Annotation von Gisela Reller


 

Nurowska, Maria:
Der russische Geliebte
Roman.
Aus dem Polnischen von Karin Wolff.
Scherz Verlag, Bern 1998, 254 S.

 

Spannend wie ein Krimi, weil man das ganze Buch über bangt, wann und wie der dreißigjährige Alexander seine geliebte fünfzigjährige Julia verlassen wird.

Er, Alexander, ein Russe aus Moskau, ist ein breitschultriger schöner Mann, außerdem Professor, Historiker. Sie, Julia, eine Polin aus Warschau, ist eine graue Maus mit züchtig hochgestecktem Haar und altmodischer Garderobe. Nie verheiratet, war ihr nie etwas wichtiger als die Karriere: Sie wurde Magister, Doktor, Dr. habil., Professor, Prof. Dr. Ihrer Tochter, die sie keiner gerade erinnerungswürdigen Nacht verdankt, kam sie gefühlsmäßig nicht nahe. Eines Tages erhält sie, die Literaturwissenschaftlerin mit Leib und Seele, eine Einladung zu einer Vortragsreihe an der Sorbonne, sie geht nach Paris. Hier begegnen sich Alexander und Julia, verlieben sich ineinander.

Ein von der polnischen Autorin Maria Nurowska eindringlich geschriebenes Buch über die „wahnwitzige” Liebe und Leidenschaft zwischen einem viel jüngeren Mann und einer viel älteren Frau, die ständig Angst hat, verletzt zu werden, unablässig Gewissensbissen ausgesetzt ist - auch vor der Tochter -, sich vor der verständnislosen Umwelt ängstigt, jede zusätzliche Falte fürchtet.

Hält die Liebe zwischen Julia und Alexander trotz des Altersunterschiedes von zwanzig Jahren? Wie immer es ausgeht, die Argumente von Maria Nurowska (von ihr erschienen in Deutschland schon fünf Bücher, u. a. 1997 Jenseits ist der Tod) sind brillant.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 03/2000 © Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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