Berlin im Jahr 1977
04. 01. Durch plötzlich einsetzenden Nebel, der bereits am Vortage auftrat, wird der Berlin-Flugverkehr stark behindert.
10. 01. Erika Steinführer, Wicklerin im Berliner Glühlampenwerk, Kombinat NARVA, gibt unter dem Motto »Jeder liefert jedem Qualität« den Auftakt zum sozialistischen Wettbewerb 1977 in der DDR.
11. 01. DDR-Bürger werden von Angehörigen des Staatssicherheitsdienstes am Betreten der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ost-Berlin gehindert.
17. 01. Schauerartige Schneefälle führen in den südlichen Berliner Bezirken zu einer Schneehöhe bis zu 6 cm, während der Norden Berlins von Schnee verschont bleibt.
19. 01. Die drei Westmächte verbieten der DDR-Fluggesellschaft Interflug wegen zu erwartender Dumpingpreise, in West-Berlin ein Büro zu eröffnen.
08. 02. In Berlin gibt es Wintergewitter mit kräftigen Regenschauern, die teilweise mit Graupeln vermischt sind.
16. 02. Der Berliner Magistrat beschließt eine Reihe von Maßnahmen zum zukünftigen Stadtbezirk Marzahn. Die Ahrensfelder Berge sollten u.a. in das Naherholungsgebiet einbezogen und um 10 bis 15 m aufgeschüttet werden werden.
23. 02. Bei vorfrühlingshaften Temperaturen um 11°C werden in Berlin die ersten Schmetterlinge (Zitronenfalter und »Füchse«) beobachtet.
25. 02. Ein spätwinterlicher Kälteeinbruch beendet die vorfrühlingshafte Witterung der letzten Tage in Berlin.
26. 02. Im Westberliner Stadtgebiet wird ein brütender Haubentaucher beobachtet. Die Gründe für diesen ungewöhnlich frühen Termin waren vermutlich im wärmeren Stadtklima und dem dadurch verbesserten Nahrungsangebot zu suchen.
04. 03. In Berlin treten Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten bis zur Stärke 10 auf. Es kam zu ungewöhnlich vielen Verkehrsunfällen.
04. 03. Am Geophysikalischen Institut der Freien Universität Berlin werden in den Abendstunden Erdbebenwellen registriert. Ursache war ein schweres Beben im südöstlichen Europa.
09. 03. Bei Temperaturen über 15°C zeigen sich in Berlin an den Traubenkirschbäumen schon grüne Spitzen. Trauerweiden hatten bereits einen »gelben Schimmer«.
13. 03. An der Humboldt-Universität zu Berlin findet die erste Sonntagsvorlesung für die Berliner Öffentlichkeit statt.
16. 03. In Berlin blühen schon die Forsythien.
23. 03. Die erste Nummer des Stadtmagazins »Zitty« erscheint in West-Berlin.
28. 03. Ein Kälteeinbruch, der mit länger anhaltenden Niederschlägen einhergeht, beschert Dahlem am Morgen für fast eine Stunde starken Schneefall.
30. 03. Im Westberliner Stadtgebiet werden bereits Jungvögel des Haubentauchers beobachtet. Die Gründe für diesen ungewöhnlich frühen Zeitpunkt waren vermutlich das wärmere Stadtklima und das dadurch bessere Nahrungsangebot.
07. 04. Das »Blütenfest« in Berlin-Britz findet in diesem Jahr ohne Baumblüte statt. Dafür gab es Graupelschauer bei Temperaturen um nur 7°C.
09. 04. Die zur Familie der Wolfsspinnen gehörende Hygrolycosa rubrofasciata wird im Jagen 36 im Forst Spandau beobachtet. Das war das letzte Mal, daß ihre Beobachtung verzeichnet wurde.
10. 04. Bei Temperaturen um nur 2°C und vereinzelten Schneeflocken erlebt Berlin den kältesten Ostersonntag seit Jahrhundertbeginn.
11. 04. Am Ostermontag gibt es in Berlin 14 cm Neuschnee. Für den Monat April war dies die höchste Schneedecke seit Beginn des Jahrhunderts.
19. 04. Das Hotel »Metropol« in der Friedrichstraße/Ecke Clara-Zetkin-Straße (Dorotheenstraße, Mitte) mit 320 Zimmern wird eröffnet.
29. 04. Die Frauen des TSC Berlin gewinnen den erstmals ausgetragenen Europapokal der Pokalsieger im Hallenhandball in der Werner-Seelenbinder-Halle mit 18:15 (10:7) gegen Spartak Baku. Damit holte der TSC den ersten Handball-Europapokal nach Ost-Berlin.
04. 05. Bei einer Tageshöchsttemperatur von über 28°C strömen Tausende Berliner in die Freibäder. Einige Schulen hatten bereits hitzefrei.
05. 05. Der Boxer Erich Campe stirbt. Der Berliner Sportler gewann bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 die Silbermedaille im Weltergewicht. Campe war Deutscher Meister 1932, 1934 und 1936.
16. 05. Im Palast der Republik wird der bis zum 19. Mai dauernde 9. FDGB-Kongreß eröffnet. Er bestätigte u.a. den Entwurf des neuen Arbeitsgesetzbuches der DDR.
16. 05. Dr. Rolf Berger wird zum Präsidenten der Technischen Universität Berlin gewählt.
01. 06. Der meteorologische Sommer beginnt in Berlin mit der kältesten Juni-Nacht seit 1830. In Dahlem wurde ein nächtliches Minimum der Lufttemperatur von 0,8°C und im Tal des Tegeler Fließes sogar von -1,3°C gemessen.
09. 06. Ein Zustrom von subtropischer Luft beschert Berlin den dritten »Sommertag« (Tagesmaximum der Lufttemperatur mindestens 25°C) dieses Jahres.
15. 06. Wegen Gewitters und Dauerregens in Berlin fällt das RIAS-Fest zum Ferienbeginn regelrecht ins Wasser.
16. 06. Der Raketentechniker Wernher von Braun, dem am 8. Januar 1963 die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Berlin verliehen wurde, stirbt in Alexandria (Virginia, USA).
19. 06. Berlin erlebt an diesem Sonntag Unwetter mit außerordentlich starken Gewitterschauern, die bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter brachten. Die Feuerwehr hatte 24 Stunden Ausnahmezustand.
20. 06. Der Schauspieler und Sänger Manfred Krug und seine Familie verlassen mit Genehmigung der DDR-Behörden Ost-Berlin und gehen in die Bundesrepublik.
21. 06. In Berlin beginnt die 33. Diskussionstagung der Deutschen Bunsen-Gesellschaft zum Thema »Matrix Isolation Spectroscopy«.
28. 06. Die Linden stehen besonders üppig in Blüte. Damit begann der Hochsommer in Berlin.
17. 07. Bei stürmischem Wetter kentern an diesem Wochenende auf Westberliner Gewässern 60 Boote.
13. 08. Am Morgen wird Berlin von starken Schauern und Gewittern heimgesucht, die über das Stadtgebiet nach Westnordwesten ziehen. Danach stand das Wasser in einigen Straßen fast einen halben Meter hoch.
22. 08. In einem Konzert des Israel Philharmonic Orchestra präsentiert der Dirigent Leonard Bernstein in der Berliner Philharmonie eigene Kompositionen.
23. 08. Der in Ost-Berlin wohnende Wirtschaftsfunktionär der DDR und Kritiker des SED-Regimes Rudolf Bahro wird durch den Staatssicherheitsdienst verhaftet. Am 30. Juni 1978 wurde Bahro zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt.
26. 08. Die DDR-Liedermacher Gerulf Pannach und Christian Kuhnert werden von den DDR-Behörden von Ost- nach West-Berlin abgeschoben.
01. 09. Berlin erlebt eines der blitzreichsten Gewitter (650 registrierte Nahblitze) der letzten Jahre. Am Neuen See im Tiergarten wurde ein Mann vom Blitz erschlagen.
02. 09. Die BVG (West) nimmt den ersten U-Bahn-Zug mit Drehstromantrieb (2578/2579) für den Personenverkehr in Betrieb.
21. 09. Wegen zunehmender Versorgungsprobleme lockert die DDR-Regierung die Einfuhrbeschränkungen für Genußmittel. Besucher aus West- Berlin durften nun im größeren Umfang auch Kaffee nach Ost-Berlin einführen.
25. 09. Berlin erlebt das dritte Sonnenscheinwochenende dieses Monats, das jedoch von starken Winden begleitet ist. Auf Westberliner Gewässern kenterten 49 Boote.
02. 10. Berlin erlebt ein stürmisches Wochenende. Auf den Westberliner Seen kenterten 81 Segelboote und ein Motorboot mit insgesamt 127 Insassen.
05. 10. Die 1,4 km lange Erweiterungsstrecke der U-Bahn-Linie 8 (U8) von Gesundbrunnen bis Osloer Straße (Wedding) mit dem Zwischenbahnhof Pankstraße wird dem Verkehr übergeben.
07. 10. Im Anschluß an ein Jazz-Konzert anläßlich des 28. Jahrestages der DDR am Fernsehturm (Mitte) kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Drei Menschen kamen ums Leben.
09. 10. Ein Konzert in der Berliner Philharmonie fällt aus, da die Künstler im Nebel auf der Autobahn steckengeblieben waren.
18. 10. Infolge der »austauscharmen Wetterlage« im Berliner Raum wölbt sich eine Abgas-Dunstglocke über der Stadt. Die Behörden wurden von den Meteorologen informiert und alarmiert.
25. 10. Das Meteorologische Institut der Freien Universität Berlin erhält ein neues Radargerät.
14. 11. In Berlin fällt der erste Schnee des Winters 1977/78. Es wurden jedoch nur wenige Flocken beobachtet. Als mittleres Eintrittsdatum für den ersten Schnee in Berlin galt der 16. November.
01. 12. Mit der DDR, die die Hoheit über die Wasserstraßen in West-Berlin hat, wird eine Übereinkunft über den Bau einer zweiten Kammer an der Spandauer Schleuse getroffen.
05. 12. Am Meteorologischen Institut der Freien Universität Berlin wird ein neues Radargerät in Betrieb genommen.
05. 12. Auf der Grundlage des Beschlusses des SED-Politbüros vom 1. Februar 1977 zu Kirchenbauten in Neubaugebieten werden vom SED- Bezirkssekretariat vier Objekte in Marzahn genehmigt (2 Evangelische Kirchen, 1 Katholische Kirche, Rekonstruktion der Dorfkirche).
07. 12. Ein Berliner Original, der »Weltverbesserer« und »Prophet der Liebe« Jacov Kuny, stirbt in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Landeseigenen Friedhof in Berlin-Schöneberg.
08. 12. Durch Eisglätte kommt es auf den Straßen Berlins zu mehreren Verkehrsunfällen, wobei auch ein Toter zu beklagen ist.
12. 12. Im Westberliner Stadtgebiet wird ein brütendes Amselweibchen beobachtet. Die Gründe für diesen ungewöhnlichen Zeitpunkt waren vermutlich das wärmere Stadtklima und das dadurch verbesserte Nahrungsangebot.
24. 12. Berlin erlebt mit einer Tageshöchsttemperatur von knapp 16°C den wärmsten Heiligabend seit 146 Jahren. In Zehlendorf wurden Zitronenfalter beobachtet.
27. 12. West-Berlin steht mit 84 Drogentoten im Jahr 1977 an der Spitze aller deutschen Städte.

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