Eine Annotation von Thomas Przybilka
McDermid, Val:
Ein Ort für die Ewigkeit
Droemersche Verlagsanstalt, München 2000, 588 S.

Val McDermid, die bereits 1995 mit dem begehrten „Gold Dagger Award“ der Crime Writers' Association für ihren Kriminalroman Das Lied der Sirenen als besten Kriminalroman des Jahres ausgezeichnet wurde, beweist mit Ein Ort für die Ewigkeit, daß sie diesen Preis zu Recht erhalten hat.

In Scardale, einem kleinen, abgelegenen Dorf in einer unwirtlichen Gegend der Grafschaft Derbyshire, verschwindet im Winter 1963 die 13jährige Alison Carter spurlos. Nur ihr Hund wird angeleint im Wald gefunden. Mit der Untersuchung des Falles wird George Bennett beauftragt. Für den Police Inspector ist dies sein erster großer Fall. Auf Grund bestimmter Indizien im Umkreis des vermuteten Tatortes muß Bennett davon ausgehen, daß Alison Carter ermordet wurde. Doch seine Ermittlungen kommen nur sehr schleppend von der Stelle und laufen stets ins Leere. Die Dörfler schotten sich mit Schweigen und Sturheit gegen den Fremden ab. George Bennett ist verzweifelt, denn trotz intensiver Suche ist er auch nach Wochen nicht in der Lage, die Leiche des verschwundenen Mädchens zu finden. Dann endlich kann er einen seit langem Verdächtigten als Täter überführen. Dem Täter droht die Todesstrafe.

35 Jahre später wird der Mord ohne Leiche plötzlich wieder aktuell. Die aus London kommende Journalistin Catherine Heathcote hat die Geschichte neu recherchiert und beschließt, ein Buch über den landesweit bekanntesten Kriminalfall zu schreiben. Allerdings erreicht sie kurz vor Abschluß des Buchprojektes ein Brief des inzwischen pensionierten Bennett, der ihr die Veröffentlichung des geplanten Buches verbietet!

Val McDermid ist, wieder einmal, ein großer Wurf gelungen. Gekonnt verunsichert sie den Leser durch die verschiedenen Sichtweisen der Protagonisten. In zwei Teile aufgebaut, schildert Ein Ort für die Ewigkeit die Geschichte der schwierigen Ermittlungen Bennetts und die Schlüsse, die Catherine Heathcote aus ihren Recherchen zieht. Gibt es womöglich zwei Wahrheiten in diesem Kriminalfall? McDermid hat einen spannenden, brillant konstruierten Kriminalroman vorgelegt, in dem es sowohl um die Frage nach Gerechtigkeit als auch um eine vehemente Anklage gegen die Todesstrafe geht.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 02/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
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