Eine Rezension von Bernd Grabowski

Preußische Könige in brandenburgischen Schlössern

Unter dem schwarzen Adler
Die Mark Brandenburg, Heft 39.
Lucie Großer Edition, Marika Großer Verlag, Berlin 2000, 56 S.

„Seine Majestät Friedrich I., Hauptstraße 145, 13158 Berlin“ - unter dieser aktuellen Anschrift hätte vor 300 Jahren ein reitender Bote den ersten Preußenkönig erreichen können. Damals brauchte der königliche Kurier allerdings eine andere, einfache Adresse: Schloß Rosenthal. Heute nutzen beide Angaben nichts. Der Postzusteller wird damit weder den König noch sein Schloß finden können. Denn Friedrich I. (1657- 1713, Kurfürst seit 1688, König seit 1701) hat seit 1713 im Berliner Dom seine letzte Ruhestätte, und Schloß Rosenthal ist ein paar Jahrzehnte später abgebrochen worden. In dem Pankower Ortsteil erinnern lediglich ein paar ausgegrabene Mauerreste an den einstigen Hohenzollernsitz, ein Straßenname weist auf die ehemalige Fasanerie des Schlosses hin, und in der alten Dorfkirche zeugt das Wappen Friedrichs I. von dem prominenten Einwohner des 1356 als Rosendalle erstmals urkundlich erwähnten Dorfes.

All das ist nachzulesen in dem Sonderheft der Vierteljahresschrift „Die Mark Brandenburg“. Gewöhnlich stehen die seit zehn Jahren erscheinenden, reich illustrierten thematischen Ausgaben unter einem roten, dem märkischen Adler. Üblicherweise umfassen die hochformatigen Hefte 40 Seiten. Doch die zu Beginn des Preußenjahres 2001 herausgekommene Nummer weist 56 Seiten auf und titelt in Anspielung auf das preußische Wappentier Unter dem schwarzen Adler. Sie ist dem Thema „Preußens Könige in märkischen Schlössern“ gewidmet.

Von Friedrich I. bis Wilhelm II. (1859- 1941, König und Kaiser von 1888 bis 1918) werden alle neun Monarchen, die zwischen 1701 und 1918 auf dem preußischen Thron saßen, und die mit ihnen verbundenen Schlösser vorgestellt - sofern sie sich in der Mark Brandenburg befanden bzw. noch befinden. So steht für Friedrich Wilhelm I. (1688- 1740, König seit 1713) das jetzt restaurierte und seit Oktober 2000 als Museum zugängliche Schloß Königs Wusterhausen, für Friedrich II. (1712- 1786, König seit 1740) sein Kronprinzenwohnsitz Rheinsberg. Als Lieblingsort Friedrich Wilhelms II. (1744- 1797, König seit 1786) wird das Marmorpalais in Potsdams Neuem Garten vorgestellt, wo in DDR-Zeiten ein Museum militärgeschichtliche Ausstellungen zeigte. Wenn auch sonst nicht sonderlich entschlußfreudig, ließ Friedrich Wilhelm III. (1770- 1840, König seit 1797) seinen Landsitz, das Gutshaus in Paretz, mehrmals umbauen. Im Potsdamer Raum sind die Herrensitze Lindstedt, Babelsberg und Bornstedt angesiedelt, wo Friedrich Wilhelm IV. (1795- 1861, König von 1840 bis 1857), Wilhelm I. (1797- 1888, Prinzregent seit 1857, König seit 1861, Kaiser seit 1871) bzw. Friedrich III. (1831- 1888, König und Kaiser 1888) sich oft aufhielten. Weil Wilhelm II. zur Pirsch in der Schorfheide gern das Jagdschloß Hubertusstock besuchte, erfährt der Leser in dem abschließenden Beitrag des Preußenheftes Interessantes aus der Geschichte des 1849 fertiggestellten Baus. Doch die heutige Anlage am Werbellinsee, seit zehn Jahren öffentlich zugänglich, hat den Kaiser nie gesehen. Schloß Hubertusstock ist nämlich, wie Gregor Geismeier informiert, 1973 für den DDR-Staatschef Erich Honecker (1912- 1994) „umgewandelt, das heißt, abgerissen und äußerlich halbwegs originalgetreu wiedererrichtet“ worden.

Den von neun verschiedenen Autoren verfaßten Beiträgen über Schlösser und Schloßherren sind ein paar Lebensdaten des jeweiligen Monarchen vorangestellt, leider aber nicht solche Angaben über die betreffenden Bauwerke. Eine Stammtafel der Preußenkönige ist dem Heft vorangestellt. Den Abschluß bildet wie immer das Kaleidoskop „Märkischer Sandbote“, dieses Mal mit Anmerkungen zu dem neuen Museum in Wustrau und zum Bernauer Hussitenfest.

Die folgenden, im Jahre 2001 erscheinenden Hefte der „Zeitschrift für die Mark und das Land Brandenburg“ tragen die Titel: „Geheimnisvolle Ruinen, untergegangene Orte, versunkene Stätte“, „Märkische Inseln“, „Das gibt's gleich zweimal“ und „Bedeutende Frauen der Mark“.

Extra zum Preußenjahr hat übrigens der Verlag eine Postkartenserie mit den Bildnissen aller neun preußischen Könige herausgegeben. Ob auch eine derartige Sammlung von Ansichten brandenburg-preußischer Schlösser folgt?


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 06+07/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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