Rezension

 

Noms de plume - pen-names - Pseudonyme

Wilfrid Eymer: Eymers Pseudonymen Lexikon
Realnamen und Pseudonyme in der deutschen Literatur.

Kirschbaum Verlag, Bonn 1997, 672 S.

 

Egal unter welchem dieser Begriffe man „Decknamen“ von AutorInnen führt, wichtig für interessierte Leser ist es im Grunde nur zu erfahren, wer sich hinter solch einem Decknamen verbirgt. Entweder will derjenige Autor oder diejenige Autorin den Klarnamen aus persönlichen Gründen verschleiern - so wie es jüngst der Fall eines Gymnasiallehrers an einer kirchlich geführten Schule zeigte, der Erotika schreibt -, oder einfach nur, um die verschiedenen Stilrichtungen, in denen einige AutorInnen schreiben, möglichst klar durch einen Decknamen abzugrenzen.

Gerade auch im Bereich der Spannungsliteratur ist die Verwendung von Pseudonymen gang und gäbe. Und hier ist es für den Sammler von Kriminalromanen und verwandter Literatur von größtem Interesse zu erfahren, ob nicht sein Lieblingsautor oder seine Lieblingsautorin noch unter einem oder mehreren anderen Pseudonymen veröffentlicht. Dies gilt besonders für Vielschreiber. Bestes Beispiel ist Rolf Kalmuczak, der mit sage und schreibe 89 Pseudonymen die Bereiche von Kriminalliteratur, Abenteuer- und Horrorliteratur, aber auch Jugendbücher und Unterhaltungsromane im besten Wortsinne abdeckt. Oder aber Deutschlands berühmtester G-man Jerry Cotton, ein Verlagspseudonym, hinter dem sich eine Vielzahl verschiedener Autoren verbirgt.

Nach Jörg Weigands Nachschlagewerk Pseudonyme ist jetzt ein wesentlich umfangreicheres Lexikon erschienen: Eymers Pseudonymen Lexikon, das „Realnamen und Pseudonyme in der deutschen Literatur“ auflistet. Eymer führt, ohne zeitliche Eingrenzung, in seinem Lexikon Autoren auf, die im weitesten Sinne dem deutschen Sprachraum zugeordnet werden können. Nicht erfaßt sind AutorInnen, die in fremder Sprache über Deutschland geschrieben haben. Eine Wertung der literarischen Qualitäten einzelner SchriftstellerInnen wird von Eymer nicht vorgenommen. So finden sich neben den Namen von Dichtern und Romanciers auch die von SerienautorInnen, Sachbuchautoren, Juristen, Theologen, Naturwissenschaftlern, Philosophen, Politikern, Essayisten etc.

Gegliedert wird das Lexikon in zwei Teile: Die Autorendatei enthält 18 000 Eintragungen, die Pseudonymendatei 27 000 Namen. Mit diesen insgesamt 45 000 Eintragungen ist das vorliegende Lexikon das größte seiner Art. Weiterführende Hinweise ergänzen die Autorendatei äußerst sinnvoll: Neben dem Klarnamen werden der oder die Vornamen aufgeführt, ebenso Lebensdaten, Geburts- und Sterbeort, selbstverständlich alle vom jeweiligen Autor verwendeten Pseudonyme, ergänzend dazu Buchstabenkürzel, die auf die jeweilige Stilrichtung verweisen. Ausgezeichnet auch der Hinweis auf weiterführende Literatur. Vielleicht die wichtigste Ergänzung dieses Nachschlagewerkes. Jeder Eintrag ist mit Verweisen auf andere literarische, vor allen Dingen aber für jedermann leicht zugängliche Nachschlagewerk wie „Kürschner“, „Kosch“, „Wilpert“ oder andere versehen. Es werden insgesamt 20 Nachschlagewerke herangezogen, die dem Benutzer des „Eymer“ selber eine mühsame Recherche ersparen. Übrigens, Martin Luther benutzte allein vier verschiedene Pseudonyme, und eine Herlind Wartenberg ist zur Zeit besser bekannt als Hera Lind.

Allerdings sollten auch die Mankos nicht unterschlagen werden. So fehlt, gänzlich unverständlich, in der Aufstellung der herangezogenen Sekundärliteratur das unverzichtbare Werk des bereits erwähnten Weigand Pseudonyme. Ein Lexikon! Falsch als Pseudonym deklariert sind zudem Verfasserkürzel (A. H. H. für August Heinrich Hoffmann, nur um dieses eine Beispiel zu nennen) oder Benennungen (z. B. „der Dicke“ für Gottfried Trafelmann). Auch erwähnt werden muß, daß trotz der immensen Fleißarbeit dieses Pseudonymenlexikon leider nicht komplett ist: Auch hier nur drei Namen aus dem Bereich der Spannungsliteratur als Beispiel: Unvollständig sind die Pseudonyme zu Wolfgang Hohlbein, Konsalik und -ky (d. i. Horst Bosetzky), der Doyen der deutschen Kriminalliteratur.

Thomas Przybilka


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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