Eine Rezension von Horst Koch

Lustiges und Unlustiges vom preußischen Hofleben

Hans Bentzien: Das ungleiche Königspaar
Der schiefe Fritz und die allerschönste Prinzessin.
Märkische Miniaturen.
Westkreuz-Verlag, Bad Münstereifel 2001, 132 S.

Die Preußenwelle hat uns mit zahllosen Biographien von Vertretern des Hauses Hohenzollern und Analysen ihrer Taten und Schandtaten erreicht. Zwischen volkstümlichen Darstellungen und dickleibigen Studienbänden ist alles vertreten. Wenn Bentzien sich mit dem Leben Friedrichs I. von Preußen und seiner früh verstorbenen Gemahlin Sophie Charlotte, der Namensgeberin des Schlosses Charlottenburg, befaßt, versucht er, vom Klischee wegzukommen, der Monarch sei nur Sklave seiner Prunksucht gewesen und habe dieser den vom Großen Kurfürsten ererbten Staatsschatz skrupellos geopfert, um sich vom Kurfürsten zum König zu erheben. Die für einen breiten Leserkreis bestimmte Miniatur bietet keine neuen Einsichten, man erfährt, wie der Prinz unter Mißachtung in der Familie litt und es als brandenburgischer Kurfürst verstand, sich die Königswürde zu sichern. Das war ein Zugeständnis, das man angesichts des in Berlin ziemlich dick zur Schau gestellten Selbstbewußtseins schon bald in Wien bereute. Lustiges und Unlustiges vom Hofleben wird mitgeteilt, auch das eher gering entwickelte Intimleben des von seiner Gattin wegen einer Verwachsung als „buckliger Äsop“ verulkten Monarchen spart der Autor nicht aus. Bentzien schrieb einen amüsanten Begleiter durch die Biographie des von den Berlinern despektierlich-freundlich genannten „schiefen Fritzen“ und der wegen ihrer Schönheit und Klugheit bewunderten Hannoveranerin an seiner Seite. Wir erfahren, daß sie nicht gern bei den primitiven Berlinern weilte und in Lietzenburg, dem späteren Charlottenburg, einen Musenhof unterhielt, an dem sie Musiker, Maler und Gelehrte, allen voran Leibniz, um sich hatte. Nur so ließ es sich im kargen Brandenburg-Preußen überhaupt aushalten. Im Anhang findet man unter anderem Äußerungen Friedrichs des Großen über seinen Großvater, die das auch von Historikern des 19. Jahrhunderts transportierte abfällige Urteil ein wenig revidieren, weil anerkannt wird, daß Friedrich I. 1701 doch mehr als nur seine Eitelkeit befriedigte, sondern mit dem Königtum das Joch abschüttelte, in welches Österreich alle Fürsten Deutschlands gezwungen hatte. Das Buch liest sich flott hintereinander, aufgelockert durch passende Illustrationen. Nicht einverstanden sein kann man mit einer sehr vagen Formulierung, wonach Preußenhaß der Grund für die Sprengung der Ruine des Berliner Schlosses war. Eine Gelegenheit wurde hier nicht genutzt, um bei diesem barbarischen Akt kommunistischer Bilderstürmerei vor 50 Jahren Roß und Reiter zu nennen, zumal ja der von Schlüter und anderen für Friedrich I. überaus prächtig ausgebaute Palast nicht das einzige Opfer dieser Art war.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 06+07/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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