Eine Annotation von Thomas Przybilka
Schmid, Ueli:
Die Tote in Brüggers Dorf
Edition Hans Erpf, Bern 2000, 161 S.

Wer bei der Lektüre von Kriminalromanen statt auf die schnellen und actionreichen Autoren lieber auf die ruhigen Vertreter des Genres zurückgreift, wie zum Beispiel Alexander Heimann, Paul Lascaux oder Alfred Komarek (Preisträger Glauser 1999), sollte sich die Lektüre von Ueli Schmids Debütkrimi nicht entgehen lassen.

Ein Mord im Berner Oberland ruft den Adjutanten der Berner Kripo auf den Plan. Andreas Brügger von der Abteilung „Leib und Leben“ wird in sein Heimatdorf im Berner Oberland geschickt, um den mysteriösen Tod einer Krankenschwester aufzuklären. Auf den ersten Blick scheint alles klar zu sein. Der behandelnde Nachtarzt, mit dem die Tote ein Verhältnis hatte, ist verschwunden. Doch dann wird Brügger, mißtrauisch, nachdem ihm allerhand Halbwahrheiten aufgetischt wurden. Seine dunklen Ahnungen veranlassen Brügger verbissen zu recherchieren, nur um auf eine weitere verworrene Geschichte und mehrere Verdächtige mit den unterschiedlichsten Tatmotiven zu stoßen. Seine Untersuchungen geraten dadurch ins Stocken, so daß der ruhige und bedächtige Brügger ganz gegen seine Art zu eher unkonventionellen Methoden greifen muß. Es scheint, als hätte Brügger nun endlich das Fadenende in diesem wirren Knäuel aus Verdächtigungen, Mutmaßungen und Halbwahrheiten gefunden. Wieder einmal folgt Brügger einer geschickt gelegten falschen Fährte. Doch der wahre Mörder hat ganz offensichtlich nicht mit der Verbissenheit und der Kombinationsgabe des Schweizer Ermittlers gerechnet.

Ueli Schmid legt einen Debütkrimi vor, der Spannung gut mit den behutsamen Reflexionen seines Protagonisten über die Menschen des Berner Oberlandes zu verknüpfen weiß. Teilweise ins Detail verliebt, dennoch mit kraftvoll gezeichneten Charakteren ausgestattet, bietet Schmid dem Leser einen interessanten Krimi an. Ueli Schmid stammt aus dem Berner Oberland, arbeitete als Entwicklungshelfer, absolvierte eine Ausbildung zum Krankenpfleger und war in dieser Zeit Korrespondent für verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Ab 1985 leitete er ein Zentrum für Gesundheitsfürsorge in der Dritten Welt, bis er 1991 wieder in die Schweiz zurückkehrte.

Seit nunmehr 30 Jahren werden bei der Edition Hans Erpf Kriminalromane verlegt. Darunter Krimis so bekannter Autoren wie Guido Bachmann, Beate Brechbühl, Alexander Heimann oder Jürg Weibel. Ueli Schmid ist der erste Krimi-Autor der neuen Krimi-Reihe des Verlages, die in den genretypischen Farben Schwarz/Gelb gehalten ist.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 03/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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