Eine Annotation von Björn Berg
Hennig, Jean-Luc:
Der Hintern
Geschichten eines markanten Körperteils
Piper Verlag, München 2000, 231 S.

Genieren wir uns nicht! Geben wir zu: Auch das Gesäß hat ein Gesicht. Und was für eins! Aber was für eins? Haben Sie schon mal das ganze Gesicht ihres Gesäßes gesehen? Wußten Sie, daß „die Pobacken ... normalerweise leeren, blicklosen Augen gleichen“? Deshalb das Desinteresse? Von wegen! Kein Körperteil macht so viele Menschen zu Voyeuren und ist so beständig dem Voyeurismus ausgesetzt. Obwohl auch die Emanzipation des Sitzfleisches enorme Fortschritte gemacht hat. Wir leben in einem Zeitalter, in dem selbst vor dem Hintern kein Halt mehr gemacht wird. Wo man hinsieht: Ärsche, nix als Ärsche und nochmals Ärsche! Nackte Tatsachen, die Jean-Luc Hennig, den ehemaligen Kulturchef der „Libération“, nicht ruhen ließen. Er hat sich auf seine fünf Buchstaben gesetzt und die Lust-Frust-Kult-Kulturgeschichte Der Hintern geschrieben. Machen Sie sich auf Handfestes gefaßt!

Das Gesäß hat nicht nur ein Gesicht. Das Gesäß hat eine lange Geschichte, und die hat noch und noch Geschichten. Die meisten sind nicht stubenrein-fein. Mit wahrer Wollust hat sich der Verfasser durch alles hindurchgelesen und gesehen, was Wort und Bild seit ewigen Zeiten an Arsch-Ansichten zum besten gegeben haben. - Einschließlich der Lösung des Lächelns der Mona Lisa! Hinter(n)hältig, wie Hennig nun mal sein will, macht er alles wesens-wissenswerte über den Allerwertesten mit seiner gescheiten, launigen Lektüre über das Gesäß öffentlich. Wo und wie er nur kann, leistet der Verfasser der Anal-Erotik entschieden Vorschub. Wem geht so was glatt am Arsch vorbei? Scheißegal wird Hennigs „Hintern“ nur sein, wer selbst keinen in der Hose hat. Und das wäre?


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 02/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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