Eine Rezension von Jutta Aschenbrenner


Nachschlagewerk für die ganze Familie


Bertelsmann Universal Lexikon
Mit Special: Meilensteine des 20. Jahrhunderts.
Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1999, 1024 S.


Im Titel als Universal Lexikon, Ausgabe für 2000, ausgewiesen, wendet sich dieses einbändige Nachschlagewerk bewußt an jedermann. Gedacht ist es, wie im knappen Vorwort festgehalten wird, für den Wissenden, der eine Bestätigung oder aktuelle Ergänzung seines Wissens sucht, ebenso wie für denjenigen, der eine erste Erläuterung eines ihm unbekannten Sachverhalts sucht, für den Zeitungsleser oder Fernsehzuschauer, dem sich eine Frage stellt, ebenso wie für den Rätselfreund, der schnell einen Begriff benötigt. Ausgezahlt haben sich beim Erstellen des großformatigen Werkes zweifellos auch die in über 40 Jahren Arbeit angesammelten Erfahrungen des Lexikon-Instituts im Hause Bertelsmann. Natürlich sind den Möglichkeiten eines solchen Bandes, mag er noch so kompakt angelegt und sorgfältig ausgeklügelt sein, auch Grenzen gesetzt. Dies berücksichtigend, kann festgehalten werden, daß das vorliegende Nachschlagewerk einen hohen Informationsgehalt aufweist und zugleich auch ansprechend gestaltet ist. Insgesamt enthält das Lexikon Informationen bzw. Erklärungen zu mehr als 70 000 Stichworten und Begriffen. Zudem gibt es 2500 vorwiegend farbige Abbildungen: informative Fotos, anschauliche Schemazeichnungen, Grafiken, Karten, Tabellen, Übersichten, die den Aussagewert vieler Stichwortartikel erhöhen, Fakten und Ereignisse vorstellbarer machen. Die verschiedenen Wissensgebiete werden in möglichst ausgewogener Weise berücksichtigt. Neben den neuesten Fakten aus Zeitgeschichte, Umwelt, Naturwissenschaft, Technik, Wirtschaft, Politik und Kultur wird auch dem überlieferten „Standardwissen“ über Mythologie, antike Geschichte, Mittelalter, Neuzeit, Literatur, Kunst, Musik, Philosophie, Wissenschaft usw. viel Platz eingeräumt. Ein Kompliment an die Redaktion und alle, die dazu beigetragen haben, aus der unendlichen Fülle des verfügbaren Wissens die Informationen herauszufiltern, die für einen großen Benutzerkreis von Interesse sein könnten und eine „Chance“ haben, nachgeschlagen zu werden. Erstaunlich ist, wie viele Details trotz der in einem solchen Werk gebotenen Kürze zu gewichtigen Stichworten genannt werden, um auch Sachzusammenhänge darzustellen. Selbstverständlich sind die Angaben über jedes der 193 Länder dieser Erde auf dem Stand von 1999; gleiches gilt für die Angaben über die alten und neuen Bundesländer. In knappster Form werden auch Begriffe aus der Computerbranche (z. B. E-Mail, Online-Betrieb, CD-ROM) bis zum Sport (Inline-Skating, Skateboard, Snowboarding usw.) definiert, die sehr schnell Zugang in die Alltagssprache gefunden haben.

Als Extra gewissermaßen sind die letzten 15 Seiten des Lexikons einem Special unter dem Titel „Meilensteine des 20. Jahrhunderts“ vorbehalten. In ihm werden die nach Meinung der Autoren wichtigsten Ereignisse, bedeutendsten Persönlichkeiten und technischen Errungenschaften des zu Ende gegangenen Jahrhunderts in Erinnerung gerufen. Die Ereignisse betreffen vor allem das weite Feld der Politik, dazu die Jahrhundertkatastrophen, darüber hinaus die Wissenschaft, Technik, Kultur, den Sport. Sie sind also sehr unterschiedlich, und immer stehen für ihre Charakterisierung nur ganz wenige Zeilen zur Verfügung. Daraus ergeben sich zwangsläufig gewisse Schwierigkeiten. So werden verschiedene Ereignisse insbesondere für junge Leser nur schwer nachvollziehbar bzw. nicht in ihrer ganzen Tragweite einzuordnen sein. Mitunter fehlt dafür aber auch „nur“ die eine oder andere wichtige Aussage. So vermißt man bei den Stichwörtern zum Zweiten Weltkrieg die Information über die Zahl der Menschenopfer, die zu beklagen waren. Wenn schon der Sieg der NATO im Kosovo als Ereignis des Jahres 1999 in die Übersicht aufgenommen und informiert wird, daß an der internationalen Schutztruppe auch Einheiten der Bundeswehr beteiligt sind („Sie sollen die Sicherheit im Kosovo garantieren und den Wiederaufbau unterstützen“), sollte man doch nicht auf die Information verzichten, daß sich die Bundeswehr auf dem Balkan erstmals aktiv an einem Krieg beteiligt hat. Auch sollte die USA in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Auf jeden Fall rechtfertigt der Zeitpunkt, zu dem dieses Universal-Lexikon in den Buchhandel gelangt ist, den Versuch einer „Jahrhundert-Chronik“, und alles in allem sind die in sie aufgenommenen Ereignisse überlegt ausgewählt worden. In vielen Fällen unterstützen trotz kleinstmöglichen Formats meist noch gut kenntliche Fotos die Textaussage zum jeweiligen Ereignis. Insgesamt erweist sich das vorliegende Nachschlagewerk nutzbar für die ganze Familie. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, daß informative und interessante Lexika auch im digitalen Zeitalter nicht überflüssig werden und zudem den ihnen innewohnenden Reiz behalten.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08+09/00 (c) Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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