Annotation von Anne Mann


 

Priess, Heinz:
Spaniens Himmel und keine Sterne
Ein deutsches Geschichtsbuch.
Erinnerungen an ein Leben und ein Jahrhundert.
Edition Ost, Berlin 1996, 335 S.

„Ich trug ein Ideal im Herzen, von dem sich allerdings die Realität zunehmend entfernte. Und wir machten uns blind, indem wir an die Stelle des Wissens den Glauben setzten.” Indem er sein Leben erzählt - selbstkritisch, genau, schmerzhaft bitter -, erzählt Heinz Priess auch von den sozialistischen Hoffnungen und Kämpfen des 20. Jahrhunderts, vom Mißbrauch kommunistischer Ideale - vom Scheitern. Fast exemplarisch der Lebensweg des heute 85jährigen: Er kommt aus einer kommunistischen Familie, die Entwicklungen in den 20er Jahren bestätigen und vertiefen seine politische Haltung, er wird Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands, 1933 verhaftet, 1934 Exil in Dänemark.

Von 1936 bis 1939 nimmt er in den Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teil. Die maßgeblich von Kommunisten organisierte weltweite Solidarität mit der Spanischen Republik, für Menschlichkeit und Demokratie, gegen Faschismus und Terror, wurde zur prägenden Lebenserfahrung. Daran ändern auch Stalins Versuche, die Ideale der Internationalisten auf seine Linie zu trimmen, nichts. Denn „ein derart lebendiger Internationalismus wie der in Spanien war Gift für den Dogmatismus und das engstirnige Parteiverständnis, wie es zu jener Zeit besonders im ,Zentrum der Weltrevolution` praktiziert wurde”, stellt Heinz Priess fest. Ihm und vielen anderen wurde Jahre später im Zusammenhang mit dem Slanskyprozeß als Westemigranten mit Kontakten zu Noel Field übel mitgespielt. Heinz Priess beschreibt seinen Weg, seine Zweifel, die Fragen und schließlich die bestürzende historische Antwort: Die große Hoffnung einer sozialistischen Gesellschaftsalternative zum Kapitalismus ging in der politischen Wirklichkeit fast verloren.



Berliner LeseZeichen, Ausgabe 04/2000 © Edition Luisenstadt, 2000
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