Eine Annotation von Bernd Heimberger


Meid, Volker:

Sachwörterbuch zur deutschen Literatur

Philipp Reclam jun. Verlag, Ditzingen 1999, 571 S.

Menschenskinder, wer braucht sowas? Wer wirklich? Mal ehrlich, Leute? Wer braucht ein Sachwörterbuch zur deutschen Literatur? Jene deutsche Minderheit, die ihre Liebe zur Lektüre bekennt, ohne sich zu schämen? Nennen wir sie Leser. Leser lieben Geschichten. Leser lesen Geschichten. Der Rest ist Sache germanistischer Stuben und Studien. Aus einer solchen Ecke stammt auch das erwähnte Sachwörter-Sammelwerk. Sein Verfasser ist der Literaturwissenschaftler Volker Meid. Von dem Manne kann gesagt werden, daß ihn die Leidenschaft für die Literatur anstachelt. Der Herr Professor hat ein inniges Verhältnis zur Sprache, was ihn davor schützt, zu ihrem Vergewaltiger zu werden. Ohne seinen aufklärerischen Eifer bremsen zu müssen, kann der Sachbuchautor Begriffe in ihrer Herkunft und Bedeutung anschaulich erläutern. Die Sorge, die vermittelten „Aspekte der Produktion und Rezeption von Literatur“ lähmen jegliche Lust an der Lektüre und dämpfen die Phantasie der Leser, kann getrost begraben werden. Was Meid den Literaturtreuen eintrichtert - von „Abenteuerroman“ bis „Zyklus“ - ist meist nicht nur gut lesbar, es weckt jene Neugier, die Bücherfreunde von Buch zu Buch treibt. Von Stichwort zu Stichwort wandernd, erfährt man einiges über die Geschichte der Arbeiterliteratur in der Literatur und darüber, was ein Zwischenspiel im Literarischen ist. Da können Rück- Schlußfolgerungen aufkommen. Zum Beispiel die, daß die Arbeiterliteratur ein Zwischenspiel der Literatur war. Nun sage noch einer, so ein Sachwörterbuch wäre zu nichts zu gebrauchen!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08+09/00 (c) Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

zurück zur vorherigen Seite