Annotation von Birgit Pietsch


Agde, Günter:
Flimmernde Versprechen
Geschichte des deutschen Werbefilms im Kino seit 1897.
Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1998, 176 S.

 

Kaum ein Jahr gab es erst Film und Kino in Mitteleuropa, da berichtete „Der Komet”, das Innungsblatt der deutschen Schausteller, über „eine ganz neue, höchst originelle Art der Annonce, die lebende Geschäftsreklame”. In Kinematograph-Bildern würden durch „lebensvolle Gruppen und humoristische Scenen die Erzeugnisse sowie das geschäftliche Getriebe erster Berliner Firmen und Fabriken vorgeführt werden”. Erstmals wird hier eine umfassende Darstellung des Kinowerbefilms in Deutschland von seiner Entstehung an vorgelegt. Mit einer Fülle von Details schildert Günter Agde eine Entwicklung, die bisher wenig gewürdigt wurde. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sind nur wenige einschlägige Filmkopien überliefert, und auch Zeugnisse oder gar Nachlässe von Werbefilmkünstlern sind kaum vorhanden. Andererseits würdigte auch die zeitgenössische Filmkritik kaum die Reklame im Kino.

Die so entstandene Lücke wird durch die vorliegende Arbeit geschlossen, obwohl der Autor betont, daß er nach wie vor weiteren Forschungsbedarf sieht. Agde geht in seiner Darstellung von der Werbewelt um die Jahrhundertwende aus, schildert das Aufblühen des Metiers in den zwanziger Jahren, die Einflüsse der Avantgarde und die Folgen der Einführung von Ton- und Farbfilm. Im Kapitel „Gleichschaltung und Nebenwege” stellt der Autor die Veränderungen für die Filmreklame in der NS-Zeit dar. Der getrennten Entwicklung des Werbefilms im geteilten Deutschland, auf der einen Seite Ausweis des Wirtschaftswunders, auf der anderen Seite im Dienste der Planwirtschaft, widmet Agde das abschließende Kapitel. Komplettiert werden die Ausführungen mit Informationen zu den 250 wichtigsten Werbefilmen, zu Gestaltern und Auftraggebern.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 02/2000 © Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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