Eine Annotation von Dorothea Körner
Mair, Roswitha:
Käthe Kollwitz - Leidenschaft des Lebens
Biographie.
Herder Verlag, Freiburg 2000, 218 S.

Daß Käthe Kollwitz eine leidenschaftliche, von Männern begehrte Frau war, deren Ehe zeitweise durchaus gefährdet war, weiß man aus ihrem Tagebuch. Die Künstlerin gab sich hier ungeschminkt Rechenschaft über ihre Gefühle, ihre Begegnungen mit anderen Menschen, ihre Arbeitsergebnisse und das künstlerische wie politische Zeitgeschehen. Man begegnet in dem Tagebuch einem Menschen, der sich nichts vormacht, einer so modernen Frau, daß man erstaunt ist. Seit der vollständigen, hervorragend kommentierten Ausgabe der Tagebücher von 1989 gibt es keine ausführlichere und genauere Quelle zum Leben der Künstlerin. Die Innsbrucker Kunstwissenschaftlerin Roswitha Mair stützte sich bei ihrer Biographie von Käthe Kollwitz ebenfalls auf das Tagebuch, was bis in die Formulierungen zu merken ist. Unfreundlich gesagt, könnte man diese Biographie für eine gekürzte „Bearbeitung“ des tausendseitigen Tagebuchs halten, ergänzt lediglich durch Informationen aus den Briefen und etwas Berliner Zeitkolorit. Wer das Tagebuch kennt, erfährt kaum etwas Neues. Der „Einsteiger“ mag durch das vorliegende Buch einen lebendigen Eindruck von der Künstlerin vermittelt bekommen, die literarische Qualität der Selbstzeugnisse Käthe Kollwitz', die Subtilität ihrer Reflektionen erreicht es leider nicht. Wer die Künstlerin authentisch kennenlernen möchte, sollte also nach wie vor zu Käthe Kollwitz als Autorin greifen, sie ist grandios!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 02/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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