Annotation von Alfred Büngen


 

Kreisz, Marie-Luise:
Tierisch besinnlich
Eigenverlag, Dösingen 1999, 54 S.

dies.: Noch einmal Kind sein
Verlag Frieling & Partner, Berlin 1999, 80 S.

dies.: Nur die Liebe macht uns reich
Armin Otto Verlag, Offenbach 1999, 56 S.

Marie Luise Kreisz ist Lehrerin. Ihre Liebe zu Kindern, ihr Verständnis klingt aus einer Vielzahl jener kleiner „Prosa-Gedichte”. Noch einmal Kind sein beinhaltet dabei die Rückbesinnung der Autorin auf die Gefühle eigener Kinderzeit.

„Machtspiel / Die Freundin angelockt und eingesperrt / in die Scheune / Warum? / Aus Rache? / Oder aus Lust an der Ausübung / von Macht?”

Gedankensplitter zu den verschiedensten Themen und Bedeutungen der Kindheit, mit knapper, sehr alltäglicher Sprache, auch für den ungeübten Leser findet sich ein rascher Zugriff. Eigene Kindheitsmomente, Gefühle und Verhaltensweisen der eigenen Kinder. Geprägt von einer christlich humanen Sichtweise, schafft die Autorin ein Büchlein, in der das Recht der Kinder auf eigene Gefühlswelten sehr feinfühlig untermauert wird, Erwachsene durch Erinnerung an eigene Kindheit diese Kinderwelt respektieren lernen können.

Eine ähnliche Basis besitzt das Büchlein Tierisch besinnlich. „... Ihr Tiere in / eurer natürlichen Direktheit / bringt mir die Menschen wieder näher / in ihrer kultivierten Verstelltheit. / Das Ursprüngliche im Menschen erkennen, / das ist Kunst.” Die Gedichte verstehen sich somit keinesfalls nur als einfache Sympathiegedichte an Tiere und Tierwelt, sind vielmehr auch ein Versuch, Menschen an die Notwendigkeit direkter und unverstellter Emotionen zu erinnern. Viele der Gedichte sind dabei auch sprachlich so gelungen, daß die Arbeit an und mit ihnen im Unterricht, in der Beschäftigung mit Kindern wirklich zu empfehlen ist. Nur die Liebe macht uns reich ist leider von der konzeptionellen Gestaltung her nicht besonders gelungen. Eine Vielzahl von zum Teil wirklich lesbaren, sprachlich feinfühlig geschriebenen Gedichten hätten eine thematische Gliederung verdient und keine lieblose Aneinanderreihung. Es geht um vielfältige Arten des Liebens - das Kind, der alte Mensch, Mann und Frau. „Über die Grenzen gehen / der Unvernunft folgen, ein bißchen wenigstens, / manchmal / heißt auch leben.”

Man darf gespannt sein, auf weitere Arbeiten der Autorin, deren unverkrampfte Natürlichkeit in Sprache und Inhalt beeindruckt.



Berliner LeseZeichen, Ausgabe 04/2000 © Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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