Berlin im Jahr 1945
02. 01. Der Physiker Manfred von Ardenne wird in den Reichsforschungsrat (Kuratorium für Hochfrequenzforschung) berufen.
05. 01. Julius Leber, Journalist und einer der führenden sozialdemokratischen Widerstandskämpfer, wird in Plötzensee hingerichtet.
18. 01. Aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der Deutschen Physikalischen Gesellschaft findet im Hörsaal des Physikalischen Instituts der Berliner Universität eine Feier statt.
23. 01. Helmuth James Graf von Moltke, der schon im Januar 1944 verhaftet worden war, wird als Mitglied des Kreisauer Kreises wegen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in Plötzensee hingerichtet.
29. 01. Die ersten Berliner Volkssturmbataillone rücken zum Einsatz aus.
29. 01. Der 1942 aus Berlin nach Theresienstadt verschleppte Turner Gustav Felix Flatow stirbt. Der jüdische Sportler des Berliner Turnverein 1850 gewann bei den Olympischen Spielen in Athen 1896 mit der deutschen Mannschaft die Goldmedaille an Barren und Reck.
29. 01. In der Stadt werden angesichts der näherrückenden Front die Buslinien stillgelegt.
30. 01. Der Durchhaltefilm »Kolberg« wird im Tauentzien-Palast uraufgeführt. Das war die letzte Uraufführung vor Kriegsende.
31. 01. Birgit Radochla wird in Döbern geboren. Die Turnerin gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 die Silbermedaille im Pferdsprung. Sie war 1995 Vize-Europameisterin im Bodenturnen.
01. 02. Berlin wird zur Festung erklärt. Dr. Joseph Goebbels übernahm die Verantwortung für die Verteidigung der Stadt vor der anrückenden Roten Armee, die bei Küstrin die Oder erreicht hatte. Der Volkssturm besetzte Bahnhöfe, Brücken und öffentliche Gebäude.
02. 02. Der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, der am 8. September 1944 zum Tode verurteilt wurde, wird in Plötzensee hingerichtet. Im Falle eines erfolgreichen Attentats am 20. Juli 1944 auf Hitler sollte er Reichskanzler werden.
02. 02. Der Berliner Jurist und Widerstandskämpfer Klaus Bonhoeffer wird nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 in Berlin zum Tode verurteilt.
03. 02. Die Emmauskirche am Lausitzer Platz (Kreuzberg) brennt nach einem Luftangriff aus. Der 74 Meter hohe Turm mit dem Mosaik Jesu blieb jedoch erhalten.
03. 02. Bei dem bisher schwersten Luftangriff der US Air Force auf Berliner Wohnviertel werden allein in Prenzlauer Berg 40 Gebäude völlig, 21 mittel und 15 leicht beschädigt. 25 Menschen fanden den Tod, 57 wurden vermißt und 35 leicht verletzt.
03. 02. Der Pädagoge Friedrich Feld, Professor an der Wirtschaftsschule Berlin, kommt bei einem Fliegerangriff auf die Hochschule ums Leben.
03. 02. 939 US-Air-Force-Bomber töten bei dem verheerendsten Luftangriff mehr als 2 500 Menschen und zerstören viele historische Gebäude in dichtbesiedelten Bezirken, besonders im historischen Stadtkern (Mitte) sowie in Kreuzberg, Friedrichshain und Wedding.
12. 02. Der Biologe Fritz von Wettstein, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Dahlem seit 1934, stirbt in Trins (Tirol). Sein Institut war kriegsbedingt 1943 aus Berlin verlagert worden.
13. 02. Seit diesem Tag entscheiden in Berlin Standgerichte über das Leben der Soldaten, die sich dem »totalen Krieg« verweigern.
15. 02. Im Jüdischen Krankenhaus werden wegen der häufigen Luftangriffe die bettlägerigen Patienten im Keller untergebracht.
15. 02. Dr. Hellmut Späth, der letzte Inhaber der Berliner Gartenbaufirma »L. Späth, Großbetrieb für Gartenkultur«, stirbt im Konzentrationslager Sachsenhausen.
16. 02. Die »Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin« kommt zu ihrem letzten Treffen vor Kriegsende im »Klub von Berlin« in der Jägerstraße 2-3 (Mitte) zusammen.
22. 02. Der Pankower Bürgerpark wird von Bomben getroffen.
26. 02. Die bereits 1943 beschädigten Pharus-Säle in der Müllerstraße 142 (Wedding) fallen einem Großangriff der amerikanischen Luftwaffe zum Opfer.
26. 02. Bei einem Tagesangriff schlägt eine Bombe unmittelbar neben dem Spreetunnel zwischen Stralau und Treptow ein und verursacht Risse in der Umwandung. Solange der Tunnel als Luftschutzbunker diente, pumpten die Schutzsuchenden das eindringende Wasser ab.
28. 02. Der Vorlesungsbetrieb an der Berliner Universität wird mit Ende des Wintersemesters endgültig eingestellt, da Studenten und Professoren zunehmend zum Volkssturm eingezogen wurden, um Panzersperren gegen die anrückende Rote Armee zu bauen.
28. 02. Nach einer offiziellen Zählung leben an diesem Tag noch 162 sogenannte »Volljuden« in Berlin.
03. 03. Der Schlachthof im Bezirk Prenzlauer Berg wird bei einem Luftangriff zum zweitenmal getroffen und zu 80 % zerstört.
07. 03. Der Geograph Friedrich Karl Albrecht Penck, von 1906 bis 1926 Professor für physikalische Geographie in Berlin, stirbt in Prag.
09. 03. Angesichts des sowjetischen Angriffs auf Berlin werden auch Hitlerjungen und Frauen zu Arbeiten herangezogen.
09. 03. Mit Billigung Adolf Hitlers erläßt der Befehlshaber im Verteidigungsbereich Berlin, Generalleutnant Helmuth Reymann, einen »Grundlegenden Befehl für die Vorbereitungen zur Verteidigung der Reichshauptstadt«.
09. 03. Der Leiter der Parteikanzlei Martin Bormann erteilt im Führerhauptquartier in der Wilhelmstraße (Mitte) den Befehl, versprengte deutsche Soldaten wie Verbrecher zu behandeln.
18. 03. Das Kronprinzenpalais wird bei einem Bombenangriff zerstört.
18. 03. Der älteste Teil der Medizinischen Tierklinik in der Hannoverschen Straße (Mitte), die Reithalle mit angrenzendem Bau, brennt vollständig aus.
18. 03. Der Pankower Bürgerpark wird erneut von Bomben getroffen.
19. 03. Im Führerhauptquartier (Mitte) erteilt Adolf Hitler den Befehl, alle militärischen, Verkehrs- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes zu zerstören.
23. 03. Teile der »Ost-West-Achse«, vor allem die Charlottenburger Chaussee (Straße des 17. Juni, Charlottenburg) nahe dem Brandenburger Tor, sollen nach einem Befehl des Luftflottenkommandos 6 als Start- und Landebahn dienen.
28. 03. Die städtische Flußbadeanstalt Wröhmännerstraße 20 (Spandau) wird durch Bombenabwurf und Brand vollständig zerstört. Sie wurde nach dem Kriege nicht wieder aufgebaut.
28. 03. Fünf Wochen vor Kriegsende erlebt Spandau mit einem zwei Stunden dauernden pausenlosen Bombardement die schwersten Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges.
03. 04. Das Gebäude des Gymnasiums zum Grauen Kloster (Mitte) wird durch eine Luftmine zerstört.
05. 04. Die Veröffentlichung von Richtlinien zur Volksernährung durch die NSDAP dokumentiert die katastrophale Versorgungslage der Berliner Bevölkerung. Als wichtige Nahrungsmittel wurden u.a. Kastanien, Eicheln, Klee, Luzerne, Frösche und Schnecken empfohlen.
09. 04. Der evangelische Geistliche und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer wird in Flossenbürg durch den Strang hingerichtet. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Kirchhof der Dorotheenstädtischen und der Friedrichswerderschen Gemeinde, Chausseestraße 126.
14. 04. Reichskanzler Adolf Hitler erläßt folgenden, offiziell auf den 16. April, den Tag des Beginns der Offensive der Roten Armee gegen Berlin, datierten Tagesbefehl an die Ostfront: »Berlin bleibt deutsch, Wien wird wieder deutsch ...«.
15. 04. Die Mitglieder der Staatskapelle veranstalten ein letztes Opernkonzert, bevor es zu den entscheidenden Kämpfen um Berlin kommt.
16. 04. Am frühen Morgen eröffnen die 1. Belorussische Front unter dem Oberbefehl von Marschall Georgi K. Shukow und die 1. Ukrainische Front unter Marschall I. S. Konew die seit Wochen erwartete Offensive gegen Berlin.
20. 04. Das alte Bewag-Netz ist in seiner Gesamtheit den letzten Tag in Betrieb.
20. 04. In Berlin wird der Belagerungszustand ausgerufen. Damit ging die zivile Gewalt an den Kampfkommandanten über.
20. 04. Die ersten Granaten sowjetischer Ferngeschütze schlagen im Berliner Stadtzentrum ein.
20. 04. Berlin erlebt den letzten strategischen Bombenangriff der westalliierten Luftwaffenverbände.
20. 04. Die BVG-Personenschiffahrt von Kladow aus muß eingestellt werden.
20. 04. Im Bunker der Reichskanzlei (Voßstraße, Mitte) nimmt Adolf Hitler die Gratulationen zu seinem 56. Geburtstag entgegen. Danach verließen bis auf Hitler, Goebbels und Bormann die meisten Funktionsträger der Regierung und der NSDAP Berlin.
21. 04. Der Volksgerichtshof verläßt Berlin fluchtartig.
21. 04. Im Werk der Schering AG in der Müllerstraße (Wedding) besteht eine Notbelegschaft unter Führung des Vorstandsmitglieds Dr. Reinhard Clerc.
21. 04. Im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) läßt Reichsminister Dr. Joseph Goebbels ungeachtet des Artilleriebeschusses Arien aus Guiseppe Verdis Oper »Tosca« vortragen.
21. 04. Die gesamten öffentlichen Verkehrsmittel der Reichshauptstadt dürfen nur noch mit besonderem Berechtigungsausweis benutzt werden.
21. 04. Sowjetische Truppen sowie polnische Einheiten erreichen im Norden und Osten Berlin und besetzen Frohnau, Niederschönhausen und Dörfer im Verwaltungsbezirk Lichtenberg.
21. 04. In Sachsenhausen bei Oranienburg befreien sowjetische und polnische Soldaten die Häftlinge im Konzentrationslager.
21. 04. Der letzte mit Kohle beladene Güterzug vor Kriegsende trifft im Berliner Westhafen (Tiergarten) ein.
22. 04. Die Berliner Graphikerin, Bildhauerin und Zeichnerin Käthe Kollwitz stirbt in Moritzburg bei Dresden. Sie wurde u.a. bekannt durch die Zyklen »Der Weberaufstand« und »Der Bauernkrieg«. Sie war als erste Frau Mitglied der Preußischen Akademie der Künste.
22. 04. Letztmalig vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges erreicht ein Postgüterzug den 1913 eröffneten Postbahnhof Luckenwalder Straße.
22. 04. Die Gestapobeamten, die im Jüdischen Krankenhaus stationiert waren, fliehen.
22. 04. In Wilhelmshagen setzt der sowjetische Kommandant den Kommunisten Jakob Weber als Ortsbürgermeister ein.
22. 04. Die letzte Ausgabe der Zeitschrift »Das Reich« erscheint in Berlin.
22. 04. Sowjetische Truppen dringen unter schweren Verlusten vom Nordosten in die Berliner Stadtbezirke Pankow, Weißensee und Lichtenberg ein, und vom Süden her besetzen sie Schönefeld, Treptow, Schöneiche-Fichtenau, Rahnsdorf und Friedrichshagen.
22. 04. Nachdem sich der Volksgerichtshof am 21. April aufgelöst hatte, verlangt Gustav Noske, der in Moabit im Gefängnis sitzt, vom Gefängnisdirektor seine Freilassung und wird entlassen.
22. 04. Mit 1 400 Löschfahrzeugen verläßt der größte Teil der Berliner Feuerwehr befehlsgemäß die Stadt.
23. 04. Schloß und Park Friedrichsfelde (Lichtenberg) werden durch die Rote Armee besetzt.
23. 04. Obwohl der Volksgerichtshof nicht mehr existiert, werden in der Nacht vom 22. zum 23. April 15 politische Gefangene aus dem Zellengefängnis Lehrter Straße in Moabit geholt und durch Genickschüsse getötet. Unter den Opfern war auch Klaus Bonhoeffer.
23. 04. In einer Ausgabe der Frontzeitung »Der Panzerbär« werden die Verteidiger des inneren Berlins aufgefordert, jeden »Verräter« zu erschießen oder aufzuhängen und »mit allen Kräften ihre Stellungen« zu halten.
23. 04. Auf dem Gelände der Schering AG in der Müllerstraße (Wedding) schlagen erstmals russische Granaten ein.
23. 04. Durch Artilleriebeschuß sowjetischer Einheiten werden die öffentlichen Verkehrsmittel fast vollständig ausgeschaltet.
23. 04. Joseph Goebbels als Reichsverteidigungskommissar erläßt den Befehl, Berlin bis zum Letzten zu verteidigen.
23. 04. Sowjetische Truppen erobern Pankow, Frohnau, Schöneweide, Karlshorst und Köpenick. Umkämpft waren Neukölln, Tempelhof und Zehlendorf.
23. 04. Die sowjetische Armee besetzt den Flugplatz Johannisthal. Von dort aus wurden am Folgetag mit einem 40 Minuten andauernden Geschützfeuer die deutschen Verteidigungsstellungen der Berliner Innenstadt beschossen.
23. 04. Der Kommunist Erwin Hübenthal wird vom sowjetischen Militärkommandanten als Ortsbürgermeister von Friedrichsfelde eingesetzt.
23. 04. Sowjetische Truppen besetzen die nahezu unzerstörte Festungspionierschule der Wehrmacht an der Zwieseler Straße (Lichtenberg). Sie wurde Sitz der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD).
23. 04. Laut Befehl des Kriegsrates der 1. Belorussischen Front werden für die Berliner Bevölkerung 6 000 t Mehl, 1 250 t Fleisch, 75 t Schweinespeck, 12 000 t Kartoffeln, 550 t Salz, 500 t Zucker und 65 t Kaffee aus Armeebeständen zur Verfügung gestellt.
23. 04. Angehörige der Waffen-SS erhängen am Gitter der Buchhandlung unter dem Stadtbahnbogen Friedrichstraße zwei junge Soldaten, weil sie ihr »Sturmgeschütz nicht in dem Zustand gehalten« hatten, »wie es der Führer befahl«.
24. 04. In Wilhelmshagen beginnen Angehörige der sowjetischen Armee, an die Kinder Mittagessen auszugeben.
24. 04. Die sowjetische 4. Gardepanzerarmee unter Generaloberst Leljuschenko erzwingt südöstlich von Potsdam den Havelübergang und drängt die deutsche 12. Armee, die von Hitler in Berlin erwartete »Entsatzarmee Wenck«, zur Elbe ab.
24. 04. Generaloberst Nikolai E. Bersarin wird zum ersten sowjetischen Stadtkommandanten des noch schwer umkämpften Berlin ernannt. Die Kommandantur erhielt ihren Sitz in den Häusern Alt-Friedrichsfelde 1-3 (Lichtenberg).
24. 04. Die Gebäude der Veterinärmedizinischen Fakultät auf dem Gelände der ehemaligen Tierärztlichen Hochschule geraten unter Beschuß, wobei die Kuppel des historisch wertvollen Institutsgebäudes für Lebensmittelhygiene stark beschädigt wird.
24. 04. Der »Völkische Beobachter« stellt als letzte Berliner Tageszeitung wegen der Kämpfe um Berlin sein Erscheinen ein.
24. 04. Die erste Ortsverwaltung in Fronau wird vom russischen Kommandanten in Reinickendorf, Oberstleutnant Pawlenkow, eingesetzt.
24. 04. General Wassili I. Tschuikow verlegt seinen Armeestab nach Johannisthal.
24. 04. Das Gelände der Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof wird von der Roten Armee kampflos besetzt. Diese begann nach Bestandsaufnahme mit der Demontage bzw. Zerstörung der Forschungsanlagen.
24. 04. Die sowjetische Armee überquert in Zehlendorf den Teltowkanal und überrennt die dort vom Volkssturm besetzten Stellungen.
24. 04. Das erste Garderegiment der 1. Belorussischen Front erreicht nach Überqueren der Spree Niederschöneweide.
24. 04. Sowjetische Truppen rücken in Zehlendorf, Lichterfelde und Tempelhof ein.
25. 04. Beim Beschuß der Werksanlagen der Schering AG in der Müllerstraße (Wedding) kommt ein Mitarbeiter der Notbelegschaft ums Leben, zwei Mitarbeiter wurden verwundet.
25. 04. Am Flakbunker im Friedrichshain finden die letzen Kämpfe statt. Mehr als die Hälfte der Gebäude im Verwaltungsbezirk Friedrichshain waren durch Bomben und Artilleriefeuer zerstört worden.
25. 04. Der sowjetische Kriegskommandant ernennt Schulze-Gebert zum Bezirksbürgermeister in Zehlendorf.
25. 04. Auf sowjetischen Befehl und unter sowjetischer Kontrolle wird im Ortsteil Karlshorst wieder eine deutsche Verwaltung organisiert.
25. 04. Infolge von Kampfhandlungen in der Berliner Innenstadt wird die Stromversorgung für die letzte betriebene U-Bahn-Linie Wittenbergplatz - Ruhleben gegen 18.00 Uhr abgeschaltet.
25. 04. Verbände der Roten Armee besetzen das Weddinger Rathaus.
25. 04. Die sowjetischen Militärkommandanten setzen den Kommunisten Georg Neumann als Ortsbürgermeister von Johannisthal ein.
25. 04. Die sowjetischen Militärkommandanten setzen den Kommunisten Jakob Kaszewski als Bezirksbürgermeister von Weißensee ein.
25. 04. Mit der Vereinigung sowjetischer Truppen bei Ketzin ist der Ring um Berlin geschlossen.
26. 04. Der Mineraloge Walter Schmidt, seit 1930 Dozent an der Technischen Hochschule zu Berlin, im April 1945 zum Volkssturm einberufen, wird in der Nähe seiner Wohnung erschossen aufgefunden.
26. 04. Staaken (Spandau) wird von sowjetischen Truppen eingenommen.
26. 04. In Berlin tauchen die ersten Plakate auf, denen zufolge Generaloberst Nikolai E. Bersarin zum Kommandanten von Berlin ernannt wurde. Die Ernennung war am 24. Mai erfolgt.
27. 04. Das Magazin der Landwirtschaftlichen Abteilung der Universitätsbibliothek brennt nach einem Angriff völlig aus.
27. 04. Truppen der Roten Armee besetzen Teile der Spandauer Altstadt, der Wilhelmstadt sowie Gartenfeld und Siemensstadt.
27. 04. Der Zehlendorfer Ortsteil Dahlem wird von der Roten Armee besetzt.
27. 04. Sowjetische Soldaten erreichen das Hallesche Tor (Kreuzberg).
27. 04. Auf Befehl des sowjetischen Militärkommandanten wird die frühere Ortsamtsstelle Mariendorf als Bürgermeisteramt wiedererrichtet.
27. 04. Einheiten der sowjetischen Armee besetzen das Druckhaus Tempelhof.
28. 04. Der sowjetische Militärkommandant setzt Karl Schröder als ersten Nachkriegsbürgermeister des Verwaltungsbezirks Wedding ein.
28. 04. Der sowjetische Generaloberst Nikolai E. Bersarin wird zum Stadtkommandanten von Berlin ernannt und übernimmt mit dem Befehl Nr. 1 die administrative und politische Gewalt in der Stadt. Bersarin ordnete u.a. sofort die Schließung aller Druckereien an.
28. 04. Am Alexanderplatz werden heftige Gefechte zwischen sowjetischen und deutschen Einheiten geführt, die erst am nächsten Tag zum Rückzug gezwungen werden. Der Anhalter Bahnhof fiel in die Hände der Roten Armee.
28. 04. Eines der ältesten Häuser der Stadt, das 1571 errichtete Gebäude des »Gasthauses zum Nußbaum« in der Fischerstraße, wird während der Kämpfe in der Innenstadt zerstört.
28. 04. Stadtkommandant Generaloberst Nikolai Bersarin ordnet in seinem »Befehl Nr. 1« u.a. die Auflösung der NSDAP, der Gestapo, der SA, der SS, der Hitlerjugend und weiterer Naziorganisationen, nächtliche Ausgangssperre sowie Waffenablieferung an.
28. 04. Die militärische Besetzung des Verwaltungsbezirkes Wedding wird beendet.
29. 04. Infolge der Kriegshandlungen stürzt der große Schornstein mit Wasserbehälter der Schering A.G., das Wahrzeichen des Weddings, ein.
29. 04. Im Zuge der Besetzung der Versuchsanstalt für Luftfahrt durch die Rote Armee wird der Wissenschaftliche Leiter, Ingenieur Professor Günther Bock, in Haft genommen und nach Rußland verbracht.
29. 04. Das Werk der Schering AG in der Müllerstraße (Wedding) wird als letztes der Schering-Werke von sowjetischen Truppen besetzt.
29. 04. Es erscheint die letzte Ausgabe der Berliner Frontzeitung »Der Panzerbär«.
29. 04. In Karlshorst wird die elektrische Stromversorgung wiederaufgenommen.
29. 04. Adolf Hitler unterschreibt um 4.00 Uhr in der Reichskanzlei (Voßstraße, Mitte) sein politisches sowie sein privates Testament.
29. 04. In Berlin erscheint die letzte Ausgabe der 1891 vom Ullstein-Verlagshaus gegründeten und 1934 von Goebbels im »Deutschen Verlag« herausgegebenen »Berliner Illustrirten Zeitung«.
29. 04. Um den Stadtkern von Berlin werden erbitterte Kämpfe geführt.
29. 04. Das Ostendtheater (Rose-Theater) in der Großen Frankfurter Straße 132 (Friedrichshain) geht bei den Kämpfen um Berlin in Flammen auf.
29. 04. Adolf Hitler und Eva Braun unterschreiben in der Berliner Reichskanzlei (Voßstraße, Mitte) die Heiratsurkunde.
29. 04. Der sowjetische Bezirkskommandant ernennt M. Ohm zum Bezirksbürgermeister von Neukölln.
30. 04. In den frühen Morgenstunden beginnt der Angriff auf den Reichstag. Sowjetische Truppen besetzten das Reichstagsgebäude. Um die Reichskanzlei fanden heftige Straßenkämpfe statt.
30. 04. Adolf Hitler und Eva Braun, die in der Nacht zuvor noch geheiratet haben, vergiften sich in der Reichskanzlei in der Voßstraße (Mitte). Ihre Leichen wurden von SS-Männern mit Benzin übergossen und angezündet.
30. 04. Durch die Explosion eines sowjetischen Tanklastwagens vor dem Alten Museum am Lustgarten (Mitte) geht das ohnehin stark beschädigte Gebäude in Flammen auf.
30. 04. Der sowjetische Bezirkskommandant ernennt Dr. W. Kramm zum Bezirksbürgermeister von Tempelhof.
30. 04. Sowjetische Einheiten richten auf dem Werksgelände der Schering AG in der Müllerstraße (Wedding) eine Granatwerferstellung ein.
30. 04. Der sowjetische Bezirkskommandant ernennt Erdmann zum Bürgermeister des Ortteils Marienfelde.
01. 05. Nach den Kämpfen, die am 30. April um das Regierungsviertel begonnen hatten, hissen in den frühen Morgenstunden Soldaten der Roten Armee auf der Kuppel des schwer beschädigten Reichstagsgebäudes (Tiergarten) die Rote Fahne.
01. 05. Im Stadtbezirk Treptow sind nur noch 30 % des ursprünglich vorhandenen Wohnraumes verfügbar.
01. 05. Dr. Joseph Goebbels, Gauleiter der NSDAP und Verteidigungskommissar von Berlin, und seine Frau Magda - die zuvor mit Zustimmung ihres Mannes ihre sechs Kinder ermordete - begehen im Bunker der Reichskanzlei (Voßstraße, Mitte) Selbstmord.
01. 05. Truppen der Roten Armee feiern auf dem Wörther Platz (ab 7. Oktober 1947 Kollwitzplatz) ein Siegesfest.
01. 05. In Wilmersdorf konstituiert sich eine antifaschistische Bezirksverwaltung. Sie wurde vom sowjetischen Kommandanten bestätigt.
01. 05. Kommunisten organisieren eine erste öffentliche Versammlung des Stadtbezirks Friedrichshain nach dem Krieg vor dem Lokal »Schreinerhof«.
01. 05. In Berlin-Tempelhof beginnen Waffenstillstandsverhandlungen zwischen General Hans Krebs und dem sowjetischen Generaloberst Wassili I. Tschuikow.
01. 05. Die sowjetische Armee erobert nach schweren Kämpfen am Auguste-Viktoria-Platz und in der Budapester Straße (Charlottenburg) die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und deren Umgebung.
01. 05. Der sowjetische Bezirkskommandant ernennt Paul Richter zum Bezirksbürgermeister von Reinickendorf.
02. 05. Sowjetische Soldaten hissen um 7.00 Uhr die Siegesfahne auf dem Brandenburger Tor.
02. 05. In Charlottenburg setzt der sowjetische Bezirkskommandant Walter Kilian als Bezirksbürgermeister ein.
02. 05. SS-Truppen sprengen die Tunneldecke im unterirdischen Teil der Nord-Süd-S-Bahn-Verbindung unter dem Landwehrkanal. Späteren Untersuchungen zufolge kamen von den Menschen, die im Tunnel Zuflucht gesucht hatten, etwa 100 ums Leben.
02. 05. In Berlin stirbt der Chemiker Carl Friedrich Walther Mathesius. Mathesius war von 1904 bis 1929 Professor für Eisenhüttenkunde an der Technischen Hochschule zu Berlin.
02. 05. Volkskomitees beginnen mit Genehmigung der Roten Armee ein System von Block-, Straßen- und Hausvertrauensleuten aufzubauen, um die Befehle der sowjetischen Truppen realisieren zu können.
02. 05. Gegen 15.00 Uhr schweigen in Berlin die Waffen. Der Kampfkommandant und letzte Stadtkommandant von Berlin, General Helmuth Weidling, hatte bereits am Morgen den Widerstand gegen die Rote Armee einstellen lassen und die Kapitulationsurkunde unterzeichnet.
02. 05. Eine sowjetische Militärkommission besucht die Schering-Werke und veranlaßt die Herstellung von Penicillin und weiteren Arzneimitteln.
02. 05. Der Berliner Stadtkommandant, General Helmuth Weidling, unterzeichnet im Gefechtsstand von Generaloberst Tschuikow, in einer Erdgeschoßwohnung am Schulenburgring 2 (Tempelhof), die bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen in Berlin.
03. 05. Der amtierende Bürgermeister Spandaus, Fritz Warsow, weist die Spandauer Bevölkerung an, innerhalb von 24 Stunden alle Lebensmittel abzuliefern, die sie durch Plünderung an sich gebracht hatte.
03. 05. Eine Statistik weist aus, daß durch Kriegseinwirkungen in Berlin 85 Brücken über Wasserstraßen zerstört wurden. 251 Schiffswracks lagen auf dem Grund der Seen, Flüsse und Kanäle.
03. 05. Auf Befehl des sowjetischen Kommandanten beginnt der Aufbau des Bezirksamtes Prenzlauer Berg. Bürgermeister wurde Gustav Degner (KPD). Seine Stellvertreter waren Max Kreuziger (SPD) und Georg Kautz (KPD).
03. 05. In Schmargendorf wird der Schauspieler Walter Franck stellvertretender Unterbürgermeister.
03. 05. Auf Befehl des sowjetischen Bezirkskommandanten von Wedding beginnen Einwohner mit der Beseitigung des Trümmerschutts von den Straßen.
03. 05. Nach Beendigung der Kriegshandlungen ist Berlin ohne Trinkwasser, Strom und Gas. Von dem über 7 000 km langen Gasrohrnetz waren noch etwa 14 km, d.h. 0,9 %, betriebsfähig.
03. 05. Die sowjetische Kommandantur für Berlin mit Sitz in Alt-Friedrichsfelde (Lichtenberg) hat Ärzte aus allen 20 Berliner Stadtbezirken geladen, um mit ihnen über Sofortmaßnahmen im Gesundheitswesen zu beraten.
04. 05. Der Behelfssender in Tegel (später Berliner Rundfunk) sendet erstmals Aufrufe und Nachrichten.
04. 05. Die sowjetische Besatzungsmacht erteilt der Schering AG in Berlin den Befehl, die Arzneimittelproduktion wieder aufzunehmen.
04. 05. Sowjetische Aufklärer finden und identifizieren die Leichen von Adolf Hitler und Eva Braun im Bunker der Reichskanzlei (Voßstraße, Mitte).
04. 05. Das Oberkommando der deutschen Wehrmacht meldet das Ende der Kampfhandlungen um Berlin.
05. 05. Die sowjetische Stadtkommandantur ordnet eine provisorische Regelung der Lebensmittelversorgung an. Die Rationen betrugen für Erwachsene pro Tag 200 g Brot, 10 g Zucker, 25 g Fleisch, 10 g Salz, 400 g Kartoffeln, 2 g Kaffee.
06. 05. Die sowjetische Bezirkskommandantur ernennt Ferdinand Grändorf zum Bezirksbürgermeister von Schöneberg.
07. 05. Nachdem die Produktion am 4. Mai bei der Schering AG begonnen hatte, werden erstmals Arzneimittel an Apotheken für die Berliner Bevölkerung abgegeben.
07. 05. Der Bezirksbürgermeister von Treptow weist die Bürgermeister der Ortsteile Baumschulenweg, Johannisthal, Niederschöneweide, Adlershof, Alt-Glienicke und Bohnsdorf an, Säuglinge über Bezugsschein mit täglich 1/2 l Milch sicher zu versorgen.
07. 05. In der Zehlendorfer Pauluskirche konstituiert sich die Evangelische Kirche für Berlin und Brandenburg neu. Leiter des Konsistoriums war der bisherige Generalsuperintendent der Kurmark, D. Dr. Otto Dibelius, der den Titel Bischof annahm.
07. 05. Generalsuperintendent D. Dr. Otto Dibelius wird vom sowjetischen Stadtkommandanten Nikolai Bersarin empfangen und als Vorsitzender der evangelischen Kirche anerkannt.
07. 05. Der Bezirksbürgermeister von Treptow weist die versuchsweise Aufnahme eines Botenverkehrs zu den einzelnen Ortsamtsstellen an.
07. 05. Der sowjetische Stadtkommandant Nikolai E. Bersarin ernennt den Reichsminister a. D. Dr. Andreas Hermes zum Beauftragten für das Ernährungswesen in Berlin.
07. 05. Das Gaswerk Lichtenberg nimmt als erstes der Berliner Gaswerke die Produktion wieder auf, nachdem zum Ende der Kampfhandlungen in Berlin alle acht Gaswerke weitgehend betriebsunfähig waren.
07. 05. Der sowjetische Bezirkskommandant bestätigt Fritz Bachmann als Bezirksbürgermeister von Tiergarten. Das Bezirksamt begann am selben Tag seine Tätigkeit mit einer Ansprache Bachmanns.
08. 05. Der sowjetische Bezirkskommandant ernennt Nicolai Kickull zum Bezirksbürgermeister von Kreuzberg.
08. 05. In Wedding wird der Kommunist Hans Scigalla als Bürgermeister eingesetzt.
08. 05. In der Rheinsteinstraße (Karlshorst), im Offizierskasino der Festungspionierschule, wird die bedingungslose Kapitulation Hitlerdeutschlands unterzeichnet.
08. 05. Mit einem Befehl der sowjetischen Kommandantur werden die Grenzen des Verwaltungsbezirks Mitte neu festgelegt. Dadurch kam vorübergehend die ehemalige Reichsdruckerei, die vorher im Verwaltungsbezirk Kreuzberg lag, zum Verwaltungsbezirk Mitte.
08. 05. In Charlottenburg wird die erste Ehe nach Kriegsende geschlossen. Das Standesamt hatte seine Tätigkeit am 5. Mai aufgenommen. Das Brautpaar durfte zuvor nach den »Nürnberger Gesetzen« nicht heiraten.
08. 05. Das Staatliche Verteidigungskomitee der UdSSR beschließt, in Berlin und in den anderen besetzten Gebieten Lebensmittelkarten nach den Kategorien Schwerstarbeiter, Arbeiter, Angestellter, Kinder und sonstige Bevölkerung auszugeben.
09. 05. Der sowjetische Bezirkskommandant ernennt Dr. Bruno Willenbücher zum Bezirksbürgermeister von Wilmersdorf.
09. 05. Nach ersten Versuchen zur Bildung des Magistrats durch den Beauftragten des sowjetischen Stadtkommandanten, G. Gundelach, beginnen Gespräche zwischen dem Stadtkommandanten und Vertretern verschiedener politischer Richtungen und öffentlicher Gruppen.
09. 05. Die Zerstörungen der Verkehrsanlagen in Berlin sind verheerend. 1 118 S-Bahn-Wagen waren beschädigt, 420 Straßenbahnwagen total zerstört, von 900 Omnibussen waren nur noch 18 fahrtüchtig.
10. 05. Dr. Werner Wittgenstein wird vom sowjetischen Bezirkskommandanten zum Bezirksbürgermeister von Zehlendorf ernannt.
10. 05. Der Bezirksbürgermeister von Treptow weist alle Ortsamtsstellen an, durch die Nationalsozialisten umbenannte Straßen auf ihre Namen vor 1933 rückzubenennen. Für neue Straßen sollten unpolitische Namen gewählt werden.
11. 05. Ab sofort müssen von jedem Ortsamtsbezirk in Treptow 150 Mann für ca. vier bis fünf Tage gestellt werden, um Kartoffeln abzuladen. Diese Leute sollten sich entsprechend anziehen und Körbe bzw. Eimer mitbringen. Verpflegung für diese Tage wurde gestellt.
11. 05. Rabbiner Martin Riesenburger hält den ersten Freitagsgottesdienst nach Kriegsende in der Kapelle des Jüdischen Friedhofs in Weißensee.
11. 05. In der Synagoge des Jüdischen Krankenhauses in Berlin-Wedding findet der erste Gottesdienst statt. Er wurde von einem sowjetischen Armee- Rabbiner zelebriert.
11. 05. Im Geburtenbuch des Jüdischen Krankenhauses, das nach der Befreiung sofort wieder der Allgemeinheit zur Verfügung steht, wird die Geburt eines Mädchens christlicher Konfession verzeichnet.
12. 05. Peter Adolf Thießen, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für physikalische Chemie in Dahlem, wird durch die Anordnung Nr. 146 vom Zehlendorfer Bezirksbürgermeister zum einstweiligen Leiter der Berliner Kaiser-Wilhelm-Institute ernannt.
12. 05. Stadtkommandant Bersarin empfängt die Kandidaten für den Magistrat, darunter Dr. A. Werner, Dr. A. Hermes, O. Geschke, J. Orlopp, Pfarrer P. Buchholz und Prof. F. Sauerbruch, und stimmt den ausgearbeiteten Vorschlägen zum Aufbau der Stadtverwaltung zu.
13. 05. Dr. Arthur Werner wird durch den sowjetischen Stadtkommandanten als Oberbürgermeister der Stadt Berlin eingesetzt.
13. 05. KPD-Funktionäre aus allen Berliner Stadtbezirken treffen sich mit Walter Ulbricht.
13. 05. Die vom Stadtkommandanten Nikolai Bersarin ausgewählten Kandidaten für den Magistrat werden durch den Oberbefehlshaber der sowjetischen Militärverwaltung, Marschall Georgi K. Shukow, bestätigt.
13. 05. Ein öffentliches Konzert des Berliner Kammerorchesters unter dem Dirigat von Hans von Benda im Bürgersaal des Schöneberger Rathauses markiert den Neubeginn des Berliner Musiklebens nach dem Kriege.
13. 05. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges beginnt der Rundfunksender Berlin aus dem Sender Berlin-Tegel - zunächst nur für eine Stunde - wieder zu senden. Ab 15. Mai wurde unter dem Namen Berliner Rundfunk aus der Masurenallee (Charlottenburg) gesendet.
13. 05. Mit einer Linie in Zehlendorf nehmen die Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG) den Omnibusverkehr nach dem Kriege wieder auf.
13. 05. Der Maschinenbauingenieur Otto Stolzenberg stirbt in Potsdam. Stolzenberg war als Dozent im Gewerbe- und Berufsschulbereich an Berliner Einrichtungen tätig. 1921 erschien sein Werk »Maschinenbau« in zwei Bänden.
14. 05. Sechs Lichtspieltheater des Bezirks Prenzlauer Berg zeigen wieder Kinoprogramme. Zur Aufführung gelangten zunächst nur unsynchronisierte sowjetische Filme.
14. 05. Auf Veranlassung des sowjetischen Stadtkommandanten Nikolai Bersarin und unter Leitung des sowjetischen Beauftragten für Kunstschaffen, Direktor Herzberg, findet eine Zusammenkunft Berliner Kulturschaffender statt.
14. 05. Die US-Regierung übergibt die Direktive JCS 1067/6 (Joint-Chiefs of Staff) und damit die Richtlinien für die amerikanische Militärverwaltung in Deutschland (und Berlin) an den Oberkommandierenden der amerikanischen Besatzungstruppen.
14. 05. Die erste Berliner U-Bahn-Linie nach dem Kriege wird in Neukölln zwischen Hermannplatz und Leinestraße wieder in Betrieb genommen.
14. 05. Albert Vögler, Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, geht in einem Dorf bei Dortmund in den Freitod.
14. 05. Die gesamte arbeitsfähige männliche Einwohnerschaft Spandaus wird aufgefordert, sich täglich um 8.00 Uhr zum Arbeitseinsatz zu sammeln.
15. 05. Die Sparkasse der Stadt Berlin wird wieder für den Publikumsverkehr geöffnet.
15. 05. Ein Befehl des Stadtkommandanten von Berlin, Nikolai Bersarin, erlaubt der Berliner Bevölkerung, sich fortan von 5.00 bis 22.30 Uhr frei in der Stadt zu bewegen. Die Verdunkelung war zu beseitigen.
15. 05. Der Rundfunksender Radio Berlin übersiedelt aus dem Sendehaus Tegel in das Haus des Rundfunks in der Masurenallee (Charlottenburg) und wird kurz darauf in Berliner Rundfunk umbenannt.
15. 05. Die erste Nummer der Zeitung »Tägliche Rundschau, Frontzeitung für die deutsche Bevölkerung« erscheint in Berlin. An dieser Zeitung, dem offiziellen Organ der sowjetischen Militärbehörde, arbeiteten auch deutsche Journalisten.
15. 05. Ab 8.00 Uhr beginnt die einheitliche Lebensmittelversorgung für die Berliner, nachdem am Vortage die Ausgabe neuer Lebensmittelkarten angelaufen war.
15. 05. Das Berliner Gewerkschaftshaus am Engeldamm (Mitte) wird als Notkrankenhaus genutzt.
16. 05. Eine Magistrats-Botenpost für dienstliche Belange wird eröffnet.
16. 05. Als Ersatz für die Straßenbahnlinie 60 wird die erste Omnibuslinie der Berliner Verkehrs-Gesellschaft (BVG) nach dem Kriege vom Königstor (Prenzlauer Berg) nach Weißensee in Betrieb genommen.
16. 05. Anläßlich des 99. Stiftungstages des Berliner akademischen Vereins »Hütte« treffen sich drei »Hüttenbrüder« und beschließen, den Verein wieder aufleben zu lassen.
16. 05. Auf Befehl des sowjetischen Marschalls Georgi K. Shukow übernimmt Ernst Kehler die Leitung des Post- und Fernmeldewesens in Berlin. Die Berliner Post wurde damit aus der ehemaligen Reichspost herausgelöst.
16. 05. Das Organisationskomitee der freien Gewerkschaften und des Allgemeinen Freien Angestellten-Bundes tritt erstmals in der Kantstraße 125 (Charlottenburg) unter Vorsitz von Hermann Schlimme zusammen.
16. 05. Der Petrograph Ferdinand Bernauer, von 1923 bis 1945 Petrograph an der Technischen Hochschule zu Berlin, stirbt in Berlin an den Folgen einer Verletzung, die er bei einem Bombenangriff erlitt.
16. 05. Der Berliner Rundfunk nimmt um 12.00 Uhr den regelmäßigen Sendebetrieb wieder auf.
17. 05. Die Berliner Polizei erfährt durch die Errichtung eines Polizeipräsidiums eine Zentralisierung. Leiter wurde Paul Markgraf als Polizeipräsident. Sitz der Behörde war das Gebäude Linienstraße 83-85 (Mitte).
17. 05. Der Chirurg Ferdinand Sauerbruch wird Stadtrat und Leiter der Abteilung Gesundheitsdienst im Magistrat.
17. 05. Der Magistrat, Abteilung Handel und Handwerk, ordnet eine Bereinigung von Handels- und Handwerksbetrieben an, wobei für die Zulassung von Betrieben und leitenden Mitarbeitern politische Zuverlässigkeit, fachliche Eignung und die Nachfrage gelten.
17. 05. Der von den sowjetischen Militärbehörden eingesetzte Magistrat nimmt seine Tätigkeit auf. Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Dr. Arthur Werner, wurden Karl Maron, Paul Schwenk und Karl Schulz (früher KPD) sowie Dr. Andreas Hermes (früher Zentrum).
17. 05. Die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn (Kleinbahn: Hermannstraße, Britz, Buckow, Rudow ... nach Mittenwalde) ist als erste Bahn im Raum Berlin-Brandenburg nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges repariert und nimmt den Personenverkehr auf.
17. 05. Die Seifenfabrik Erhardt in Weißensee wird durch den Bezirkskommandanten, Leunant Saizew, an den Vertreter des Bezirksamtes Weißensee, Grossmann, mit zugehörigem Protokoll übergeben.
18. 05. Der Stadtkommandant von Berlin, Generaloberst Nikolai Bersarin, erläßt einen Befehl zur Belebung der wirtschaftlichen Tätigkeit.
18. 05. Der sowjetische Stadtkommandant, Generaloberst Nikolai E. Bersarin, fordert die politisch nicht belasteten Richter und Staatsanwälte auf, mit der Organisation des Gerichtswesens zu beginnen.
18. 05. Im Großen Sendesaal des Funkhauses in der Masurenallee (Charlottenburg) findet das erste öffentliche Konzert des Orchesters des Deutschen Opernhauses nach dem Kriege statt. Im überfüllten Raum waren Werke von Mozart, Beethoven und Tschaikowski zu hören.
18. 05. Erstmals wird nach Kriegsende wieder Post zwischen den Postämtern N 4 (Stettiner Bahnhof/Nordbahnhof), NW 7 (Dorotheenstraße), O 17 (Mühlenstraße) und Berlin-Charlottenburg 2 befördert.
19. 05. Generalleutnant Saweniagin wirbt Manfred von Ardenne nach einer Besichtigung der Laboratorien in Lichterfelde für den Aufbau und die Leitung eines technisch-physikalischen Forschungsinstituts in Sinop bei Suchumi.
19. 05. Das Statistische Amt Berlins nimmt seine Tätigkeit wieder auf.
19. 05. Das Gaswerk Neukölln nimmt die Gasproduktion teilweise wieder auf.
19. 05. Nachdem eine Kommission der Roten Armee am 2. Mai befohlen hat, in der Schering AG die Penicillinproduktion wieder aufzunehmen, gelingt es unter großen Anstrengungen, erste Mengen dieses Präparates zu liefern.
19. 05. Der sowjetische Stadtkommandant Nikolai Bersarin führt im Neuen Stadthaus in der Parochialstraße 1-3 (Mitte) den Magistrat von Groß-Berlin als Gesamtberliner Verwaltung offiziell in sein Amt ein. Dieser Magistrat arbeitete bis zum 5. Dezember 1946.
20. 05. Laut Befehl des Stadtkommandanten von Berlin, Generaloberst Nikolai Bersarin, ist »bis zu besonderen Anweisungen in der Stadt Berlin nach Moskauer Zeit zu arbeiten«. Die Uhren wurden um zwei Stunden vorgestellt.
20. 05. Die ersten Straßenbahnen nach dem Kriege verkehren zwischen Schöneweide und Treptow sowie in Tegel. Die fehlenden Fensterscheiben waren durch Pappe ersetzt.
20. 05. Der am Vortage durch den sowjetischen Stadtkommandanten Generaloberst Nikolai E. Bersarin in sein Amt eingeführte Magistrat tritt zu seiner ersten Arbeitsberatung zusammen. Sein Sitz befand sich im Neuen Stadthaus, Parochialstraße 1-3 (Mitte).
20. 05. Im Stadion Berlin-Lichtenberg findet vor 10 000 Zuschauern das erste Fußballspiel nach dem Kriege statt.
20. 05. Für das Gerichtswesen und die Staatsanwaltschaft werden durch den Magistrat leitende Organe eingerichtet. Generalstaatsanwalt wurde Dr. Kynast; Präsident des Stadtgerichts wurde Prof. Dr. Kanger.
21. 05. Der sowjetische Bezirkskommandant ernennt Jens Nydahl zum neuen Bezirksbürgermeister von Tempelhof, nachdem dessen Vorgänger, Dr. Willy Kramm, sein Amt wegen Zugehörigkeit zur NSDAP aufgeben mußte.
21. 05. Der sowjetische Militärkommandant für den Bezirk Wedding setzt sich für die Herstellung von Selterswasser, Fruchtsäften und Kwas ein.
21. 05. Die ersten Exemplare der zunächst von der Roten Armee herausgegebenen »Berliner Zeitung« werden ausgeliefert. Die Zeitung fungierte ab 20. Juli als offizielles Organ des Berliner Magistrats. Chefredakteur war Rudolf Herrnstadt (KPD).
21. 05. Der Berliner Rundfunk bringt wieder ganztägig seine Sendungen. Er war auf der Frequenz 356 Meter = 841 kHz zu empfangen.
21. 05. An die Bezirksbürgermeister ergeht von der Abteilung Sozialfürsorge des Magistrats die Aufforderung, ehemalige politische Gefangene der nationalsozialistischen Herrschaft sofort zu registrieren.
22. 05. Von der Abteilung Handel und Handwerk des Magistrats ergeht eine Empfehlung an die Bezirksbürgermeister, nazistisch gesinnten Geschäftsinhabern die Gewerbeerlaubnis zu entziehen.
22. 05. Der U-Bahn-Streckenabschnitt Alexanderplatz - Schönhauser Allee der Linie A wird als erster Teilabschnitt des Berliner U-Bahn-Netzes eingleisig wieder in Betrieb genommen.
23. 05. Die Berliner Bevölkerung wird aufgefordert, die Anordnungen der Gesundheitsverwaltung zur Beseitigung von Leichen und Tierkadavern zu befolgen, um Infektionsherde zu vermeiden.
23. 05. Die Professoren Hermann Grapow (Ägyptologe), Paul Giesecke (Jurist) und Fritz Rörig (Historiker) bitten den Philosophen und Pädagogen Eduard Spranger, die Führung der Geschäfte der Berliner Universität zu übernehmen.
24. 05. Der Magistrat führt erstmals eine Beratung mit den Bezirksbürgermeistern durch.
24. 05. Das Gaswerk Mariendorf nimmt den Betrieb auf.
24. 05. Durch Verfügung des neuen Oberbürgermeisters Dr. Arthur Werner wird das »Zentralamt der Feuerwehr« neu gebildet. Es sollte die Feuerwehr wieder aufbauen.
25. 05. Ein Befehl des sowjetischen Stadtkommandanten erlaubt dem Berliner Magistrat, die Stadtpolizei, das Gericht und die Staatsanwaltschaft zu organisieren.
25. 05. Die Staatliche Ingenieurschule Gauß nimmt den Unterrichtsbetrieb wieder auf.
26. 05. Die Berliner Philharmoniker geben unter Leo Borchard im Titania-Palast (Steglitz) ihr erstes Nachkriegskonzert. Es wurden Werke von Felix Mendelsson Bartholdy und Peter Tschaikowski aufgeführt.
26. 05. Das neu eingerichtete Amtsgericht Kreuzberg verhandelt die erste Strafsache gegen einen Angestellten, der sich einen Sack Zucker angeeignet hatte. Das Urteil lautete ein Jahr Gefängnis.
27. 05. Die erste Theatervorstellung nach dem Kriege findet im Charlottenburger Renaissance-Theater, Hardenbergstraße, statt. Gezeigt wurde der Schwank »Der Raub der Sabinerinnen«.
29. 05. E. O. Müller, Leiter der Versuchsanstalt für Luftfahrt in Adlershof, wird von der Besatzungsmacht verhaftet und in verschiedene Lager gebracht. Am 8. oder 9. März 1947 starb er im Internierungslager Buchenwald.
29. 05. Rudolf Hoecker, ehemaliger Direktor der Berliner Universitätsbibliothek, übernimmt die Leitung der Staatsbibliothek, der Universitätsbibliothek und der Bibliothek der Technischen Hochschule in Charlottenburg.
30. 05. In elf der einundzwanzig Berliner Bezirke (einschließlich Friedenau) wird die Stromversorgung wieder aufgenommen.
30. 05. Das Kulturamt Wedding, Abteilung Volkssport, teilt in der Täglichen Rundschau mit: »Wer Turnen, Spiel und Sport betreiben möchte, melde sich beim Bezirksamt Wedding, Zimmer 406, Müllerstraße 146/147.
31. 05. Im Zoologischen Garten zu Berlin leben nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg noch 91 Tiere in 45 Arten.
31. 05. An der Ingenieurschule Beuth wird die erste studentische Arbeitsgemeinschaft gebildet.
31. 05. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wird die BVG-Personenschiffahrt in Kladow wieder aufgenommen.
31. 05. Dr. Richard Münch wird vom sowjetischen Bezirkskommandanten als Bezirksbürgermeister von Spandau eingesetzt.
31. 05. Dr. Oskar Heinroth stirbt in Berlin. Der Arzt und Zoologe war ab 1911 Leiter und ab 1929 Direktor des Aquariums im Zoologischen Garten zu Berlin.
31. 05. Der Bezirksbürgermeister von Kreuzberg teilt den Abschnittsbürgermeistern in der Rundverfügung Nr. 18 mit: »Auf Anordnung des Magistrats, Berlin C, Parochialstraße 3, müssen alle Ausländer Berlin verlassen.
31. 05. Der neue Magistrat löst auf Weisung der sowjetischen Besatzungsmacht alle alten Beamtenverhältnisse auf.
01. 06. Das Theater »Tribüne« am Knie (Ernst-Reuter-Platz, Charlottenburg) wird mit einem Kleinkunstprogramm eröffnet, an dem u.a. Ilse Werner, Victor de Kowa und Günther Lüders mitwirken.
01. 06. Der Magistrat übernimmt unter der Bezeichnung »Magistrat Berlin, Staatsdruckerei« die Reichsdruckerei.
01. 06. Für Aufräumungsarbeiten wird in Treptow eine regelmäßige Bezahlung von 72 Pfennig pro Stunde geleistet.
01. 06. Das Amtsgericht Treptow nimmt seine Arbeit mit den Abteilungen Staatsanwaltschaft, Strafprozesse, Zivilprozesse und freiwillige Gerichtsbarkeit auf.
01. 06. Das »Kabarett der Komiker« wird im Leon-Saal am Lehniner Platz (Charlottenburg) u.a. mit Brigitte Mira, Peter Kreuder, Georg Thomalla und Heino Gaze mit seinem Orchester eröffnet.
01. 06. Die »Deutsche Volkspolizei« nimmt in der Stadt ihren Dienst auf. Die Polizisten trugen grüne Uniformen, Tschakos und Armbinden mit der deutschen und russischen Aufschrift »Deutsche Volkspolizei« und waren mit Holzknüppeln bewaffnet.
02. 06. Beim Berliner Magistrat wird der Leitende Ausschuß für Hochschulfragen eingesetzt, der die Eröffnung der wissenschaftlichen Einrichtungen in politischer, personeller und materieller Hinsicht vorbereiten sollte.
02. 06. In Berlin konstituiert sich ein »Arbeitsausschuß zur Vorbereitung der Wiedereröffnung der Technischen Hochschule«. Zu den Initiatoren gehörten Dr. Rudolf Wille, Prof. Carl Krafft und Dr. Helmut Stark.
02. 06. Die Wiedereröffnung der städtischen Badeanstalten wird von der Abteilung für Handel und Handwerk des Berliner Magistrats angeordnet.
02. 06. Der Bezirksbürgermeister von Treptow ordnet an, daß an Zäunen, Häusern usw. noch vorhandene Losungen des NS-Regimes zu entfernen sind.
03. 06. Unter Teilnahme von Stadtkommandant Generaloberst Nikolai Bersarin und Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner findet im Großen Sendesaal des Funkhauses in der Masurenallee (Charlottenburg) eine Kundgebung zu Ehren der Opfer des Faschismus statt.
04. 06. Im Dahlemer Harnack-Haus (Zehlendorf) beginnt Gustaf Gründgens mit den Proben zu Friedrich Schillers Drama »Die Räuber«. Zwei Tage später wurde er aus den Proben heraus vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet.
05. 06. Die Oberbefehlshaber der alliierten Besatzungsstreitkräfte unterzeichnen im sowjetischen Hauptquartier u.a. eine Vereinbarung über die Viermächte-Verwaltung der Stadt und die Einrichtung der Interalliierten Militärkommandantur für Berlin.
05. 06. Die Bezirksbürgermeister von Berlin werden angewiesen, dafür zu sorgen, daß den Rinder- und Kaninchenzüchtern Küchenabfälle unverzüglich zugeführt werden.
05. 06. Personen, die am härtesten unter der Verfolgung des NS-Systems gelitten hatten, erhalten als erste Hilfsmaßnahme des Magistrats eine einmalige Zuwendung von 450 Reichsmark.
05. 06. Die Oberbefehlshaber der alliierten Besatzungsmächte unterzeichnen im Hauptquartier von Marshall Georgi K. Shukow in Wendenschloß (Köpenick) eine Deklaration über die Übernahme sämtlicher Hoheitsrechte des Deutschen Reiches.
05. 06. Das Gaswerk Tegel nimmt seinen Betrieb wieder auf.
06. 06. Der Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens wird aus den Proben zu Friedrich Schillers Drama »Die Räuber« im Harnack-Haus (Zehlendorf) heraus vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet und im Lager Jamlitz bei Lieberose interniert.
06. 06. Die in Berlin verbliebenen ordentlichen Mitglieder der Preußischen Akademie der Wissenschaften finden sich im Gemeindehaus zu Berlin- Zehlendorf zu einer ersten Sitzung zusammen.
06. 06. Der Obmann der zu Kleinmachnow im Landkreis Teltow gehörenden Siedlung Dreilinden richtet an den Magistrat von Berlin den Antrag, die Siedlung in den Verwaltungsbezirk Zehlendorf einzugemeinden.
08. 06. Der Beauftragte des sowjetischen Stadtkommandanten, Oberstleutnant Sudakow, fordert die Schuldezernenten auf, das Schulwesen zu entnazifizieren und eine Einheitsschule aufzubauen, in der u.a. auch Religions- und Moralunterricht erteilt werden soll.
09. 06. Die Abteilung Post- und Fernmeldewesen des Magistrats gibt die ersten Briefmarken nach Kriegsende heraus. Sie hatten Werte von fünf und acht Reichspfennig, die zu einem Satz von insgesamt sieben Werten gehörten, und zeigten Motive des Berliner Bären.
09. 06. Mit dem Befehl Nr. 1 gibt Marschall Georgi K. Shukow die Errichtung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland bekannt. Die SMAD hatte ihr Hauptquartier in der ehemaligen Pionierschule der deutschen Wehrmacht in Karlshorst (Lichtenberg).
10. 06. Mit dem Befehl Nr. 2 gestattet die Sowjetische Militäradministration (SMAD) auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone die Bildung und Tätigkeit antifaschistisch-demokratischer Parteien und Organisationen, darunter freier Gewerkschaften.
11. 06. Im Berliner Betrieb Knorr-Bremse AG wird die erste KPD-Betriebsgruppe gegründet.
11. 06. Der Magistrat begrüßt den am Vortage erlassenen sowjetischen Befehl über die Zulassung demokratischer Parteien. Er befürwortete den Vorschlag des Bürgermeisters Karl Maron, vorerst nur der Arbeit der früheren großen demokratischen Parteien zuzustimmen.
11. 06. Der Magistrat legt die Arbeitszeit für alle Dienststellen und Betriebe der Stadtverwaltung auf 9.00 bis 19.00 Uhr (außer sonntags) fest.
11. 06. Nach Erlaß des Befehls Nr. 2 durch die SMAD, der die Gründung »antifaschistisch-demokratischer Parteien« in Berlin und in der Sowjetischen Besatzungszone erlaubt, wird als erste Partei die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) zugelassen.
11. 06. Der Magistrat erläßt »Vorläufige Richtlinien für die Wiedereröffnung des Schulwesens«. Vorerst wurde Unterricht nur im Lesen, Schreiben und Rechnen erteilt, da für die Fächer Geschichte, Geographie und Biologie erst neue Lehrpläne zu erarbeiten waren.
12. 06. Im Großen Sitzungssaal des Stadthauses am Molkenmarkt (Mitte) veranstaltet die KPD als erste Partei nach dem Krieg eine politische Versammlung, auf der Walter Ulbricht das Aktionsprogramm seiner Partei erläutert.
12. 06. Stadtrat Prof. Dr. Ferdinand Sauerbruch leitet Maßnahmen zur Bekämpfung der aufkommenden Ruhrepedemie ein, die in der Woche vom 1. bis 7. Juni zu 285 Todesfällen und zu insgesamt 2 380 Neuerkrankungen geführt hat.
12. 06. Nach dem Krieg wird der Unterricht in den Abteilungen Maschinenbau, Fertigung und Elektrotechnik der Beuth-Schule mit 98 Studierenden und 15 Dozenten wieder aufgenommen. Der Unterricht fand in der Berufsschule in der Grünthaler Straße (Wedding) statt.
13. 06. In Berlin erscheint als erste Zeitung der neu zugelassenen Parteien die »Deutsche Volkszeitung, Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands«. Chefredakteur war Paul Wandel.
14. 06. Bei einer ihrer ersten großen Razzien gegen den Schwarzen Markt in der Mulack- und Gormannstraße (Mitte) verhaftet die Polizei 429 Personen.
14. 06. Günter Riesenbrodt wird in Lichtenberg vom sowjetischen Bezirkskommandanten zum Bezirksbürgermeister ernannt.
14. 06. Paul Genths wird in Charlottenburg vom sowjetischen Bezirkskommandanten zum Bezirksbürgermeister ernannt.
15. 06. In Berlin erscheint ein Aufruf zur Bildung neuer freier Gewerkschaften. Er wurde zum Ausgangspunkt für die Bildung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB).
15. 06. Das Gaswerk in der Danziger Straße (Prenzlauer Berg) nimmt seinen Betrieb wieder auf.
15. 06. Nach Erlaß des Befehls Nr. 2 durch die SMAD, der die Gründung »antifaschistisch-demokratischer Parteien« zuließ, bildet sich als vorläufige Parteileitung der SPD ein Zentralausschuß. Die erste SPD-Nachkriegs-Funktionärsversammlung fand am 17. Juni statt.
15. 06. Der Militärkommandant von Berlin, Generaloberst Nikolai E. Bersarin, berichtet auf einer Pressekonferenz über die bisherige Tätigkeit der sowjetischen Zentralkommandantur.
15. 06. Die Baufirma Klopke in Köpenick beantragt eine Gewerbegenehmigung mit der Begründung, daß sie sofort mit einer Belegschaft von 30 Mann die Produktion von Kunststeinen, evtl. auch von Dachdeckmaterial aufnehmen könne.
16. 06. Die Sowjetische Militäradministration ermöglicht die Aufnahme des Spielbetriebs der Deutschen Staatsoper im Admiralspalast an der Friedrichstraße (Metropol-Theater, Mitte).
16. 06. Der sowjetische Stadtkommandant von Berlin, Generaloberst Nikolai E. Bersarin, verunglückt tödlich bei einem Motorradunfall an der Kreuzung Alt-Friedrichsfelde/Schloßstraße (Am Tierpark, Lichtenberg). Sein Nachfolger wurde Alexander W. Gorbatow.
16. 06. Der Dienstbetrieb der Berliner Universitätsbibliothek wird - zunächst provisorisch - wiederaufgenommen.
17. 06. Mit Genehmigung des Oberbürgermeisters Dr. Werner führt der vorbereitende Ausschuß für den Aufbau der Freien Gewerkschaft von Groß-Berlin im großen Sitzungssaal des Stadthauses für alle an einer neuen Gewerkschaft Interessierten eine Versammlung durch.
17. 06. Im Lokal »Deutscher Hof« in der Luckauer Straße (Kreuzberg) findet die erste große, vom Zentralausschuß der SPD einberufene Versammlung von Berliner SPD-Funktionären statt. Otto Grotewohl erläuterte ein 9-Punkte-Programm für den Wiederaufbau Berlins.
17. 06. Das Kommando der sowjetischen Armee übergibt Verwaltung und Redaktion der »Berliner Zeitung« an den Magistrat der Stadt Berlin.
18. 06. Die Hochschule für Bildende Künste in der Wilmersdorfer Kaiserallee (ab 18. Juli 1950 Bundesallee) wird unter der Leitung des Malers Karl Hofer wiedereröffnet.
18. 06. Der Magistrat beschließt, Straßenumbenennungen in die Zuständigkeit des Chefs der städtischen Polizei zu übergeben.
18. 06. Der Magistrat beschließt auf seiner ersten Sitzung u.a. eine Verordnung über die Bewirtschaftung des Wohnraumes.
18. 06. Nach der Verordnung zur Bewirtschaftung der Wohn- und Gewerberäume wird im Amtsblatt des Bezirks Reinickendorf mitgeteilt, daß frei werdender Raum innerhalb von drei Tagen dem Bezirkswohnungsamt, Berlin-Reinickendorf-Ost, Flottenstraße, zu melden ist.
18. 06. Auf einer Teilstrecke des Südringes verkehren erstmals nach dem Kriege wieder Züge der S-Bahn.
18. 06. Auf Beschluß des Magistrats wird die »Berliner Zeitung« offizielles Publikationsorgan der Stadt Berlin.
19. 06. Das Zentralkomitee der KPD und der Zentralausschuß der SPD schließen in Berlin ein Aktionsabkommen. Sie bildeten einen gemeinsamen Arbeitsausschuß aus je fünf Vertretern beider Parteiführungen.
20. 06. Die seit dem 21. Mai von der Roten Armee herausgegebene »Berliner Zeitung« fungiert von nun an als offizielles Organ des Berliner Magistrats. Chefredakteur war der aus dem sowjetischen Exil zurückgekehrte Rudolf Herrnstadt (KPD).
21. 06. Die westlichen Außenbezirke Zehlendorf, Wilmersdorf, Steglitz, Charlottenburg und Friedenau bilden einen »Zweckverband Berlin- West«, um bauliche, wirtschaftliche, ernährungswirtschaftliche und bildungsmäßige Aufgaben einheitlich planen zu können.
21. 06. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) weist in einem Erlaß die Wiederaufnahme der Industrieproduktion in Berlin bis zum 15. August an.
21. 06. Die Krankenhäuser werden von der Abteilung für Gesundheitswesen des Magistrats angewiesen, die seelsorgerische Betreuung der Kranken nicht zu behindern, da »alle antikirchlichen politischen Einschnürungsbestimmungen der Nazizeit aufgehoben« seien.
21. 06. Vom »Arbeitsausschuß zur Vorbereitung der Wiedereröffnung der Technischen Hochschule« wird dem sowjetischen Verbindungsoffizier eine Liste von 22 Hochschullehrern übergeben, die aus politischen Gründen nicht weiterbeschäftigt werden sollten.
21. 06. Der Dampfer »Potsdam«, das erste Schiff, das nach Kriegsende wieder eingesetzt wurde, beginnt mit Fahrten vom Stößensee (Spandau) bis zur Glienicker Brücke. Er bildete einen Ersatz für die zerstörte S-Bahn-Verbindung zwischen Berlin und Potsdam.
25. 06. In der Wohnung des Dichters Johannes R. Becher in Dahlem beschließen Künstler, Kulturschaffende und Wissenschaftler die Gründung des »Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands«.
25. 06. Im Filmtheater Colosseum in der Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg) findet die erste Funktionärskonferenz der KPD Groß-Berlin statt. Im Mittelpunkt stand ein Referat Walter Ulbrichts zum Aufruf der KPD vom 11. Juni.
26. 06. Als dritte Partei nach der KPD und der SPD konstituiert sich in Berlin die Christlich-Demokratische Union (CDU). Zu ihren Gründungsmitgliedern gehörten Andreas Hermes, Jakob Kaiser, Ernst Lemmer und Walther Schreiber.
26. 06. In Treptow wird der erste Schulunterricht nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges aufgenommen.
27. 06. Mit dem ersten Expreßzug Moskau - Berlin, der auf dem Schlesischen Bahnhof (Ostbahnhof) eintrifft, wird der durchgehende Eisenbahnverkehr zwischen beiden Städten wieder aufgenommen.
28. 06. Die Abteilung Volksbildung des Magistrats ernennt Dr. Traugott Böhme zum Leiter des Preußischen Geheimen Staatsarchivs in Dahlem. Er wurde beauftragt, alle in Berlin gelegenen staatlichen Archive zu betreuen und zu überwachen.
29. 06. Dr. Ernst Kaeber, der unter dem NS-Regime in den vorzeitigen Ruhestand geschickt worden war, wird erneut zum Leiter des Berliner Stadtarchivs berufen.
29. 06. Die Abteilung für Volksbildung des Magistrats ordnet die beschleunigte Reorganisation des staatlichen und städtischen Archivwesens in Berlin an.
30. 06. Die Deutsche Staatsoper, deren Gebäude Unter den Linden zerstört ist, gibt die erste Vorstellung nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrem neuen Haus, dem früheren Admiralspalast an der Friedrichstraße (Metropol-Theater, Mitte).
30. 06. Der Magistrat ordnet auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD), vertreten durch Marschall Georgi K. Shukow, an, alle ehemaligen Mitglieder der NSDAP binnen drei Tagen aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen.
01. 07. Trotz umfangreicher Demontagen existieren noch 6 294 Betriebe im Verwaltungsbezirk Friedrichshain.
01. 07. Der Berliner Zoologische Garten wird wiedereröffnet. Lediglich 100 Tiere, darunter ein Elefant, ein Schimpanse, ein Flußpferd, ein Braunbär und ein weißer Damhirsch, hatten die schweren Kriegszerstörungen überlebt. Der Zoo war seit 22. April geschlossen.
01. 07. Auf Anordnung des sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin und Traber-Fans Nikolai Bersarin wird auf der Rennbahn in Karlshorst das erste Berliner Nachkriegs-Traberrennen durchgeführt.
01. 07. Seit der Bildung der »Deutschen Volkspolizei« am 1. Juni wurden in Berlin 170 Polizeireviere eingerichtet.
01. 07. Während die Westmächte beginnen, ihre Truppen aus Sachsen und Thüringen hinter die auf der Konferenz von Jalta vereinbarte Demarkationslinie zurückzuziehen treffen die erten amerikanischen Verbände an der Berliner Stadtgrenze ein (Besatzung ab 4. Juli).
01. 07. Das erste Kontingent der künftigen US-Militärregierung für Deutschland, bestehend aus 50 Offizieren und 140 Mann, trifft in Berlin ein. Die Übernahme des amerikanischen Sektors laut Londoner Protokoll vom 12. September 1944 erfolgte am 4. Juli.
02. 07. Das Gaswerk Charlottenburg nimmt seinen Betrieb nach dem Kriege wieder auf.
02. 07. Die sowjetischen Besatzungsorgane übergeben amerikanischen Militärbehörden noch vor deren offizieller Beteiligung an der Verwaltung Berlins den Flughafen Tempelhof.
02. 07. Die im Hauptgebäude der Berliner Universität ausliegenden Listen weisen 1 428 Anwärter für eine Immatrikulation aus. Darunter waren 775 Anwärter für das Medizinstudium.
02. 07. Das der Abteilung Gesundheitswesen des Magistrats unterstellte Rettungsamt richtet einen behelfsmäßigen Krankentransportdienst und einen Krankenhaus-Bettennachweis ein.
03. 07. Im großen Sendesaal des Berliner Rundfunks in der Masurenallee erläutern die beiden Schriftsteller Johannes R. Becher und Bernhard Kellermann vor 1 500 Berlinern das Programm des zukünftigen »Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands«.
03. 07. Der Magistrat gibt bekannt, daß der Anbau von mehr als 25 Tabakpflanzen auf eigenem Grund und Boden steuerpflichtig ist. Für »Kleinpflanzer« betrug die Tabaksteuer 5 Reichsmark bei 26 bis 100 Pflanzen und 10 Reichsmark bei 101 bis 200 Pflanzen.
03. 07. Der Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Leitner stirbt in Berlin. Sein wissenschaftliches Wirken war eng mit der Gründung und dem Aufbau der Handels-Hochschule Berlin verbunden.
04. 07. Die erste freiheitlich-demokratische Großkundgebung seit 1933 findet in der Turmstraße vor dem Rathaus Tiergarten statt. Etwa 20 000 Demonstranten bekundeten bei dieser Veranstaltung von KPD, SPD, LDP und CDU ihren Willen zum friedlichen Neuanfang.
04. 07. Den Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks in der Masurenallee (Charlottenburg) nutzt der »Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands« für seine erste öffentliche Kundgebung. Der Schauspieler Kai Moeller verlas das Manifest des Kulturbundes.
04. 07. Die amerikanischen und britischen Besatzungstruppen übernehmen die ihnen zugewiesenen Sektoren von Berlin. Bis dahin war die Sowjetunion einzige Besatzungsmacht in Berlin. Im August 1945 rückten auch die französischen Truppen in ihren Sektor ein.
05. 07. An der Berliner Universität konstituiert sich der »Vorläufige Vertrauensrat«, der im Zuge der Wiedereinstellung ehemaliger NS-Verfolgter alle Beamten, Angestellten und Lohnempfänger der gesamten Universität auf ihre NS-Vergangenheit überprüfen sollte.
05. 07. In Berlin erfolgt der Gründungsaufruf der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDP), einer Nachfolgepartei der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), die sich bereits am 16. Juni neu konstituiert hatte. Vorsitzender der Partei war Waldemar Koch.
05. 07. Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner bestellt den Physiker Robert Havemann zum vorläufigen Leiter der »Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften«.
06. 07. Vor dem Krematorium in der Kalischer Straße (Wilmersdorf) wird, auf einer Luftschutzbahre liegend, ein toter Mann vorgefunden. Man vermutete einen Mord. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, Hinweise zur Aufklärung zu geben.
07. 07. Das alliierte Oberkommando, bestehend aus Vertretern der drei Besatzungsmächte Sowjetunion, USA und Großbritannien, beschließt Einzelheiten zur Errichtung der Alliierte Kommandantur für Berlin (Inter-Allied Military Commandantura, IAMC).
07. 07. Die Zeitung »Das Volk«, herausgegeben vom Zentralausschuß der SPD, erscheint zum erstenmal. Chefredakteur war Otto Meier.
08. 07. Im Admiralspalast an der Friedrichstraße (Metropol-Theater, Mitte) führen KPD und SPD eine gemeinsame Veranstaltung durch. Fritz Erpenbeck für die KPD und Fritz Saar für die SPD sprachen sich für die Zusammenarbeit im Geiste des Antifaschismus aus.
09. 07. Der Magistat beschließt die Beschlagnahme aller Kinos, deren Besitzer der NSDAP angehörten.
09. 07. Der kommissarische Rektor der Berliner Universität, Prof. Eduard Spranger, schlägt dem Magistrat in einem Brief vor, die Gebäude auf dem Reichssportfeld (Charlottenburg) als Ersatz für die zerstörten Universitätsgebäude zu nutzen.
10. 07. Der Magistrat gibt erstmals das »Verordnungsblatt der Stadt Berlin« heraus.
10. 07. Nachdem die drei Besatzungsmächte Sowjetunion, USA und Großbritannien am 7. Juli 1945 beschlossen hatten, eine Interalliierte Militärkommandantur für Berlin zu bilden, einigen sie sich, auch einen Vertreter der französischen Besatzungsmacht einzuladen.
10. 07. Als vorläufig letzte Partei wird die LDP zusammen mit der CDU von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) lizenziert.
11. 07. Im Lichtspielpalast Grünstraße (Köpenick) findet die Eröffnungsfeier der Volkshochschule Köpenick statt.
11. 07. Die erste Sitzung der Alliierten Kommandantur findet im sowjetischen Hauptquartier statt. Das hatten Lucius D. Clay, Ronald M. Weeks und Georgi K. Shukow am 7. Juli beschlossen. U.a. wurden die Ordnungsmaßnahmen des sowjetischen Kommandanten bestätigt.
12. 07. Der Bezirk Reinickendorf wird von der Britischen Militärregierung übernommen.
12. 07. Offiziere der amerikanischen Streitkräfte übernehmen vom sowjetischen Stadtkommandanten die Befehlsgewalt über den Bezirk Tempelhof.
12. 07. Am Brandenburger Tor begegnen sich erstmals führende Militärs der Antihitlerkoalition: der britische Oberbefehlshaber, Feldmarschall Bernard Law Montgomery, und die sowjetischen Marschälle Georgi K. Shukow und Konstantin K. Rokossowski.
13. 07. In der Aula der Schule in der Dunckerstraße 65/66 findet die erste gemeinsame Konferenz von 400 Funktionären der KPD und der SPD in einem Berliner Verwaltungsbezirk statt. Es sprach Waldemar Schmidt.
14. 07. Die Alliierte Kommandantur legt die für Berlin zulässige Anzahl von Kraftfahrzeugen fest. Danach kamen auf 150 Einwohner ein Lastkraftwagen, auf 5 000 Einwohner ein Autobus und auf 450 Einwohner ein Personenkraftwagen.
14. 07. Auf Initiative (und auch auf Drängen) der KPD schließen sich in Berlin die vier Parteien KPD, SPD, CDU und LDP zur »Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien« zusammen.
15. 07. Die Volkshochschule Köpenick nimmt als erste derartige Berliner Einrichtung ihre Tätigkeit nach dem Kriege wieder auf.
15. 07. Das Berliner »Kultur-Kollektiv« eröffnet in der Aula der Handels-Hochschule Berlin in der Halleschen Straße (Kreuzberg) erstmals nach dem Kriege eine Kunstausstellung.
16. 07. Der Magistrat der Stadt Berlin tritt mit einem politischen Programm für die Studentenschaft an die Öffentlichkeit.
16. 07. Der Präsident der USA, Harry S. Truman, und der Premierminister Großbritanniens, Winston S. Churchill, besichtigen vor ihrer Fahrt zur Potsdamer Konferenz die kriegszerstörte Stadt Berlin.
17. 07. Im Saalbau des »Praters« in der Kastanienallee (Prenzlauer Berg) findet die erste große Funktionärskonferenz des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) statt.
17. 07. Die unter der Bezeichnung »Berliner Konferenz« vorbereitete »Potsdamer Konferenz« beginnt im Schloß Cecilienhof. Die erste Nachkriegskonferenz der drei alliierten Mächte Sowjetunion, USA und Großbritannien ging bis zum 2. August.
17. 07. Der Polizeipräsident Paul Markgraf dringt in einer Bekanntmachung auf »Unterlassung des Erwerbs von Fleisch am Schwarzen Markt«. Es wurde vor den Gefahren des Verzehrs von Fleisch, das nicht der »Tierbeschau« unterzogen wurde, gewarnt.
17. 07. Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner appelliert an die »Berliner Unternehmer, Fabrikanten, Handwerker und sonstigen Erzeuger, ... schnellstens und mit aller Tatkraft und Improvisation« die Erzeugung notwendiger Geräte aufzunehmen.
18. 07. In mehreren Berliner Filmtheatern wird erstmals der sowjetische Dokumentarfilm »Berlin« vorgeführt, der die Eroberung der Stadt durch sowjetische Truppen zeigte.
19. 07. Der Magistrat beschließt, die Behörde des Preußischen Oberpräsidenten in Berlin aufzulösen und ihre Funktionen einzelnen Dienststellen des Magistrats zu übertragen.
20. 07. Eine Steuermahnung wird bekanntgegeben. Danach waren bis zum 10. Juli Umsatzsteuer und Lohnsteuer für die Monate April bis Juni 1945 an die Finanzämter der Stadt zu zahlen.
20. 07. Der Polizeipräsident dringt in einer Bekanntmachung darauf, wieder die Verkehrsregeln zu beachten. Dies galt insbesondere für Fußgänger und Fahrradfahrer, die offensichtlich mehrheitlich regellos die Fahrbahn benutzten.
20. 07. Der Magistrat gibt eine Neuordnung auf kulturellem Gebiet bekannt. Danach bedurften Kultur- und Lehrveranstaltungen einer beurkundeten Zulassung. Die Ausübung einer Tätigkeit ohne erforderliche Zulassung führte zur Schließung des Unternehmens.
21. 07. Der Altphilologe Prof. Johannes Stroux wird zum Präsidenten der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewählt.
21. 07. Marschall Georgi K. Shukow weist die Präsidenten der Provinzialverwaltungen der Sowjetischen Besatzungszone und den Oberbürgermeister von Berlin an, die Betriebe für die Herstellung bestimmter lebenswichtiger Erzeugnisse wieder in Gang zu bringen.
21. 07. Premierminister Winston S. Churchill nimmt auf der Charlottenburger Chaussee (Straße des 17. Juni, Tiergarten) eine Siegesparade britischer Truppen ab. Anwesend waren britische Politiker sowie amerikanische, französische und sowjetische Offiziere.
21. 07. Im Stadion Neukölln wird die erste Nachkriegsmeisterschaft der Berliner Zeitungsfahrer ausgetragen.
21. 07. Karl Maron, erster stellvertretender Oberbürgermeister von Berlin, erklärt auf einer Bezirksbürgermeisterkonferenz, daß alle Fahrzeuge, insbesondere Automobile, Beutegut der Roten Armee seien und es keinen Privatbesitz an Autos mehr gebe.
22. 07. Im »Colosseum«, ab 1. August Spielstätte des Metropol-Theaters in der Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg), findet die erste öffentliche Kundgebung der Berliner Jugend nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Es sprach Oberbürgermeister Arthur Werner.
22. 07. Der Berliner Rundfunk überträgt die erste katholische Morgenfeier nach dem Kriege. Sprecher war Pfarrer Peter Buchholz, Leiter des Beirats für kirchliche Angelegenheiten beim Magistrat.
22. 07. Der Magistrat, Abteilung Post- und Fernmeldewesen, gibt eine Bekanntmachung über die einzuhaltenden Formalitäten bei Anträgen zur Herstellung von Fernmeldeanschlüssen heraus.
22. 07. Die Zeitung »Neue Zeit«, das Organ der Christlich-Demokratischen Union (CDU), erscheint zum erstenmal.
23. 07. Der Magistrat beschließt erste Instandsetzungs- und Sicherungsarbeiten an kulturhistorisch wertvollen Bau- und Kunstdenkmälern, wie der Marienkirche, dem Zeughaus, der Universität und anderen Gebäuden.
23. 07. Die Amerikanische Militärregierung setzt Arthur Jochen als neuen Bezirksbürgermeister von Steglitz ein.
23. 07. Seit Kriegsende sind 25 740 ehemalige Mitglieder der NSDAP aus der Stadtverwaltung und den städtischen Betrieben entlassen worden.
24. 07. Die vier antifaschistisch-demokratischen Parteien Berlins rufen die Berliner Bevölkerung auf, beim Einbringen der Ernte zu helfen.
24. 07. Für Instandsetzungarbeiten in der Technischen Hochschule in Charlottenburg wird eine »Räumungs- und Bergungskolonne« aus solchen Beschäftigten gebildet, für die in der normalen Hochschularbeit noch keine Stellen zur Verfügung standen.
24. 07. In Berlin wird der Briefkastenentleerungs- und Briefverteildienst wieder aufgenommen.
25. 07. Die Alliierte Kommandantur beginnt ihre Sitzungen im ehemaligen Gebäude des Verbandes Öffentlicher Feuerversicherungsanstalten (später Sitz des Präsidialamtes der Freien Universität Berlin) in der Dahlemer Kaiserswerther Straße (Zehlendorf) abzuhalten.
25. 07. Auf Anordnung der Alliierten Kommandantur beginnt die Registrierung aller Einwohner Berlins. Mit der am 25. August endenden Aktion sollte die tatsächliche Bevölkerungszahl der Stadt festgestellt werden.
25. 07. Der Magistrat von Berlin genehmigt die Abhaltung von »Vorkursen« an der Technischen Hochschule, um Studierwillige aufzufangen und für das Studium einen besseren Wissensstand zu gewährleisten.
27. 07. Das erste Telefonbuch nach dem Kriege wird von der Abteilung Post- und Fernmeldewesen des Berliner Magistrats herausgegeben. Es wies 500 Anschlüsse aus.
28. 07. Die erste Kunstschau nach dem Kriege wird in der Kamillenstraße 4 (Steglitz) eröffnet. Zur Eröffnung sprachen Bürgermeister Marquard vom Bezirksamt Steglitz und der Ausstellungsleiter Uhlmann.
30. 07. Auf seiner ersten Sitzung im amerikanischen Hauptquartier in der Zehlendorfer Kronprinzenallee (Clayallee) beschließt der Alliierte Kontrollrat, in Berlin auch einen französischen Sektor einzurichten.
30. 07. Der Magistrat beschließt, daß der vom nationalsozialistischen Regime »Bezirk Horst Wessel« genannte Verwaltungsbezirk Friedrichshain wieder seinen alten Namen führt.
31. 07. Der Polizeipräsident Paul Markgraf gibt Erläuterungen zur bestehenden Meldevorschrift heraus. Danach unterlag jede Person, die in eine Wohnung ein- oder aus einer Wohnung auszog, der Meldepflicht innerhalb von drei Tagen.
31. 07. Nach einer im August 1945 durchgeführten Zählung gab es am 31. Juli in Berlin 119 123 Arbeitsstätten mit 571 856 Beschäftigten. Das waren 42,4 Prozent des Standes vom 17. Mai 1939.
31. 07. Der Magistrat macht darauf aufmerksam, daß falsche Reichsbanknoten im Umlauf sind. Es handelte sich dabei um »Makulaturnoten«, die in der Reichsdruckerei hergestellt, aber nicht ordnungsgemäß geschnitten und nicht als Zahlungsmittel bestimmt waren.
31. 07. Im Zoologischen Garten zu Berlin hat sich nach einer Inventur der Tierbestand nach zwei Monaten mehr als vedoppelt. Es wurden 194 Tiere in 56 Arten gezählt. Viele Tiere wurden von Berlinern in den Zoo gebracht, da sie kein Futter für die Tiere hatten.
01. 08. Auf Befehl der Britischen Militärregierung tritt ein Ausgehverbot für das Britische Kontrollgebiet Berlins in Kraft. Im besetzten Gebiet durfte keine Person ohne Erlaubnis der Militärbehörde zwischen 22.00 und 6.00 Uhr außerhalb ihres Hauses sein.
01. 08. Das Bezirksamt Spandau eröffnet ein allgemeines Krankenhaus, das sich in der Folgezeit aus einer rein orthopädischen Klinik zum »Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau« entwickelte.
01. 08. Gustav von Wangenheim wird zum Intendanten des Deutschen Theaters und der Kammerspiele in der Schumannstraße (Mitte) ernannt.
01. 08. Die Sowjetische Militärverwaltung befiehlt die Errichtung der Eisenbahndirektion Berlin und der Wasserverkehrsdirektion Brandenburg.
02. 08. Vier Berliner werden vom britischen Militärgericht in Untersuchungshaft überwiesen. Sie hatten vier Personen über fünf Tage widerrechtlich gefangengehalten und sich außerdem das Eigentum der Festgehaltenen angeeignet.
02. 08. Die Britische Militärregierung Deutschland, Britisches Kontrollgebiet von Groß-Berlin, gibt bekannt, daß Feuerwaffen, einschließlich Jagd- und Sportgewehre, Munition und Sprengstoff sowie alle anderen Waffengattungen bis zum 4. August abzugeben sind.
02. 08. Die erste Ausgabe des deutschsprachigen britischen Nachrichtenblattes »Der Berliner« erscheint.
03. 08. Die Tageszeitung der Liberal-Demokatischen Partei (LDP) »Der Morgen« erscheint. Herausgeber war der liberale Politiker Dr. Wilhelm Külz, als Chefredakteur arbeitete Wilhelm John.
03. 08. In einem Befehl der Alliierten Kommandantur Berlin wird das Tragen von Uniformen, insbesondere deutscher Militäruniformstücke, von Zivilpersonen bei Strafe verboten.
04. 08. In Zehlendorf nimmt ein amerikanisches Lager für die Sammlung und Rückführung ehemaliger ausländischer Zwangsarbeiter (Lager der Verschleppten) den Betrieb auf.
04. 08. Der Militärsender AFN (American Forces Network), der Sender für die amerikanischen Truppen in Berlin, nimmt seinen Sendebetrieb auf.
05. 08. Der Magistrat erläßt eine Bekanntmachung, wodurch alle Personen, die Angaben über den Verbleib von Bibliotheksbeständen machen können, zur Auskunft verpflichtet werden.
06. 08. Der Stand der Eisenbahnverbindungen von und nach Berlin bildet die Grundlage für das erste Nachkriegs-Kursbuch.
06. 08. Der kriegsbedingt unterbrochene elektrische Zugverkehr wird zwischen Wannsee und dem Potsdamer Ringbahnhof (gesonderte Anlage am Potsdamer Bahnhof, Tiergarten) wiederaufgenommen.
06. 08. In ganz Berlin wird der Briefverkehr wieder aufgenommen. Für den Orts- und einen beschränkten Fernverkehr wurden Postkarten und Privatbriefe bis zu 20 g sowie Briefe der Behörden bis zu 1 kg befördert. Privatbriefe mußten offen bleiben.
07. 08. Das erste von drei Radrennen dieser Woche findet im Stadion Mitte statt. Es kamen weniger Zuschauer als erwartet, die aber ein spannendes Rennen sahen.
07. 08. Ein 45jähriger Mann wird bei der Durchsuchung seiner Wohnung in der Wilhelmshavener Straße (Charlottenburg) verhaftet. Er hielt eine Pistole und 39 Schuß Munition versteckt, woraufhin er zu lebenslangem Gefängnis verurteilt wurde.
07. 08. Dem Magistrat liegen die vorläufigen Ergebnisse der Volks-, Berufs- und Arbeitsstättenzählung vor. Danach waren 2 784 000 Personen in der Stadt anwesend gegenüber 4 332 000 bei der letzten Volkszählung am 17. Mai 1939.
08. 08. Der Befehlshaber der Britischen Militärregierung in Wilmersdorf, Oberst Norman, fordert von der zivilen Selbstverwaltung, dafür zu sorgen, daß alle für das Gemeinwesen arbeiten. Ehemalige NS-Genossen sollten zu Aufräumungsarbeiten herangezogen werden.
08. 08. Der Befehlshaber der Britischen Militärregierung in Wilmersdorf, Oberst Norman, erklärt vor Vertretern der zivilen Verwaltung die Absicht, die zivile Verwaltung beizubehalten. Das Personal sollte auf nationalsozialistische Einflüsse überprüft werden.
08. 08. Der Alliierte Kontrollrat, das oberste Organ der Viermächteverwaltung für Deutschland, konstituiert sich im Amerikanischen Hauptquartier in der Kronprinzenallee (ab 1. Juni 1949 Clayallee, Zehlendorf).
09. 08. Ein 23jähriger polnischer Staatsangehöriger wird in seiner Wohnung in der Sophie-Charlotte-Straße (Zehlendorf) verhaftet. Er trug eine geladene Pistole bei sich, woraufhin er zum Tode verurteilt wurde.
09. 08. Die Alliierte Kommandantur untersagt den Berlinern grundsätzlich den eigenmächtigen Umzug von einem Sektor in den anderen.
09. 08. Der Wissenschaftler Walter Schneider wird zum Ersten Direktor der BVG ernannt. Schneider sorgte insbesondere für den schnellen Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Nahverkehrsnetzes.
10. 08. Bürgermeister Paul Schwenk macht in einem Schreiben an die Berliner Bezirksverwaltungen darauf aufmerksam, daß die Leichenbestattung in Anlagen, Gärten oder Höfen vom Polizeipräsidenten genehmigt werden muß.
10. 08. Die Straßenbahnlinie 76 nimmt ihren Betrieb zwischen Zoo und Hubertusallee (Wilmersdorf) über den Kurfürstendamm wieder auf. Sie fuhr von 6.30 bis 20.30 Uhr alle sieben Minuten.
10. 08. Das ehemalige Luftwaffenlazarett im Zoo-Bunker wird eine Abteilung des Robert-Koch-Krankenhauses. In zwei Etagen waren 250 Betten und drei Operationssäle sowie modernste Geräte und eine Röntgen-Großanlage vorhanden.
10. 08. In den frühen Morgenstunden gibt es ein Gewitter mit wolkenbruchartigen Regenfällen. Sturm und Regen stürzten Bäume um, Fassaden fielen herab. Wegen der vielen undichten Dächer gab es erhebliche Wasserschäden.
12. 08. Wedding und Reinickendorf werden, wie vom Alliierten Kontrollrat am 30. Juli beschlossen, nach kurzzeitiger englischer Verwaltung von Franzosen besetzt. Die von den Sowjets betriebenen Demontagen wurden weiterhin fortgesetzt.
12. 08. In Berlin wird eine Arbeitsstättenzählung durchgeführt, die den Bestand von Betrieben am 31. Juli 1945 erfragte. Diese Aktion war Bestandteil einer Volks-, Berufs- und Arbeitsstättenzählung.
13. 08. Das erste Säuglings- und Kinderkrankenhaus wird im früheren Mosse-Stift, Homburger Straße 77 (Wilmersdorf), eröffnet. Es stand unter der Leitung der Ärztin Dr. Graupp.
14. 08. Die Alliierte Kommandantur legt die Ausgangssperre für die deutsche Bevölkerung bis Ende 1945 vorläufig auf die Zeit von 23.00 bis 5.00 Uhr fest.
14. 08. In der Pfarrkirche zur Heiligen Familie in der Wichertstraße 23 zelebriert der katholische Bischof von Berlin, Konrad Graf von Preysing, ein Pontifikal-Requiem zum Gedenken des kurz zuvor verstorbenen Oberhirten der Erzdiözese Breslau, Kardinal Bertram.
15. 08. Mit der »Dreigroschenoper« von Bertolt Brecht und Kurt Weill wird das Hebbel-Theater in der Stresemannstraße (Kreuzberg) eröffnet.
15. 08. Etwa 100 öffentlich bestellte Sachverständige für die in Berlin ansässigen Handwerker werden von der Abteilung Handel- Handwerk im Magistrat feierlich verpflichtet. Handwerksmeister Hans Haarfeldt sprach über die Aufgaben der Sachverständigen.
16. 08. Die Britische Militärregierung Deutschland, Britisches Kontrollgebiet Groß-Berlin, gibt bekannt, daß jeder, der eine konzessionspflichtige Theater- oder Verlags-Tätigkeit ohne Konzession aufnimmt, vor dem Gericht der Militärregierung angeklagt wird.
16. 08. Auf der 6. Sitzung der Alliierten Kommandantur wird eine Lotterie zum Wiederaufbau Berlins genehmigt.
16. 08. Die Britische Militärregierung Deutschland, Britisches Kontrollgebiet Groß-Berlin, gibt amtlich bekannt, daß konzessionierte Darbietungen oder Druckerzeugnisse keine Feindseligkeit gegenüber den Alliierten oder den Vereinten Nationen enthalten dürfen.
16. 08. Die Britische Militärregierung Deutschland, Britisches Kontrollgebiet Groß-Berlin, gibt amtlich bekannt, daß Gesuche um Erteilung von Konzessionen für die Vorbereitung und Aufführung von Theaterstücken, Konzerten, Jahrmärkten u.a. gestellt werden können.
16. 08. Die Britische Militärregierung Deutschland, Britisches Kontrollgebiet Groß-Berlin, gibt amtlich bekannt, daß jeder, der in einer konzessionierten Theater-Tätigkeit die Anweisungen nicht genau beachtet, vor dem Gericht der Militärregierung angeklagt wird.
16. 08. Die Britische Militärregierung Deutschland, Britisches Kontrollgebiet Groß-Berlin, gibt bekannt, daß Gesuche um Erteilung von Konzessionen für die Herausgabe von Druckerzeugnissen, wie Zeitungen, Magazine, periodische Zeitschriften usw. zu stellen sind.
17. 08. Der britische Kommandant hält vor dem Bürgermeister und den Amtsleitern von Charlottenburg eine Ansprache. Danach war die Grundlage für den Aufbau des neuen Deutschlands die Freiheit der Bürger, die nicht angetastet werden durfte.
17. 08. Eine Frau wird vom Amtsgericht Mitte wegen Unterschlagung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Sie hatte Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände einer verschleppten jüdischen Familie unter Hinweis auf ihre Verbindungen zur Gestapo zurückgehalten.
17. 08. Die britische Vertriebs-Agentur beginnt mit der Vorführung von Filmen. Es handelte sich um Wiederaufführungen von deutschen Filmen in zwölf Kinos.
17. 08. Das »Theater des Volkes«, Am Zirkus 1 (Mitte), wird als »Palastvarieté« (später »Friedrichstadtpalast«) wiedereröffnet.
17. 08. Vom Schöffengericht Berlin-Mitte wird der Leiter der Kartenstelle 8, Chausseestraße (Mitte), wegen Unterschlagung von Lebensmittelkarten zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
17. 08. Die Hauptfeuerwache ist wieder in ihrem alten Gebäude in der Lindenstraße 40-41 (Kreuzberg) untergebracht. Leiter war Branddirektor Karl Feierabend, der von den Nazis 1933 entlassen worden war.
17. 08. Die Straßenbahnlinie 91 nimmt ihren Betrieb nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wieder auf. Sie fuhr zunächst zwischen Bahnhof Schöneweide und Dönhoffplatz (Leipziger Straße, Mitte).
19. 08. Die Kammer der Kunstschaffenden veranstaltet im Sendesaal des Funkhauses (Masurenallee, Charlottenburg) eine Feierstunde für 16 Dichter, die unter dem Faschismus für geistige Freiheit eintraten und starben. Die Ansprache hielt Johannes R. Becher.
19. 08. In der »Neuen Welt« in der Hasenheide (Neukölln) leitet der rumänische Dirigent Sergiu Celibidache zum erstenmal in Berlin ein Konzert des Berliner Kammerorchesters.
19. 08. Das Sommerbad »Poststadion« im Bezirk Tiergarten wird nach dem Krieg für die Bevölkerung wieder geöffnet.
20. 08. In Wilmersdorf findet ein Straßen-Radrennen über 40 km statt. Sieger wurde Matysiak in 1:03:35 Stunden.
20. 08. Der Magistrat beschließt, ein Hauptamt für Arbeitsschutz zu bilden.
20. 08. Ein Erlaß der Britischen Militärregierung tritt in Kraft, wonach es dem Fahrer oder Halter eines zum Gütertransport bestimmten Wagens (Lkw) oder Anhängers untersagt ist, ohne gültige Genehmigung einen Fahrgast mitzunehmen oder dessen Mitnahme zu dulden.
20. 08. Für den Wiederaufbau der Technischen Hochschule zu Berlin in Charlottenburg sagt der Magistrat 220 000 Reichsmark zu, 500 000 Reichsmark waren beantragt worden.
21. 08. Die Alliierte Kommandantur teilt mit, daß die Berliner Bevölkerung im Winter keine Kohlen erhalten wird. Es sollten deshalb Waldstücke Berlins bestimmt werden, in denen die Zivilbevölkerung Holz schlagen durfte.
21. 08. Die S-Bahn fährt erstmals nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder vom Bahnhof Zoo bis nach Wannsee. Die Zugfolge betrug 30 Minuten.
21. 08. Die USA-Kommandantur verbietet für ihren Sektor die Tätigkeit der von den sowjetischen Organen unmittelbar nach Kriegsende am 2. Mai 1945 eingesetzten Straßen- und Hausobleute.
22. 08. Die Alliierte Kommandantur regelt die tägliche Milchversorgung: Kinder bis zu einem Jahr erhielten einen 3/4 l, von einem bis zu sechs Jahren 1/2 l und von sechs bis zu acht Jahren 1/4 l. Auch werdende und stillende Mütter sowie Kranke erhielten Milch.
23. 08. Der Dirigent des Berliner Philharmonischen Orchesters, Leo Borchard, wird von einem amerikanischen Posten versehentlich angeschossen und getötet. Borchard fuhr in einem offiziellen britischen Wagen, dessen Fahrer bei Aufforderung nicht sofort anhielt.
23. 08. Im Gebäude der ehemaligen Oberpostdirektion Berlin in der Dernburgstraße (Charlottenburg) wird eine Abteilung für Post- und Fernmeldewesen beim Magistrat von Berlin eingerichtet.
24. 08. Unter der Regie von Hanns Schulz-Dornburg findet im Haus am Waldsee in Zehlendorf eine Freilichtaufführung der Komödie »Ein Sommernachtstraum« von William Shakespeare statt.
24. 08. Das erste Zehlendorfer Freilichtkonzert der Staatskapelle erklingt in der Argentinischen Allee.
24. 08. 610 Schulkinder, die während des Krieges mit der Kinder-Landverschickung nach Kärnten kamen, befinden sich noch immer dort. Dem Hauptjugendamt beim Magistrat lag eine amtliche Liste über die Teilnehmer zur Einsicht für die Eltern vor.
24. 08. Der Magistrat beschlagnahmt alle Luftschutzöfen. Die Öfen mußten vom Hauseigentümer oder Straßenobmann dem zuständigen Hochbauamt gemeldet werden. Die Weiterverwendung bedurfte einer Genehmigung.
25. 08. In einer Bekanntmachung des Polizeipräsidenten Paul Markgraf heißt es, daß die rote Zulassungsgenehmigung (Propusk) für Kraftfahrzeuge mit BG-Nummer nur zu Fahrten innerhalb der Berliner Stadtgrenzen berechtigt.
25. 08. Die Alliierte Kommandantur beauftragt den Oberbürgermeister, dem Allied Legal Committee Vorschläge zur Wiedererrichtung der Berliner Stadtgerichte zu unterbreiten.
26. 08. Die evangelische Kirche begeht den ersten »Tag der Inneren Mission« nach dem Krieg mit feierlichen Gottesdiensten. Sie bat die Bevölkerung um Unterstützung in ihrem Kampf gegen die anwachsende Not.
27. 08. Der Berliner Magistrat erläßt eine vorläufige Schulordnung. Sie sah eine Einheitsschule mit vier Grund-, fünf Mittel- und drei Oberklassen vor und ordnete die Entlassung aller ehemaligen NSDAP-Mitglieder aus dem Lehrkörper an.
27. 08. Der Berliner Magistrat beschließt, den weiteren Ausbau von Läden, Restaurants und Vergnügungsstätten sofort einzustellen. Das Baumaterial sollte zur Instandsetzung von Krankenhäusern, Wohnungen und Schulen eingesetzt werden.
28. 08. Die Französische Kommandantur unter General Geoffrey de Beauchesne ordnet an, daß alle Zivilpersonen jederzeit ihre Ausweispapiere bei sich haben müssen. Wer ohne Ausweis angetroffen wurde, sollte verhaftet werden.
28. 08. Ein 24jähriger polnischer Staatsangehöriger wird wegen Waffenbesitzes vom britischen Militärgericht zu lebenslanger Zuchthaushaft verurteilt. Er trug bei seiner Verhaftung in einem Café am Bahnhof Westend (Charlottenburg) eine Pistole bei sich.
28. 08. Die Französische Kommandantur unter General Beauchesne ordnet an, daß alle Waffen, Munition und Sprengstoffe an die Bürgermeisterei abzugeben sind - auch Jagdwaffen, Bajonette, kleine Säbel, Stiletts usw. Ab 5. September stand Waffenbesitz unter Strafe.
28. 08. Die Französische Kommandantur unter General Geoffrey de Beauchesne bestätigt das Ausgehverbot. Danach wurde jeder, der zwischen 23.00 und 5.00 Uhr ohne Genehmigung in der Stadt angetroffen wurde, zur nächsten Polizeiwache gebracht.
30. 08. Vor dem Tribunal des Militär-Gouvernements in Reinickendorf wird eine Frau, die Plakate der Französischen Militärregierung entfernt hatte, wegen Vergehens gegen die Gesetze der Besatzungsarmee verurteilt. Sie bekam eine Gefängnisstrafe von vier Monaten.
30. 08. Vor dem Tribunal des Militär-Gouvernements in Reinickendorf werden vier Angeklagte wegen Vergehens gegen die Gesetze der Besatzungsarmee verurteilt. Sie hatten Kohl gestohlen und erhielten Gefängnisstrafen zwischen einem Monat und 15 Tagen.
01. 09. Der Magistrat teilt mit, daß auf Grund eines Befehls von Marschall Georgi K. Shukow mit Wirkung vom 11. November Mischbrot gebacken werden darf. Zuvor waren Roggenlieferungen aus Mecklenburg in Berlin eingetroffen.
01. 09. Das Preisamt des Magistrats der Stadt Berlin zieht in das ehemalige Kriminalgerichtsgebäude in der Ernst-Thälmann-Straße (ab Ende 1945 Turmstraße, Tiergarten).
01. 09. Der Magistrat teilt den neuen Weißbrotpreis mit. Er betrug mit Wirkung vom 11. November 0,60 Reichsmark für 1 000 Gramm.
01. 09. Der Polizeipräsident gibt bekannt, daß Felddiebe überhandnehmen, die insbesondere Kartoffeln und Gemüse stehlen und die Versorgung der Bevölkerung gefährden. Die Berliner wurden aufgefordert, ihrerseits alles zu tun, um weitere Diebstähle zu verhindern.
01. 09. Der Berliner Rundfunk erhält mit der Programmgestaltung zum Herbst ein neues Pausenzeichen. Es war ein Motiv aus dem Lied »Die Moorsoldaten«.
01. 09. Im Zuge der Rationierung von Tabakwaren sind insgesamt 795 000 Raucherkarten für Männer ab 18 Jahren und 1 049 000 Karten für Frauen zwischen 21 und 55 Jahren ausgegeben. Das waren weit mehr als erwartet. 63 000 bzw. 31 000 Karten wurden nachgedruckt.
02. 09. Bürger von Wannsee fordern, dem Frevel städtischer Berliner Einhalt zu gebieten. Diese brachen die Äste von Holundersträuchern ab, um an die Dolden heranzukommmen, obwohl die Beeren noch unreif waren.
03. 09. An der Friedrich-Wilhelms-Universität (ab 8. Februar 1949 Humboldt-Universität zu Berlin) beginnen die ersten »Vorkurse für Studienanfänger«. Sie dienten der Vorbereitung zur Wiederaufnahme des Vorlesungsbetriebs.
04. 09. Das Verordnungsblatt der Stadt Berlin Nr. 2 erscheint. In der Folgezeit wurde es den Beziehern zugestellt. Die Abgabe von Einzelheften sowie die Aufgabe von Bestellungen war nur im Verlag der Magistratsdruckerei möglich.
04. 09. Zur Überwachung von Typhus, Paratyphus und Ruhr, die sich in Berlin immer mehr ausbreiten, befiehlt die Alliierte Kommandantur strenge Maßnahmen.
04. 09. Die Städtische Oper, Kantstraße 8-12 (Charlottenburg), bringt als ihre erste Opernaufführung nach dem Kriege Beethovens »Fidelio« heraus. Inszeniert wurde die Oper von Michael Bohnen, die musikalischer Leitung lag in den Händen von Robert Heger.
04. 09. Die Ausführungsbestimmungen zur Verordnung über die Gebäude-Instandsetzungsabgabe der Stadt Berlin vom 2. Juni 1945 erscheinen. Sie konnten beim Verlag der Magistratsdruckerei, Linienstraße 139-140, zum Preis von 20 Reichspfennig bezogen werden.
04. 09. In der Brunnenstraße wird der erste vom Magistrat eingerichtete Tauschmarkt eröffnet. Es herrschte reger Betrieb.
05. 09. Der Polizeipräsident erläßt eine Anordnung, wonach in allen Theatern und Lichtspielhäusern neben den Rauchverbotsschildern in Deutsch und Russisch auch solche in Englisch und Französisch anzubringen sind.
05. 09. Das Höhere Militärgericht der Britischen Militärregierung fällt am 5. und 6. September im Landgericht Turmstraße (Tiergarten) drei Urteile, darunter ein Todesurteil wegen unerlaubten Waffenbesitzes.
06. 09. Das Schnellgericht der Militärregierung in Charlottenburg fällt mehrere Urteile, darunter Geldstrafen bis zu 150 Mark wegen Verstößen gegen die Ausgangssperre.
06. 09. In der Argus-Maschinenhalle findet eine Versammlung der Einwohner Reinickendorfs statt. Die Bezirksversammlung gab ihren Bericht. Dem Bezirksbürgermeister Böhm wurde Dank ausgesprochen.
07. 09. Im wiedereröffneten Deutschen Theater in der Schumannstraße (Mitte) hat Lessings »Nathan der Weise« mit Paul Wegener in der Titelrolle Premiere.
07. 09. Auf der Charlottenburger Chaussee (Straße des 17. Juni, Tiergarten) findet aus Anlaß des Kriegsendes auch in Ostasien eine Siegesparade der vier Besatzungsmächte statt. An ihr nahmen die Generäle Patton, Robertson und Kletz sowie Marschall Shukow teil.
07. 09. Der Magistrat, Abteilung für Handel und Handwerk, ruft alle Berliner Marktbudenverleih- und Speditionsbetriebe zu einer Besprechung am 13. September im Fachamt 10, Dorotheenstr. 8 (Mitte), zusammen.
08. 09. Die Deutsche Staatsoper beginnt im früheren Admiralspalast an der Friedrichstraße (Metropol-Theater, Mitte) ihre erste Spielzeit nach dem Kriege mit der Oper »Orpheus und Eurydike« von Christoph Willibald von Gluck in der Inszenierung von Wolf Völker.
08. 09. Die zweite Tabakwarenbelieferung beginnt in den Bezirken Schöneberg, Tempelhof und Neukölln. Ab 24. Oktober erfolgte die Belieferung der Bezirke Spandau, Wilmersdorf und Charlottenburg.
08. 09. Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner erläßt einen Aufruf, in dem er dringend mahnt, die auf alliierten Befehl verhängte nächtliche Ausgangssperre zu beachten. Für Zuwiderhandlungen wurden zunehmend härtere Strafen angedroht.
08. 09. Etwa 50 000 Menschen ehren die Opfer des Faschismus aus 14 Nationen in der Seelenbinder-Kampfbahn (Neukölln). Unter ihnen war ein Zug ehemaliger Häftlinge. Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner hielt die Ansprache.
08. 09. Das Standesamt Charlottenburg und das Bezirksbestattungsamt eröffnen ihre Räume in der Niebuhrstraße 59-60.
09. 09. Aus einem medizinischen Bericht geht hervor, daß in der letzten Septemberwoche 267 Personen an Ruhr erkrankten. Die Erkrankungsrate war rückläufig.
09. 09. Aus einem medizinischen Bericht geht hervor, daß in der letzten Septemberwoche 926 Personen gegenüber 782 in der Vorwoche an Typhus erkrankten. Meerschweinchen und weiße Mäuse zur Serumherstellung standen ausreichend zur Verfügung.
09. 09. Im Britischen Sektor wird die Verordnung bestätigt, wonach es Zivilpersonen untersagt ist, eine militärische Uniform zu tragen. Kleidungsstücke mußten so geändert werden, daß sie keine Ähnlichkeit mit deutschen Uniformen hatten.
09. 09. Im Britischen Sektor tritt eine Verordnung in Kraft, wonach es Zivilpersonen untersagt ist, militärische Kopfbedeckungen, Medaillen, Orden, Rangabzeichen oder andere Abzeichen zu tragen.
09. 09. Der Botanische Garten (Unter den Eichen, Steglitz) wird nach kriegsbedingter Schließung wiedereröffnet.
09. 09. Aus einem medizinischen Bericht geht hervor, daß in der letzten Septemberwoche 419 Personen gegenüber 419 in der Vorwoche an Diphtherie erkrankten.
10. 09. Das Naturkundemuseum, dessen Gebäude und Sammlungen trotz Kriegseinwirkungen im wesentlichen erhalten geblieben waren, wird in der Invalidenstraße (Mitte) wiedereröffnet.
11. 09. Per Annonce wird ein Bote gesucht, der einen Brief nach Erlangen mitnimmt.
11. 09. Eine Kommission der Reichsbahn unternimmt auf einem Ponton eine Inspektionsfahrt im 5 600 Meter langen, überfluteten Tunnel der Nord-Süd-S-Bahn unter dem Landwehrkanal. Zuvor war das Wasser bis 1,90 Meter abgepumpt worden.
11. 09. Der Polizeipräsident gibt bekannt, daß alle Fahrzeughalter, die Personenbeförderung im Linien- oder Gelegenheitsverkehr betreiben, dazu einer Genehmigung bedürfen.
11. 09. Vor dem Schöffengericht Berlin, in der Schulaula Gleimstraße 49 (Prenzlauer Berg), findet der erste Nazi-Mordprozeß für Berlin-Mitte statt. Angeklagt war ein früherer Amtswalter, der eine Frau wegen staatsfeindlicher Äußerungen erschossen hatte.
11. 09. Der Magistrat, Abt. für Finanz- und Steuerwesen, Oberfinanzpräsidium, gibt bekannt, daß Zigaretten zu acht Reichspfennig auch in 100-Stück-Packungen verkauft werden, jedoch die zugehörigen Steuerzeichen vorläufig nur überdruckt werden.
12. 09. Eine Mitteilung von Dr. Sauerbruch besagt, daß Flüchtlinge aus dem Osten nach Berlin kommen, hier aber nicht bleiben dürfen. Sie waren in Durchgangslagern untergebracht. Anfangs waren 15 % von ihnen von Läusen befallen, der Anteil stieg auf 50 %.
12. 09. Nach einer Mitteilung von Stadtrat Prof. Dr. Ferdinand Sauerbruch verfügt Berlin über 9 000 Krankenhausbetten. Im Jahre 1939 waren es 39 000 Betten.
12. 09. Dr. Sauerbruch erklärt, Berlin habe es den alliierten Besatzungstruppen zu verdanken, daß der Stadt Serum gegen Typhus zur Verfügung steht. Außerdem waren Scharlach und Diphtherie weit verbreitet, da unterernährte Menschen wenig Widerstandskraft hatten.
12. 09. Die Alliierte Kommandantur genehmigt das vom Magistrat beschlossene Bezirksverfassungsstatut.
13. 09. Die Alliierte Kommandantur erläßt eine Anordnung, nach der alle Personen, die sich am 30. September in Berlin befinden (mit Ausnahme von Durchreisenden), eine Lebensmittelkarte erhalten. Wer am 1. Oktober oder später ankam, hatte keinen Anspruch.
13. 09. Nach offizieller Mitteilung sind an den Berliner Schulen 234 224 Kinder erfaßt. 5 331 Lehrer standen zur Verfügung, davon waren 471 Hilfslehrer (hauptsächlich pensionierte Lehrer) und 965 Schulhelfer.
13. 09. Die Alliierte Kommandantur befiehlt dem Oberbürgermeister, wenigstens einen Tauschmarkt in jedem Stadtbezirk einrichten zu lassen.
14. 09. Der französische Militär-Gouverneur, General Geoffrey de Beauchesne, weist darauf hin, daß von den Kaufleuten keine Banknoten zurückgewiesen werden dürfen, weil sie sich »in einem schlechten Zustand befinden«.
14. 09. Vom Schöffengericht Berlin-Mitte werden zwei Männer (38 und 29 Jahre) zu Gefängnisstrafen verurteilt. Sie hatten als Mitarbeiter der Kriminalpolizei zwei Personenwagen für ihren Privatgebrauch beschlagnahmt.
15. 09. Die Volkshochschule Steglitz wird von ihrem Leiter, Dr. Heise, in den Parklichtspielen in der Schloßstraße (Steglitz) eröffnet.
15. 09. Im Britischen Sektor von Berlin treten in Vorbereitung auf die Abhaltung freier Wahlen fünf Verordnungen in Kraft. Sie regelten u.a. die Bildung politischer Parteien, öffentliche Umzüge sowie die Durchführung politischer und unpolitischer Versammlungen.
15. 09. Auf Befehl von Marschall Georgi K. Shukow wird mit der Aussonderung faschistischer und militaristischer Literatur aus den Berliner Bibliotheken begonnen.
15. 09. Die Nord-Süd-U-Bahn-Strecke von Seestraße nach Grenzallee ist wieder durchgängig befahrbar. Die Züge fuhren im 10-Minuten- Abstand. Die Unterbrechung zwischen Kochstraße und Hallischem Tor wurde behoben.
16. 09. D. Dr. Otto Dibelius, der evangelische Bischof von Berlin, predigt in der überfüllten Gethsemanekirche (Prenzlauer Berg). Er nahm das Bibelwort »Tröstet, tröstet, mein Volk ...« zur Grundlage seiner Rede.
17. 09. Im obersten Geschoß des Getreidesilos im Westhafen bricht nach einer Getreidestaubexplosion ein Brand aus. Das Feuer konnte gelöscht werden.
17. 09. Der Magistrat beschließt, einen Rezeß von Kurfürst Joachim I. Nestor vom 27. Dezember 1508 in Verbindung mit § 138 BGB, der das Erbrecht an herrenlosen Nachlässen regelte, aufzuheben und die Stadt grundsätzlich als Erbin erbenlosen Vermögens einzusetzen.
18. 09. Die Typhuserkrankungen sind im Britischen Sektor von Berlin leicht zurückgegangen. Es waren Zwangsimpfungen durchgeführt worden. Von 100 erkrankten Berlinern waren 33 gestorben.
18. 09. Im Deutschen Theater (Mitte) findet die Uraufführung der Tragödie des ungarischen Dramatikers Julius Hay »Gerichtstag« in der Inszenierung von Gustav von Wangenheim statt. Hauptdarsteller waren u.a. Ruth Schilling und Aribert Wäscher.
18. 09. Der Mediziner Friedrich Konrich, von 1942 bis 1945 Präsident der Reichsanstalt für Wasser- und Luftgüte in Berlin, stirbt in Berlin.
19. 09. Mit einer Verordnung des Magistrats erlöschen alle seit Mai 1945 zugesagten Genehmigungen zur Erteilung von privatem Unterricht. Neue Erlaubnisgesuche waren in vorgegebener Form bei den Bezirksämtern einzureichen.
20. 09. Die BVG befördert erstmals wieder über eine Million Fahrgäste pro Tag.
20. 09. Das erste Teilergebnis einer amtlichen Feststellung der Kriegsschäden wird vorgelegt. Danach waren in den Bezirken des Britischen Sektors (Tiergarten, Wilmersdorf, Charlottenburg, Spandau) 25 278 Gebäude registriert; nur etwa 35 % waren unbeschädigt.
20. 09. Auf Initiative des Beauftragten für Sozialwesen in Lichterfelde-West, Wilhelm Eillner, wird ein Übergangsheim für kriegsversehrte Rückkehrer eröffnet. Die Insassen erholten sich dort, bis sie ohne Gesundheitsrisiko die weitere Heimreise antreten konnten.
20. 09. Die Stadtkommandanten beschließen, die Berliner Zeit mit Wirkung vom 23. September 1945, 2.00 Uhr, um eine Stunde zurückzustellen. Die Uhren waren am 20. Mai um zwei Stunden auf Moskauer Zeit vorgestellt worden.
20. 09. In Berlin hält der Alliierte Kontrollrat seine sechste Sitzung ab. U.a. wurde eine gemeinsame Politik zur Gleichbehandlung aller Deutschen (in allen Zonen bzw. Sektoren) beschlossen. Gesetze usw. sollten für alle gleichermaßen zugänglich gemacht werden.
20. 09. Im Bericht von einer Pressekonferenz, die Stadtrat Klimpel aus der Ernährungsabteilung des Magistrats abhielt, werden die Maßnahmen zur Sicherung der Ernährung im bevorstehenden Winter mitgeteilt. Es gab u.a. Eipulver auf Fleischmarken.
22. 09. Die Verhandlung gegen den Universitätsprofessor Dr. Martin Heppe vor dem britischen Militärgericht wegen unerlaubten Waffenbesitzes endet mit Freispruch. Offensichtlich wollte einer der Zeugen mit Hilfe des Gerichts persönliche Zwistigkeiten austragen.
23. 09. Die Chinesische Kolonie in Berlin findet sich im Festsaal der Technischen Hochschule vor dem Bild von Sun Yat-Sen und Chiang Kai-Chek seit Jahren wieder zu einem großen Festessen zusammen.
23. 09. Im Olympiastadion in Berlin-Charlottenburg findet ein Drei-Länder-Wettkampf zwischen amerikanischen, britischen und französischen Besatzungsangehörigen statt.
23. 09. Die Sommerzeit endet. Auf Anordnung der Alliierten Kommandantur wurde um 2.00 Uhr die Berliner Zeit um eine Stunde zurückgestellt.
23. 09. Die Melanchthongemeinde in Spandau sammelt Naturalien für ein Essen, zu dem sie Kinder aus einem Spandauer Flüchtlingslager einlud.
24. 09. Der Physiker Hans Geiger, Inhaber des Lehrstuhls für Experimentalphysik an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg, stirbt in Berlin.
24. 09. Der Magistrat sperrt den freien Verkauf von Geräten, die zum Kohletransport geeignet sind, um eine gerechte Verteilung an den Kohlehandel steuern zu können. Verkäufe bedurften einer »Anweisung« des Fachamtes Kohle.
24. 09. Der Chef der Public-Safety-Abteilung der Britischen Militärregierung, Brigadier Martin, hält eine Pressekonferenz zum Aufbau von Polizei und Feuerwehr im Britischen Sektor ab. In Abstimmung mit den Sowjets holte er Polizisten aus Westdeutschland zurück.
25. 09. Ein 33jähriger Mann, der seit Mai Leiter der politischen Abteilung der Polizeiinspektion Spandau war, wird vom britischen Militärgericht zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Ihm wurden schwere Übergriffe gegenüber der Bevölkerung nachgewiesen.
25. 09. Das Hauptberufsamt des Berliner Magistrats teilt mit, daß »Kriegszwischenprüfungen« (Vorzeitige Abschlüsse für Lehrlinge, die 1945 zum Kriegseinsatz kamen) nicht als ordnungsgemäße Gesellenprüfungen anerkannt werden.
25. 09. Britische Soldaten dürfen wieder in deutschen Familien verkehren. Alle geltenden Befehle über das Umgangsverbot wurden aufgehoben. Nach Beschluß des Alliierten Kontrollrats waren damit alle zonenspezifischen Befehle über den Umgang aufgehoben.
26. 09. Mit einem Befehl der Alliierten Kommandantur wird die Anordnung des Magistrats über die Sozialversicherung in Berlin bestätigt.
26. 09. Der vom Magistrat am 3. August 1945 ernannte neue Aufsichtsrat des Zoologischen Gartens zu Berlin tritt nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals zusammen. Der Aufsichtsrat bestellte Dr. Katharina Heinroth zum Alleinvorstand.
26. 09. Zur Kontrolle der von der Alliierten Kommandantur befohlenen Rationierung des Stromverbrauchs wird vom Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner ein Verfahren mit eigenverantwortlicher Ablesung der Zähler angeordnet.
26. 09. Auf dem vom Magistrat eingerichteten Tauschmarkt in der Brunnenstraße werden zwischen 18 000 und 20 000 Besucher gezählt. Am 24. September, dem Eröffnungstag, waren es etwa 5 000 Besucher.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur bestätigt Dr. Kanger als Vorsitzenden des Kammergerichts für eine Frist von drei Monaten. Dr. Löwenthal und Dr. Wegin wurden für die gleiche Frist zu Vizepräsidenten ernannt.
27. 09. In den Berliner Haushaltsgeschäften kann man Schaumlöffel kaufen, deren durchlöcherte Kellen aus den Sieben von Gasmasken gearbeitet sind.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur nimmt einen Plan zur Reorganisation der Staatsanwaltschaft sowie zur Gründung einer Berliner Juristengesellschaft an.
27. 09. Von der Alliierten Kommandantur wird die Schaffung einer Preisüberwachungsstelle beim Magistrat sowie ein Befehl gegen den Mißbrauch von Preiserhöhungen bestätigt.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur befiehlt dem Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner, Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensmittelversorgungssystems zu ergreifen.
27. 09. Das Österreichische Repatriierungskomitee in Deutschland (Sitz in Zehlendorf) führt österreichische Staatsbürger in ihre Heimat zurück. Ein erster Transport mit 700 Personen wurde an einem der Vortage bereits verabschiedet.
27. 09. Unter Vorsitz des britischen Kommandanten, Generalmajor Erik P. Nares, findet die 12. Sitzung der Alliierten Kommandantur der Stadt Berlin statt. Die Beschlüsse wurden im Kommuniqué Nr. 12 zusammengefaßt.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur beschließt, die Lebensmittelration für Kinder von neun bis 17 Jahren auf 1 550 Kalorien täglich anzuheben. Im französischen Sektor erhielten die Schulkinder die zusätzliche Ration in Form eines Frühstücks in der Schule.
27. 09. Die Berliner Zeitungen veröffentlichen die Proklamation des Alliierten Kontrollrats an das deutsche Volk, welche die Alliierten Vertreter in Ergänzung der Erklärung zur Niederlage Deutschlands (unterzeichnet am 5. Juli in Berlin) abgaben.
27. 09. Auf Ersuchen des Magistrats wird von der Alliierten Kommandantur die Erhebung der Steuer auf alle Lokale, die alkoholische (geistige) Getränke ausschenken, bestätigt.
27. 09. Mit amerikanischer Lizenz erscheint in Berlin die erste Ausgabe der Zeitung »Der Tagesspiegel«.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur befiehlt dem »Bürgermeister«, unverzüglich einen Plan für das »Einsammeln und Aufbewahren von 300 000 Tonnen Holz« auszuarbeiten. Der Hausbedarf der Berliner Zivilbevölkerung im bevorstehenden Winter sollte gedeckt werden.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur befiehlt, den Mannschaftsbestand der Berliner Feuerwehr auf maximal 1 000 Mann zu erhöhen. Ehemalige Feuerwehrmänner sollten bevorzugt eingestellt werden.
27. 09. Die Amerikanische Militärregierung gibt bekannt, daß der stv. Bürgermeister von Zehlendorf, Dr. Heinrich Erdmann, und der Unterbürgermeister E. Kirchner aus ihren Ämtern entlassen wurden, weil sie sich gegen eine Anordnung der Amerikaner geäußert hatten.
27. 09. Nach Plänen der Reichsbahn soll der Anhalter Bahnhof (Kreuzberg) als erster Fernbahnhof wieder hergerichtet und vor allem die Eingangshalle zum Askanischen Platz wieder geöffnet werden. Der Potsdamer Bahnhof sollte hingegen nicht wieder aufgebaut werden.
27. 09. Im Bericht über eine Pressekonferenz kündigt der Leiter des Siemens-Reparaturwerks die schrittweise Inbetriebnahme von 50 000 Telephonanschlüssen an. Vor dem Krieg gab es in Berlin 380 000 Anschlüsse. 50 % wurden zerstört. 5 000 waren derzeit geschaltet.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur bestätigt den Befehl, wonach es verboten ist, Läden, Restaurants und Vergnügungsstätten wiederherzustellen, damit alles vorhandene Baumaterial für Krankenhäuser, Schulen, Wohnhäuser u.a. wichtige Einrichtungen bereit steht.
27. 09. Das »Chinese Liaison Office« (Sitz: Kurfürstendamm 218, Charlottenburg) gibt bekannt, daß sich alle Chinesen in Berlin melden können, die sich für eine Repatriierung interessieren. Leiter des Büros war Dr. Jui-Jen Yü.
27. 09. Nach einer Zeitungsmitteilung sollen deutsche Flüchtlinge, die zur Zeit im Britischen Sektor von Berlin in Lagern untergebracht sind, in die Britische Zone Deutschlands transportiert werden, wenn sie beweisen, früher dort ansässig gewesen zu sein.
27. 09. Auf Anordnung der Alliierten Kommandantur sind die bisher ausgegebenen weißen Kraftfahrzeugzulassungen in russischer Sprache mit GF- Kennzeichen durch Zulassungen in russischer, englischer, französischer und deutscher Sprache zu ersetzen.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur beschließt, 900 Tonnen Brennstoff für die Stadt im Monat Oktober 1945 vorzusehen.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur billigt eine Reorganisation der Gerichte der Stadt Berlin. Statt der bestehenden 20 Amtsgerichte wurden 14 eingerichtet; das bestehende Staatsgericht wurde durch zwei Gerichte, Landgericht und Kammergericht, ersetzt.
27. 09. Die Alliierte Kommandantur beschließt, daß »alle wirklichen Opfer der Naziverfolgung« bei Lebensmittelkarten um eine Gruppe höher eingestuft werden, als sie ihnen nach ihrer Arbeit zusteht.
28. 09. Damit Lebensmittel aus der Sowjetischen Besatzungszone nach Berlin gebracht werden können, werden von den Bezirksämtern - Ernährungsamt - Fässer, Kisten, Tonnen, Säcke und Behälter aller Art gegen Bezahlung entgegengenommen.
28. 09. Nach der Magistratsanordnung sind die Kleinabschnitte der Lebensmittelkarten für den Verzehr in Gaststätten vorgesehen. Im Kleinhandel durften diese Abschnitte nur in dem Geschäft eingelöst werden, in dem der Kunde angemeldet war.
28. 09. Das britische Militärgericht Spandau verurteilt eine Person wegen Urkundenfälschung zu einem Jahr Gefängnis.
28. 09. Der Magistrat gibt eine Anordnung heraus, wonach Einzelhandelsgeschäfte für Fleisch und Fleischwaren, Fette, Kartoffeln und Gemüse Kundennummern auszugeben haben. Nach Wareneingang riefen die Händler die fälligen Kundennummern auf.
28. 09. Das britische Militärgericht Spandau verurteilt fünf Personen wegen Diebstahls von Gütern der Besatzungstruppen zu jeweils drei Monaten Gefängnis.
28. 09. Das britische Militärgericht Spandau verurteilt eine Person wegen ungebührlichen Betragens gegenüber alliierten Soldaten zu drei Monaten Gefängnis.
28. 09. Nach einer Magistratsanordnung sind Bezugsausweise aus der Zeit der Kampfhandlungen ungültig.
28. 09. Mit Zustimmung der Alliierten Kommandantur erläßt der Magistrat eine Verordnung gegen Preistreiberei. Danach waren zunächst die Preise vom 1. April 1945 beizubehalten, Abweichungen nur in geregelten Ausnahmen zulässig.
29. 09. Wie aus einer Mitteilung des Rechtsanwalts Dessau, Vorsitzender der Spruchkammer des Magistrats, hervorgeht, darf es keine Sippenhaft geben. Ein Verwandtschaftsverhältnis zu einem ehemaligen Mitglied der Nazipartei war »keine Belastung«.
29. 09. Wie aus einer Mitteilung des Magistrats hervorgeht, wurde einer Reihe von Geschäftsleuten die Gewerberlaubnis entzogen, weil sie als politisch unzuverlässig galten oder kein öffentliches Bedürfnis für ihr Gewerbe vorlag.
29. 09. Auf Beschluß der Alliierten Kommandantur wird die Lebensmittelration für Kinder zwischen neun und 14 Jahren von 1 388 auf 1 550 Kalorien pro Tag erhöht. Im Britischen Sektor erfolgte die Austeilung in Form einer Mittagsmahlzeit in den Schulen.
29. 09. Nach Mitteilung des Magistrats ist die Spruchkammer beim Amt für Handel und Handwerk zuständig, wenn gegen den Entzug von Gewerbegenehmigungen oder die Einsetzung eines Treuhänders wegen NSDAP-Mitgliedschaft Einspruch erhoben wird.
29. 09. Auf Beschluß des Aufsichtsrats des Aktienvereins des Zoologischen Gartens wird Werner Schröder Verwaltungsdirektor.
29. 09. Auf Abschnitt 1 der Berliner Raucherkarte erhalten Männer zwölf Zigaretten oder drei Zigarren, Frauen erhalten sechs Zigaretten. Eine Voranmeldung in den Zigarettenläden war erforderlich, als Beleg diente Abschnitt 2 der Raucherkarte.
29. 09. Im Bericht über eine Pressekonferenz im Fachamt für Textilien beim Magistrat wird nach Verhandlungen mit den vier alliierten Besatzungsbehörden die Ausgabe von Bekleidung angekündigt. Dazu war eine Kleiderkarte in Vorbereitung.
29. 09. Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner ruft mit Unterstützung der Alliierten Kommandantur zu einer Sammlung von Spinnstoffen auf. Es ging um die Beschaffung von Bekleidung für ehemalige Kriegsgefangene und Opfer des Faschismus.
29. 09. Es wird mitgeteilt, daß das Preisamt unter der Leitung des früheren Ministerialdirigenten Friedrich Resch steht.
29. 09. Wie »Der Berliner« berichtet, hat sich der erste Nachkriegsbürgermeister von Tiergarten, Fritz Bachmann, vor dem britischen Militärgericht zu verantworten. Er sollte u.a. gegen Geld Mitglieder der Nazipartei von der Mitgliederliste gestrichen haben.
29. 09. Die Bezirksamtsmitglieder des Bezirks Wedding werden durch den stellvertretenden Oberbürgermeister Berlins, Paul Schwenk, in ihr Amt eingeführt.
29. 09. Auf Beschluß des Aufsichtsrats des Aktienvereins des Zoologischen Gartens (Tiergarten) wird Frau Dr. Katharina Heinroth wissenschaftlicher Direktor.
30. 09. Die Angestellten des Arbeitsamts Steglitz in der Birkbuschstraße leisten einen Sonntags-Arbeitseinsatz. »Sie reparierten das Dach ihres Dienstgebäudes und fällten beschädigte Bäume ..., um Brennholz zu schaffen. Außerdem wurden Schutthaufen beseitigt.
30. 09. Das Hilfswerk der evangelischen Kirche nimmt in Berlin seine Tätigkeit auf.
01. 10. Die S-Bahn fährt nach kriegsbedingter Unterbrechung wieder zwischen Mahlow und Rangsdorf.
01. 10. Die Städtische Pfandleihanstalt an der Elsässer Straße (Mitte) wird eröffnet.
01. 10. Der Diplom-Ingenieur Günter Köhler beginnt seine lebensprägende Laufbahn als Dozent an der Ingenieurschule Beuth. Köhler unterrichtete die Lehrfächer Mechanik, Maschinenteile, Kolbenmaschinen, Getriebelehre und Maschinenlabor.
01. 10. Mit 30 Schülerinnen beginnt der Lehrbetrieb an der Schwesternschule der Charité (Mitte), der ersten Einrichtung dieser Art nach dem Zweiten Weltkrieg.
01. 10. Die Feuerversicherungsanstalt nimmt als Monopoleinrichtung der Stadt Berlin, in der alle Gebäude versichert sein müssen, die Tätigkeit auf.
01. 10. Eine Verordnung über die Minderung des Mietzinses tritt in Kraft. Diese war vom Obersten Chef der Sowjetischen Militäradministration gefordert und vom Magistrat erlassen worden.
01. 10. Mit Zustimmung der Alliierten Kommandantur treten in Berlin eine Reihe von Steuererhöhungen in Kraft. Betroffen waren Hundesteuer (von 60 auf 120 Reichsmark), Getränkesteuer (von 10 % auf 20 % des Kleinhandelspreises) und Vergnügungssteuer.
01. 10. Die S-Bahn-Strecke zwischen Wilmersdorf und Herrmannstraße ist nach Reparatur der Kriegsschäden wieder zweigleisig befahrbar. Damit entfiel das Umsteigen am Bahnhof Papestraße.
01. 10. Der Magistrat stimmt dem Vorschlag der Abteilung für Volksbildung zu, die Berliner Universität in das Köpenicker Schloß und in die Gebäude der ehemaligen Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt zu verlegen, was jedoch nicht realisiert wurde.
01. 10. Der S-Bahn-Ring-Abschnitt zwischen Beusselstraße und Putlitzstraße (Nordring) geht nach kriegsbedingter Unterbrechung wieder in Betrieb.
01. 10. Der Alliierte Kontrollrat hält in Berlin seine siebente Sitzung ab. Die USA, Großbritannien und die UdSSR waren vertreten durch General Dwight David Eisenhower, General Brian Hubert Robertson und General Wassilij Sokolowskij.
01. 10. Das neue Versorgungsjahr beginnt. Vom Obersten Chef der Sowjetischen Militärverwaltung wurde u.a. auch Gerste zur (beschränkten) Herstellung eines dreiprozentigen Bieres zur Verfügung gestellt. Für die Rote Armee wurde siebenprozentiges Bier gebraut.
02. 10. Das Einfache Britische Militärgericht verurteilt acht Personen jeweils zu drei Monaten Haft, weil sie unberechtigt mit Eigentum der alliierten Truppen angetroffen wurden.
02. 10. Die Zeitung »Der Berliner« berichtet über die Herstellung von Dachziegeln aus Bauschutt. Der Leiter des Bauamts Charlottenburg hatte mit Unterstützung der Technischen Hochschule und des Materialprüfungsamtes, eine entsprechende Presse konstruiert.
02. 10. Eine Statistik weist aus, daß in Charlottenburg 37 % aller Häuser zerstört sind (25 % in der Stadt Berlin). Dort waren 19 Firmen mit 2 500 Arbeitskräften für Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten eingesetzt. Zunächst fand kein Wiederaufbau statt.
03. 10. Der Magistrat der Stadt Berlin gibt eine Verordnung zu den Gemeindeabgabezahlungen heraus. Sie umfaßte gewerbliche Abgaben, Hunde-, Getränke- und Vergnügungssteuer sowie Säumniszuschläge, Zahlungsmodalitäten und Mahnwesen.
03. 10. Die Deutsche Staatsoper, Friedrichstraße 101-102 (Mitte), widmet den neu verpflichteten Mitgliedern einen Abend »Opernmelodien«. Den Zuhörern fielen das Übergewicht der Frauenstimmen sowie das Fehlen einer Soubrette und eines Tenorbuffos auf.
03. 10. Die 10. Berliner Volkshochschule wird im Bezirk »Schöneberg-Friedenau« feierlich eröffnet. Die Feier fand im Neuen Rathaus am Rudolph-Wilde-Platz (ab 25. November 1963 John-F.-Kennedy-Platz) statt.
04. 10. Auf der 13. Sitzung der Alliierten Kommandantur wird beschlossen, eine Gasrationierung zu erlassen. Schaufensterbeleuchtung, Gaslichtreklame und Gasheizungen wurden verboten. Überschreitungen der zugewiesenen Verbrauchsquoten standen unter Strafe.
04. 10. Die 13. Sitzung der Alliierten Kommandantur wird unter Vorsitz des französischen Kommandanten, General Geoffrey de Beauchesne, abgehalten. Es wurden Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensmittelversorgung besprochen.
04. 10. Auf der 13. Sitzung der Alliierten Kommandantur appellieren die Vertreter der Westmächte an die sowjetische Seite, die Bahnstrecke Helmstedt - Magdeburg zu verbessern, um die Lebensmittellieferungen nach Berlin von 9 auf 16 Züge/Tag steigern zu können.
04. 10. Im Bezirk Wilmersdorf steht die Wetterfestmachung der Schulräume vor dem Abschluß. Zusätzlich ordnete die Britische Militärregierung an, auf den Schulhöfen heizbare Holzbaracken aufzustellen, um der Verknappung von Heizmaterial und Räumen vorzubeugen.
04. 10. Eine Statistik weist aus, daß die BVG jetzt täglich 12,5 Millionen Menschen gegenüber neun Millionen in der zweiten Juliwoche befördert. Das im September am häufigsten benutzte Verkehrsmittel war die Straßenbahn mit 7,3 Millionen Fahrgästen.
04. 10. Das Bezirksverfassungsstatut liegt, nach Genehmigung durch die Alliierte Kommandantur, jetzt vor. Es bestimmte, Berlin in 20 Verwaltungsbezirke einzuteilen und die bisherigen Grenzen beizubehalten und trat am 10. Oktober in Kraft.
04. 10. Die Zulassung zur Technischen Hochschule in Charlottenburg wird davon abhängig gemacht, ob der Bewerber mindestens 100 Aufbaustunden geleistet hat. Etwa 150 angehende Studenten arbeiteten daran, die im Kriege beschädigten Hörsäle wieder herzurichten.
04. 10. Im Bericht über eine Unterredung des Kommandanten von Wilmersdorf mit Vertretern der politischen Parteien heißt es, Verwaltungsbeamte stehen im Dienst der Militärregierung. Mit politischen Fragen durften sie sich nur außerhalb des Dienstes beschäftigen.
04. 10. Das erste Ergebnis der »Berliner Registrierung« wird bekanntgegeben. Danach hatten nur 5 % der Bevölkerung von Wilmersdorf (105 000 Einwohner) angegeben, Mitglied der NSDAP und ihrer Gliederungen gewesen zu sein.
04. 10. Im Bericht über eine Razzia in Lebensmittelgeschäften des Bezirks Mitte heißt es, daß 4 568,4 kg Waren beschlagnahmt wurden. Nach einer Anordnung der Besatzungsbehörde waren Altbestände zu melden. Zuwiderhandlungen galten als vorsätzliche Unterschlagung.
04. 10. Auf der 13. Sitzung der Alliierten Kommandantur wird der Haushaltsplan der Stadt Berlin für die Periode Juni-September 1945 (Volumen 337 915 000 Reichsmark) geprüft. Für die Periode Oktober-Dezember 1945 wurden strikte Sparmaßnahmen eingeführt.
04. 10. Die britische Erziehungsministerin, Ellen Wilkinson, besucht Berliner Schulen in Tiergarten und Spandau. Den Schulräten bescheinigte sie angesichts der schwierigen Nachkriegsbedingungen eine gute Arbeit; die Lage sei besser, als sie angenommen hatte.
05. 10. Das Amtsgericht Tiergarten verurteilt einen 21jährigen Kriminalanwärter wegen Erpressung unter Ausnutzung der Amtsgewalt zu neun Monaten Gefängnis.
05. 10. Auf einer Pressekonferenz wird über die Ergebnisse der Spinnstoffsammlung berichtet, die am 1. Oktober begann. In Spandau, Neukölln, Mitte und Treptow gab es mehr Spenden als erwartet. Die Aktion wurde um zwei Wochen verlängert.
06. 10. Von der 13. Sitzung der Alliierten Kommandantur am 4. Oktober wird zur geplanten Gasrationierung mitgeteilt, daß das Gas für jede fünf- oder sechsköpfige Familie ausreichen soll, sich täglich bis zu zwei Mahlzeiten zu kochen, sofern Gas geliefert wird.
06. 10. Mit einer Verordnung der Stadt Berlin wird eine Rattenbekämpfungsaktion, die vom 1. November bis 15. Dezember stattfinden soll, vorbereitet.
07. 10. Im Studentenhaus der Technischen Hochschule zu Berlin findet eine Veranstaltung des »Zentralausschusses der Studentenschaft beim Magistrat von Berlin« zu Fragen des deutschen Hochschulwesens statt.
07. 10. Auf der ersten Arbeitstagung des Hauptausschusses »Opfer des Faschismus« in der Staatsoper, Friedrichstraße (Mitte), fordern die 2 700 bisher anerkannten Opfer des Faschismus in einer Resolution ein Gesetz zur Bestrafung aller politischen Denunzianten.
07. 10. An der Charlottenburger Chaussee (Straße des 17. Juni, Tiergarten) wird ein sowjetisches Ehrenmal, das an die bei der Eroberung von Berlin gefallenen Sowjetsoldaten erinnern soll, fertiggestellt.
08. 10. Der Magistrat beschließt die Einrichtung eines Aufnahmeheimes für Obdachlose.
08. 10. In einem Brief an einen seiner Schüler beklagt der Nervenarzt Karl F. Bonhoeffer den Tod zweier Söhne (Dietrich, Theologe, und Klaus, Chefsyndikus der Lufthansa) und zweier Schwiegersöhne (von Schleicher und von Dohnanyi) im NS-Widerstand.
09. 10. Die erste Musterschau des Berliner Handwerks nach Kriegsende wird eröffnet.
09. 10. Die Überprüfung des Buchbestandes der Volksbücherei Wilmersdorf durch den Prüfungsausschuß des Bezirks ist abgeschlossen. Alles faschistische und nationalsozialistische Schrifttum wurde aussortiert. Etwa 2 220 Autoren wurden auf den Index gesetzt.
09. 10. Es wird bekanntgegeben, daß das Arbeitsamt bei Entlassungen auf Antrag die Wiedereinstellung auf einen angemessenen Arbeitsplatz fordern kann. Der Kündigungsschutz diente vorrangig Älteren, Schwerbeschädigten und Lehrlingen.
09. 10. In einem Bericht über die Schultauglichkeitsuntersuchungen der Berliner Kinder heißt es, daß etwa 1,8 % der 349 Mädchen und 680 Jungen wegen des körperlichen Befundes nicht mit dem Schulbesuch beginnen können.
09. 10. Aufgrund eines Beschlusses der Alliierten Kommandantur Berlin ist den in Berlin arbeitenden privaten Versicherungsgesellschaften der weitere Betrieb untersagt. Beim Magistrat wurde ein Versicherungsausschuß gebildet, der Zulassungskriterien erarbeitete.
10. 10. Der Magistrat der Stadt Berlin setzt mit Genehmigung der Alliierten Kommandantur ein Bezirksverfassungsstatut in Kraft. Danach blieben die 20 Verwaltungsbezirke Berlins unverändert. In allen Bezirken waren Bezirksämter zu bilden.
10. 10. Der Polizeipräsident gibt bekannt, daß die in den Papiergeschäften noch vorrätigen Formulare benutzt werden dürfen. Jedoch war die Frage 4 (Parteizugehörigkeit) zu überkleben.
10. 10. Der Berliner Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner ordnet auf Befehl der Alliierten Kommandantur die Rationierung des Gasverbrauchs an. Verstöße sollten u.a. mit Absperrungen geahndet werden.
11. 10. Die Alliierte Kommandantur billigt die Eingliederung des in der Mark Brandenburg nördlich von Frohnau gelegenen Dorfes Stolpe und seiner Gemarkung in den Bezirk Reinickendorf, da die französische Militärverwaltung dort einen Flugplatz anlegen wollte.
11. 10. Mit einer Verordnung des Magistrats wird das Arbeitsbuch wieder eingeführt. Mehrtägiges Fernbleiben oder Beurlaubung eines Arbeitnehmers waren dem Arbeitsamt zu melden. Andernfalls wurde die Lebensmittelkarte entzogen.
11. 10. Der Magistrat erläßt eine Verordnung gegen Lohntreiberei. Diese Gefahr bestand wegen des akuten Mangels an Fachkräften.
11. 10. Nach einer Mitteilung der britischen Kontrollkommission sind in den vier britischen Stadtbezirken Charlottenburg, Spandau, Wilmersdorf und Tiergarten von den dortigen 32 701 Häusern nur 4 704 unbeschädigt. Die größten Schäden gab es in Charlottenburg.
11. 10. Nach einer Mitteilung der britischen Kontrollkommission wurden in den vier britischen Stadtbezirken an den Hauptstellen der Trümmerstätten bislang 4 Mio. Steine und 2 Mio. (Dach-)Ziegel sowie 1 100 Kubikmeter Holz und 6 000 Quadratmeter Glas geborgen.
11. 10. Nach einer Mitteilung der britischen Kontrollkommission wohnen in den vier britischen Stadtbezirken durchschnittlich etwa zwei Personen in einem Zimmer. Es gab Einzelfälle, in denen sich bis zu sechs, acht oder gar elf Personen ein Zimmer teilten.
12. 10. Der amtierende Rektor der Berliner Universität, Eduard Franz E. Spranger, wird darüber informiert, daß die Universität der Verwaltung für Volksbildung unterstellt und neuer Kommissarischer Rektor der Altphilologe Johannes Stroux sei.
12. 10. Die Alliierte Kommandantur entläßt Professor Dr. Ferdinand Sauerbruch aus seinem Amt als Stadtrat für Gesundheitswesen im ersten Nachkriegsmagistrat. Begründet wurde die Maßnahme mit »seiner politischen Tätigkeit unter dem Naziregime«.
13. 10. Im Deutschen Theater (Mitte) findet die Premiere von Molières Komödie »Die Schule der Frauen« in der Inszenierung von Paul Bildt und mit Aribert Wäscher, Paula Denk, Max Eckard und Elsa Wagner in den Hauptrollen statt.
14. 10. In Ost-Berlin erscheint mit sowjetischer Lizenz die erste Nummer der Wochenzeitung »Neue Berliner Illustrierte« (NBI). Sie wurde bis zum Jahre 1990 herausgegeben.
14. 10. In der Wilmersdorfer russisch-orthodoxen Kathedrale wird mit einer festlichen Liturgie die Wiedervereinigung der Berliner sowie anderer deutscher Gemeinden der Russisch-Orthodoxen Kirche mit der russischen Mutterkirche vollzogen.
15. 10. Von den Meldestellen des Bezirks Reinickendorf wird mitgeteilt, daß sie in der ersten Hälfte des Monats Oktober etwa 2 400 Rückkehrer (Personen mit Vorkriegswohnsitz Berlin) registrierten. Im September lag der Zuzug noch höher.
15. 10. Mit dem Schuljahresanfang beginnt der Rundfunk die Sendefolge »Der Schulfunk«. Die Sendungen wurden durch Lautsprecher in die Klassen übertragen.
15. 10. Der Magistrat ordnet an, daß auf die neuen Berliner Bezugsausweise bis zu 25 kg Kartoffeln zur Einkellerung bezogen werden können.
15. 10. Für den 25. Oktober wird die erste Ziehung der vom Magistrat der Stadt Berlin ins Leben gerufenen Berliner Stadtlotterie angekündigt. In je zwei Abteilungen standen 150 000 Lose zum Verkauf, auf die 22,1 % Gewinnausschüttung fiel.
15. 10. Der Magistrat erläßt eine Verordnung über den Stromverbrauch in Vergnügungsstätten und Gewerbebetrieben. Danach durften in der Regel (einschließlich S-Bahn) nur noch 50 % vom Septemberverbrauch aus dem Stromnetz entnommen werden.
15. 10. Der Magistrat macht darauf aufmerksam, daß es Bäckern verboten ist, Roggen- und Weizenmehl zu mischen, um daraus Mischbrot herzustellen. Es durfte nur Roggen- oder Weizenbrot gebacken werden. Die Herstellung von Schrippen und Kuchen war untersagt.
15. 10. Der Magistrat teilt mit, daß auf Grund eines Befehls der Alliierten Kommandantur für Personen, die nicht Mitglieder der NSDAP waren, wieder Rente gezahlt wird. Der Höchstbetrag für Alleinstehende war auf 50 Reichsmark begrenzt.
16. 10. Bei einer Razzia auf dem Tauschmarkt an der Brunnenstraße werden 16 000 Personen überprüft. Davon konnten 4 000 kein Arbeitsverhältnis nachweisen.
16. 10. Der Magistrat gibt Ausführungsanweisungen zur Verordnung über die Rattenbekämpfung in Berlin (VO vom 6. Oktober) bekannt.
16. 10. Das Bezirksamt Reinickendorf gibt bekannt, daß Reisebescheinigungen im Ausweisbüro der russischen Stadtkommandantur, Albrechtstraße (Mitte), erteilt werden und dort zu beantragen sind.
17. 10. Ein Denkmal für die Gefallenen einer sowjetischen Panzerarmee wird an der Potsdamer Chaussee (Zehlendorf) enthüllt.
18. 10. Der Bezirksbürgermeister von Reinickendorf, Erich Böhm, gibt bekannt, daß der Wiederverkauf von Möbeln aus Nazibesitz strafrechtlich verfolgt wird. Diese Möbel waren nach Anordnung der Kommandantur-Behörde an notleidende Einwohner abgegeben worden.
21. 10. Eine »Käthe-Kollwitz-Gedächtnisausstellung« wird im ehemaligen Landwirtschaftlichen Institut in der Invalidenstraße (Mitte) eröffnet.
23. 10. Die ehemalige »Reichsanstalt für Wasser- und Luftgüte« wird in das dem Berliner Magistrat unterstellte »Zentralinstitut für Hygiene und Gesundheitsdienst«, ab 1948 »Robert-Koch-Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten«, eingegliedert.
23. 10. Die Alliierte Kommandantur ordnet an, daß für Kinder vom neunten bis 16. Lebensjahr die Lebensmittelkarte IVa ausgegeben wird, nach der die Betreffenden höhere Rationen als bisher erhalten.
23. 10. General von Beauchesne, Kommandant der französischen Militärregierung, befiehlt dem Bürgermeister von Reinickendorf, einen Diebstahl an französischen Armeeangehörigen wiedergutzumachen. Es waren fünf Pistolen zurückzugeben und 12 000 Mark zu zahlen.
24. 10. Der Briefverkehr zwischen Berlin und den westlichen Besatzungszonen wird aufgenommen.
24. 10. Der Hauptausschuß Opfer des Faschismus gibt Sammellisten für die Hilfsaktion »Rettet die Kinder« aus. Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner unterstützte die Hilfsaktion mit einem Aufruf für das Friedens-Weihnachten 1945.
25. 10. In der Argus-Maschinenhalle, Kopenhagener Straße (Reinickendorf), wird eine Ausstellung mit 1 000 Kinderzeichnungen und Plakaten eröffnet. Diese Antikriegsausstellung zeigte die Eindrücke, die der Krieg in der Kinderseele hinterließ.
25. 10. Die mit Genehmigung der Alliierten Kommandantur geschaffenen Tausch- und Handelsmärkte erhalten eine Marktordnung. Danach wurden viele Gegenstände, z.B. Näh- und Stopfgarne, Streichhölzer, Seife sowie Lebens- und Genußmittel vom Handel ausgeschlossen.
25. 10. Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner besucht neben Vertretern der Alliierten Kommandantur als Ehrengast die Ausstellung »Kinder sehen den Krieg« in der Argus-Maschinenhalle (Reinickendorf).
26. 10. Die »Aktion Storch« beginnt. Bei dieser Aktion verschickte die britische Militärregierung unterernährte Berliner Kinder in ländliche Gebiete ihrer Besatzungszone.
28. 10. In der Marienkirche findet die erste große ökumenische Manifestation nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Es sprachen Pastor Niemöller und Propst Grüber, der anglikanische Bischof Bell und der russisch-orthodoxe Erzbischof Alexander.
28. 10. Hunderttausende Berliner, darunter mehr als 10 000 Bürger aus dem Stadtbezirk Friedrichshain, beteiligen sich an diesem Wochenende freiwillig an Enttrümmerungs- und Aufräumarbeiten.
28. 10. Mit einer Feier in der Deutschen Staatsoper, Friedrichstraße (Mitte), wird die Hochschule für Musik offiziell eröffnet. Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner forderte den Komponisten Paul Hindemith auf, als Leiter der Hochschule nach Berlin zurückzukehren.
30. 10. Der Berliner Bühnen- und Filmschauspieler Georg Alexander, der nach dem Krieg Intendant des Potsdamer Schauspielhauses war, stirbt im Alter von 57 Jahren.
31. 10. Der Reformationstag wird in Berlin mit Genehmigung der Besatzungsmächte als gesetzlicher Feiertag begangen.
31. 10. An der Ingenieurschule Beuth wird eine »Studentische Arbeitsgemeinschaft« gegründet.
01. 11. In einem Befehl des Alliierten Kontrollrates wird die Beschäftigung von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern als Lehrkräfte verboten.
01. 11. Die Alliierte Kommandantur ordnet die Eröffnung von 19 Volksgaststätten für die Berliner an, die über keine Kochgelegenheit verfügen.
01. 11. Nachdem die Alliierte Kommandantur einem entsprechenden Beschluß des Magistrats zustimmte, gilt wieder die Schankerlaubnissteuer aus dem Jahre 1942.
01. 11. Nach einer Magistratsmitteilung sind die Finanzämter in Berlin zuständig für Einkommens-, Lohn-, Umsatz-, Vermögens- und Gewerbesteuern, für die Gebäudeinstandsetzungsabgabe sowie für die Festsetzung der Einheitswerte.
03. 11. Das früher als Kino genutzte Schloßpark-Theater, Schloßstraße (Steglitz), wird mit dem Stück »Hokuspokus« von Curt Goetz in der Inszenierung von Boleslaw Barlog eröffnet.
04. 11. Vertreter von KPD, SPD und LDP nehmen im Haus der Staatsoper zur geplanten Schulreform, insbesondere zum Verhältnis von Kirche und Schule, Stellung. Sie kritisierten die CDU wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber den Forderungen der anderen Parteien.
05. 11. Für die Anmeldung aller Lichtspieltheater beim Magistrat, Abteilung für Volksbildung, endet die Meldefrist. Die formulargebundene Meldepflicht galt auch für zerstörte Spielstätten und solche, die anderweitig genutzt wurden.
05. 11. Im Bezirk Friedrichshain sind, bedingt durch Zerstörung und Demontage, 6 925 Personen, davon 6 867 Frauen, als Arbeitsuchende registriert.
07. 11. Der Hockeyspieler Fritz Messner stirbt. Messner gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille.
07. 11. Johannes Haß, der letzte, bis 1933 amtierende Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung, stirbt im Alter von 72 Jahren in Berlin.
10. 11. Der Ortsteil Stolpe, der bisher zum Kreis Niederbarnim in der Sowjetischen Besatzungszone gehörte, wird durch die Französische Militärregierung von Berlin in ihren Besatzungssektor eingegliedert. Die Zugehörigkeit bestand bis zum 21. Dezember 1948.
10. 11. Gemäß einer Anordnung des Berliner Oberbürgermeisters Dr. Arthur Werner haben als Strom- und Gas-Sparmaßnahme u.a. Gaststätten, Varietés, Kabaretts, Rummelplätze oder andere Vergnügungsstätten bei Dunkelheit zu schließen.
11. 11. Die Gerätemesse des Bezirks Reinickendorf geht zu Ende. Sie wurde von 10 000 Interessenten besucht. Vorrangig wurden Haushaltsgegenstände verlangt. Viele Firmen erhielten Aufträge für die nächsten sechs Monate.
11. 11. An der Charlottenburger Chaussee (Straße des 17. Juni, Tiergarten) wird im Rahmen der Feiern zum 28. Jahrestages der Oktoberrevolution am 7. November das Ehrenmal der Roten Armee für die bei der Eroberung Berlins gefallenen Sowjetsoldaten eingeweiht.
12. 11. Die erste Berliner Abendzeitung seit Kriegsende, »Der Kurier«, erscheint. Die Französische Militärregierung hatte Chefredakteur Dr. Carl Helfrich die Lizenz zu diesem Tage erteilt, durch die das Blatt dreimal wöchentlich herausgegeben werden durfte.
12. 11. Die Alliierte Kommandantur ordnet an, daß die Berliner Zeit am 18. November 1945, 2.00 Uhr, um eine Stunde zurückgestellt wird. Die Uhren waren am 20. Mai um zwei Stunden vorgestellt und am 20. September schon einmal um eine Stunde zurückgestellt worden.
12. 11. Die Berliner Gaswerke führen ein vereinfachtes Abrechnungsverfahren ein. Danach galt für den gesamten Hausverbrauch ein Einheitspreis von 16 Reichspfennig je Kubikmeter sowie eine monatliche Grundgebühr von 50 Reichspfennig je Gaszähler.
12. 11. Die Sowjetische Militäradministration (SMAD) erläßt den Befehl 088, mit dem die meteorologische Arbeit stabilisiert wurde.
12. 11. Der Lehrbetrieb an der Friedrich-Wilhelms-Universität (ab 8. Februar 1949 Humboldt-Universität zu Berlin) wird wieder aufgenommen.
13. 11. Deutsche Staatsangehörige, die französische Soldaten beherbergen, dürfen mehr Gas verbrauchen als es die Rationalisierungsverordnung vorsieht. Der Verbrauch für die französischen Gäste mußte getrennt ausgewiesen werden. Sparsamkeit wurde gefordert.
15. 11. Der Reinickendorfer Ausschuß für die Aktion »Rettet das Kind« ruft zu Sammelaktionen und Arbeitseinsätzen auf, um Kindern im Winter Nahrung, Kleidung und einen warmen Aufenthalt geben zu können.
15. 11. Der Streckenabschnitt der S-Bahn von Alexanderplatz (Mitte) bis Schlesischer Bahnhof (Ostbahnhof, Friedrichshain) ist nach Beseitigung von Kriegsschäden wieder durchgängig befahrbar.
15. 11. Eine im Auftrag der Besatzungsbehörde vom Magistrat erlassene Rennwettsteuer tritt in Kraft.
15. 11. Die Alliierte Kommandantur genehmigt eine Erhöhung des täglichen Stromverbrauchs von 2,7 auf 3,4 Millionen Kilowattstunden.
15. 11. Peter Tiepold wird geboren. Der Boxer des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Bronzemedaille im Halbmittelgewicht. Tiepold war DDR-Meister 1966, 1967, 1969 und 1970.
15. 11. Der Polizeipräsident gibt bekannt, daß nach Anordnung der Alliierten Kommandantur Berlin zugelassene Kraftfahrzeuge nicht ohne Zustimmung der jeweiligen Militärbehörde verkauft oder in ihrem Aussehen verändert werden dürfen.
15. 11. Die Fleischabschnitte der Lebensmittelkarte für die zweite Dekade werden bis auf weiteres mit Fisch beliefert. Beispielsweise erhielt der Käufer auf eine 100-Gramm-Marke 150 Gramm Frischfisch oder Fischfilet.
16. 11. Der Magistrat, Abteilung Ernährung, droht in einer Mitteilung Arbeitgebern, die zur Erlangung von Lebensmittelkarten für »gute Bekannte« Scheinarbeitsverhältnisse bescheinigen oder geleistete Arbeit »aufwerten«, mit Gerichtsverfahren.
17. 11. Die Alliierte Kommandantur fordert Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner auf, bis zum 25. November einen detaillierten Plan für die Wiedererrichtung einer leistungsfähigen Müllabfuhr vorzulegen.
19. 11. Aus Anlaß seines halbjährigen Bestehens legt der Magistrat im Domizil der Deutschen Staatsoper, dem Admiralspalast (Friedrichstraße, Mitte), in einem umfassenden Bericht Rechenschaft über seine bisherige Tätigkeit ab.
19. 11. Die erste Satzung der Studentischen Arbeitsgemeinschaft an der Ingenieurschule Beuth tritt in Kraft.
20. 11. Das frühere Gebäude der Städtischen Feuersozietät in der Parochialstraße, in dem der Berliner Magistrat seinen Sitz eingerichtet hatte, erhält die Bezeichnung »Neues Stadthaus«.
21. 11. Die Singakademie veranstaltet in der Deutschen Staatsoper an der Friedrichstraße (Mitte) ihr erstes Konzert nach dem Zweiten Weltkrieg. Zur Aufführung gelangte die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Dirigent war Prof. Dr. Georg Schumann.
22. 11. Der Magistrat erinnert in einer Mitteilung an die Abgabenzahlung für Dezember. Danach waren an die Stadtkasse zu zahlen: Hundesteuer, Getränkesteuer, Vergnügungssteuer, Schulgeld für Höhere und Mittelschulen, Säumniszuschläge.
22. 11. In allen Tegeler Schulen beginnt die Schulspeisung. Sie wurde von Vertreterinnen des Kommunalen Frauenausschusses überwacht.
24. 11. Die Ingenieurschule Gauß im Bezirk Tiergarten wird aufgrund einer Verfügung der Britischen Militärregierung mit der Begründung geschlossen, daß es sich bei ihr um ein »Werkzeug der nationalsozialistischen Kriegs- und Vernichtungsmaschinerie« handelte.
24. 11. Aufgrund eines Befehls der Britischen Militärregierung, der sich auf einen vorangegangenen Beschluß der Alliierten Kommandantur gründet, werden alle Lehrpersonen der Technischen Hochschule zu Berlin, die der NSDAP angehört hatten, entlassen.
25. 11. Im Saalbau des Lokals »Prater« in der Kastanienallee (Prenzlauer Berg) tagt die Berliner SPD erstmals wieder nach 1933 auf einer Bezirkskonferenz. Die Mehrheit der Teilnehmer sprach sich gegen den Zusammenschluß der SPD mit der KPD aus.
26. 11. Der Magistrat legt eine Reihe bezahlter kirchlicher und staatlicher Feiertage fest.
27. 11. Der Bezirksbürgermeister von Reinickendorf, Erich Böhm, ordnet an, daß alle Sammellisten für die Aktion »Rettet das Kind«, die nicht vom OdF-Komitee herausgegeben oder autorisiert wurden, bis zum 1. Dezember abgegeben und abgerechnet werden müssen.
27. 11. Eine Sammelstelle für unzustellbare Kriegsgefangenenpost nach Orten östlich der Oder und Neiße wird beim Postamt NW 40 am Lehrter Bahnhof eingerichtet. Von hier aus sollte die Post an die in Berlin angesiedelten Flüchtlinge weitergeleitet werden.
27. 11. Der Bezirksbürgermeister von Reinickendorf, Erich Böhm, bittet, einer Reihe von Beispiel-Aktivitäten für die Aktion »Rettet das Kind« zu folgen. Unter anderem gab es in Heiligensee eine Sammlung »entbehrlicher Lebensmittelkarten«.
28. 11. Der Beratende Bezirksausschuß von Reinickendorf tagt. Anwesend waren auch Vertreter der Alliierten Besatzungsbehörde, der vier demokratischen Parteien sowie von Presse und Rundfunk. Eröffnungsrede und Schlußwort hielt Bezirksbürgermeister Erich Böhm.
29. 11. Der durch den Krieg unterbrochene Postscheckverkehr innerhalb Berlins wird wieder aufgenommen. Allerdings wurde er auf die seit der Besetzung eröffneten Konten beschränkt.
30. 11. Der Alliierte Kontrollrat genehmigt die Bildung von Luftkorridoren zwischen Berlin - Hamburg, Berlin - Bückeburg umd Berlin - Frankfurt am Main.
30. 11. Ludwig Diels, ordentlicher Professor der Botanik an der Berliner Universität und Generaldirektor des Botanischen Gartens und Museums in Berlin-Dahlem, stirbt in Berlin.
01. 12. Wohnungsinhaber, die ihre Wohnung tauschen wollen, müssen dies schriftlich unter Verwendung von Vordrucken beim Bezirkswohnungsamt Berlin- Reinickendorf-Ost, Flottenstraße, beantragen.
01. 12. Gaszähler müssen auf Befehl der Alliierten Kommandantur von Hausbesitzern jeweils am 15. des Monats nach einem angegebenen Schema selbst abgelesen werden. Dies entsprach einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters Dr. Arthur Werner.
01. 12. Die Bevölkerung wird auf die Erstellung von »Barlachöfen« in Selbsthilfe verwiesen. Zeichnungen wurden vom Bezirksamt ausgegeben. Die Industrie war nicht in der Lage, bezugsscheinpflichtige Öfen in der nachgefragten Stückzahl zu liefern.
01. 12. Die vom Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner am 29. September 1945 eingeleitete Kleidersammlung zugunsten von Kriegsheimkehrern und Opfern des Faschismus hat im Bezirk Reinickendorf ein Aufkommen von 500 Zentnern Spinnstoffe.
01. 12. Entsprechend der Anordnung des Magistrats über die Sozialversicherung beginnt die Rentenzahlung an Arbeitsunfähige, mittellose Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene, die nicht Mitglieder der NSDAP waren.
01. 12. Der seit dem 10. November vebotene Betrieb von Vergnügungsstätten nach Eintritt der Dunkelheit ist wieder erlaubt, wenn zur Beleuchtung nicht Strom oder Gas verwendet wird.
01. 12. Nach Mitteilung des Amtsarztes von Reinickendorf, Dr. Bloß, hat die Typhusschutzimpfung ihren Zweck erreicht. Die Erkrankungszahlen sanken täglich.
01. 12. Die französische Kommandantur in Berlin-Waidmannslust ordnet in Erweiterung der Straßenverkehrsordnung an, daß in Hauptstraßen bei Dunkelheit und Nebel keine unbeleuchteten Fahrzeuge abgestellt werden dürfen.
01. 12. Der Bezirksbürgermeister von Reinickendorf gibt bekannt, daß in Übereinstimmung mit der französischen Kommandantur nur noch ehemalige politische Gefangene, Kinder und Kriegsgefangene ohne Wohnraumforderung als Rückkehrer zugelassen werden.
01. 12. Der Amtsarzt von Reinickendorf, Dr. Bloß, wendet sich mit einem Appell zur Bekämpfung von Kleiderläusen an die Bevölkerung, da Kleiderläuse das Fleckfieber übertragen. Die Verlausung der Bevölkerung hatte ständig zugenommen.
02. 12. Im »Ständigen Ring« in der Hasenheide (Neukölln) schlägt der langjährige Deutsche Meister und Europameister im Weltergewicht der Berufsboxer, Gustav Eder, in der zweiten Berufsboxveranstaltung nach dem Kriege Fritz Gahrmeister in der 7. Runde durch K.o.
02. 12. In der Magdalena-Bach-Schule (Carl-von-Ossietzky-Oberschule) in Pankow findet die erste Tagung der Jugendausschüsse Berlins und der sowjetischen Besatzungszone statt.
02. 12. Die im Auftrag des evangelischen Bischofs von Berlin herausgegebene Wochenzeitung »Die Kirche« erscheint mit Lizenz der Amerikanischen Militärregierung zum erstenmal. Schriftleiter war Dr. Kurt Böhme.
04. 12. Die Leitung der Evangelischen Kirche für Berlin und Brandenburg verleiht D. Dr. Otto Dibelius die Amtsbezeichnung »Evangelischer Bischof von Berlin und Brandenburg«.
04. 12. Der Meteorologe Gustav Schwalbe, von 1892 bis 1934 Mitarbeiter am Preußischen Meteorologischen Institut in Berlin, stirbt in Ottersberg (Bezirk Bremen).
05. 12. Das Bezirksamt Reinickendorf berichtet über die Vorbereitungen zur »Friedensweihnacht 1945« zugunsten der Kinder. Es fanden u.a. Sammelaktionen statt, die wertvolle Geschenke einbrachten. Besonders beteiligten sich Gruppen der KPD und der CDU.
05. 12. In den Räumen des Rathauses Weißensee, Berliner Allee 107-110, wird eine Industrie- und Gewerbe-Ausstellung des Bezirksamtes eröffnet. Sie war bis zum 12. Januar 1946 täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
06. 12. Der bevollmächtigte Vertreter der Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion, Prof. Kulebakin, stattet der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin einen offiziellen Besuch ab und nimmt an der Sitzung des Plenums teil.
07. 12. Bei der Bewag wird auf Anordnung der Alliierten Kommandantur ein Kontrollbüro eingerichtet, dessen Aufgabe die Überwachung des Stromverbrauchs entsprechend den festgelegten Normen ist.
07. 12. Im Sowjetischen Sektor von Berlin und in der Sowjetischen Besatzungszone erscheint die Nr. 1 der Zeitung »Der Nachtexpress«. Chefredakteur und Lizenzträger war Rudolf Kurtz.
08. 12. Prof. Walter Kucharski verfaßt eine Denkschrift »Gedanken und Vorschläge zur Wiedereröffnung der Technischen Hochschule Berlin«.
08. 12. Vertreter der KPD, der SPD, der CDU und der LDP bilden im Neuen Stadthaus (Parochialstraße, Mitte) den »Block der antifaschistisch- demokratischen Parteien für Groß-Berlin«.
09. 12. Der Ingenieur und Schriftsteller Hans-Joachim Dominik stirbt in Berlin. Dominik wurde vor allem durch technisch-utopische Romane (u.a. »Der Brand der Cheopspyramide«, 1926; »Atomgewicht 500«, 1935) bekannt, die im Stil Jules Vernes geschrieben waren.
09. 12. Im Berliner Lustgarten (Mitte) wird bei eisigem Wind Berlins erster Weihnachtsmarkt nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnet. Zum Aufwärmen gab es Malzkaffee und - erstmals wieder - heiße Bockwurst.
10. 12. Otto Hahn, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie in Dahlem, erhält den Nobelpreis (des Jahres 1944) für Chemie.
11. 12. Der Physiker Carl Cranz, der von 1920 bis 1936 ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule zu Berlin war, stirbt in Kenneburg/Württemberg. Sein spezielles Arbeitsgebiet war die Ballistik.
11. 12. Die Alliierte Kommandantur nimmt das Angebot des Internationalen Roten Kreuzes zur Durchführung einer Hilfsaktion für Kranke und Kinder in Berlin an. Die Verteilung der gespendeten Lebensmittel und Kleidung erfolgte durch den Magistrat.
11. 12. Die »Neue Berliner Illustrierte«, die bereits seit Oktober erscheint, wird durch die Sowjetische Militärregierung lizenziert. Chefredakteurin war Lilly Becher.
12. 12. Im Pariser Reparationsabkommen werden genaue Angaben über Demontagevorhaben in Berlin gemacht.
12. 12. Karl Feierabend, seit 35 Jahren Angehöriger der Berliner Feuerwehr und in der NS-Zeit gemaßregelt, wird zum Oberbranddirektor ernannt.
14. 12. Die Alliierte Kommandantur befiehlt, um Strom einzusparen, u.a.: Lebensmittelgeschäfte und Apotheken dürfen von 8.00 bis 18.00 Uhr öffnen, alle anderen Geschäfte nur bei Tageslicht. Restaurants, Clubs, Tanzlokale usw. durften nur tagsüber öffnen.
14. 12. Die Alliierte Kommandantur untersagt die Benutzung von Warmwasserspeichern, Staubsaugern, Höhensonnen, Fahrstühlen und anderen derartigen elektrischen Geräten in Betrieben und privaten Haushalten.
14. 12. Durch einen Anschlag teilt der Rektor der Technischen Hochschule zu Berlin, Walter Kucharski, den künftigen Studenten die bevorstehende Eröffnung der Hochschule für das Sommersemester 1946 mit.
15. 12. Das erste Eisenbahnunglück in Berlin nach dem Krieg ereignet sich zwischen den Bahnhöfen Schöneweide und Spindlersfeld, als ein Nahverkehrszug auf eine entgegenkommende S-Bahn auffährt. Es gab Tote und Verletzte.
17. 12. Der Chefredakteur der Zeitschrift »Aufbau«, Klaus Gysi, nimmt im großen Sendesaal des Funkhauses vor etwa 700 Studienanwärtern insbesondere für die Berliner Universität Stellung zum Thema »Warum die späte Eröffnung der Berliner Hochschulen?«.
19. 12. Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner eröffnet die Ausstellung »Ein halbes Jahr Berliner Magistrat. Ein Rechenschaftsbericht in Bildern und Zahlen« im Gebäude des Amtsgerichts Berlin-Mitte.
19. 12. Die Gründungsmitglieder der CDU in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone, Stadtrat Andreas Hermes und Walter Schreiber, müssen auf sowjetischen Befehl ihre Parteiämter als Vorsitzender bzw. als stellvertretender Vorsitzender niederlegen.
20. 12. An der Potsdamer Straße/Ecke Grunewaldstraße in Berlin-Schöneberg wird nach Kriegsende der erste öffentliche Münzfernsprecher wieder in Betrieb genommen.
20. 12. In Berlin beginnt die Beratung der 1. »Sechziger-Konferenz« von SPD und KPD, benannt nach der paritätisch zusammengesetzten Teilnehmerzahl (30/30), auf der über die Vereinigung beider Parteien beraten wird.
21. 12. Die »Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin« wird in »Akademie der Wissenschaften zu Berlin« umbenannt.
22. 12. Vertreter des Rechtsausschusses des Magistrats, der SPD, der KPD, der CDU und der LDP beraten im Neuen Stadthaus in der Parochialstraße (Mitte) über Grundsätze einer Verfassung für die Stadt Berlin.
23. 12. In Berlin trifft der erste Kriegsgefangenentransport aus der Sowjetunion ein.
24. 12. Papst Pius XII. erhebt den katholischen Bischof von Berlin, Konrad Graf von Preysing, zum Kardinal.
24. 12. Der Zeichner Herbert Sandberg und der Schriftsteller Günter Weisenborn geben die satirische Zeitschrift »Ulenspiegel« heraus.
25. 12. Am ersten Weihnachtsfest nach Kriegsende verzeichnen die Kirchen in Berlin überfüllte Gottesdienste. Das Hilfswerk »Rettet das Kind« und kirchliche Wohlfahrtsverbände bescherten auf zahlreichen Veranstaltungen Berliner Kinder.
27. 12. Durch eine Polizeiverfügung wird das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu Silvester in Berlin verboten.
27. 12. Die Berliner »Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland« nimmt am 175. Jahrestag ihrer Gründung ihre Tätigkeit wieder auf.
27. 12. Die Alliierte Kommandantur ordnet den beschleunigten Wiederaufbau des Robert-Koch-Institutes in der Föhrer Straße (Wedding) an, damit es bald wieder die volle Produktion von Seren und Impfstoffen erbringen kann.
29. 12. Eine Ausstellung Berliner Künstler wird auf Anregung der sowjetischen Kommandantur in der Deutschen Staatsoper an der Friedrichstraße (Metropol-Theater, Mitte) eröffnet.
30. 12. Der Magistrat beschließt, keine Pressevertreter mehr zu den Sitzungen des Rates der Bürgermeister zuzulassen, da mehrfach falsch berichtet worden sei.
30. 12. Auf Vorschlag des Oberbürgermeisters Dr. Arthur Werner beschließt der Magistrat, den Vorsitzenden der KPD, Wilhelm Pieck, zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen. Die Ehrung sollte anläßlich seines 70. Geburstages am 3. Januar 1946 erfolgen.
30. 12. Der Magistrat beschließt, die Alliierte Kommandantur in einem Brief zu ersuchen, drei Magistratsmitglieder als Beobachter zum Hauptkriegsverbrecherprozeß nach Nürnberg zu schicken.

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