Eine Annotation von Bernd Heimberger


cover Gretter, Susanne / Pusch, Luise F. (Hrsg.):
Berühmte Frauen.
2300 Porträts
Insel Verlag Anton Kippenberg, Frankfurt am Main 2001, 379 S.

Klar, Männer gibt’s, die wissen was über Frauen zu sagen. Männer, die was über Frauen wissen, sind eine Minderheit. Vielleicht gehören zu ihr die drei Männer, die eingeladen wurden, am Lexikon Berühmte Frauen mitzutun. Was vor zwei Jahren in Rezensionen gewünscht und gefordert wurde, ist schnell wahr geworden. Dem ersten Band folgte der zweite mit ebenfalls 300 Porträts. Schier bedenkenlos, scheint’s, sprechen die Herausgeberinnen, Susanne Gretter und Luise F. Pusch, von „berühmten“ Frauen. Von wegen berühmt! Was macht denn das Berühmtsein aus? Globale Bekanntheit, kontinentale Bekanntheit, regionale Bekanntheit? Die Mehrzahl der im zweiten Band aufgenommenen Personen sind, wenn überhaupt, in ihren Heimatgrenzen oder einem bestimmten Tätigkeitsbereich bekannt. Wahrhaft weltberühmte Weibs-Bilder – von Josephine Baker bis Romy Schneider – sind die Ausnahme. Schlußfolgern, nun kommt die zweite der Frauen zum Zuge, die nie in der ersten Reihe standen? Nicht zu übersehen ist, daß so manche der Anwesenden vom Nimbus ihrer berühmteren Männer profitieren. Zum Beispiel Karola, die Frau Ernst Blochs, oder Dora Maar, eine der Lebensgefährtinnen Picassos. Womit nicht gesagt ist, daß Band Zwo vorwiegend Versäumte und Vergessene zusammenführt. Die Ausgabe ist weit mehr als beschämter Nachtrag und zwangsläufige Wiedergutmachung. Die Porträtgalerie weiblicher Persönlichkeiten zeigt Entdeckern Verdeckte. Daß Entdecker unersättlich sind, ahnen die Herausgeberinnen und deuten diesmal deshalb an, daß ein dritter Band ... Damen-Stau auf der Datenbank?


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
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