Eine Rezension von Bernd Heimberger

Paradies Pool

David Hockney: Exiting times are ahead
Hrsg.: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn.
E. A. Seemann Verlag und Edition, Leipzig 2001, 291 S.

Besser doch nicht in einem Atemzug von Francis Bacon und David Hockney sprechen? Also von dem, den das Ergreifende erschütterte und von dem, den das Erschütternde nicht ergreift? Oberflächlich gesehen. Den Bildern nach geurteilt, die der eine malte und der andere malt? Malte Bacon seine Freunde, entzauberte er das Ästhetisierte. Malt Hockney seine Freunde, ästhetisiert er. Auch im Gegensatz sind sich die Unvergleichbaren verwandt. Eigene Konsequenzen machen die eigene Kunst des englischen Wahl-Kaliforniers David Hockney aus. Seine künstlerischen Maskeraden sind liebenswerter, als diejenigen Bacons je sein sollten. Was in dem 1937 geborenen Hockney exzessiv-expressiv angelegt ist, findet im Zeichnerischen wie Malerischen einen heiter-ironischen Ausdruck. Die direkte wie indirekte Korrespondenz Hockneys zu Bacon wurde dadurch erleichtert, daß beide darin einig waren, keine schwule Kunst zu machen, wohl aber das Schwule in der Kunst zu kreieren und somit eine Kunst für Schwule. David Hockneys Kunst zeigt die Kunst des lockeren, leichteren Lebens und Liebens. In dieser Hinsicht ist er Bacon in manchen Pinselstrich-Längen um einiges voraus. Da das Lieben des Lebens etwas überaus Konkretes ist, hat Hockney, nach frühen abstrakten Bildern, der gegenständlich-figürlichen Darstellung alle Rechte eingeräumt. Seiner konkreten Kunst verdankt er den Ruhm in der Welt, der schnell den überflügelte, den der Künstler bei den Kritikern genoß. In der lichtdurchfluteten Atmosphäre Kaliforniens wurde der Maler bekannt, wobei dessen Bilder zur Bekanntheit der lichtdurchfluteten Atmosphäre Kaliforniens in der Kunst beitrugen. Die Welt des Malers ist ein Swimmingpool voller Farben, in dem sich alle Bildmotive der Kunstgeschichte spiegeln. Wehe, es zieht jemand den Stöpsel des Pools. Oder, wartet Hockney nur darauf? Ihm ist das zuzutrauen. Er hat den Humor.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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