Rezension von Hans Wiesner


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Kompendium unserer Welt heute und morgen

 

Ingomar Hauchler/Dirk Messner/Franz Nuscheler (Hrsg.):
Globale Trends 2000
Fakten, Analysen, Prognosen.
Stiftung Entwicklung und Frieden.

Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M., 1999, 496 S.

 

Seit 1986 auf Initiative Willy Brandts die Stiftung Entwicklung und Frieden gegründet wurde, ist dies nun die fünfte Ausgabe der „Globalen Trends”. Sie setzt nicht nur die Tradition dieser Reihe fort, durch Spezialisten verschiedener Wissensgebiete eine Art Gesamtschau der globalen Entwicklung auf den Gebieten Gesellschaft, Wirtschaft, Ökologie und Politik zu geben, aktualisiert nicht nur die dazu vermittelten Fakten und Analysen. Sie stellt sie - angesichts des Millenniums - auch in einen größeren Zusammenhang. So sind mehrere Struktur- und Trendartikel speziell den neuen Herausforderungen an der Schwelle zum 21.Jahrhundert gewidmet. Zu den gravierendsten rechnet der Yale-Professor Paul Kennedy in seinem Einleitungsbeitrag z.B. das Mißverhältnis zwischen Arm und Reich im Weltmaßstab, das rapide, aber ungleichgewichtige Bevölkerungswachstum in den verschiedenen Regionen, die mit dem Wohlstandsgefälle zusammenhängende Kluft hinsichtlich wissenschaftlicher und technologischer Entwicklung sowie das in vielen Ländern zu beobachtende Mißverhältnis zwischen Militärausgaben und Investitionen in den zivilen Bereichen. Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Ingomar Hauchler untersucht in diesem Zusammenhang das Verhältnis von Globalisierung und Demokratie. Er betont, daß die wachsende Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern der ökonomischen Expansion, die Verknappung und Verteuerung wichtiger Ressourcen sowie die zunehmende Umweltbelastung zu schweren sozialen Verwerfungen, Spannungen und Konflikten führen wird, „wenn nicht gegengesteuert wird”. Angesichts der sich der politischen Kontrolle immer mehr entziehenden Verselbständigung des Finanzsektors gegenüber der realökonomischen Sphäre sowie der multinationalen Vernetzung der Konzerne und Produktionsstandorte komme es national wie international darauf an, das Primat der Politik wiederherzustellen bzw. zu stärken, die Rolle demokratischer Institutionen sowie die politische Kompetenz der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen.

Die gleichsam in diesen Rahmen gestellten Einzeluntersuchungen behandeln die Zukunft der Nationalstaaten wie andere Trends der Weltgesellschaft; die Probleme von Armut und Reichtum, Bevölkerungsentwicklung und Migration wie die Themen Frauen und Gleichberechtigung, Kommunikation, Medien und Wissenschaft. Beleuchtet werden Strukturen und Trends der Weltwirtschaft, die Entwicklung von Produktion und Handel, die Finanzströme und die Verschuldung. Ein spezieller Beitrag untersucht Probleme der Arbeit und der Arbeitslosigkeit, der Qualifikation und der Mitbestimmung sowie Anforderungen an eine zukunftsorientierte Beschäftigungspolitik. Im Zusammenhang mit Strukturen und Trends der Weltökologie werden im folgenden Umweltschäden und Umweltkonflikte behandelt sowie Anforderungen an den Tourismus. Im Hauptabschnitt „Weltpolitik und Weltfrieden” werden Fragen der Rüstung und der internationalen Sicherheit, der Konflikt- und Krisenprävention ebenso behandelt wie die Unteilbarkeit von politischen, sozialen und kulturellen Menschenrechten. Es finden sich interessante Fakten und Überlegungen zu den Folgen des Kossovo-Konfliktes wie zur Zukunft der NATO, zu Nord-Süd-Dimensionen der Globalisierung wie zur Frage multipolare oder unipolare Welt.

Der Anhang enthält statistische Angaben über fast alle Länder der Erde, ein recht nützliches Abkürzungsverzeichnis sowie biographische Angaben zu Herausgebern und Autoren. Der schnellen Orientierung dient eine übersichtliche Zusammenstellung der 20 wichtigsten globalen Trends sowie der Ansätze zu ihrer Bearbeitung und Lösung. So umfangreich die in diesem Buch behandelten Fakten und Probleme sind, so übersichtlich und im besten Sinne populär sind sie aufbereitet worden. Entstanden ist ein geradezu vorbildliches Kompendium, bestens geeignet, sich ohne großen Geld- und Zeitaufwand gründlich über die Welt, ihre Gefahren und Chancen zu informieren. Denn: „Das Wissen um die globalen Trends”, so Paul Kennedy, „wird zur Grundvoraussetzung für uns alle werden, auch in unserer Eigenschaft als Weltbürger im 21. Jahrhunderts.”


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 01/00 © Edition Luisenstadt, 2000
www.luise-berlin.de

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