Eine Annotation von Bernd Heimberger
Koeppen, Wolfgang:
Die Erben von Salamis
Insel Verlag, Frankfurt/M. 2000, 79 S.

Ob Greifswald, Geburtsort von Wolfgang Koeppen, tatsächlich einer d e r Lebens-Orte Koeppens war, kann in Zweifel gezogen werden. Greifswald sei Koeppen gegönnt. Er hat sich Deutschlands Süden zur Heimat gemacht und Städte und Stätten des Südens zu eigen, nach denen sich die deutsche Seele zu sehnen hat. Zumindest will das Schulbuchweisheit und Reisewerbung seit eh und je aller Welt weismachen. Koeppen, der Mensch unter Menschen, hat sich Menschen, Menschenwerke südlicher Regionen angesehen. In und um Venedig. In und um Rom. In und um Athen. In Die Erben von Salamis berichtete der Schriftsteller von seinen Athen-Griechenland-Begegnungen. Wolfgang Koeppen brachte sämtlichen Schwärmern bei - auch den Schreibenden - , wie ohne Schwärmerei Schönheit schön zu nennen ist. Der Autor bewegt sich im Tempo des Spazierenden durch Raum und Zeit. Er sieht, was Touristen nicht sehen. Sieht, daß die Ruinen der Antike „gänzlich unromantisch“ sind. Sieht und sagt: „Sie sind tragisch.“ Mehr konnten die Relikte der Antike nur für „Alle unsere Klassiker“ sein, die „die Antike nur in ihrer italienischen Verwandlung gekannt“. Meinungsbilder wie Winckelmann und Goethe - zum Beispiel! Koeppen ist kein Desillusionierer, der dem Süden Sehnsucht, Schwärmerei, Romantik stiehlt. Er spricht von der Schönheit eines „sehr skeptischen Traumes“, der Tatsachen aus Stein schuf, die keine Dauer hatten, wie nichts Dauer hat. Darum ist Athen „jetzt eine europäische Hauptstadt“: einem „Fels zu Füßen in weißer Hitze“. Der Rest ist Erinnerung an Träume. Ihnen widmete Wolfgang Koeppen seine Worte. Träume sind nicht die schlechteste Erbschaft!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 02/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
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