Eine Annotation von Gisela Reller

Hielscher, Karla (Hrsg.):
Dostojewski in Deutschland

Insel Verlag, Frankfurt/M. 1999, 290 S.,
mit zahlreichen Abbildungen

Zwischen 1862 und 1879 hielt sich Dostojewski zu zahlreichen mehrmonatigen Besuchen in Deutschland auf - in Wiesbaden und Bad Homburg, in Bad Ems, Dresden, Baden-Baden ... Viele Kapitel seiner großen Romane sind in Deutschland entstanden. Mit diesem Buch von Karla Hielscher kann der Leser Dostojewski nachreisen: durch Zitate aus dem Werk Dostojewskis, durch Briefe und Tagebuchaufzeichnungen seiner zweiten Frau Anna Grigorjewna Snitkina. Zahlreiche, zum Teil erstmals veröffentlichte zeitgenössische Stiche illustrieren die Jahre Dostojewskis in Deutschland. In den Reiseskizzen schreibt er: „Es ist nicht zu fassen, daß ich nun endlich Europa zu Gesicht bekomme, ich, der ich fast vierzig Jahre lang vergeblich von Europa geträumt habe ...“

Daß sich Dostojewski in Wiesbaden, während er Schuld und Sühne schrieb, zeitweise nur von Tee ernährte, daß er in Dresden begeistert von der Gemäldegalerie war und welche fatalen, auch bemitleidenswerten Auswirkungen seine Spielsucht hatte, darüber erfährt der Leser in diesem Band viele Einzelheiten - wie auch über den glanzvollen Spiel- und Kurbetrieb der deutschen Kurorte im 19.Jahrhundert.

Karla Hielscher, die schon ausgiebige Studien zu Dostojewski in St. Petersburg betrieb, erweist sich auch in ihrem Buch Dostojewski in Deutschland als eine exzellente Dostojewski-Kennerin, der es unweigerlich gelingt, immer die spannendsten und passendsten Textstellen auszuwählen. Sie, die Slawistik und Germanistik in Leipzig, Münster und München studierte, arbeitete zuletzt über Anton Tschechow und den russischen Antisemitismus.

Eine Zeittafel zum Leben und Werk Dostojewskis und eine Datierung seiner Aufenthalte in Deutschland ergänzen das lesenswerte, liebevoll gestaltete insel taschenbuch 2576, das eine Erstausgabe ist.

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