Eine Annotation von Bernd Heimberger
Seydel, Renate:
Marlene Dietrich
Ein Leben in Bildern.
Henschel Verlag, Berlin 2000, 312 S.

Marlene hat gelassen reagiert, als sie das sah: Ihre Geburtsurkunde. Die „Beglaubigte Abschrift der Geburtsurkunde von Marie Magdalene Dietrich, genannt Marlene Dietrich“ war am 3. März 1983 ausgestellt vom „Magistrat von Berlin, Hauptstadt der DDR, Standesamt (11)“. Aufgenommen und so öffentlich gemacht wurde das Dokument 1984 in Renate Seydels Buch Marlene Dietrich. Ein Leben in Bildern. Die Publizierung war keine Weltsensation, doch noch immer sensationell genug für die Welt. Nicht nur deshalb machte das Buch schnell die Runde. Die Solidität der Publikation fand allgemeine, internationale Anerkennung. Die Wiederkehr des nun nicht mehr in Leinen gebundenen, inhaltlich unwesentlich erweiterten Buches ist nicht ohne historische Kuriosa. Zur erwähnten Geburtsurkunde ist unverändert zu lesen: „Das Geburtenregister befindet sich beim Standesamt des Magistrats von Berlin, DDR, Rückerstraße 9.“ Das Buch, das eine Legende enttarnte, bildet nun selbst Legende. Macht nischt, hätte sicher Marlene gesagt und nach wie vor ihre Freude an dem Buch gehabt, dem in den Zeiten nach ihrem Tode kaum Besseres folgte. Die Sorgfalt der jahrelangen Arbeit von Renate Seydel zahlt sich auch nach Jahren, Jahren, Jahren aus. Ob die Dietrich tatsächlich eine Naturschönheit oder viel eher eine Kunstschönheit war, das sei dahingestellt. Das Bilderbuch zu ihrer Biographie beglaubigt publizistisch, wie eine Schönheit in Sachen Kunst Wirklichkeit wurde. Gemacht und selbstgemacht! Bis das Produkt Marlene perfekt war, das noch immer zeitlos scheint. Bis der Zeitgeschmack - auch ein anderes Buch will als das, das Bernd Meier einst gestaltete und das noch immer nicht gestrig aussieht. Die müssen noch kommen, die die Gestalt der Marlene Dietrich besser in Szene setzen als Renate Seydel und Bernd Meier.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 04/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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