Rezension von Lili Hennry



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Das helle Licht der Vergangenheit

 

Willi Rossberger: Der lange Weg nach Brennabor
Historischer Roman.

Ehrenwirth Verlag, München 1999, 504 S.

 


 

Claudia Groß: Die Runenmeisterin
Roman.
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, 320 S.

Noah Gordon: Der Medicus von Saragossa
Roman. Aus dem Amerikanischen von Klaus Blerr.
Karl Blessing Verlag, München 1999, 512 S.
 

Seit einigen Jahren schon, aber in jüngster Zeit verstärkt, wie es scheint, beschäftigen sich Romane mit der Auseinandersetzung zwischen dem Christentum und anderen Religionen. Dabei geht es um das harte Aufeinanderprallen von Glaubensinhalten, das Für und Wider, die Berechtigung des einen oder des anderen Glaubens. Es umfaßt aber auch immer das Gefühl der Fremdheit und des Fremdseins in einer Umgebung, die den eigenen Glauben ablehnt, meist sogar mit tödlicher Gewalt verfolgt. Nicht umsonst sind Glaubensfragen immer auch und vor allem Machtfragen und stehen in engem Zusammenhang mit gesellschaftlichen Umbrüchen, Eroberungen, Vereinnahmungen. Schwierig ist für die Anhänger eines alten Glaubens das Überleben unter neuen Bedingungen, seien es nun Slawen, Nordmänner, Kelten oder Juden. Für viele wird der Anpassungsprozeß zur inneren Qual, für manche unmöglich, für andere wieder, auch wenn sie das Christentum aus vollem Herzen angenommen haben, wird er dennoch aus macht- und geldpolitischen Erwägungen zur tödlichen Falle. Die drei hier besprochenen Bücher beschreiben allesamt die existentiellen Schwierigkeiten, die sich daraus für das Leben des einzelnen, aber auch für die Gemeinschaft ergeben.

Die beiden Helden des Buches von Claudia Groß sind Rosalie und Cai Tuam. Rosalie ist die Erbin der Runenmeisterin, der letzten im mittelalterlichen Deutschland. Das Wissen, das ihre Mutter an sie weitergegeben hat, ist schon seit vielen Jahren verbotenes Gut. Nur unter allergrößter Geheimhaltung wurden von einigen Eingeweihten die alten Rituale bis zum Tode der alten Runenmeisterin noch ausgeübt. Rosalie kann nur noch das Vermächtnis übernehmen, die Aufgabe aber nicht mehr erfüllen.

Cainnech Tuam, Enkel eines irischen Druiden, hatte seine Ausbildung zum Druiden abgebrochen und den Glauben seiner Väter verraten. Seine Schuldgefühle gegenüber seinem Volk und seiner Familie betäubt er im Kampf. Er war nun schon seit Jahren als Söldner durch die Lande gezogen. Viel gab es zu tun für ihn in einer Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Barbarossa und seinem aufsässigen Vetter und Widersacher Heinrich dem Löwen.

Auf sonderbare Weise verknüpft die Autorin die Lebenswege ihrer beiden Helden. Inmitten dieser Kriegswirren geschieht 1179 in dem scheinbar ruhigen Landstrich der Heide bei Braunschweig ein mysteriöser Mord, unweit der Burg Raupach, von der der junge Ritter aufgebrochen war, dessen Leiche Maria, die Tochter des Burgherrn, später im Wald finden sollte. Damit kehrt Unruhe ein auf Burg Raupach. Cai Tuam war im Gefolge seines langjährigen Herrn und Freundes Berthold von Maesfeld auf die Burg gekommen, als dieser Maria, die Tochter des Burgherrn, geheiratet hatte. Da Berthold von einer schweren, nie recht verheilenden Schwertwunde gequält wird, leistet ihm Cai als Medicus unschätzbare Dienste. Dadurch genießt er Protektion, denn er wird nicht nur großzügig entlohnt, sondern von seinem Herrn auch beschützt gegen die Anfeindungen seitens der Kirche und strenggläubiger Christen, die dem geheimnisumwitterten Iren zutiefst mißtrauen. Das kann ihn allerdings auf Dauer nicht davor bewahren, selber zwischen die Mahlsteine der politischen Intrigen zu geraten, und er muß seine ganze Raffinesse aufbieten, um einigermaßen heil daraus hervorzugehen.

Auch Rosalie durchlebt eine schwierige Zeit, als sich mit dem Tod ihrer Mutter die alte Runde Gleichgesinnter auflöst, da die Bespitzelung ein unerträgliches Ausmaß angenommen hat. Zwar wurde dieser Abfall vom christlichen Glauben zu jener Zeit noch nicht mit dem Feuertod bestraft, aber sehr zimperlich ist der Umgang mit Beschuldigten wahrhaftig nicht. Der bindungslose und -unwillige Cai ist durch ein Rosalies Mutter gegebenes Versprechen an Rosalie gebunden. Erst mit der Zeit wird sich Liebe daraus entwickeln, die aber in einer Phase allgegenwärtigen Mißtrauens nur allzu gefährdet ist. Zunächst vermag er Rosalie zu schützen, indem er sie auf Burg Raupach unerkannt unterbringt. Die Mordermittlungen werden Cornelius Custodis übergeben, einem verschlagenen Günstling Heinrichs des Löwen. Custodis nistet sich auf Raupach ein und bringt mit seiner hinterhältigen Spitzelei viele Menschen in Gefahr. Schließlich aber wird er selbst ermordet, und ein anderer führt die Ermittlungen zu einem allseits genehmen Abschluß. Die Gefahr ist an Cai und Rosalie noch einmal vorbeigegangen, und nur zwei Menschen wissen um die wahre Identität des Mörders.

Claudia Groß bietet dem Leser jedoch nur ein halbes Happy-End. Sie schreibt diese Geschichte, die glaubwürdig aufgebaut ist, wie jemand, der sich dringend etwas von der Seele schreiben muß. Ihre Sprache ist knapp, spartanisch und treffsicher, die Handlung ist dicht. Sie erhebt das Runenalphabet zur Leitschnur der Handlung und stellt den einzelnen Romankapiteln jeweils der Reihe nach eine Rune voran, ergänzt durch den passenden Satz des Runenorakels, der den Zusammenhang zum nachfolgenden Text herstellt. Dieser interessante gestalterische Einfall erhebt den Roman in eine magische Dimension, mit der allerdings die Darstellung der realen Verhältnisse nicht mithält. Nur wenig Raum verschwendet die mit dem alten Wissen ganz offensichtlich vertraute Claudia Groß an lebensvolle Schilderungen, die man sich in dieser fernen nahen Welt gewünscht hätte, auch wenn das Thema, die Glaubensauseinandersetzung, kaum Fröhlichkeit aufkommen läßt. Ein wenig Buntheit hätte dem aus einer Aneinanderreihung von Szenen zusammengesetzten Roman dennoch gut angestanden, hätte das verzweigte Handlungsgerüst mit Leben gefüllt, wo so nur Frustration vorherrscht. Es liegt aber keineswegs am sprachlichen oder gestalterischen Unvermögen der Autorin, die Handlung und Sprache sehr wohl beherrscht, sondern vielmehr an ihren inneren Kämpfen gegen ein Christentum, das die Menschen in das „Verlies der Anständigkeit” preßte, gegen einen Verhaltenskodex, der den Menschen ein Leben in Lüge und Selbstverleugnung aufzwang. So macht sie die Verlogenheit und Tristesse des christlichen Alltags zum alleinigen Programm für ihren Roman, und das ist eindeutig zuwenig.

Daß es auch anders geht, beweist Willi Rossberger mit seinem Roman Der lange Weg nach Brennabor. Die Entstehung dieses Buches verdanken wir vor allem der Tatsache, daß Rossbergers Frau dem tapferen mittelalterlichen Slawenvolk der Wilzen entstammt, das sich über lange Zeit der Vereinnahmung durch Karl den Großen und das Christentum widersetzte. Die beiden Heldinnen des Romans, Hodica und ihre Ziehtochter Gaiatha, sind Wilzinnen, und ihre Geschichte führt den Leser durch weite Teile des Karolingischen Reiches und darüber hinaus.

Der Roman ist hervorragend recherchiert, die Details sind stimmig, und die Handlung ist es ebenso. Der Autor kann sich jedoch nicht recht für den einen oder anderen Glauben entscheiden, zumal er uns - sehr realistisch - Einblick nehmen läßt in die verschiedenen Kulte, die im 9. Jahrhundert nebeneinander existierten: Die nordische Götterwelt ist dabei ebenso vertreten wie die der Slawen oder Sachsen und natürlich auch der Christengott. Leider transponiert er heutige Sicht auf Glaubensfragen in das Mittelalter, in eine Zeit also, als es tatsächlich - in den Augen der Menschen - um die Frage ging, welcher Gott sich als der mächtigere erweisen würde. Bekanntermaßen wurde diese Frage schließlich zugunsten des Christengottes entschieden. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, daß die Menschen dieser Zeit die Existenz von Göttern oder des einen Gottes grundsätzlich in Frage stellten oder sich gar darüber lustig machten. Ganz geheuer scheinen dem Autor die heidnischen Kulte nicht zu sein. Deutlich wird aber auch, daß Rossberger ebenso wie Claudia Groß die entsagungsvolle christliche Weltsicht ablehnt. Der Lebendigkeit seiner Schilderungen tut dies indes keinen Abbruch.

Hodica, zu Beginn des Buches eine junge Frau, lebt als heidnische Außenseiterin in der ersten christlich-slawischen Dorfgemeinde auf rechtselbischem Gebiet. Angesichts der Tatsache, daß die Slawenstämme im Gegensatz zum Karolingerreich noch zu keiner Staatenbildung gefunden hatten und ihre Feindschaften untereinander offen auslebten, scheint es verwunderlich, daß Hodica, die Wilzin, lange Zeit relativ unbehelligt im Dorfe der verfeindeten Abodriten leben konnte, bis die Franken die Dorfbewohner statt mit kriegerischen Mitteln mit „christlicher Seelsorge” vereinnahmt hatten. Hodica, deren Mann Monate zuvor bei einem Unfall ums Leben gekommen war, entgeht nur knapp einem Massaker, das Krieger ihres eigenen Stammes unter den abodritischen Dorfbewohnern anrichten, und zieht mit ihrem kleinen Sohn mit den Kämpfern nach Brennabor, dem Stammsitz des Wilzenfürsten Dragowit. Dort verlebt sie eine anstrengende, aber glückliche Zeit, der sie ihr Leben lang nachtrauern wird, denn diesem scheinbaren Idyll setzt ein brutaler Überfall der Franken ein rasches Ende. Sie muß erleben, wie Odo, einer der Kriegsführer und Günstlinge Karls des Großen, ihren kleinen Sohn brutal ermordet, und schwört ihm ewige Rache. Innerlich zerbrochen und nur von dem Gedanken an Vergeltung am Leben erhalten, erlebt sie die folgenden Jahre. Selbst die kleine Gaiatha, die ihr von einer Stammesschwester als verwaistes Baby anstelle ihres Sohnes in die Arme gelegt worden war, kann sie nicht aus ihrer Lethargie reißen.

Luidger, ein fränkischer Krieger, bewahrt Hodica vor Vernichtung und Sklaverei und bringt sie bei einem fränkischen Pfarrer unter, den sie zuerst ablehnt, dessen unchristlichem Werben sie aber doch nach langer Zeit nachgibt. Auch in dessen Dorf ist sie als (getaufte) Heidin und Fremde Anfeindungen ausgesetzt, aber Pfarrer Magnus vermag sie dank seiner Autorität und seiner geistigen Gewandheit jedesmal zu schützen. Ihren Traum von einer Rückkehr nach Brennabor und ihre Rachegedanken gibt sie an Gaiatha weiter, die sie längst als ihre Tochter akzeptiert hat.

Gaiathas Geschichte ist daher auch der zweite Teil des Buches gewidmet. Um als junge Frau dem unangebrachten Werben von Hauptmann Luidger zu entkommen, entflieht sie dem heimischen Dorf. Lange Zeit hatte sie ihren Körper gestählt und Fertigkeiten erworben, die ihr das Überleben erleichtern würden. Im Gegensatz zu Hodica ist sie jedoch im christlichen Glauben erzogen und erlebt mit Neugier und Staunen die heidnische Glaubenswelt. Auch sie strebt nach Brennabor. Der Weg ist hart und abenteuerlich. Sie wird weit in den Norden reisen im Gefolge Haralds, ihres Geliebten. Beide verbindet tiefe Liebe und gegenseitige Achtung, aber sie gewähren einander Freiheit in ihren Entscheidungen. Durch Harald, den weitgereisten Nordmann, lernt sie Regionen und Religionen kennen, von deren Existenz sie bis dahin noch nicht einmal Kunde erhalten hatte. Der Plan, mit ihm gemeinsam nach Brennabor zu reisen, scheitert durch die Ermordung Haralds bei der Kaperung ihres Schiffes auf dem Weg in Haralds Heimat. Gaiatha gerät in Gefangenschaft, kann fliehen und gelangt schließlich und wider alle Erwartungen doch nach Brennabor, um dort zu erfahren, daß sie hier, obwohl gebürtige Wilzin, als fränkische Christin kein Zuhause mehr finden würde. Gaiatha ist zäh, und so geht sie den schwereren Weg, der ihr noch viele Abenteuer und Gefahren bringen sollte, sie schließlich jedoch wieder heim in ihr fränkisches Dorf führen wird.

Erscheinen die Abenteuer seiner beiden Heldinnen manchmal auch etwas konstruiert und weit hergeholt, ist Willi Rossberger doch ein ausgesprochen spannender, gut recherchierter Roman gelungen, der die komplizierte mittelalterliche Welt mit all ihren schicksalhaften Verflechtungen lebendig werden läßt. Mit seiner Darstellung der vielfältigen Glaubens- und Lebenswelten hebt sich dieser Roman deutlich von anderen Büchern des Genres ab, die sich in der Regel auf einen oder maximal zwei Bereiche beschränken. Hier wird die Heterogenität der mittelalterlichen Gesellschaft, werden die ständigen Veränderungen, denen sie unterworfen war, für den Leser nacherlebbar. Die religiösen Spannungen und Verwerfungen, denen die Menschen dieser Zeit ausgesetzt waren, spiegeln nur die machtpolitischen Veränderungen wider.

Ein drittes Buch, das sich in diese Reihe von Glaubens-Auseinandersetzungen zwischen Christentum und anderen Religionen (bedingt) einfügt, ist Noah Gordons Roman Der Medicus von Saragossa. Lange haben die Leser auf ein neues Buch dieses Autors warten müssen, aber das Ergebnis ist leider enttäuschend. Auch Gordon thematisiert - wie die beiden anderen - das Fremdsein im eigenen Land. Allerdings ist der spätere Medicus von Saragossa Jude, der letzte Jude, der die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung im Jahre 1492 in Spanien überlebte. Zu diesem Zeitpunkt war Jona ben Helkias Toledano 13 Jahre alt und hatte bereits seinen älteren Bruder Meir durch einen Jahre zurückliegenden Mord verloren, während sein Vater vom aufgehetzten Pöbel kurz vor der Auswanderung umgebracht worden war. Sein geliebter jüngerer Bruder Eleazar und andere Verwandte waren durch tragische Verwicklungen bereits auf der Flucht, als Jona endlich nach Hause zurückkehren konnte. Von da an schlägt der Junge sich angstvoll allein durchs Leben, durchstreifen doch ständig Söldnertrupps das Land auf der Suche nach versteckten Juden.

Zunächst kann Jona unter falschem Namen als Landarbeiter auf einem großen Gut untertauchen, dann als Gefängniswärter, später lebt er in einem Roma-Lager bei Granada. Hier läßt er schweren Herzens seinen einzigen treuen Gefährten zurück, einen alten Grauesel. Schließlich findet Jona als Ramòn Callicò Aufnahme bei einem Waffenschmied auf Gibraltar, dessen Vertrauen und Zuneigung er gewinnen kann. Ein letztes Mal will er fliehen, diesmal gemeinsam mit dem Waffenschmied, der bei der Inquisition angezeigt worden war. Sein väterlicher Freund wird jedoch kurz vor dem Aufbruch ermordet, und Jona muß seinerseits den Mörder töten, um zu überleben. Allein begibt er sich nun auf die gefahrvolle Reise nach Saragossa, zum Medicus Nuno, dem Bruder des Waffenschmieds, der hocherfreut ist, in Jona einen Übersetzer für das Werk des großen Maimonides gefunden zu haben. Hier endet Jonas Flucht.

Notgedrungen hatte er immer wieder neue Tätigkeiten, Gewerke und Künste erlernen müssen, um glaubwürdig bleiben zu können. Überall begegnet er auch seinen einstigen Mitbrüdern, Juden und Neuchristen: bei der Vertreibung, im Gefängnis, auf dem Scheiterhaufen. Die Inquisition ist allgegenwärtig. Jona heuchelt christlichen Glauben, um nicht aufzufallen, bleibt dennoch in seinem Herzen Jude. Stets hält er Augen und Ohren offen, um etwas über den Mörder seines Bruders Meir zu erfahren, dessen Tod einen Raub verschleiern sollte. Wie der Zufall und der Autor es wollen, begegnen ihm im Laufe seines Lebens überall in Spanien immer wieder die direkt oder indirekt Beteiligten an dem Raub des kostbaren Reliquiars, das sein Vater - ein Silberschmied - für ein Kloster angefertigt hatte. Schließlich kann Jona den Fall aufklären und Ruhe in sein Herz einkehren lassen.

Der deutsche Titel Der Medicus von Saragossa, der beim Leser falsche Erwartungen weckt, wurde offensichtlich vom Verlag gewählt, um an die früheren sensationellen Erfolge anzuknüpfen. Leider werden die Hoffnungen enttäuscht, hier wieder einen großen Medizin-Roman zu lesen. Der amerikanische Titel The Last Jew ist wesentlich treffender. Dessenungeachtet wirkt das Buch jedoch wie ein überlanges Exposé, ein Skelett ohne Fleisch, eine Rahmenhandlung ohne Hauptteil. Es hangelt sich mühselig an dem mittelalterlichen Kriminalfall entlang, dessen Aufklärung sich über Jahrzehnte hinzieht. Nach fast dreihundert Seiten erst kommt der Held zu dem Medicus, dessen Erbe er schließlich antreten wird, und seine Lehrzeit wird in wenigen Sätzen abgehandelt. Ab diesem Moment gewinnt der Roman allerdings etwas von der gewohnten Dichte und Glaubhaftigkeit, die er im ersten Teil schmerzlich vermissen ließ. Nichts zu spüren ist jedoch von der bezwingenden Kraft und magischen Eingängigkeit der Medicus-Trilogie oder der anderen Romane des Autors. Selbst Jona als Hauptfigur bleibt blaß, er macht keine wirkliche Entwicklung durch, obwohl er auf seinem langen Weg nach Saragossa allerhand zu lernen hat. Von den anderen Figuren soll gar nicht erst die Rede sein, sie haben nur wenig Individualität. So ist diese Geschichte nichts als ein abgehaspelter, wenig inspiriert geschriebener Bericht über die Vertreibung der Juden aus Spanien im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert, der zwar zu Recht anklagt, aber wenig Gefühle zu wecken vermag.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 01/00 © Edition Luisenstadt, 2000
www.luise-berlin.de

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