Annotation von Burga Kalinowski


 

Burger, Adolf:
„Des Teufels Werkstatt” - Die Geldfälscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen
Verlag Neues Leben, Berlin 1997, 272 S.

 

„Meine Herren, ab heute werden wir auch Dollars herstellen”, befahl im September 1944 SS-Sturmbannführer Bernhard Krüger den Insassen der Blöcke 18 und 19 im KZ Sachsenhausen. Diese Weisung von oben bedeutete für die 144 Häftlinge einige Monate Überleben, waren sie doch wegen ihrer Erfahrungen im graphischen Gewerbe unentbehrlich. Deswegen waren sie ausgesucht worden - und weil sie Juden waren. Ihre Ermordung war Teil der Aktion. Streng isoliert vom übrigen Lager, lief seit 1942 das „Unternehmen Bernhard”, eine Falschgeldproduktion, in der Millionen englische Pfundnoten und jugoslawisches Partisanengeld ebenso gefälscht wurden wie sowjetische Ausweise, brasilianische Pässe, Soldbücher und Formbriefe, z.B. des Palästina-Amtes in Genf. Eine philatelistische Rarität waren britische Briefmarken, die König Georg VI. mit Hammer und Sichel in der Krone zeigen oder Stalin anstelle der Königin. Der Plan für die „größte Fälscherwerkstatt in der Geschichte” wurde von SS-Sturmbannführer Naujocks (der inszenierte 1939 den fingierten polnischen Angriff auf den Sender Gleiwitz) ausgeheckt, von Heydrich zu einer „Führer”vorlage erweitert und von Himmler Hitler vorgelegt. Aus eigenem Erleben schreibt der dem „Dollar-Kommando” zugeteilte Adolf Burger über Strukturen und Methoden des NS-Fälscherkartells. Das Buch ist eine Mischung aus Tatsachenbericht, historischer Betrachtung und Sachbuch, nicht durchgehend „gebaut”, auch mit etlichen Druckfehlern, im ganzen aber eine lohnende, spannende Lektüre über ein nach wie vor wenig bekanntes Verbrechenskapitel der NS-Geschichte.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 03/2000 © Edition Luisenstadt, 2000
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