Annotation

Sengbusch, Dietrich:

Falsche Samariter. Hinter den Kulissen der Wohlfahrt. Eine deutsch-deutsche Affäre.

Unionsverlag, Zürich 1997, 197 S.

Der Autor geht dem Bau von Altenpflegeheimen in den neuen Bundesländern seit der Wende anhand von zwei Beispielen akribisch nach. Unter die Lupe nimmt er die Entstehungsgeschichte des Heimes in Bad Klosterlausnitz und die Vorbereitung eines gleichen Projektes in Potsdam. Die Geschichten haben sich in zwei verschiedenen neuen Bundesländern mit zum Teil gleichen Personen zugetragen und eine kritische Öffentlichkeit erlangt. Im Vorwort von Michael Radtke wird angekündigt, daß „Kennzeichen der Krise politischer Glaubwürdigkeit“ wie „mangelnde Kontrolle, nachgereichte Dokumente, beleidigte Reaktionen und die Selbstbedienung von öffentlichen Beauftragten“ geschildert werden. (S. 16) Im überschaubaren, nachvollziehbaren Detail des Einzelfalls sollen die generellen Probleme sichtbar gemacht werden. In die Angelegenheit verwickelt sind der vor 100 Jahren gegründete Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und die Landesregierung Potsdam mit dem Sozialministerium.

Der Autor will dem Leser zugleich ein Stück deutscher Wiedervereinigung verdeutlichen - das Verhalten der Deutschen West gegenüber den Deutschen Ost und deren Anpassungsversuche. Natürlich geht es ums Geld, um viel Geld für den früheren Landkreis Stadtroda und für jene, die am Bau eines Altenpflegeheimes partizipieren. Ursprünglich ging es in Bad Klosterlausnitz um kommunale Kredite in Höhe von 10 Millionen Mark, die über die Stationen auf 12 Millionen und 17 Millionen erhöht wurden und schließlich bei Baukosten von 22 Millionen Mark landeten. Der Autor will „Berater-Filz und Vettern-Wirtschaft“ aufhellen, wozu er sein Material in Anlehnung an die Theaterwelt in 25 Aufzüge gliederte. Die Beweiskraft soll durch die Darbietung von Dokumenten erhöht werden, die sich dem Text anschließen. Schließlich werden die wichtigsten Daten chronologisch angefügt. Die Recherche endet im Juli 1996 zu einem Zeitpunkt, zu dem die ganze Angelegenheit noch nicht abgeschlossen ist und der Leser über den tatsächlichen Ausgang im Ungewissen bleibt.

Bernhard Meyer


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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