dieses ökumenisch und wissenschaftlich kritischer angelegt. Die Erkenntnisse der modernen Archäologie und Bibelwissenschaft wie die Tradition des nachchristlichen Judentums wurden stärker berücksichtigt. Besonders aufschlußreich sind Über-sichtsartikel wie „Bibelkritik, Bibelwissen-
schaft“, „Bibeltext (Geschichte und Erforschung)“,
„Bibelübersetzungen“. Auch ein Stichwort „Feministische Auslegung“ findet sich, hier vermißte ich allerdings die Namen der wichtigsten Vertreterinnen. Gleichwohl merkt man an einzelnen Stellen, daß das Lexikon nicht von Religionsgeschichtlern, sondern von Theologen verfaßt wurde, die das jüdisch-christliche Erbe noch unreflektiert als die einzige Wahrheit darstellen. So heißt es in dem Artikel „Bibel und Religionsgeschichte“ „... hat die Bibel durch ihre verschiedenartigsten Autoren ihre Eigenprägung gefunden und dann gleichsam rückwirkend die Kulturen des Altertums von der Wahrheit Gottes überzeugt.“ (Das würden manche Theologen heute nicht mehr so formulieren.)

Das im übrigen sehr informative, knapp und solide gearbeitete Lexikon, das im wesentlichen in den 70er Jahren entstand und jetzt nur überarbeitet wurde, ist jedem, der sich mit der Bibel auseinandersetzen will und Fragen an die christliche Überlieferung stellt, zu empfehlen. Wußten Sie beispielsweise, daß Jericho bereits in der mittleren Steinzeit - im 9. Jahrtausend vor Chr. - besiedelt war und damit vermutlich die älteste Stadt der Welt ist?


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08+09/00 (c) Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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