Annotation von Thomas Przybilka


 

Eckert, Horst:
Finstere Seelen
Grafit Verlag, Dortmund 1999, 412 S.

 

Oft wird von der Kritik geklagt, daß die deutsche Krimiszene keinen Autor im sogenannten Hard-boiled-Stil der amerikanischen Kriminalschriftsteller vorweisen kann. Diese Klage, denke ich, ist seit Horst Eckerts drittem Krimi Aufgeputscht (1997) gegenstandslos. Was Eckert seinerzeit als äußerst veritablen Krimi im Stil des „police procedural” vorlegte, hat er mit seinem jüngsten Kriminalroman Finstere Seelen konsequent weiterverfolgt und ausgebaut. Horst Eckert kennt die Krimis von Ellroy, Wambaugh und Harris (um nur diese drei Vertreter der harten Schule zu nennen) gut. Er hat ihren Stil, ihre Plots und die Cliffhangers studiert. Und ohne abzukupfern hat es Eckert geschafft, der oben erwähnten Kritik ein Haben-wir-doch-Auch entgegenzusetzen. Seine „Schreibe” ist präzise, aber ebenso schwarz wie James Ellroy zu Zeiten seiner Serial-Killer-Romane.

Kaputte, korrupte und zynische Mordermittler, umgeben von Radfahrern und alkoholkranken Kollegen - jeder gegen jeden -, so sieht ein Großteil des Ermittlungspersonals der „Festung”, Düsseldorfs Polizeipräsidium, aus. Und der Gegenspieler dieser Truppe könnte fast einer von ihnen sein.

Ermittler Ben Engel und seine Kollegin Ela Bach werden mit einem grausigen Mord konfrontiert. Ist hier ein Serienmörder zugange, der nach elfjähriger Pause wieder brutal und grausam zugeschlagen hat? Oder handelt es sich um einen Trittbrettfahrer, der zwei Morde aus vergangener Zeit kopiert? Ben Engel erkennt jedenfalls die Handschrift des „Kannibalen”. Auch Thilo Becker, Kollege von Ben Engel, gehört wieder zum Ermittlerteam. Sein Interesse, den Fall zu lösen, ist mehr persönlicher Art: Eine Nenntante Beckers wurde vor elf Jahren auf ähnlich grausame Art und Weise umgebracht wie das Opfer des aktuellen Falls.

Hordt Eckkert hat wieder einmal einen hervorragend konstruierten und recherchierten Thriller vorgelegt. Auch die Nebenschauplätze und das weitere Personal des Krimis sind sorgfältig gezeichnet. Authentizität und genau modellierte Charaktere machen Finstere Seelen zu einem Highlight und zu einem Lesevergnügen.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 02/2000 © Edition Luisenstadt, 2000
www.berliner-lesezeichen.de

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