Annotation von Thomas Przybilka


 
Agatha Christie - Werkausgabe
Edition Agatha Christie.
Romane in Kassette, 10 Bde., mit Werkstattheft.
Scherz Verlag, München 1999, ca. 2 500 S.

Trümpler, Charlotte:
Agatha Christie und der Orient
Kriminalistik und Archäologie.
Scherz Verlag, München 1999, 478 S., 400 Abb.

   

73 Kriminalromane, ca. 150 Kriminalgeschichten, 20 Theaterstücke, ein Gedichtband, ein Band mit Erzählungen, ein autobiographischer Bericht über ihre archäologischen Expeditionen, ihre Autobiographie und 6 Liebesromane (unter dem Pseudonym Mary Westmacott), dies ist das schriftstellerische Lebenswerk der wohl bekanntesten, meistgelesensten und meistübersetzten Kriminalautorin: Agatha Christie - deren Name in diesem Jahrhundert gleichwohl als Synonym für Kriminalliteratur steht und die ihren ersten Kriminalroman 1916 schrieb.

Zum Ende dieses Jahrhunderts hat der Scherz Verlag der „Queen of Crime” eine besondere Ehre erwiesen. Zum einen legt er eine werkgetreue Neuübersetzung der zunächst zehn größten Erfolge vor: Mord im Orientexpreß; Der Tod auf dem Nil; Mord auf dem Golfplatz; Der Tod wartet; Zehn kleine Negerlein; Mord im Pfarrhaus; Das Haus an der Düne; Die Schattenhand; Das fehlende Glied in der Kette und Blausäure. Diese erstmals vollständige und gänzlich neue Übersetzung haben bekannte Autorinnen und Autoren der Krimiszene bewerkstelligt. Auch sie sollten hier namentlich aufgeführt werden, nämlich Otto Bayer, Pieke Biermann, Irmela Brender, Sabine Deitmer, Monika Gripenberg, Gabriele Haefs, Ursula-Maria Mössner, Sabine Roth, Nina Schindler und Regula Venske.

Angeboten werden diese 10 Bände in einer Kassette. Ergänzend dazu liegt ein Werkstattheft bei, das über die Agatha-Christie-Neuedition, die Christie-Story, die ÜbersetzerInnen und über die einzelnen 10 Bände informiert.

Zusammen mit dieser Neuübersetzung bietet der Scherz Verlag einen voluminösen Text-/Bildband an, der die Kriminalschriftstellerin wie auch die Teilnehmerin an archäologischen Expeditionen und Ausgrabungen im ehemaligen Mesopotamien würdigt. Agatha Christie und der Orient, herausgegeben von Charlotte Trümpler, versammelt Aufsätze verschiedenster Autorinnen und Autoren zur „Kriminalistik und Archäologie”, so der Untertitel. Charlotte Trümpler ist die Leiterin der Archäologischen Sammlung des Ruhrlandmuseums in Essen. Dort findet vom 19. 10. 1999 bis 5. 3. 2000 die gleichnamige Ausstellung statt (die in späteren Jahren auch in Wien, Basel, Berlin und London zu sehen sein wird). Der üppig bebilderte Band streift nicht nur die Biographie der Kriminalschriftstellerin (Janet Morgan), sondern auch die ihres Mannes, des Archäologen Max Mallowan (Henrietta McCall). Ausführlich werden die einzelnen Stationen der Ausgrabungen selbst und das tägliche Leben auf den Grabungsstätten und die Beschwernisse der Reisen dorthin beschrieben. Tom Stern, Mitarbeiter der Archäologischen Sammlung, hat sich z. B. auf die Spuren aus glücklichen Tagen begeben und vollzieht nach 70 Jahren eine der orientalischen Reisen der Krimiautorin nach. Ur, Ninive und Nimrud waren z. B. die Ausgrabungsstationen, zudem unternahmen Agatha Christie und ihr Mann Max Mallowan ausgedehnte Reisen nach Ägypten, Syrien, Jordanien und in den Irak.

Selbstverständlich wird auch den Betrachtungen der „orientalischen” Kriminalromane großer Raum gegeben. Fachleute wie Neuhaus und Suerbaum, Cholidis, Guglielmi, Patzek, Hauses und Dudde schreiben über die „Archäologie des Mordes”, die Konstruktion des Detektivromans bei Christie oder über Christies Faszination für den Orient und ihre Hintergrundrecherchen zu ihren archäologischen Kriminalromanen.

Löst doch ihr berühmtester Detektiv, Hercule Poirot, seine Fälle auch nach archäologischen Vorgehensweisen: Schicht für Schicht klärt er Handlungsweise und Verdeckungstechnik der Verdächtigen auf.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 02/2000 © Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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