Berlin im Jahr 1935
01. 01. Eine Polizeiverordnung ermöglicht erstmals den Blumenläden Berlins, an Sonn- und Feiertagen von 9.00 bis 11.00 Uhr ihre Läden offenzuhalten. Die Friedhofs-Blumengeschäfte durften von 11.30 bis 16.30 Uhr öffnen.
01. 01. Die Berliner »Deutsche Zeitung« stellt ihr Erscheinen ein. Sie war bereits am 1. August 1934 für einige Tage verboten worden.
01. 01. Der Verkauf der Olympia-Stadion-Pässe (Karten für mehrere Veranstaltungen) für die XI. Olympischen Spiele in Berlin beginnt.
01. 01. Der Chemiker Fritz Straßmann erhält eine Anstellung als Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie.
01. 01. Die »Berliner Burschenschaft Arminia« hat zu diesem Zeitpunkt 399 Mitglieder. Davon waren 345 Alte Herren und 54 Aktive.
03. 01. Der Reichs- und Preußische Minister des Innern ordnet an, daß sämtliche vorhandenen Polizeiknüppel an den Polizeipräsidenten von Berlin gesandt werden müssen.
03. 01. In Berlin leben derzeit 160 500 Juden, teilt das Rassenpolitische Amt der NSDAP mit.
03. 01. Der Reichsminister für Luftfahrt erläßt erstmals eine totale Luftsperre über das gesamte Stadtgebiet von Berlin. Wegen einer Luftschutzübung war das Überfliegen der Stadt von 15.00 bis 24.00 Uhr verboten. Grund war die Führertagung in der Staatsoper.
04. 01. Adolf Hitler und Dr. Joseph Goebbels besuchen die Ateliers der Ufa in Babelsberg. Neben neuen Filmdekorationen ließen sie sich eine neue Zeitrafferapparatur vorführen.
05. 01. Heinz Schulz wird in Bernburg geboren. Der Berliner Boxer gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 die Bronzemedaille im Federgewicht. Schulz war Dritter der Europameisterschaft 1961.
08. 01. Georg Zochs Film »Alles hört auf mein Kommando« hat im Atrium seine Uraufführung. Die Hauptrollen verkörperten Adele Sandrock, Marianne Hoppe, Wolfgang Liebeneiner und Georg Alexander. Die Musik stammte von Walter Meißner.
08. 01. Bei der Uraufführung des Gustav Machaty-Films »Symphonie der Liebe« mit der jüdischen Tänzerin Hedy Kiessler und Aribert Mog kommt es zu Unmutsbekundungen. Im Ufa-Theater in der Friedrichstraße räumte ein Überfallkommando der Polizei den Saal.
09. 01. Das Revolutionsdenkmal an den Grabstätten von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Lichtenberg) wird auf Anordnung der NS-Behörden zerstört.
11. 01. Der Terra-Film »Hermine und die sieben Aufrechten« hat im Capitol am Zoo Uraufführung. In der Regie von Frank Wysbar spielten Heinrich George, Karin Hardt, Paul Henckels und Albert Lieven.
14. 01. Im Strafgefängnis Plötzensee wird der 34jährige Afghane Kamal Syeb hingerichtet. Er war vom Berliner Schwurgericht wegen der Ermordung des afghanischen Gesandten in Berlin zum Tode verurteilt worden. Die Tat hatte am 6. Juni 1933 stattgefunden.
14. 01. In der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« hält Karl Balthasar den Vortrag »Vererbung und Schicksal«. Seine mythologische Betrachtungsweise von »völkischer Bestimmtheit« stieß auf die Kritik verschiedener Fachkollegen.
15. 01. Die Reichstheaterkammer erläßt eine Anordnung, wonach Laienspielverbänden die Aufführung von Theaterstücken nur in geschlossenen Veranstaltungen gestattet ist. Es durfte weder Eintritt genommen noch Reklame gemacht werden.
15. 01. Der Reichs- und Preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung untersagt allen seinem Dienstbereich unterstellten Beamten und Angestellten die Teilnahme an der Gedächtnisfeier für den Physiko-Chemiker und Nobelpreisträger Fritz Haber.
18. 01. Im Deutschen Opernhaus (Charlottenburg) hat Richard Wagners »Tristan und Isolde« in einer Neuinszenierung von Intendant Wilhelm Rode Premiere. Die musikalische Leitung hatte Karl Böhm als Gast aus Dresden.
19. 01. Der Verein für die Geschichte Berlins feiert mit einer Festsitzung im Berliner Rathaus sein 70jähriges Bestehen. Verdienstvolle Mitglieder wurden ausgezeichnet.
22. 01. Im Staatlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt findet die Erstaufführung von Erwin Guido Kolbenheyers Tragödie »Heroische Leidenschaften« statt, die das Schicksal des Ketzers Giordano Bruno behandelt. Zu den Hauptdarstellern gehörte Bernhard Minetti.
22. 01. Der Staatskommissar von Berlin Dr. Julius Lippert ordnet an, daß seine Genehmigung einzuholen sei, wenn die Absicht bestehe, von den festgesetzten Straßen- und Baufluchtlinien abzuweichen.
22. 01. In Berlin beginnt eine fünftägige »Leistungswoche der NS-Presse«. Ihr Ziel war es, besser der Aufgabe als »Wecker des Volkes« zu dienen, teilte Reichspressechef Otto Dietrich mit.
23. 01. Im Berliner Theaterwissenschaftlichen Institut beschwört Reichsdramaturg Dr. Rainer Schlösser die Einheit von Politik und Kunst.
23. 01. In Groß-Berlin ist eine Staupe-Epidemie ausgebrochen. Das Veterinärwesen warnte alle Hundebesitzer, ihre Hunde mit anderen Tieren in Berührung kommen zu lassen.
23. 01. Auf einer Versammlung des Vereins der Auslandspresse in Berlin bezeichnet sich der Führer-Stellvertreter Rudolf Heß als »Auslandsdeutscher« und dankt dieser Volksgruppe für deren »harte Arbeit für unser Deutschtum«.
23. 01. Das von der NS-Gemeinschaft »Kraft durch Freude« in Berlin veranstaltete Reichswehrmassenkonzert muß polizeilich gesperrt werden. Hunderte gefälschter Eintrittskarten führten zu einem Chaos.
24. 01. Im Gloria-Palast (Charlottenburg) hat der Erich-Engel-Film »Hohe Schule« Uraufführung. Neben Rudolf Forster spielten u.a. Hans Moser, Dinah Grace und Angela Salloker.
24. 01. Der Schauspieler Heinrich George spricht in der Berliner Lessing-Hochschule über Kunst und Macht. Nach seinen Worten schafften Politiker Gesetze gegen das Chaos und Künstler suchten »immer nach neuen Formen, ... das Chaos in die Gestalt zu bannen«.
25. 01. Auf der Festsitzung zur Feier des 90jährigen Bestehens der Deutschen Physikalischen Gesellschaft hält Max Planck den Vortrag »Die Physikalische Gesellschaft um 1890«.
25. 01. Der Carl-Froelich-Film »Ich für dich - du für mich« hat in Berliner Kinos Premiere. Der Streifen behandelte erstmals das Thema Frauenarbeitsdienst.
26. 01. Die Stresemannstraße im Bezirk Kreuzberg wird in Saarlandstraße umbenannt. Sie heißt seit 1947 wieder Stresemannstraße.
29. 01. Im Ufa-Palast am Zoo hat Heinrich Oberländers Film »Der Stählerne Strahl« Uraufführung. In der Regie von Franz Wenzler spielten u.a. Karl Ludwig Diehl, Dorothea Wieck und Alexander Golling.
29. 01. Im Kino Atrium in der Kaiserallee wird Georg Jacobys Film »Warum lügt Fräulein Käthe« uraufgeführt. In den Hauptrollen agierten Dolly Haas, Ida Wüst und Albrecht Schönhals.
29. 01. Im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Dahlem findet eine Gedächtnisfeier für den am 29. Januar 1934 verstorbenen Chemiker Prof. Fritz Haber statt. Zu den Rednern gehörten Max Planck und Otto Hahn. Haber war von 1912 bis 1933 Institutsdirektor.
30. 01. Die Reichsregierung erläßt das »Reichsstatthaltergesetz vom 30. Januar 1935«. Nach diesem Gesetz war der Reichsstatthalter in seinem Amtsbezirk der ständige Vertreter der Reichsregierung. Er traf bei »Gefahr im Verzuge« einstweilige Anordnungen.
30. 01. Der Berliner Staatskommissar Dr. Julius Lippert spricht sich für die Einhaltung der festgelegten Bauordnung in Berlin aus, die von der Baupolizei kontrolliert werden müsse. Arbeitsbeschaffung hielt er für wichtig, aber nicht um jeden Preis.
30. 01. Am »Tag der Revolution« begrüßt Reichskanzler Adolf Hilter 200 Deutschamerikaner sowie Führer der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika in der Reichskanzlei.
31. 01. Der S-Bahnhof Humboldthain wird eröffnet.
31. 01. Im Verlag Gustav Grosser, Berlin, erscheint die 2., völlig umgearbeitete Auflage von »Berlin einst und jetzt«. Das Buch wurde vom Direktor der Ratsbibliothek Berlin Dr. Arendt und Dr. Paul Torge bearbeitet.
01. 02. Das Statistische Amt der Stadt Berlin beziffert die Einwohnerzahl von Berlin auf 4 199 361. Die Zahl der Lebendgeborenen stieg im Vergleich zum Januar 1934 von 4 065 auf 5 427.
01. 02. Der U-Bahnhof Wilhelmplatz in Charlottenburg erhält den Namen Richard-Wagner-Platz.
01. 02. Die Reichsbahndirektion Berlin teilt mit, daß der S-Bahnhof »Stadion Rennbahn Grunewald« ab 1. März den Namen »Reichssportfeld« erhält. Durch den Abbruch des Stadions habe der bisherige Name seine Bedeutung verloren.
01. 02. In der Berliner Philharmonie in der Bernburger Straße gibt das Leipziger Gewandhausorchester unter Hermann Abendroth ein gefeiertes Konzert mit den vier Tondichtungen von Max Reger. Unter den Besuchern war auch Reichskanzler Adolf Hitler.
01. 02. In der »Funkausstellung Tutmannshausen«, die innerhalb der »Grünen Woche« stattfindet, wird erstmals ein Allstrom- Volksempfänger vorgestellt, der ohne Umbau am Gleich- und Wechselstromnetz arbeitet.
01. 02. Das Sondergericht Berlin verurteilt den jüdischen Friseur Jule R. aus der Kurfürstenstraße 99 (Charlottenburg) zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis. Er hatte gegenüber zwei Kunden nicht genehme Bemerkungen zur NS-Politik gemacht.
01. 02. Die von Dr. Joseph Goebbels herausgegebene Berliner Tageszeitung »Der Angriff« wird ab sofort von der Deutschen Arbeitsfront herausgegeben. Damit sollten »Bewegung und Arbeitsfront tiefer verbunden werden«.
02. 02. Die Preußische Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene in Berlin wird dem Reichsgesundheitsamt als Abteilung unterstellt.
02. 02. Aus Anlaß des 30. Todestages des Malers Adolph von Menzel zeigt die Akademie der Künste in Berlin eine Gedächtnisausstellung, die mit 354 Werken einen bisher nie gesehenen Blick in das Gesamtschaffen des Künstlers gibt.
03. 02. In den Morgenstunden geht über Berlin ein schweres Wintergewitter nieder. Bei Windstärke 12 sowie Regen- und Hagelschauern gingen Dachziegel und Fensterscheiben zu Bruch, stürzten Schornsteine und Bäume um. Menschen wurden nicht verletzt.
04. 02. Der Biologe Reginald Oliver Herzog, von 1920 bis 1933 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Faserstoffchemie, nimmt sich während eines Urlaubs in Zürich das Leben.
04. 02. Der Führer der Gruppe Berlin-Brandenburg der SA, Dietrich von Jagow, verbietet in einem Rundschreiben allen SA-Mitgliedern, »im Dienstanzug in der Öffentlichkeit ... irgendeine andere Zeitung als eine Parteizeitung« zu lesen.
04. 02. Auf der neuen S-Bahn-Strecke Stettiner Bahnhof - Gesundbrunnen wird der neue Bahnhof Humboldthain eröffnet.
04. 02. Im Harnack-Haus in Berlin-Dahlem wird das Reichsfilmarchiv eingeweiht. Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Joseph Goebbels bezeichnete es als das größte der Welt.
05. 02. Die Zeitung »Der Angriff« gibt bekannt, daß 200 000 jugendliche Erwerbstätige aus den Betrieben herausgezogen wurden, um älteren Erwerbslosen Arbeit zu geben. 65 % der Erwerbslosen waren für die Landhilfe »tauglich«; 40 % gingen zum Arbeitsdienst.
05. 02. Emil Jannings Film »Der alte und der junge König« über die Jugend Friedrichs des Großen wird im Ufa-Palast am Zoo uraufgeführt. Emil Jannings spielte selbst den »Soldatenkönig« Friedrich Wilhelm I., Regie führte Hans Steinhoff.
06. 02. In Berlin tauchen schlagartig an allen Anschlagsäulen gelbe Plakate auf, die Hausbesitzer auffordern, Hausnummern-Beleuchtungen einzuführen. Als Begründung wurde die erhebliche Zahl von erwerbslosen Handwerkern in Berlin angeführt.
06. 02. Der Rektor der Berliner Universität teilt dem Historiker Hermann Oncken mit, daß auf Weisung des Kultusministeriums seine Lehrtätigkeit an der Universität ab sofort beendet sei.
06. 02. Der König von Schweden trifft am Morgen auf der Durchreise nach Nizza in Berlin ein. Er wurde vom Chef des Protokolls, dem Grafen von Bassewitz, begrüßt und verließ am Abend wieder die Reichshauptstadt. Es gab keine offiziellen Veranstaltungen.
07. 02. Im Filmtheater Capitol am Zoo hat Erich Waschnecks Film »Mein Leben für Maria Isabell« Uraufführung. Die Hauptrollen verkörperten Victor de Kowa und Maria Andergast.
08. 02. In der Bellevuestraße/Lennéstraße (Tiergarten) wird eine Ausstellung über die Geschichte der Olympischen Spiele vom Altertum bis in die Neuzeit eröffnet. Zur Vorbereitung auf die Spiele 1936 in Berlin wurde die Ausstellung in mehreren Städten gezeigt.
08. 02. Der Maler und Graphiker Max Liebermann, Ehrenbürger der Stadt, während des Nationalsozialismus als »entartet« verfemt, stirbt in seinem Haus am Pariser Platz. Beigesetzt wurde er am 12. Februar auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee 23-25.
10. 02. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters wird Josef Wiessallas Bergarbeiterstück »Die Front unter Tage« uraufgeführt. Die Hauptrollen verkörperten Paul Dahlke und Bruno Hübner.
12. 02. Vor dem Ehrengericht der Handwerkskammer Berlin haben sich drei Handwerker wegen »Verstoßes gegen die Standesehre des Handwerks und den Gemeingeist« zu verantworten. Sie wurden zu Geldstrafen verurteilt.
12. 02. Der Berliner Polizeipräsident Magnus von Levetzow ordnet zum 19. März 1935 eine Verdunkelungsübung an. Von 22.00 bis 23.00 Uhr galt »Eingeschränkte Beleuchtung«. Von 23.00 bis 24.00 Uhr wurde eine totale Abdunkelung nach oben angeordnet.
12. 02. Der am 8. Februar verstorbene Maler Max Liebermann wird auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde in der Schönhauser Allee beigesetzt. Die letzte Ehre erwiesen ihm u.a. Max J. Friedländer, Käthe Kollwitz, Max Osborn, Ferdinand und Hans Sauerbruch.
13. 02. In der »Komödie« am Kurfürstendamm hat die Ernst-Legal-Inszenierung von Sidney Phillipps Komödie »Gentlemen« Premiere. Die Hauptrollen spielten Paul Wegener, Asta Nielsen und Käthe Haack.
13. 02. Die Preußische Bau- und Finanzdirektion Berlin erteilt den Auftrag zur Umgestaltung des Lustgartens. Dabei sollten auch das Reiterdenkmal König Friedrich Wilhelms III. und die Granitschale versetzt werden.
13. 02. Das Ehrengericht der Handwerkskammer verurteilt einen Friseur wegen Preisschleuderei zu 500 Reichsmark Strafe. Er hatte für das Haareschneiden 35 Pfennig genommen und somit einen gewaltigen Kundenzustrom erreicht.
14. 02. Am Kaiserdamm wird die Internatinale Automobil- und Motorradausstellung 1935 eröffnet. Unter dem Motto »Kraftfahrt ist not« wird sie als »größte Autoschau, die Deutschland je gesehen hat«, gefeiert. Alle deutschen Autofirmen zeigten Neuentwicklungen.
14. 02. Auf der Automobilausstellung am Kaiserdamm wird erstmals ein Dreiradwagen der Firma Kaiser vorgestellt, der mit einem 250- bis 500- Kubikzentimeter-Motor ausgestattet ist.
14. 02. Auf der Automobilausstellung am Kaiserdamm wird ein Framo-Zweisitzer mit einem 200-Kubikzentimeter-Motor vorgestellt, der als einziges Vierradfahrzeug ohne jeden Führerschein von Fahrzeugführern über 17 Jahre gesteuert werden darf.
14. 02. Auf der Automobilausstellung am Kaiserdamm wird erstmals der »Vorläufer des Volkswagens« gezeigt. Es war ein Zweisitzer mit zwei Kindersitzen und einem Motor von 500 Kubikzentimetern. Der Preis lag bei 1 500 Reichsmark.
15. 02. Die Osram G.m.b.H. Kommanditgesellschaft veranstaltet im Berliner Sportpalast (Schöneberg) ihre dritte Werkfeier. Die Jubilare des Jahrgangs 1910 wurden geehrt und einige junge Arbeiter erhielten Stipendien für die Weiterbildung.
15. 02. Die zur Vermeidung von Verwechslungen vorgesehenen Umbenennungen aller Richard-Wagner-Straßen Berlins sind im wesentlichen abgeschlossen. Nunmehr gab es nur noch eine Straße und einen Platz in Charlottenburg, die nach dem Komponisten benannt waren.
15. 02. Die Tageszeitung »Der Angriff« veröffentlicht eine Reihe von Zuschriften zu der von ihr am 1. Februar 1935 vorgeschlagenen »Reichsnörgelstelle«. Da zahlreiche Vorschläge kamen, mußte offiziell ein »Rückzieher« veröffentlich werden.
15. 02. Das Polizeipräsidium teilt mit, daß die Zahl der Verkehrsunfälle im Januar 1935 im Vergleich zum Januar des Vorjahres um 12,6 % gestiegen ist. Der Anstieg wurde mit »erheblich stärkerer« Verkehrsdichte begründet.
15. 02. Das Berliner Fernmeldeamt nimmt das erste R-Gespräch entgegen. Für die Mehrleistung wurde eine Voranmeldegebühr erhoben.
16. 02. Der Köpenicker Ruderclub erneuert den alten Brauch des Köpenicker Grenzenzuges.
17. 02. Die Akademie für Deutsches Recht in Berlin beruft Hans Goebbels, Generaldirektor bei der Provinzialfeuerversicherungsanstalt in Düsseldorf, in den Ausschuß für Versicherungswesen der Akademie.
17. 02. Ein Orkan, der am Sonntag über Europa tobt, richtet auch in Berlin große Schäden an. Es waren ein Todesopfer und zahlreiche Verletzte zu beklagen. Bei der Hauptfeuerwache in der Lindenstraße (Kreuzberg) gingen innerhalb von 24 Stunden 400 Alarme ein.
18. 02. Nach der Kapitalherabsetzung im Verhältnis von 5:3 im Juli 1934 sind die Stammaktien der Daimler-Benz A.G. wieder zum Handel an der Berliner Börse zugelassen. 1934 war bei der Gesellschaft eine 45prozentige Umsatzerhöhung eingetreten.
18. 02. Der vorbestrafte Fahrraddieb Ewald B. wird vom Berliner Landgericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte einem Schüler das Rad gestohlen, war aber an einer roten Ampel vom Besitzer erwischt worden.
19. 02. Die Berlinerinnen Benita von Falkenhayn und Renate von Natzmer, die am 16. Februar 1935 vom Volksgerichtshof wegen Verrats militärischer Geheimnisse zum Tode verurteilt wurden, werden hingerichtet.
20. 02. Der in der Chausseestraße 101 (Mitte) wohnende, 24 Jahre alte Hans Holler bittet um Mitteilung, daß er mit dem Knabenmörder Hans Holler aus Niederschönhausen nicht identisch ist.
20. 02. Eine Ju 52 der Lufthansa trifft am Abend aus Kairo in Berlin ein. Sie war das erste Verkehrsflugzeug, das den 3 300 Kilometer langen Flug an einem Tag zurücklegte.
21. 02. Das Soziale Amt der Reichsjugendführung ruft alle Berliner Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren zur »Erzeugungsschlacht« auf dem Lande auf. Die Entlohnung sollte nach Tarif und die Fahrt zu den Einsatzorten kostenlos erfolgen.
22. 02. In Berlin haben 35,7 % der Gesamtbevölkerung ein Alter von 30 bis 50 Jahren, teilt das Statistische Amt der Stadt mit.
22. 02. Das Statistische Amt gibt in seinem Jahrbuch an, daß in Berlin noch 63 Pferdedroschken im Einsatz sind.
22. 02. In Berlin werden derzeit 23 712 Schweine gehalten, teilt das Statistische Amt der Stadt mit.
22. 02. Das Statistische Amt der Stadt gibt bekannt, daß es in Berlin 2 681 088 Obstbäume gibt. Darunter befanden sich 185 133 Pfirsichbäume.
22. 02. Laut einer Mitteilung des Statistischen Amtes der Stadt gibt es in Berlin 1 816 068 »Handarbeiter« und 839 352 Angestellte.
22. 02. In Berlin stehen 1 956 015 männlichen Einwohnern 2 286 486 weibliche gegenüber, teilt das Statische Amt der Stadt mit.
22. 02. Das Statistische Amt teilt mit, daß in Berlin 2 172 land- und forstwirtschaftliche Betriebe existieren. Diese arbeiteten auf einer Betriebsfläche von 36 368 Hektar.
22. 02. Das Statistische Amt der Stadt gibt an, daß Berlin die fünftgrößte Stadt unter den Weltstädten ist.
23. 02. Das rekonstruierte Ermelerhaus (Breite Straße 11, Mitte) öffnet als Kunststätte seine Pforten. Ein Teil des zuvor abgebrochenen Weydingerhauses wurde in das Ermelerhaus einbezogen.
23. 02. In Berlin gibt es 22mal »Berliner Straße«, 32mal »Bahnhofstraße« und 22mal »Hauptstraße«, stellt der Leiter der Berliner Tiefbauverwaltung, Stadtrat Dr. Kölzow, fest. Um Verwechslungen zu vermeiden, kündigte er baldige Namensänderungen an.
23. 02. Waldemar Wenzel löst den ins Propagandaministerium berufenen Dagobert Dürr als Leiter der Städtischen Presse- und Propagandastelle ab. Wenzel wurde als »bewährter Nationalsozialist der Berliner Kampfzeit« bezeichnet.
24. 02. Im Berliner Lustgarten werden 87 000 politische Leiter der NSDAP von Berlin auf Adolf Hitler vereidigt. Die Vereidigung nahm Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Joseph Goebbels vor.
24. 02. Die Bezirksverwaltung Schöneberg veranstaltet ihre 100. heimatkundliche Führung durch das alte Berlin. Sie führte u.a. über Friedrichsgracht, Sperlingsgasse, Galgenhaus, Nikolaihaus, Schicklerhaus, Fischerkietz, Nußbaum bis zum Ephraimhaus (Mitte).
24. 02. Auf dem Ball der Berliner Staatstheater zieht Ministerpräsident Hermann Göring ein Tombolalos. Er gewann ein Motorrad.
25. 02. Ein Deutsch-Polnisches Institut wird an der Lessing-Hochschule in Berlin eröffnet. An einem Empfang der Polnischen Gesandtschaft nahm auch Ministerpräsident Hermann Göring teil.
28. 02. Prof. Dr. med. Wilhelm Dieck stirbt in Berlin. Dieck war Ordinarius für Zahnheilkunde an der Berliner Universität, Direktor des zahnärztlichen Institutes der Charité und gehörte zu den führenden Forschern auf den Gebieten Zahnerhaltung, zahnärztliche Röntgenologie, Mikrophotographie und zahnärztliche Materialkunde.
01. 03. Auf dem 260 000 mē großen Gelände des Schlosses Schönholz (Pankow) beginnen Arbeiten für einen Vergnügungspark. In dem Park sollten vor allem Heimatfeste und Kulturveranstaltungen stattfinden.
01. 03. Die U-Bahn-Station »Stadion« wird in »Reichssportfeld« umbenannt. Dies wurde mit der Umgestaltung des Stadions begründet.
01. 03. Der katholische Bischof von Berlin, Dr. Nicolaus Bares, stirbt im Berliner St.-Heldwigs-Krankenhaus an den Folgen einer Thrombose.
02. 03. Berlins Polizeipräsident Magnus von Levetzow teilt mit, daß bis zur »Verdunkelungsübung« am 19. März in jedem Haus ein »Luftschutzhauswart« eingesetzt werden müsse.
04. 03. Der Ufa-Tonfilm »Barcarole« von Gerhard Lamprecht hat im Gloria-Palast (Charlottenburg) Uraufführung. In den Hauptrollen agierten Gustav Fröhlich, Lida Baarova, Willy Birgel und Hilde Hildebrand.
04. 03. Am Kaiserdamm endet die Internationale Automobil- und Motorradausstellung. 880 000 Besucher hatten die Schau besichtigt, am letzten Tag nochmals 80 000.
05. 03. Die Geheime Staatspolizei beschlagnahmt auf einer Kunstauktion von Max Perl, Unter den Linden, Exponate mit angeblich typisch bolschewistischen Darstellungen pornographischen Charakters. Es waren 63 Arbeiten »von Künstlern des vergangenen Systems«.
06. 03. Max Planck hält einen Vortrag über »Die Physik im Kampf um die Weltanschauung« im Harnack-Haus in Berlin-Dahlem.
07. 03. Die Berliner Universität gibt bekannt, daß der Wiener Goethe-Forscher Prof. Franz Koch mit Beginn des Sommersemesters deutsche Literaturgeschichte lehrt. Koch war 1932 mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet worden.
07. 03. In der Bischöflichen Kurie in der Behrenstraße (Mitte) wird eine Totenmesse für den am 1. März verstorbenen Bischof von Berlin, Dr. Nicolaus Bares, zelebriert. An der St.-Hedwigs-Kathedrale formierte sich ein Trauerzug von Tausenden Katholiken.
08. 03. Der Berliner Oberbürgermeister Dr. Heinrich Sahm erläßt eine »Ordnung des Wasserrettungsdienstes der Stadt Berlin«. Die Ordnung trat am 1. April 1935 in Kraft und wurde vom Deutschen Roten Kreuz realisiert.
08. 03. Die Berliner Borsig-Werke stellen eine neue Schnellzug-Dampflokomotive vor, die mit einer fahrplanmäßigen Geschwindigkeit von 150 Stundenkilometern die schnellste der Welt sein soll. Zeitweilig sollte sie 175 Kilometer pro Stunde fahren können.
09. 03. Die Feuerwehr beginnt in Berlin, neue Feuermelder anzubringen. Sie hatten eine rote Beleuchtung und waren 3,5 m hoch, damit sie nicht von Lastwagen verdeckt werden konnten.
09. 03. Der Berliner Polizeipräsident Magnus von Levetzow verbietet das Entwenden von Weidenkätzchen und Birkenreisig als Schmuckreisig zu Ostern und Pfingsten. Gegen Übertretungen wurde »unnachsichtig eingeschritten«.
11. 03. Das Deutsche Nachrichtenbüro teilt mit, daß der preußische Ministerpräsident und Reichsminister General Hermann Göring am 10. April 1935 die Staatsschauspielerin Emmy Sonnemann heiraten wird. Die Hochzeit fand in Berlin statt.
12. 03. Um 9.00 Uhr wird der Funk-Fernsprechverkehr Berlin - Tokio eröffnet. Die deutsche und die japanische Presse feierten diesen Tag als »Großtat deutsch-japanischer Freundschaft«.
12. 03. Die Berliner Börse öffnet erstmals die seit Jahrzehnten verschlossene Galerie wieder für Besucher. Der Börsenvorstand sah keinerlei Veranlassung mehr, das Treiben an der Börse »irgendwie geheimzuhalten«.
12. 03. Das Polizeipräsidium teilt mit, daß vom Spielerdezernat »in den letzten Tagen acht Spielhöllen ausgehoben und mehr als 100 gewerbsmäßige Glücksspieler festgenommen« wurden.
12. 03. In Berlin wird Rundfunk erstmals über Drahtfunk verbreitet. Über die Fernsprechleitung sollten drei Rundfunkprogramme gesendet werden.
12. 03. Im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) wird der 100. Film von und mit dem Schauspieler und Regisseur Harry Piel, »Artisten«, uraufgeführt. Weitere Darsteller waren Hilde Hildebrand, Susi Lanner und Louis Ralph.
14. 03. In der Staatsoper Unter den Linden (Mitte) wird Paul Graeners Oper »Der Prinz von Homburg« nach dem Schauspiel von Heinrich von Kleist uraufgeführt. Die musikalische Leitung hatte Robert Heger. Die Titelrolle sangen abwechselnd Max Lorenz und Fritz Wolf.
14. 03. Das Landesarbeitsamt Brandenburg teilt die Erwerbslosenzahlen für Berlin mit. Danach sank in Berlin im Februar die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger von 49 157 auf 42 893, in der Krisenfürsorge von 103 938 auf 100 759 Empfänger.
15. 03. Auf Antrag des Reichspropagandaministers verbietet das Geheime Staatspolizeiamt »auf unbestimmte Zeit« fünf Zeitungen, darunter die in Berlin erscheinenden Zeitungen »Berliner Herold«, »Die Wahrheit«, »Das Kleine Journal« und »Bunte Wochenschau«.
16. 03. In Deutschland wird die allgemeine Wehrpflicht entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrages eingeführt. Voraussetzung für den aktiven Wehrdienst war die Erfüllung eines sechsmonatigen Arbeisdienstes, der ab 26. Juni für Deutsche verbindlich war.
17. 03. Im Schauspielhaus (Mitte) hat das Schauspiel »Prinz von Preußen« von Hans Schwarz Erstaufführung. Neben Bernhard Minetti stand Emmy Sonnemann als Königin Luise auf der Bühne, die damit Abschied vom Theater nahm, da sie Hermann Göring heiratete.
17. 03. Zur »Heldengedenkfeier« veranstaltet die NSDAP-Führung eine gewaltige Truppenparade am Berliner Lustgarten, bei der der Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Adolf Hitler, die Ehrenformationen des Heeres und der Marine abschreitet.
17. 03. Im Deutschen Theater in der Schumannstraße (Mitte) hat das Schauspiel »Morgenrot über Preußen« von Hans Schwarz seine Erstaufführung. In dem Stück wurde die Kriegserklärung Preußens an Napoleon im Jahre 1813 dargestellt.
19. 03. Das Berliner Arbeitsgericht verurteilt einige Betriebsführer, die Arbeiter und Angestellte untertariflich bezahlten, zur Begleichung der Differenz.
19. 03. Das Werbeamt der sächsischen Industrie zeigt in der 5. Sachsenschau an der Voßstraße (Mitte) Porzellan- und Spielwaren sowie Rundfunkgeräte.
20. 03. Berlin erlebt die erste Luftschutzübung. Um 22.00 Uhr setzte die Teilverdunkelung rund 100 000 Lampen außer Betrieb. Von einer Ju 52 wurde die Verdunkelung überprüft.
20. 03. Der Film »Der Dämon des Himalaya« wird im Berliner Mozartsaal uraufgeführt. Unter der Leitung von Prof. Dr. G. O. Dyhrenfurth verkörperten Gustav Diessl, Jarmila Marton und Erika Dannhoff die Hauptrollen. Die Musik stammte von Arthur Honegger.
20. 03. Im Zusammenhang mit der Berliner Luftschutzübung fliegen am Vormittag Flugzeuge des »Jagdgeschwaders Richthofen« über Berlin. Sie kamen aus Döberitz.
22. 03. Der Schauspieler Alexander Moissi stirbt an den Folgen einer Grippe. Er wurde 1903 von Reinhardt ans Kleine Theater in Berlin geholt und spielte auch an anderen Berliner Bühnen mit großem Erfolg. Er war der Prototyp des impressionistischen Schauspielers.
22. 03. In den Ausstellungshallen am Kaiserdamm wird die Ausstellung »Wunder des Lebens« eröffnet. Die erste Schau dieser Art war »dem Leben, wie es den Körper schafft und erhält«, gewidmet.
22. 03. Der Reichstierschutzbund weist auf das strikte Verbot des Abbrennens von kleinen Grasflächen hin. Diese Unsitte, die eine »unnötige Quälerei lebender Tiere« ist, war nach dem Reichs-Tierschutzgesetz strafbar.
22. 03. In Berlin wird die Deutsche Zeppelin-Reederei-Gesellschaft m.b.H. gegründet. Den Vorsitz hatte Reichsminister der Luftfahrt, General der Flieger Hermann Göring. Das Stammkapital betrugt 9 550 000 Reichsmark.
22. 03. Mit der Ausstrahlung des ersten Fernsehprogramms aus dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee (Charlottenburg) beginnt der erste »Fernsehprogrammbetrieb der Welt«. Der »regelmäßige Fernsehprogrammdienst« wurde am 25. März eröffnet.
22. 03. Der Rota-Film »Hundert Tage« nach dem gleichnamigen Schauspiel von Benito Mussolini und G. Forzano hat im Capitol (Charlottenburg) Berliner Erstaufführung. Die Hauptrollen verkörperten Werner Krauß und Gustaf Gründgens. Regie hatte Franz Wenzler.
25. 03. Mit einer abendlichen Veranstaltung im Haus des Rundfunks in der Masurenallee (Charlottenburg) wird der von der Deutschen Reichspost und der Reichsrundfunkgesellschaft (RRG) betriebene »regelmäßige Fernsehprogrammdienst« eröffnet.
25. 03. Die Regisseurin Leni Riefenstahl sagt über den NSDAP-Reichsparteitagsfilm »Triumph des Willens«, daß dieser Film »etwas vollkommen Neues und Einmaliges sein soll«.
28. 03. Im Ufa-Palast am Zoo wird Leni Riefenstahls Reichsparteitagsfilm »Triumph des Willens« uraufgeführt. Für die Veranstaltung hatte der Architekt Albert Speer eine Extra-Ausschmückung des Kinos vorgenommen.
28. 03. Die »Arbeitsgemeinschaft zur Belebung der Berliner Innenstadt« beschließt, in Berlin ein Wachsfigurenkabinett nach dem Vorbild des Londoner Kabinetts der Madame Tussaud einzurichten.
29. 03. Während einer öffentlichen Ratsherrensitzung wird mitgeteilt, daß sich der Schuldenstand der Stadt Berlin um 77 Millionen Reichsmark verringert hat. Die Schulden beliefen sich nunmehr auf 1 140 Millionen Reichsmark.
30. 03. In der Berliner Philharmonie begeht die Reichsmusikkammer die »Deutsche Bach-Händel-Schütz-Feier 1935«.
30. 03. In der Akademie der Künste am Pariser Platz wird eine Polnische Kunstausstellung eröffnet. Zur Eröffnung war Reichskanzler Adolf Hitler erschienen.
31. 03. Oberpräsident Eberhard Kube eröffnet in Nowawes (Babelsberg) die erste »Braune Messe - Deutsche Woche«. Dabei kündigte er der »größten Arbeiterstadt im Kreise Teltow« an, daß sie in Kürze einen deutschen Namen erhalten werde.
31. 03. Arthur Binz beendet seine Tätigkeit als Direktor des Chemischen Instituts der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. Sein Nachfolger wurde Percy Brigl.
01. 04. In Berlin tritt eine neue »Ordnung des Wasserrettungsdienstes der Stadt Berlin« in Kraft. Sie übertrug dem Deutschen Roten Kreuz diese Dienste.
01. 04. Achim Hill wird in Berlin-Altglienicke geboren. Der Ruderer gewann bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 und in Tokio 1964 die Silbermedaille im Einer. In dieser Bootsklasse war er Deutscher Meister 1959, 1960 und 1962 bis 1967, Europameister 1967.
01. 04. An der Ingenieurschule Beuth wird eine flugtechnische Abteilung eröffnet.
01. 04. Mit einem Staatsakt in der Staatsoper Unter den Linden wird der Zusammenschluß aller deutschen Gerichtsbehörden zu einer einheitlichen deutschen Reichsjustizverwaltung gefeiert.
01. 04. Im Reichswehrministerium in Berlin wird eine »Reichsstelle für Landbeschaffung« eingerichtet. Sie entschied, ob die Landbesitzer bei Inanspruchnahme eine Entschädigung in Land oder in Geld erhielten.
01. 04. Im Senderaum des Deutschlandsenders wird der erste Fernsehfilm eigener Produktion der Station Königs Wusterhausen vorgeführt. Der Avantgarde-Film stammte von Regisseur Gerd Fricke.
02. 04. Das Luftschiff »Graf Zeppelin« landet in Staaken und absolviert trotz eines Sturms eine kurze Rundfahrt über Berlin, bevor es wieder nach Friedrichshafen zurückfliegt.
02. 04. Der Vorstand der Sparkasse der Stadt Berlin teilt mit, daß sich die Spareinlagen in den ersten drei Monaten des Jahres 1935 um 27 Millionen auf 486 Millionen Reichsmark erhöht haben.
05. 04. Im Atrium wird der neue Viktor-de-Kowa-Film »Lärm um Weidemann« uraufgeführt. Weitere Darsteller waren Ellen Frank, Ursula Grabley und Max Gülstorff.
06. 04. Die Trabrennbahn Karlshorst wird nach umfangreichen Umbauten wiedereröffnet. Die Haupttribüne hatte nunmehr ein Fassungsvermögen von 1 200 Menschen. Lautsprecheranlagen und Rohrpost gehörten zur Ausrüstung.
06. 04. Die Referentin des Organisationskomitees für die XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin kündigt an, daß am gleichzeitig stattfindenden »Wettbewerb der Künste« 47 Länder teilnehmen.
06. 04. Die Tageszeitung »Der Angriff« fordert die Absetzung von Karl Johann Anders Schauspiel »Ein unmöglicher Mensch«. »Schluß damit!« hieß es. »Wer ist die Direktion dieses Theaters, das den journalistischen Berufsstand anpöbelt?
08. 04. Curt Baake bietet in einem Brief dem Reichskulturamtsleiter Moraller von der Reichskulturkammer den Führungsposten des Vereins der Volksbühne e.V. an.
08. 04. Die Berliner Tageszeitung »Der Angriff« dementiert Meldungen nicht näher bezeichneter ausländischer Zeitungen, wonach das Luftschiff »Graf Zeppelin« mit Hermann Göring und Emmy Sonnemann an Bord über dem Atlantischen Ozean abgestürzt ist.
08. 04. Anläßlich des 100. Todestages Wilhelm von Humboldts findet an der Berliner Universität eine Gedenkfeier statt.
08. 04. Am 100. Todestag von Wilhelm von Humboldt wird im Märkischen Museum (Mitte) eine Gedächtnisausstellung eröffnet.
09. 04. Im Postmuseum Berlin wird unter Leitung von Fritz Banneitz, Leiter der Fernsehentwicklung der Deutschen Reichspost, die erste öffentliche Fernsehstelle ihrer Bestimmung übergeben.
10. 04. Im Reichspostmuseum in der Leipziger Straße (Mitte) wird die erste öffentliche Fernsehstelle eröffnet, bei der der Telefonpartner auf dem Fernsehschirm gesehen werden konnte.
10. 04. In der Aula der Berliner Universität wird des »Turnvaters Jahn« gedacht. HJ-Obergebietsführer Stellrecht bezeichnete ihn als Vorbild, weil er »die Jugend bereits zu Soldaten heranzog«.
10. 04. NSDAP-Führer und Reichskanzler Adolf Hitler empfängt in der Reichskanzlei den Dirigenten Wilhelm Furtwängler auf dessen Ersuchen.
10. 04. Der Reichsminister und preußische Ministerpräsident Hermann Göring heiratet die Staatsschauspielerin Emmy Sonnemann. Die standesamtliche Trauung fand im Ratsherren-Sitzungssaal des Roten Rathauses, die kirchliche im Berliner Dom am Lustgarten statt.
10. 04. Das Landesarbeitsgericht Berlin erklärt eine Entscheidung des Arbeitsgerichtes für ungültig, wonach eine junge Frau auf dem Wege des »Arbeitsplatzaustausches« entlassen wurde, weil ihr Vater eine »staatsfeindliche Einstellung« hatte.
11. 04. Im Strafgefängnis Plötzensee werden die angeblichen Mörder des NS-Führers Horst Wessel, Sally Epstein und Hans Ziegler, hingerichtet. Wessel wurde am 14. Januar 1930 durch einen Schuß verletzt und starb wenige Wochen später an dieser Verletzung.
12. 04. Der Ufa-Film »Lockspitzel Asew« wird im Ufa-Theater am Kurfürstendamm uraufgeführt. In der Rolle des »größten und geheimnisvollen Spions und Verräters aller Zeiten« war Fritz Rasp, in weiteren Olga Tschechowa und Hilde von Stolz zu sehen.
13. 04. Die Berliner Schutzpolizei kontrolliert im Großeinsatz alle wichtigen Kreuzungen auf rücksichtlose Fahrweise. Es mußte in 2 198 Fällen eingeschritten werden. 598 Strafanzeigen und 512 gebührenpflichtige Verwarnungen wurden ausgesprochen.
17. 04. In einer Berliner Postanstalt in der Leibnizstraße (Charlottenburg) wird eine Schreibmaschine aufgestellt, wo man für zehn Pfennig zehn Minuten lang maschineschreiben darf.
18. 04. Zum Geburtstag des Reichskanzlers Adolf Hitler findet im »Theater des Volkes«, dem Großen Schauspielhaus an der Weidendammer Brücke (Mitte), eine Festaufführung von Richard Euringers »Deutsche Passion 1933« statt.
20. 04. Vom Tempelhofer Feld in Berlin wird die erste aktuelle Fernsehübertragung gesendet.
24. 04. Die Stadt Berlin entsendet in diesem Jahr rund 6 000 aus der Schule Entlassene in die Landjahrheime, 4 000 waren Jungen und 2 000 Mädchen.
25. 04. Die Berliner S-Bahn gibt bekannt, daß im März 35 950 061 Personen befördert wurden.
26. 04. Anläßlich des Internationalen Filmkongresses wird im Ufa-Palast am Zoo der Ufa-Tonfilm von Gerhard Menzel »Das Mädchen Johanna« uraufgeführt. In den Hauptrollen waren Angela Kolloker, Gustaf Gründgens und Heinrich George zu sehen.
01. 05. Die Filmregisseurin Leni Riefenstahl erhält beim Festakt der Reichskulturkammer zum Tag der Arbeit in der Staatsoper den Film-Nationalpreis 1935 für den Parteitagsfilm der NSDAP »Triumph des Willens«. Die Auszeichnung nahm Minister Joseph Goebbels vor.
01. 05. Die Berliner Feier zum 1. Mai findet auf dem Tempelhofer Feld statt. Bei heftigem Schneesturm defilierten nach offiziellen Angaben 1,7 Millionen Menschen an der NS-Führungsspitze vorbei.
01. 05. Die Betriebsführung der Märkischen Elektrizitätswerke in Berlin teilt mit, daß sie ihren Arbeitern ab sofort ein Ruhegehalt zahlt, dessen Höhe sich nach dem Beamten-Pensionsgesetz richtet.
01. 05. Peter Adolf Thießen wird vom Reichs- und Preußischen Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie in Dahlem ernannt.
04. 05. Der Berliner Dirigent Edwin Lindner stirbt in Berlin. Lindner hatte die Abteilung Orchester und Chöre am Deutschlandsender geleitet.
06. 05. Der Berliner Polizeipräsident Magnus von Levetzow erläßt eine Verordnung, wonach alle Theater und Zirkus-Unternehmen ausschließlich mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet sein müssen.
09. 05. Der Jurist und Wirtschaftswissenschaftler E. Heinrich Meyer wird zum Honorarprofessor an der Handels-Hochschule Berlin ernannt.
09. 05. Die BVG teilt mit, daß sie derzeit über 3 200 Straßenbahnwagen, 1 200 U-Bahn-Wagen und 600 Omnibusse verfügt. Diese befuhren 120 Linien.
10. 05. Der Berliner Polizeipräsident Magnus von Levetzow gibt bekannt, daß das Baden im Freien ab sofort innerhalb geschlossener Ortsteile und in der Nähe von Schleusen, Brücken und vor Schiffsanlegestellen verboten ist.
11. 05. Der Volkspark Schönholz wird nach seiner Erweiterung wiedereröffnet. Mit 260 000 mē war er der größte Belustigungspark Deutschlands.
11. 05. Die Berliner Kabaretts »Katakombe« und »Tingeltangel« werden auf Veranlassung des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda geschlossen. Als Gründe wurden »jüdische Frechheiten« und die »meist staatsfeindliche Besucherschaft« angeführt.
13. 05. Die erste Fernsehempfangsstelle außerhalb Berlins wird im 20 km entfernten Potsdam eröffnet. Es wurde ein Teil des Ufa-Ton-Films »Flötenkonzert in Sanssouci« übertragen.
14. 05. In Nizza (Frankreich) stirbt der aus Berlin vertriebene Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld, Begründer des Berliner Instituts für Sexualwissenschaft, Erforscher intersexueller Varianten und Initiator der Eheberatung in Deutschland.
15. 05. Der Nahrungsmittelchemiker Prof. Julius Kochs, Leiter der Versuchsstation für Obst- und Gemüseverwertung in der Gärtner- Lehranstalt in Dahlem, stirbt in Berlin.
15. 05. In Berlin werden vier öffentliche Fernsehstuben des Reichsverbandes Deutscher Rundfunkteilnehmer eröffnet.
15. 05. Die Staatsanwaltschaft Berlin erhebt Anklage gegen die 70 Mitglieder der Einbrecher- und Hehlerbande Kreuzfeld und Genossen. Ihnen wurden 316 Straffälle zur Last gelegt.
15. 05. Die Berliner Staatsoper Unter den Linden ändert mit Rücksicht auf das Ableben des polnischen Marschalls Pilsudski das Abendprogramm. Statt der Operette »Der Bettelstudent« wurde die Oper »Der fliegende Holländer« gegeben.
16. 05. Am Döhnhoffplatz wird die erste »Unfallsäule« der Benutzung übergeben. Sie enthielt eine Rettungsbahre und Utensilien für Verkehrsunfälle sowie ein Telefon.
17. 05. Auf dem Flugplatz Tempelhof werden aus einem Luft-Hansa-Flugzeug zwei Elchkälber aus Ostpreußen entladen. Sie waren für die Ansiedelung in der Schorfheide nördlich Berlins vorgesehen.
18. 05. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude bis zum 23. Mai eine »Paul-Lincke-Konzert- Woche«. Beim Eröffnungskonzert, das Paul Lincke dirigierte, erhielten der Komponist und die Solisten viel Beifall.
19. 05. Die Berliner S-Bahn führt eine Verkehrszählung durch. Jeder Reisende erhielt bei Fahrantritt eine braune Zählkarte, die er beim Verlassen des Bahnsteigs wieder abgeben mußte.
21. 05. Die Reichsmusikkammer wird vom Organisationskomitee mit der Durchführung des gesamten Musikprogramms der XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin beauftragt.
23. 05. Um Doppelbezeichnungen bei Straßen und Plätzen zu vermeiden, wird der bisherige »Friedhof am Wagnerplatz« in Lichtenberg in »Friedhof am Roedeliusplatz« nach dem Lichtenberger Gemeindevorsteher Adalbert Roedelius umbenannt.
23. 05. Eine neue BVG-Verkehrskarte im Maßstab 1:50 000 wird in Berlin vorgestellt. Bisher gab es nur Karten ohne Maßstab, die ein verzerrtes Bild des Stadtgebietes vermittelten.
26. 05. Anläßlich des 25. Todestages des Mediziners Robert Koch wird in Berlin die Erneuerung der Robert-Koch-Stiftung bekanntgegeben. Sie sollte sich künftig auf die gesamte Palette der Infektionskrankheiten konzentrieren.
28. 05. Im Zentral-Verlag der NSDAP erscheint Alfons Luzsenkys sechs Hefte umfassendes Werk »Der Talmud in nichtjüdischer Beleuchtung«. Darin wurde behauptet, der Talmud enthalte »Anweisungen zum Betrügen, zur Beraubung und Ausbeutung der Nichtjuden«.
29. 05. In Berlin beginnt der 3. Prozeß gegen einen »Devisenschieberkomplex« eines katholischen Ordens. Der 41jährige Otto Goertler sowie drei Nonnen und ein Franziskanerpater waren »wegen Devisenverbrechens in 6 Fällen« angeklagt.
29. 05. Im sogenannten Schallplattenprozeß verbietet das Landgericht Berlin der Reichsrundfunkgesellschaft gemäß des literarischen Urheberrechts die Sendung von Schallplatten mit Reden und Schriften. Musikschallplatten könnten jedoch weiter gesendet werden.
29. 05. Der Techniker Friedrich Kirchstein hält bei der ersten Sitzung des Technischen Ausschusses der Deutschen Fernseh-Gemeinschaft einen Vortrag mit dem Thema »Der Stand der Fernsehtechnik in Deutschland«.
30. 05. Die mehrtägige 40. Hauptversammlung der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für angewandte physikalische Chemie beginnt in Berlin. Sie stand unter dem Hauptthema »Die Bedeutung der physikalisch-chemischen Forschung für die deutsche Volkswirtschaft«.
30. 05. Im Gloria-Palast (Charlottenburg) hat der Ufa-Film »Nacht der Verwandlung (Demaskierung)« Uraufführung. In der Regie von Hans Deppe spielten u.a. Gustav Fröhlich, Rose Stradner und Heinrich George.
31. 05. Der 1. Deutsche Fernsehkongreß in der Kroll-Oper (Tiergarten) beschließt die Übertragung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin »in großem Ausmaße«.
31. 05. Auf dem Bahnhof Grunewald trifft ein neuer Stromlinien-Dampfzug der Reichsbahn ein. Der letzte Wagen war hinten abgerundet und völlig verglast.
01. 06. Trotz des Sieges im sogenannten Schallplattenprozeß gegen sieben Plattenfirmen gibt die Reichsrundfunkanstalt bekannt, zunächst auf Musikschallplatten verzichten zu wollen. Damit sollte ein weiterer Prozeßkrieg vermieden werden.
02. 06. Die Berliner Tageszeitung »Märkische Volkszeitung« veröffentlicht eine Erklärung des Erzbischöflichen Ordinariats in Breslau gegen den Berliner Prozeß gegen katholische Geistliche und Mönche wegen angeblichen Devisenvergehens.
03. 06. Der Berliner Polizeipräsident Magnus von Levetzow gibt bekannt, daß die Musterung für die wiedereingeführte Allgemeine Wehrpflicht in Berlin vom 17. Juni bis 15. August 1935 stattfindet. 1935 wurden die Jahrgänge 1914 und 1915 herangezogen.
04. 06. Im Berliner Rathaus (Mitte) findet die erste Sitzung des Provinzialrats der Hauptstadt Berlin statt. Die zwöf Mitglieder beschlossen, daß Berlin »schönste Hauptstadt« werden soll.
04. 06. Reichskanzler Adolf Hitler bedankt sich für ein ihm von der Berliner Ärzteschaft übermitteltes »Huldigungstelegramm« anläßlich der Kundgebung zu Ehren der Danziger Ärzte.
04. 06. Als Krönung des Bach-Händel-Schütz-Jubiläumsjahres findet im Berliner Sportpalast (Schöneberg) eine Aufführung des Fest-Oratoriums von Georg Friedrich Händel statt, an dem 1 600 Musiker und Sänger mitwirken.
04. 06. Der vom Berliner Landgericht wegen »fortgesetzten Devisenverbrechens« zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilte Franziskanerpater Otto Goertler legt Berufung gegen das Urteil ein.
05. 06. Das Schöneberger Ufer im Bezirk Kreuzberg wird in Großadmiral-von-Koester-Ufer umbenannt. 1947 erfolgte die Rückbenennung in Schöneberger Ufer.
05. 06. Die Tageszeitung »Der Angriff« bezeichnet den Protest des erzbischöflichen Ordinariats gegen den Devisenprozeß gegen katholische Geistliche und Mönche als »Angriff auf deutsche Richter« und »Irreführung der Öffentlichkeit«.
06. 06. Im Berliner Zoo (Tiergarten) wird eine neue Freifläche für Strauße eröffnet.
06. 06. Die Zeitung »Der Angriff« veröffentlicht eine Erklärung des Kardinal-Erzbischofs Bertram zum »Devisenschieberprozeß« in Berlin, in dem dieser »Verfehlungen gegen den Staat und die Volksgemeinschaft« verurteilt und kanonische Verfahren ankündigt.
06. 06. Das Präsidium der Reichsschrifttumskammer beschließt in Berlin die Neuordnung des Buchverbots- sowie des Buchwerbewesens, insbesondere zur Förderung des deutschen Buchexports.
06. 06. Köpenicks Bezirksbürgermeister Mathow kündigt an, die Naturbühne Friedrichshagen in eine Waldoper für Berlin umzugestalten.
07. 06. In Charlottenburg wird damit begonnen, Straßenlaternen mit Quecksilber-Hochdruck-Dampflampen auszustatten, die besser leuchten und 20 % der Stromkosten sparen.
07. 06. Die Zeitung »Der Angriff« droht der Berliner Börse »staatliche Schritte« an, wenn sie sich nicht als Kapitalsammelstelle, sondern als »Institution zur Förderung privater Gewinninteressen einiger Weniger« begreife.
08. 06. Liebermann von Sonnenberg wird zum Regierungsdirektor und Chef der Berliner Kriminalpolizei ernannt.
08. 06. Die »Berliner Burschenschaft Arminia« schließt ein Freundschaftsbündnis mit den Burschenschaften »Germania- Gießen«, »Arminia-Würzburg«, »Arminia-München«, »Arminia-Leipzig« und »Raczeks-Breslau«.
08. 06. Der Polizeipräsident von Berlin Magnus von Levetzow veröffentlicht eine Liste von 41 »Nichtariern«, die aus östlichen Gebieten stammen und zwischen 1918 und 1933 eingebürgert wurden. Ihnen wurde nunmehr die preußische Staatsangehörigkeit entzogen.
10. 06. Die zweite Stromlinienlok der Deutschen Reichsbahn erreicht bei einer Fahrt von Berlin nach Hamburg eine Geschwindigkeit von 191,7 km/h . Sie zog einen D-Zug von 200 Tonnen.
12. 06. Der Preußische Innenminister veröffentlicht eine Liste prominenter Berliner, denen wegen »Schädigung der deutschen Belange« die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen wird. Dazu gehörten Bertolt Brecht, Friedrich Wolf und Erich Ollenhauer.
13. 06. Die Zentralstelle zur Bekämpfung unzüchtiger Bilder und Schriften schließt nach Hausdurchsuchungen in Mitte einige Bordelle, die sich als Massagesalons anpriesen. In der Friedrichstadt wurden Büchereien nach pornographischer Literatur durchsucht.
13. 06. Die Kodak-Fabrik in Köpenick öffnet erstmals für geladene Gäste ihre Pforten und präsentiert das bisher streng geheimgehaltene Kodakcolor-Verfahren.
14. 06. Bei Dreharbeiten in Lichterfelde-Ost hebt sich ein Heißluftballon mit dem Filmschauspieler Paul Hörbiger unbeabsichtigt in die Lüfte. Erst nach 800 m landete der Schauspieler auf dem Gelände einer Gärtnerei.
16. 06. In Zehlendorf wird die nach Ernst Moritz Arndt benannte evangelische Kirche eingeweiht. Für die Deckenbemalung wurden sämtliche Quarkvorräte der Umgebung verbraucht, weil der Stuttgarter Maler Kohler das Kasein als Bindemittel für seine Farben benötigte.
17. 06. Vor der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« demonstriert J. Hallervorden pathologische Fälle, darunter Hirnbefunde von Epileptikern, und geht dabei auf die Sorgfalt der Diagnose zur Bevorzugung »rassehygienisch Gesunder« ein.
23. 06. Die umgebaute Freilichtbühne Friedrichshagen wird als Waldoper wiedereröffnet. Zur Eröffnung wurde »Das Musikantendorf« von Heinz Lorenz gegeben.
29. 06. Der Bezirksvorstand der kommunistischen Roten Hilfe Deutschlands und der Bezirksvorstand der SPD Berlin-Brandenburg vereinbaren Solidarität gegen NS-Terror.
30. 06. Der Musterschutz der Olympischen Ringe als abzeichenähnliche Vorstecknadel und Brosche in zwei Größen wird in das Musterschutzregister des Amtsgerichts Berlin unter der Nr. 42365 eingetragen.
30. 06. Mit einem Schauturnen im Ringen, Fechten, Faust- und Korbball geht im Neuköllner Sportstadion das Brandenburgische Kreisturnfest zu Ende. 15 000 Zuschauer hatten sich eingefunden.
30. 06. Der Physiker Gustav Hertz tritt von seinem Amt als Ordinarius an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg zurück.
30. 06. Zehntausende Berliner nehmen an einem Massenappell der NSDAP auf dem Tempelhofer Feld teil. Gauleiter Dr. Joseph Goebbels formulierte in seiner Rede den Satz: »Die Berliner sind besser als ihr Ruf.
01. 07. Die Berliner Gutsverwaltungen, die über 52 000 Morgen bewirtschaftete Fläche verfügen, werden ab sofort von einem städtischen Eigenbetrieb bewirtschaftet. Zuvor waren sie eine GmbH.
01. 07. Der Brückenbau-Ingenieur, Reichsbahn-Oberrat Karl Schaechterle, beginnt als Referent in der Direktion der Reichsautobahnen im Reichsverkehrsministerium (Voßstraße, Mitte). Schwerpunkte der Arbeit waren Konstruktion und Gestaltung von Autobahnbrücken.
01. 07. Das hölzerne Bootshaus am Stößensee brennt völlig aus. Sportler konnten nur noch einzelne Boote retten.
01. 07. Am Städtischen Rudolf-Virchow-Krankenhaus wird das »Allgemeine Institut gegen die Geschwulstkranheiten« eröffnet. Berlins Oberbürgermeister Dr. Heinrich Sahm berief dazu einen Ehrenausschuß.
01. 07. Der Segelflieger Peter Riedel startet in Tempelhof zum Ziel-Segelflug nach Hamburg. Riedel bewältigte die 270 km bis Fuhlsbüttel in gut sechs Stunden.
01. 07. Das Statistische Amt der Stadt teilt mit, daß Berlin 4 181 769 Einwohner hat.
01. 07. Zwischen Berlin und Köln verkehren fahrplanmäßig Schnelltriebwagen, die für die 584 km lange Strecke fünf Stunden und 16 Minuten benötigen.
02. 07. Die Tageszeitung »Der Angriff« beschäftigt sich in einem Kommentar unter der Überschrift »Kulturmeckerer« mit der Meinung von Intellektuellen, die den »Verlust von Thomas Manns geschliffenen Stil« bedauern.
03. 07. In Berlin wurden bis zu diesem Tag in 17 171 Fällen Ehestandsdarlehen gewährt. Die Gesamtzahl der ausgezahlten Darlehen betrug 9 037 120 Reichsmark. Die Zahl der Eheschließungen hatte sich seit 1934 um 27,2 % erhöht.
03. 07. Die Wochenzeitung der SS »Das Schwarze Korps« veröffentlicht einen nach eigenen Angaben sensationellen Bildbericht vom »Judenbetrieb in gewissen Strandbädern des westlichen Berlins«.
03. 07. Der Berliner Arzt Prof. Ferdinand Sauerbruch begeht seinen 60. Geburtstag. Sauerbruch war seit 1928 Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik der Berliner Charité.
03. 07. Die Berliner Justizpressestelle gibt die Hinrichtung von fünf Personen bekannt, die wegen Verrats militärischer Geheimnisse vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt worden waren.
03. 07. Die Preußische Akademie der Künste in Berlin ruft zu freien Einsendungen für ihre Ausstellung von Werken der Malerei und Bildhauerkunst auf.
03. 07. Auf dem Schlesischen Güterbahnhof trifft die Kopie von Gottfried Schadows Standbild »Herkules im Kampf mit den Centauren« ein. Es wurde mit einem Spezialwagen zur Herkules-Brücke (Tiergarten) gebracht und dort auf den Sockel gehoben.
04. 07. Der 9. Strafsenat des Berliner Kammergerichts verurteilt zehn Kommunisten wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu Freiheitsstrafen zwischen 2 und 6 Jahren. Sie hätten sich der Werbung für die illegale KPD und der Kassierung von Beiträgen schuldig gemacht.
05. 07. Ein Versuchsflugzeug der Firma Siemens stürzt 15 Minuten nach dem Start in Tempelhof auf das Wohnhaus in der Britzer Jahnstraße 15. Das Haus geriet sofort in Brand. Zwei Personen wurden getötet. Auch die fünfköpfige Besatzung fand den Tod.
05. 07. Die NS-Kulturgemeinde eröffnet in ihren Räumen in der Tiergartenstraße 21 a eine »Deutsche Graphikschau« und gleichzeitig innerhalb ihrer Ausstellung »Kultur im Heim« eine »Deutsche Spitzenausstellung«.
12. 07. Um das zu erwartende Verkehrschaos in der Berliner Innenstadt zu verhindern, kündigt Tiefbaudezernent Dr. Kölzow den Bau eines Innen- und eines Mittelringes an. Letzterer sollte von Weißensee in Richtung Süden den Bahnhof Ostkreuz unterqueren.
12. 07. Die Zeitschrift »Illustrierter Beobachter« bringt als erste deutsche Zeitung einen Bildbericht über die neuen deutschen Panzerwagen.
12. 07. Vor dem Berliner Schnellschöffengericht beginnt der Prozeß gegen den 51jährigen Prokurator-Pater Ernst Vorrage. Er war angeklagt, im Jahre 1932 insgesamt 100 000 Reichsmark nach Holland geschmuggelt zu haben.
12. 07. Bie Berliner S-Bahn wird mit 48 neuen S-Bahn-Wagen ausgestattet. Sie waren stromlinienförmig und modern ausgestattet. Zehn waren für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h zugelassen und für die Strecke nach Zehlendorf vorgesehen.
13. 07. Der Komponist Richard Strauss tritt als Präsident der Reichsmusikkammer und Vorsitzender des Berufsstandes der Deutschen Komponisten zurück. Sein Nachfolger als Präsident wurde Generalmusikdirektor Prof. Dr. Peter Raabe.
13. 07. Das Landesarbeitsamt Berlin-Brandenburg teilt mit, daß Ende Juni die Zahl der Arbeitslosen um 7 % gegenüber dem Vormonat gesunken ist. Die Zahl der Erwerbslosen betrug 219 329. In Brandenburg sank die Zahl der Arbeitslosen um 12,1 %.
15. 07. Während der Aufführung des antisemitischen schwedischen Films »Petterson & Brendel« am Kurfürstendamm kommt es zu Protesten jüdischer Bürger.
15. 07. Das Berliner Varieté »Scala« wird zwangsversteigert. Es wurde von der Varieté-Betrieb GmbH für 1,2 Millionen Reichsmark erworben und in unveränderter Linie weitergeführt.
15. 07. Die Berliner stöhnen unter einer seit Tagen andauernden Hitzewelle. Täglich wurden 50 000 Zentner Eis verbraucht. Trotzdem befanden sich in Kühlkellern noch 250 000 Zentner in Reserve.
15. 07. Der Postrat Dr. Weiß meldet im Berliner Patentamt unter Nr. R93787XI/62c das Konzept eines Fernsehtorpedos an, mit dem die militärische Nutzung des Fernsehens begann.
16. 07. Die 9. Verordnung zur Neuordnung der Krankenversicherung wird im »Deutschen Reichsanzeiger« veröffentlicht. Damit wurde die Krankenpflege auch für Sozial- und Kleinrentner, Arbeits- und Erwerbslose sowie Fürsorgeempfänger übernommen.
16. 07. In Berlin werden die 99 080 von der Wohlfahrt unterstützten Arbeitslosen zu gemeinnützigen Arbeiten herangezogen. Damit sollte die große Zahl der Unterstützungsempfänger verringert werden.
17. 07. In Berlin wird eine besondere Überwachungsstelle für Edelmetalle eingerichtet. Sie war für Feingold, Platin, Platinmetalle sowie für Abfälle und Legierungen dieser Metalle zuständig.
18. 07. Im Berliner Rathaus wird die Entscheidung getroffen, die Achse vom Rathaus zum Reichssportfeld bis zum Beginn der XI. Olympischen Spiele in Berlin in eine »Triumphstraße« auszubauen. Eingeschlossen war auch der Ausbau der Straße Unter den Linden.
18. 07. Das Reichsverkehrsblatt veröffentlicht einen »letzten Warnungserlaß« an undisziplinierte Berliner Radfahrer. Angedroht wurden Maßnahmen, »die sich in erster Linie an den Geldbeuteln auswirken würden«.
18. 07. Der Staatskommissar von Berlin Dr. Julius Lippert erläßt eine Verordnung, wonach künftig nur noch »arische« Pädagogen Leiter von Privatschulen werden können.
18. 07. Der Film »Amphitryon« wird in Berlin uraufgeführt.
18. 07. Der Dompropst von St. Hedwig und frühere Bezirksverordnete in Charlottenburg, Bernhard Lichtenberg, übergibt dem Chef der Gestapo, dem preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring, detaillierte Aufzeichnungen über Untaten und Morde im KZ Esterwegen.
18. 07. Die neuen Besitzer des ehemals jüdischen Gaststättenkomplexes »Femina« kündigen an, die Restauration im September mit Blick auf die XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin als »arischen Gaststätten-Großbetrieb« wiederzueröffnen.
19. 07. SA-Gruppenführer Wolf Heinrich Graf von Helldorf wird neuer Polizeipräsident von Berlin. Sein Vorgänger, Vizeadmiral a. D. Magnus von Levetzow, hatte um Enthebung von seinem Amt gebeten.
19. 07. Am »Ehrenhain für Horst Wessel« neben der Volksbühne (Mitte) werden die letzten von insgesamt 156 Linden gepflanzt. Die Zeitschrift »Der Angriff« betitelt ihren Bericht über diese Aktion mit »Ende des Scheunenviertels«.
20. 07. Der seit dem 19. Juli neue Berliner Polizeipräsident Wolf Graf von Helldorf weist an, die jüdischen Geschäfte am Kurfürstendamm zu schließen.
21. 07. Ein plötzlicher Orkan rast mit Windstärke 8 über Berlin und läßt zahlreiche Boote auf den Berliner Gewässern kentern. Auch in der Innenstadt wurden erhebliche Schäden verzeichnet.
22. 07. Das Amtsblatt der Stadt Berlin teilt die neuen Tarife für die 24 Krankenhäuser, 7 Hospitäler und 4 Heil- und Pflegeanstalten mit. Ein Tag im Krankenhaus kostete für den Erwachsenen 7 und für das Kind 5,20 Reichsmark. Minderbemittelte zahlten die Hälfte.
22. 07. Die Reichsbahndirektion Berlin teilt die Zahl der im Juni 1935 beförderten Personen mit. Mit 36,3 Millionen Fahrgästen war ein Anstieg von 13 % im Vergleich zum Juni des Vorjahres zu verzeichnen.
23. 07. Der Geologe Franz Beyschlag, von 1892 bis 1916 Professor für Lagerstättenkunde an der Bergakademie und langjähriger Präsident der Geologischen Landesanstalt, stirbt in Berlin.
24. 07. Der Steglitzer Bürgermeister fordert die städtischen Beamten, Angestellten und Arbeiter seiner Verwaltung auf, ausschließlich bei arischen Händlern, Handwerkern u.ä. zu kaufen und jüdische Händler, Ärzte und Rechtsanwälte zu meiden.
25. 07. Der Ufa-Film »Eva« nach der Operette von Franz Lehár hat im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) Uraufführung. In der Regie von Johannes Riemann agierten u.a. Magda Schneider, Hans Söhnker, Heinz Rühmann und Hans Moser.
26. 07. Käte Paulus, die erste Fallschirmspringerin der Welt, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde sie in Reinickendorf.
26. 07. In der Blindenanstalt der Stadt Berlin in der Oranienstraße 26 (Kreuzberg) sind derzeit 220 Blinde aus allen Stadtbezirken mit der Anfertigung von Bürsten, Besen, Körben und Matten beschäftigt. Die Produkte wurden vor Ort verkauft.
27. 07. In den Ausstellungsräumen am Königsplatz (Platz der Republik, Tiergarten) wird die Ausstellung »Berliner Kunst« eröffnet. Sie zeigte Malerei, Plastik und Zeichnungen, darunter Karikaturen.
30. 07. In einem Begrüßungstelegramm des Provinz-Gruppenführers von Berlin an den Staatskommissar von Berlin Dr. Julius Lippert wird die Zahl der derzeit in Berlin vorhandenen Kleingärtner und -siedler mit 125 000 angegeben.
31. 07. Im Berliner Zoo stirbt der Gorilla »Bobby« nach kurzer Krankheit. Hinzugezogene Spezialärzte kamen wegen der Gefährlichkeit des Tieres nicht zu einer direkten Behandlung.
31. 07. Vom Dachgarten des Berliner Funkhauses wird das erste deutsche Fernsehspiel gesendet.
01. 08. Wegen eines »außerordentlich starken Zuzugs von ortsfremden Personen, und zwar in der Hauptsache von jüdischen Elementen«, nach Berlin versagen die Fürsorgeämter diesen Personen ab sofort jegliche offene Fürsorge und beschränken diese auf Anstaltspflege.
01. 08. Im Zoologischen Garten zu Berlin stirbt der Gorilla »Bobby« mit einem Gewicht von 262,5 kg an einer Blinddarmentzündung. »Bobby«, ein Paradetier des Gartens, war am 30. März 1928 etwa zweijährig mit einem Gewicht von ca. 15 kg in den Zoo gekommen.
01. 08. Die Firma Telefunken stellt der Presse neueste Produkte vor. Darunter befand sich ein Fernseh-Empfänger, mit dem der Ortsfunk auf der ultrakurzen Welle empfangen werden konnte, so auch das tägliche Programm des Senders Witzleben.
01. 08. Der Reichsrundfunk beginnt mit der Ausstrahlung der Weltsendung »Pax Olimpica«. Der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de Coubertin, hielt in dieser Sendung einen Vortrag.
01. 08. In Berlin treffen 1 300 »auslandsdeutsche« Jungen aus vielen Ländern ein. Sie nahmen einige Wochen am »Deutschlandlager« der Hitler-Jugend teil.
08. 08. Nach langer Unterbrechung findet der Stralauer Fischzug wieder als großes Volksfest statt.
12. 08. Der Mathematiker Friedrich Schottky stirbt in Berlin. Er leistete grundlegende Arbeiten zur Funktionentheorie und zu Fragen der konformen Abbildung. Seine Verallgemeinerung der Lehrsätze von Picard und Landau wird als »Satz von Schottky« bezeichnet.
14. 08. Die Olympia-Glocke wird in Stahl gegossen.
16. 08. Die 12. Deutsche Rundfunkausstellung wird durch den Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels eröffnet.
16. 08. Auf der Berliner Funkausstellung wird das von Eduard Schüller bei der AEG entwickelte Magnetophon erstmals öffentlich vorgestellt.
17. 08. Reichsinnenminister Wilhelm Frick löst alle noch bestehenden Freimaurerlogen auf.
19. 08. Das »Haus der Deutschen Funkindustrie« (auch »Funkhalle« genannt) unterhalb des Funkturms auf dem Messegelände (Charlottenburg), das zur Vermeidung von Funkstörungen ganz aus Holz gebaut war, brennt während der 12. Funkausstellung vollständig nieder.
19. 08. Ein Feuer, das in der Funkhalle (Haus der Deutschen Funkindustrie«, Charlottenburg) ausgebrochen war, erfaßt auch den Funkturm. Am Restaurant entstand geringer Schaden.
20. 08. 19 Bauarbeiter kommen während eines Tunneleinsturzes beim Bau der unterirdischen Nord-Süd-Strecke der S-Bahn in der Nähe des Brandenburger Tores ums Leben. Der Tunnel stürzte auf einer Länge von 50 Metern ein.
22. 08. Im Zusammenhang mit den Plänen zur Umgestaltung des Umfeldes des Halleschen Tores (Kreuzberg) wird eine Fußgängerzählung vorgenommen. Von 7.00 bis 21.00 Uhr passierten 38 124 Fußgänger das Tor, davon die weitaus meisten in Richtung Belle-Alliance-Platz.
23. 08. Die Biologin Anna Maria Rhoda Erdmann, die sich als zweite Frau an der Berliner Universität habilitieren konnte, stirbt in Berlin.
30. 08. Das Richtfest für die Deutschlandhalle am Bahnhof Eichkamp (Charlottenburg) wird gefeiert. Der Rohbau entstand in sechs Monaten.
31. 08. Die Ausstellung »Die Kleidung des Herrn« wird im Clou in der Mauerstraße (Mitte) eröffnet. Die umfangreiche Schau fand anläßlich des »Deutschen Schneidertages 1935« statt.
31. 08. Das 19. und letzte Opfer des Baustelleneinsturzes auf der Nord-Süd-Bahn nahe dem Reichstag wird geborgen. Die 100köpfige Bergungstruppe mußte in 14tägigem Einsatz 8 000 Kubikmeter Erde und 180 000 Kilogramm Stahlkonstruktionen beseitigen.
01. 09. Der Geologe und Paläontologe Axel Born, seit 1925 Professor für Geologie und Paläontologie an der Technischen Hochschule zu Berlin, stirbt in Berlin.
01. 09. Der Olympia-Ausstellungszug beginnt von Berlin aus seine Fahrt, die ihn 10 000 km kreuz und quer durch Deutschland führt.
01. 09. Ab diesem Tag können von Berliner Postämtern Privattelegramme an Reisende in deutschen Flugzeugen in Auftrag gegeben werden. Es waren Telegramme in offener Sprache mit höchstens 15 Wörtern möglich.
02. 09. Erich Engels' Film »Pygmalion« nach der Komödie von Georg Bernard Shaw hat im Capitol am Zoo (Charlottenburg) Uraufführung. Die Hauptrollen spielten Gustaf Gründgens und Jenny Jugo.
03. 09. Im Naturtheater Friedrichshagen (Köpenick) finden zum erstenmal Freilicht-Filmveranstaltungen statt. Zur ersten Vorstellung kamen 400 Kinofreunde.
03. 09. An der Turmstraße in Moabit wird der Grundstein für das neue Rathaus Tiergarten gelegt. Der Stadtbezirk besaß bislang kein eigenes Verwaltungsgebäude.
03. 09. Am Märkischen Museum (Mitte) werden 22 Findlinge zwischengelagert, die bei Ausschachtungsarbeiten für die Reichsbank freigelegt wurden. Sie sollten später an der neuen Berliner Uferstraße, dem Rolandsufer, aufgestellt werden.
03. 09. Die Blumen von der beendeten Schau »Sommerblumen am Funkturm« (Charlottenburg) werden den Berliner Krankenhäusern zur Verfügung gestellt.
03. 09. Im Sportpalast (Schöneberg) versammeln sich 15 000 SA-Männer zu einer »rassen- und bevölkerungspolitischen Kundgebung«.
04. 09. Die »Fakultät für allgemeine Technologie« der Technischen Hochschule zu Berlin wird in »Wehrtechnische Fakultät« umbenannt. Die Umbenennung erfolgte im Zusammenhang mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.
04. 09. Bei einer Verkehrskontrolle unter Berliner Radfahrern ermittelt die Schutzpolizei 10 808 Verstöße. Es wurden 2 356 Strafanzeigen erstattet. 904 Räder wurden sichergestellt.
04. 09. Hans Robert Gustav von Benda, ehemaliger musikalischer Mitarbeiter des Reichssenders Berlin, wird als neuer künstlerischer Leiter in die Geschäftsführung des Berliner Philharmonischen Orchesters berufen.
05. 09. Henny Porten feiert im neuen Scala-Programm ein begeisterndes Wiedersehen mit ihrem Publikum.
05. 09. Im Zusammenhang mit dem Einsturz auf der Baustelle der Nord-Süd-Strecke der S-Bahn wird gegen vier Bauleute der Berlinischen Baugesellschaft mbH Haftbefehl wegen fahrlässiger Tötung erlassen. Bei dem Unglück waren 19 Arbeiter getötet worden.
05. 09. Im Grunewald beginnt eine Aktion zur Umforstung des Kiefernwaldes in einen Mischwald.
06. 09. Auf Befehl des Kommandierenden Generals des III. Armeekorps, Generalleutnant Erwin von Witzleben, wird ab 12.00 Uhr die Wache am Brandenburger Tor nicht mehr von der Polizei, sondern von der »Wachtruppe Berlin« besetzt.
06. 09. In Berlin wird die Genossenschaft der Bühnenangehörigen aufgelöst.
07. 09. Die Deutsche Reichspost nimmt in der Geisbergstraße 7 (Schöneberg) eine Fernsehversuchsstation wieder in Betrieb. Zur beschleunigten Weiterführung der Versuche sollten noch weitere Stationen folgen.
07. 09. In Berlin gibt es 225 Schweinemästereien. Damit war die Stadt in der Lage, den größten Teil ihres Bedarfs an Schweinefleisch selbst zu produzieren. Ein Großteil des Futters kam aus Hotels und Großküchen.
07. 09. Am Brandenburger Tor stehen wieder Posten der Reichswehr Wache. Sie lösten die Posten der Polizei ab.
07. 09. Der Werbefilm »Berlin bleibt Berlin«, den die Reichsbahnzentrale und die Stadt Berlin in Auftrag gegeben hatten, ist nach einjähriger Arbeit fertiggestellt. Anläßlich der bevorstehenden XI. Olympischen Spiele wurde er in zehn Sprachen synchronisiert.
08. 09. Am Großen Stern wird ein 3 km langes Teilstück der rekonstruierten Charlottenburger Chaussee freigegeben. Die Straße war als Hauptverkehrsader zum Olympiastadion (Charlottenburg) gedacht. Sie erhielt auch Radwege.
08. 09. Nach 65 Jahren wird in Pankow wieder das »Fliegenfest« gefeiert. Rund um Schloß und Volkspark Schönholz versammelten sich Tausende Freunde dieses Altberliner Brauchtums, das auf das Fest der Zeug- und Raschmacher sowie der Seidenwirker zurückgeht.
10. 09. Die Gewerbelehrerin Hildegard Engels wird zur Bezirks-Jugendwartin von Berlin ernannt. Sie sollte die Aktivitäten der Verbände, Einrichtungen und Jugendwarte koordinieren.
11. 09. Das Änderungsgesetz zum Reichswahlgesetz teilt Groß-Berlin in zwei Wahlkreise: Berlin-West und Berlin-Ost. Bisher gehörte Groß-Berlin zu drei Wahlkreisen. Teile von Berlin waren mit den Wahlkreisen Potsdam 1 und 2 verbunden.
12. 09. Zirkus Busch gibt seine letzte Vorstellung am Präsidentenufer nahe dem S-Bahnhof Börse (Hackescher Markt, Mitte). Paula Busch suchte einen neuen Stadort in Berlin. Das alte Gebäude gehörte dem Fiskus und sollte nach 40 Jahren Existenz abgerissen werden.
12. 09. An der Autobahn Berlin - Stettin wird mit Betonarbeiten an der Fahrbahn begonnen. Bisher waren u.a. Brücken, Dämme und Einschnitte errichtet worden.
13. 09. In der Charlottenstraße (Mitte) beginnen Bauarbeiten am Staatlichen Schauspielhaus. Ein Schwibbogen sollte das Gebäude mit dem Lagerhaus für Kulissen verbinden.
14. 09. Im Verlag Franz Eher, Nachfolger, erscheint ein Wanderführer für die Mark Brandenburg. Er konzentrierte sich auf Besonderheiten, Einmaliges und Kuriositäten.
14. 09. Die Sophienkirche in der ehemaligen Spandauer Vorstadt (Mitte) mit dem schönsten Turm Berlins erhält ein Gerüst. Schäden machten umfangreiche Erhaltungsarbeiten notwendig.
15. 09. Am Wannsee werden die antisemitischen »Nürnberger Gesetze« vorbereitet. Dazu gehörten das Reichsbürger-Gesetz und das Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre.
15. 09. Im Funkturmrestaurant (Charlottenburg), dessen Außenverkleidung beim Brand am 19. August in den Ausstellungshallen in Mitleidenschaft gezogen wurde, beginnen Wiederherstellungsarbeiten.
17. 09. Durch Beschluß der Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft (BVG) werden sämtliche Mitglieder des bisherigen Aufsichtsrates abberufen und durch neue ersetzt.
18. 09. Die Opernchorschule der Berliner Hochschule für Musik beklagt den Mangel an guten Chorsängern. Sie senkte die jährliche Gebühr auf 30 Mark und forderte begabte Jugendliche auf, sich bis Ende September zum Studium zu melden.
19. 09. Das Reichswissenschaftsministerium hat als Höchstziffer für das Wintersemester der Berliner Universität 6 900 Studenten festgelegt. Dazu kamen 2 000 Studenten der Technischen und 550 Studenten der Handels-Hochschule Berlin.
19. 09. Die Charlottenburger Chaussee (seit 24. Juli 1953: Straße des 17. Juni, Tiergarten) wird nach fünfmonatiger Rekonstruktion für den Verkehr freigegeben. Auch die früher hier vorhandenen Straßenbahnschienen wurden beseitigt.
19. 09. Die Reichsbahndirektion Berlin gibt die Fahrgastzahlen auf den Berliner Fernbahnhöfen bekannt. Demnach reisten 1934 insgesamt 7,6 Millionen bei einem Tagesdurchschnitt von 21 000 Personen ab. Ungefähr die gleiche Zahl von Reisenden traf in Berlin ein.
19. 09. Der Berliner Zirkus Busch beginnt seine Saison in einem Riesen-Zeltbau auf dem Exerzierplatz an der Cantianstraße (Prenzlauer Berg). Sein bisheriges Haus am S-Bahnhof Börse (Hackescher Markt, Mitte) wurde abgerissen, um der Ufergestaltung Platz zu machen
20. 09. Die BVG unternimmt eine Probefahrt mit dem ersten Gasomnibus. Es sollte ausprobiert werden, welche heimischen Treibstoffe sich für den Nahverkehr eignen.
20. 09. Berlins Oberbürgermeister Dr. Heinrich Sahm stiftet einen Musikpreis der Stadt Berlin. Dieser war mit 5 000 Mark dotiert und sollte alljährlich zur Eröffnung der Berliner Kunstwochen verliehen werden.
20. 09. In Berlin wird eine Berliner Konzertgemeinde gegründet. Den Vorsitz hatte Oberbürgermeister Heinrich Sahm übernommen.
20. 09. Im Capitol am Zoo (Charlottenburg) wird Nicolas Farkas Film »Varieté« mit Hans Albers, Attila Hörbiger und Annabella uraufgeführt. Die Musik stammte von Hans Carste.
20. 09. Im Gaswerk in der Danziger Straße (Prenzlauer Berg) wird die erste Leuchtgastankstelle für Busse und Lkw in Betrieb genommen. Versuche der BVG mit Flüssiggas gab es bereits seit längerem, um einheimische Treibstoffe einzusetzen.
21. 09. Bei einer Großrazzia der Berliner Polizei werden 9 635 Verkehrssünder unter den Radfahrern festgestellt. Es wurden 1 773 Strafanzeigen gestellt und 3 928 gebührenpflichtige Verwarnungen ausgesprochen.
22. 09. Die Köpenicker Wäschereigenossenschaft hält den »1. Köpenicker Wäschertag« unter dem Leitspruch »Hundert Jahre Köpenicker Wäscherei« ab, dessen Höhepunkt ein Umzug ist, der die Entwicklungsetappen des Wäschereigewerbes darstellt.
22. 09. Im Charlottenburger Rathaus wird eine Ausstellung mit Entwürfen für die Umgestaltung des Kurfürstendamms eröffnet. Bei einem Wettbewerb waren 24 Entwürfe eingereicht worden.
22. 09. Die Überwachungsstelle für das Leihbüchereiwesen in der Mittelstraße 15 (Mitte) verpflichtet alle gewerblichen Leihbüchereien, ihr vollständige, alphabetisch geordnete Listen der Buchbestände zu übersenden.
23. 09. Im Berliner Zoo (Tiergarten) wird eine dreitägige Leistungsschau der Mode eröffnet. Sie wurde von der Arbeitsgemeinschaft des modeschaffenden Handwerks veranstaltet und hatte das Ziel, Berlin als Weltmodestadt zu profilieren.
23. 09. Der Berliner Staatskommissar Dr. Julius Lippert ordnet an, auf der Halbinsel Stralau (Friedrichshain) einen Volkspark anzulegen. Auch ein Uferwegstreifen war vorgesehen.
23. 09. Im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) hat Herbert Maischs Ufa-Film »Königswalzer« Uraufführung. Darsteller waren u.a. Willi Forst, Paul Hörbiger, Heli Finkenzeller und Oskar Sima.
24. 09. Ein führerloser Trecker überfährt auf dem Gehweg vor der Strelitzer Straße 44 (Wedding) eine Frau und zwei Kinder. Das Gefährt war angekurbelt worden, worauf es sich in Bewegung setzte, gegen eine Hauswand prallte und dann in die Personengruppe fuhr.
24. 09. Das »Olympia Verkehrs- und Quartieramt« sucht für die XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin rund 100 000 Privatquartiere. In der Stadt standen nur 30 000 Hotelbetten zur Verfügung, von denen in der Sommersaison 15 000 anderweitig belegt waren.
24. 09. Der Berliner Polizeipräsident, der der Preisüberwachungsstelle vorsteht, teilt mit, daß die Wurstpreise vom März 1935 nicht überschritten werden dürfen. Dies galt für neun Sorten. Außerdem wurden die Fleischer verpflichtet, das Angebot beizubehalten.
25. 09. 1 000 Paar Militärstiefel werden dem Wehrkreiskommando III, Berlin, übergeben. Sie waren ein Geschenk des deutschen Handwerks an Adolf Hitler zu dessen Geburtstag (20. April) gewesen.
25. 09. Vor dem Schöffengericht Moabit muß sich der 49jährige Walter S. wegen Tierquälerei verantworten. Er hatte einer Siedlerfrau ein Huhn für ihre Hühnerzucht verkauft und es kopfüber mit zusammengebundenen Beinen in eine Papiertüte gesteckt, worauf es starb.
26. 09. Im alten Spandauer Gaswerk, 1927 stillgelegt, werden zwei 40 m hohe Schornsteine »niedergelegt«. Anstelle einer Sprengung wurden in der Fallrichtung einige Steine entfernt und durch teergetränkte Holzstreben ersetzt, die dann in Brand gesetzt wurden.
26. 09. Auf einer Tagung in der Technischen Hochschule zu Berlin wird ein neuentwickelter Staub-Motor vorgestellt. Er sollte sowohl Kohlen- als auch sonstigen Staub verarbeiten können.
26. 09. Im Komödienhaus (Schiffbauerdamm 25, Mitte) wird Walter Kollos Musical »Schminke« uraufgeführt.
26. 09. In Döberitz bei Berlin findet das Richtfest für das Olympische Dorf statt. Hier waren während der XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin 3 000 ausländische Sportler untergebracht.
26. 09. Auf der Hauptversammlung des »Vereins Deutscher Ingenieure« (VDI) werden die Arierprinzipien als grundlegend für die VDI- Mitgliedschaft öffentlich verkündet.
26. 09. Das Amtsblatt für den Landespolizeibezirk Berlin veröffentlicht eine Anordnung des Polizeipräsidenten Wolf Graf von Helldorf, wonach die Tauben im Oktober im Interesse der Herbstbestellung nicht auf bestellte Felder und in Gärten gelassen werden dürfen.
26. 09. Der Bezirk Tempelhof gedenkt seines ersten Anschlusses an Berlin. Vor 500 Jahren kamen Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde durch Kauf in den Besitz von Berlin und Cölln.
26. 09. Die Ortsgruppe Berlin des Reichsverbandes deutscher Schriftsteller beschließt ihre Auflösung und Überführung in die Reichsschrifttumskammer. Der bisherige Reichsverbandsleiter Otto Stoffregen sprach von einem freiwilligen Beschluß.
27. 09. In Berlin gibt es »vorübergehende Buttersorgen«. Man sei »auf dem jahreszeitlich tiefsten Zeitpunkt angelangt«, schrieb die Abendzeitung »Der Angriff«. Trotzdem sollte der Butterpreis unverändert zwischen 1,52 bis 1,60 Reichsmark je Pfund betragen.
27. 09. Angesichts der bevorstehenden Kartoffelernte warnt der Berliner Polizeipräsident Wolf Graf von Helldorf vor dem Betreten fremder Felder und Grundstücke. Auch das Nachlesen fremder Äcker war verboten.
27. 09. Die Berliner Post beginnt mit der automatischen Vermittlung der Zeitansage im Telefonnetz. Die Anlage arbeitete nicht mit einer Walze, sondern mit einem Tonfilmverfahren. Die Einrichtung war von der Siemens & Halske AG hergestellt worden.
28. 09. Um der Berliner Bevölkerung Gelegenheit zu geben, die »wiedererstandene deutsche Wehrmacht« im Manöver zu sehen, beginnt ein dreitägiges Manöver in Karlshorst (Lichtenberg).
28. 09. Polizeipräsident Wolf Graf von Helldorf sucht in Begleitung von Beamten des Gewerbeaufsichtsdienstes Fleischereien in Charlottenburg, Wedding, Lichtenberg und Neukölln auf, um zu kontrollieren, ob Schweinefleisch zurückgehalten wird.
28. 09. Die Berliner Wasser-Betriebsgesellschaft übernimmt die gesamte Wasserversorgung Groß-Berlins. Der Grundpreis wurde auf 25 Pfennig je Kubikmeter festgelegt.
28. 09. Der Maler Hans Baluschek, Mitbegründer der Berliner Secession am 2. Mai 1898, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof, Alte Bahnhofstraße.
30. 09. Die Lichterfelder Straße im Bezirk Kreuzberg wird in Methfesselstraße umbenannt.
30. 09. Die Berliner Philharmoniker beginnen mit einem Montagskonzert die Wintersaison. Am Pult des ausverkauften Konzerts stand Wilhelm Furtwängler.
01. 10. Die Schauspielerin Agnes Straub eröffnet unter eigener Direktion das »Agnes-Straub-Theater am Kurfürstendamm« (Charlottenburg). Es wurde 1936 mit Beginn der Herbstspielzeit von Dr. Hans Wölffer übernommen und als »Theater am Kurfürstendamm« fortgeführt.
01. 10. Der Privatdozent Dr. Hermann Fink wird zum ordentlichen Professor für Biochemie und Technologie der Gärungsgewerbe an die Landwirtschaftlich-Tierärztliche Fakultät der Berliner Universität berufen.
01. 10. Der Physiker Prof. Peter Debye wird Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik, das offiziell erst 1938 übergeben wurde.
01. 10. Der S-Bahnhof Bornholmer Straße (Prenzlauer Berg), erbaut nach Plänen des Architekten und Reichsbahnoberrats Richard Brademann, wird eröffnet. Damit wurde eine Verkehrsverbindung für die dichtbevölkerten Wohngebiete im Norden Berlins geschaffen.
01. 10. Die Verkehrsabteilung des Polizeipräsidiums teilt mit, daß es in Berlin noch 51 Pferdedroschken gibt. Zur Jahrhundertwende waren es noch 1 000.
01. 10. In Berlin läuft die Frist zum freiwilligen Verzicht auf Ausübung des Kraftdroschkenverkehrs ab. Etwa 500 Besitzer mit über 760 Wagen verzichteten und erhielten dafür eine hohe Abfindung. Von 6 200 Wagen sollten nur 3 000 zugelassen bleiben.
01. 10. Carl Schau wird letzter Direktor des Städtischen Gewerbesaals, der in die Beuth-Schule im Wedding übergeleitet wird.
01. 10. Exponate des Museums für deutsche Volkskunde, das beengt in Räumen in der Klosterstraße (Mitte) untergebracht ist, werden im Schloß Bellevue ausgestellt. Als erstes wurde die Sonderausstellung »Bäuerliche Kunst« gezeigt.
01. 10. 108 Arbeitsdienstler werden zu Bauarbeiten am Gosener Kanal (Köpenick) abkommandiert. Die Wasserstraße sollte im Frühjahr 1936 schiffbar sein.
01. 10. Die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenerziehung führt das Arbeitsbuch für alle Erwerbslosen ein. Es umfaßte zehn unterschiedliche Betriebsgruppen.
01. 10. Die Stadt Berlin begründet das Olympia-Verkehrs- und Quartieramt am Mühlendamm 1 (Gelände der Städtischen Sparkasse).
02. 10. Bei einer überraschenden Verkehrsrazzia der Polizei an allen Kreuzungen mit Verkehrsregelung werden 3 409 Verkehrssünder gestellt. Es gab 312 Strafanzeigen, 1 764 gebührenpflichtige und 1 203 mündliche Verwarnungen.
02. 10. Der Berliner Zoologische Garten (Tiergarten) wird zum viertenmal seit 1926 erweitert. Er erhielt über 25 000 mē Fläche dazu und reichte damit an den Landwehrkanal heran.
03. 10. In Berlin wird der 7. Deutsche Zahnärztetag eröffnet. Während der viertägigen Veranstaltung fand zugleich die 72. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde statt.
03. 10. Der langjährige Kommandeur der Wachtruppe Berlin, Horst von Keiser, wird zum Generalmajor befördert und zum Kommandeur von Dresden ernannt. Neuer Chef der Wachtruppe wurde Oberstleutnant Freiherr von und zu Gilsa.
04. 10. Jochen Huths Komödie »Himmel auf Erden« hat im Kleinen Haus des Staatstheaaters in der Nürnberger Straße 70/71 Premiere. Die Hauptrollen spielten Maria Bard und Gustaf Gründgens.
04. 10. Im »Gloria-Palast« (Charlottenburg) wird Herbert Selpins Ufa-Film »Der grüne Domino« nach Motiven des Schauspiels »Der Fall Claasen« uraufgeführt. In Hauptrollen waren Brigitte Horney und Karl Ludwig Diehl zu sehen.
05. 10. Der Provinzialverband von Brandenburg schenkt der Stadt Berlin in Vorbereitung auf die XI. Olympischen Spiele in Berlin das Chausseehausgrundstück Ruhleben am Spandauer Bock. Es wurde als Anmarschweg zum Reichssportfeld (Charlottenburg) benötigt.
06. 10. Siegfried Köhler wird in Forst geboren. Der Berliner Radsportler gewann bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 die Silbermedaille im 4000-m-Mannschaftsverfolgungsrennen.
06. 10. Im Schloß Bellevue (Tiergarten) wird das Museum für Deutsche Volkskunde eröffnet.
06. 10. Vor NS-Gauwaltern von »Kraft durch Freude« betont Staatskommissar Dr. Julius Lippert, daß sich Berlin durch »Leistung und zähe Aufbauarbeit« würdig erweisen muß, um »in aller Zukunft die schönste und repräsentativste Hauptstadt der Welt« zu bleiben.
06. 10. An diesem Sonntag werden von der Berliner Straßenbahn 1 383 000, von den Bussen 378 200 und von den U-Bahnen 447 000 Fahrgäste befördert. Außerdem nutzten 4 400 Fahrgäste die Ausflugswagen.
08. 10. Der Polizeipräsident von Berlin Graf von Helldorf teilt mit, daß er fünf Berliner Schlächtern »wegen Verstoßes gegen die Preisfestsetzungsbestimmungen die Fortführung ihrer Betriebe untersagt und die Schließung ihrer Geschäfte angeordnet« hat.
08. 10. In der Charlottenstraße 91/92 (Kreuzberg) beginnt der Abriß des einstigen Berliner Theaters. Es war beabsichtigt, auf diesem und den benachbarten Grundstücken einen Parkplatz anzulegen.
08. 10. In den »Berliner Wirtschaftsberichten« teilt das Wirtschaftsamt der Stadt mit, daß die Zahl der Arbeitslosen in Berlin auf 200 000 gesunken sei. Berlin hatte 1933 bei der NS-Machtübernahme 655 000 Arbeitslose, auf sechs Einwohner kam ein Arbeitsloser.
08. 10. In der Höheren Graphischen Fachschule beginnen die zweisemestrigen kartographischen Abendkurse für im Berufsleben Stehende mit mindestens dreijähriger Praxis.
09. 10. Im Berliner Staatstheater (Mitte) wird Gerhart Hauptmanns Lustspiel »Die Jungfern vom Bischofsberg« erstaufgeführt.
09. 10. In den Berliner Schulen beginnen die Proben für die Einweihungsfeier des Reichssportfeldes am 23. Mai 1936 anläßlich der XI. Olympischen Spiele. Für den Fahnenaufmarsch wurden 2 000 Jungen und für Freiübungen 3 600 Mädchen ausgewählt.
09. 10. Das Berliner Philharmonische Orchester eröffnet einen Konzert-Zyklus der Wintersaison, der von Eugen Jochum, Generalmusikdirektor des Hamburger Stadttheaters, geleitet wird.
09. 10. Auf dem Moabiter Kasernenhof in der Rathenower Straße 10 (Tiergarten) beginnt der Ankauf von Pferden für den Truppendienst. Von den 200 angebotenen Tieren wurden 62 angekauft.
10. 10. Obermagistratsrat Dr. Dreydorff kündigt für die Stadt Berlin eine Leerraum-Zählung an. »Unvermietet leerstehende Wohnungen und Geschäftsräume« sollten erfaßt werden. Erstmals sollten auch Wohnungen registriert werden, die durch Teilung entstanden waren.
10. 10. Der Berliner Student Kurt Kläre gibt bekannt, daß er im zurückliegenden Sommer 9 Storchennester im Stadtgebiet registrierte, in denen 26 Jungstörche ausgebrütet wurden. Bis auf ein Nest in Staaken befanden sich alle Nester im Norden und Osten der Stadt.
10. 10. In Berlin findet eine Personenstandsaufnahme statt. Gleichzeitig wurden »zum Zwecke der Besteuerung von Hunden« alle Hunde sowie Pferde, Esel und Rinder erfaßt.
10. 10. Am Nachmittag zieht eine Sturmböe über Berlin, die teilweise Windstärke 10 erreicht. Die Feuerwehr mußte zahlreiche entwurzelte Bäume bergen.
11. 10. Der Polizeipräsident Wolf Graf von Helldorf nennt im Einvernehmen mit dem Oberbürgermeister von Berlin die Mahlerstraße in Dahlem in Regerstraße (Wilmersdorf) um.
11. 10. Die vor acht Wochen an der Avus gestarteten Versuchsfahrten der Automobil- und Flugtechnischen Gesellschaft werden am selben Ort beendet. 46 Fahrzeuge hatten heimische Treibstoffe ausprobiert, darunter Braunkohlen-Schwelkoks.
12. 10. Am Reichsluftfahrtministerium an der Leipziger Straße/Ecke Wilhelmstraße (ab 1993 Rohwedder-Haus, Mitte), das nach Plänen des Architekten Ernst Sagebiel entstand, wird Richtfest gefeiert. Noch bis zum Jahresende wurden die ersten tausend Räume bezogen.
12. 10. Die Zahl der Arbeitslosen in Berlin ist gegenüber dem Vormonat um 9 762 auf 218 664 gesunken. Weil offiziell von dieser Zahl noch 1 806 Notstandsarbeiter abgezogen wurden, sank die Gesamtzahl der Erwerbslosen erstmals seit 1919 wieder unter 200 000.
12. 10. Am Mühlendamm (Mitte) beginnen die Bauarbeiten für den Neubau der preußischen Staatsmünze.
12. 10. Im Finanzbericht der Stadt Berlin für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 1934/35 sind Mehreinnahmen in Höhe von 35,737 Millionen Reichsmark verzeichnet. Damit sank die Schuld der Kämmerei auf 21 Millionen Reichsmark.
12. 10. Der preußische Staat tritt dem Zoologischen Garten zu Berlin ein an seiner nördlichen Grenze gelegenes Areal des Tiergartens in einer Größe von 20 676 mē ab. Auf diesem Gelände entstand ein geschlossenes Revier einheimischer Tiere, der »Deutsche Zoo«.
13. 10. Auf Antrag der Reichsbank zieht der Polizeipräsident von Berlin die Straßenzüge Raules Hof und Adlerstraße »mit sofortiger Wirkung ein«. Sie wurden für die Erweiterung des Reichsbankgebäudes zwischen Unterwasser- und Kurstraße (Mitte) gebraucht.
13. 10. Auf einer Rundfunk-Intendanten-Tagung spricht Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky das »endgültige Verbot des Niggerjazz für den gesamten deutschen Rundfunk« aus. Dies sei »keine Auslandsfeindschaft«, Jazz werde »aus gesundem Gefühl heraus abgelehnt«.
13. 10. In der Akademie der Künste am Pariser Platz wird die jährliche Herbstausstellung eröffnet. Sie zeigte u.a. ein Porträt Dr. Joseph Goebbels' von Leo von König und ein Bildnis der Mutter des Reichskriegsministers Werner von Blomberg von Egon von Lüder.
13. 10. Die Berliner städtischen Volksküchen und die Küchen der Wohlfahrtspflege bleiben ab sofort an den alle vier Wochen stattfindenden Eintopfsonntagen geschlossen. Bedürftige erhielten Gutscheine für das Eintopfessen in einer Gaststätte.
13. 10. Für den ersten Eintopfsonntag im Winter 1935/36 schreibt die Wirtschaftsgruppe Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe in Berlin für Gaststätten drei Gerichte vor: Nudelsuppe, Hammel- oder Rindfleisch mit Wirsingkohl und Pilze mit Ei oder Semmelknödeln.
14. 10. Die Exponenten von Politik und Wirtschaft Berlins wenden sich an die Berliner, Beiträge zur Sonderausstellung »Berlin, das Schaufenster des Reiches« für die Olympischen Spiele 1936 zu leisten.
14. 10. Im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) wird Werner Hochbaums Ufa-Spielfilm »Leichte Kavallerie« mit Marika Rökk und Fritz Kampers uraufgeführt.
14. 10. Das Berliner Funkhaus erhält eine Fernsehstube, in der allabendlich jedermann 90 Minuten Fernsehübertragungen sehen kann.
15. 10. In Berlin treten schärfere Bestimmungen gegen Verkehrssünder in Kraft. Die gebührenpflichtigen Verwarnungen wurden erhöht. Fahrzeugführern, die mehrmals Ärgernis erregten, wurde angedroht, daß ihr Gefährt mit einem gelben Kreuz gezeichnet wird.
15. 10. Intendant Gustaf Gründgens beginnt am Staatlichen Schauspielhaus mit den Proben zu Maxim Zieses Stück »Der erschlagene Schatten«.
15. 10. Am Dönhoffplatz (Mitte) übergibt der Berliner Staatskommissar Dr. Julius Lippert der Verwaltung von Mitte einen Glockenturm.
15. 10. Für die Einkellerung von Kartoffeln für Groß-Berlin werden neue Höchstmengen bekanntgegeben. Danach erhielten Erwachsene zwei Zentner, Kinder von ein bis sechs Jahren 1 1/2 Zentner und Kinder über sechs Jahre einen Zentner Kartoffeln.
15. 10. In Berlin wird des 125jährigen Bestehens der von Scharnhorst gegründeten Kriegsakademie gedacht. Der Heeresreformer und General Gerhard Johann David Scharnhorst war von 1807 bis 1810 Chef des neugeschaffenen Kriegsministeriums.
16. 10. Das Museum im Zeughaus führt zum erstenmal eine öffentliche Veranstaltung mit seiner neuen Lichtanlage durch. Ausstellungen waren jeweils bestimmten Themen gewidmet, wie »Jagdwaffen«, »Ritter und Landsknecht« u. ä. Auch der Lichthof wurde einbezogen.
16. 10. Aufgrund des nationalsozialistischen Reichsbürgergesetzes beurlaubt die Friedrich-Wilhelms-Universität den international bekannten Hormonforscher Selmar Aschheim wegen seiner jüdischen Abstammung.
17. 10. In der Neustädtischen Kirchstraße (Mitte) wird das neugestaltete »Haus des deutschen Handwerks« eingeweiht.
17. 10. Reichskanzler Adolf Hitler ernennt auf Vorschlag von Propagandaminister Dr. Joseph Goebbels den Berliner Graphiker Hans Schweitzer zum »Reichsbeauftragten für künstlerische Formgebung«. Er arbeitete mit der Reichskammer der bildenden Künste zusammen.
18. 10. Die Reichsregierung beschließt in Berlin das Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes. Gleichzeitig damit wurden die Ehetauglichkeits-Zeugnisse eingeführt.
18. 10. Adolf Hitler nimmt in der Berliner Reichskanzlei Stellung zur Filmzensur und verbietet in einer an alle Staats- und Parteikader gerichteten Verfügung »unzulässige Eingriffe in die Filmzensur durch Einzelpersonen, Verbände und Organisationen«.
18. 10. Unter den Linden (Mitte) beginnt eine Verjüngungskur. Die beiden Fahrdämme wurden auf 14 m verbreitert, während die Breite der Mittelpromenade auf 17,5 m verringert wurde. Kastanien und Ahornbäume sollten durch Linden ersetzt werden.
18. 10. Der Ufa-Film »Liebesleute« von Erich Waschneck wird im Gloria-Palast (Charlottenburg) uraufgeführt. Die Hauptrollen verkörperten Renate Müller und Gustav Fröhlich.
19. 10. Das Berliner Polizeipräsidium widerruft teilweise seine Ankündigung über das Anbringen von gelben Kreuzen an verkehrswidrig geführten Fahrzeugen. Dies werde »nur in schwersten Fällen« geschehen.
19. 10. In Berlin beginnt ein einwöchiges »Fest der deutschen Trauben und des deutschen Weines«. 250 000 Liter Wein aus der Pfalz, von der Mosel und aus anderen Winzerregionen wurden nach Berlin gebracht.
19. 10. Die Stadt Berlin vergibt an gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften in Zehlendorf, Neukölln und Mitte kostenlos Bauland, um den Eigenheim- und Wohnungsbau anzukurbeln. Nach Tilgung aller Belastungen sollte das Land an die Stadt zurückgehen.
20. 10. In Berlin findet erstmals ein »Tag des Tieres« statt. Bekannte Tierfreunde wie Henny Porten und Erich Fortner sprachen über den Tierschutz. Vereine hatten jahrzehntelang nach einem solchen Tag gerufen.
20. 10. In der Hasenheide (Neukölln) verteidigt der Leiter der Reichfachschaft des deutschen Zeitungs-Einzelhandels, Walter Steinhäuser, die Verordnung, wonach die Berliner Zeitungshändler keine ausländischen und jüdischen Zeitungen vertreiben dürfen.
20. 10. Gegen 20.00 Uhr ist für einige Sekunden über Berlin eine grünblaue Feuerkugel zu sehen. Sie kam aus dem Sternbild des Adlers und verlosch im Großen Wagen. Astronomen vermuteten ein Weltraumtrümmerstück, das in Erdnähe verglühte.
21. 10. Vor einem Sondergericht in Moabit (Tiergarten) beginnt der Prozeß gegen elf Mitglieder der Sekte des Heilmagnetiseurs Joseph Weißenberg. Diese hatten trotz deren Verbots ihre Tätigkeit in der Sekte weiter ausgeübt.
21. 10. Die Berliner Singakademie beginnt in ihrem Haus am Festungsgraben (Maxim Gorki Theater, Mitte) ihre 145. Saison. Unter Leitung von Georg Schumann erklang Beethovens »Missa Solemnis« und anläßlich seines 350. Geburtstages »Magnificat« von Schütz.
21. 10. Im Capitol am Zoo (Charlottenburg) wird Carl Froelichs Film »Ich war Jack Mortimer« uraufgeführt. In der Titelrolle war Adolf Wohlbrück zu sehen.
22. 10. Die Opferstöcke der St.-Michael-Kirche (Michaelkirchplatz, Mitte) werden ausgeraubt. Die Diebe waren über die Feuerleiter in das Gebäude gelangt.
22. 10. Das »Amt für Schönheit der Arbeit« in der Deutschen Arbeitsfront eröffnet mit einer Ausstellung in Berlin seine Aufklärungsaktion »Gutes Licht - gute Arbeit«.
22. 10. Die »Berliner Wirtschafts-Berichte« veröffentlichen statistische Untersuchungen zu Wohnungsmieten. Danach mußten für eine 2-Zimmer-Altbauwohnung ohne Bad ca. 29 Mark und mit Bad 38 Mark bezahlt werden. Im Neubau war die Miete nur eine Mark teurer.
23. 10. Dr. Joseph Goebbels, Minister und NSDAP-Gauleiter von Berlin, beauftragt den Staatskommissar von Berlin, Dr. Julius Lippert, mit der künstlerischen Ausgestaltung der XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin.
25. 10. Der Polizeipräsident Graf von Helldorf warnt »Hilfsbedürftige und Personen, die versuchen wollen, in Berlin Arbeit zu erhalten« vor dem Zuzug nach Berlin. Die Stadt war zur Notstandsgemeinde und zum Sperrbezirk erklärt worden.
26. 10. Die Borsig Maschinenbau-AG in Tegel hat die beiden weltgrößten Hochdruck-Kompressoren fertiggestellt. Die 18 Meter hohen Aggregate waren für eine japanische Ammoniak-Synthese-Anlage vorgesehen.
27. 10. Das im Bau befindliche Olympische Dorf in Döberitz bei Staaken wird einmalig zur Besichtigung freigegeben.
27. 10. Der Berliner Theaterschauspieler Otto Laubinger stirbt im Alter von 43 Jahren in Bad Nauheim, wo er Heilung von schwerem Leiden suchte. Laubinger war mehrere Jahre lang Ministerialrat und Präsident der Reichstheaterkammer.
27. 10. Der neue Stadtbahnsteig Zoologischer Garten wird dem Verkehr übergeben. Täglich passierten den Bahnhof 1 000 Züge.
28. 10. Eine Anordnung für den Großhandel mit Schweinefleisch in Groß-Berlin tritt in Kraft. Danach durften Schweine nur in Hälften verkauft werden. Der Höchstpreis betrug 71 Pfennig je Pfund. Zuwiderhandlungen wurden mit Strafen bis zu 10 000 RM geahndet.
28. 10. Das im Bau befindliche Olympiadorf in Döberitz an der Stadtgrenze zu Spandau wird von ca. 10 000 Berlinern besichtigt. Es enthielt Unterkünfte und Trainingsstätten für 4 000 Sportler. Selbst Störche und andere märkische Tiere wurden angesiedelt.
28. 10. In der Volksbühne (Mitte) erlebt die Neuinszenierung des Dramas »Prinz Friedrich von Homburg« von Heinrich von Kleist seine Berliner Erstaufführung. In der Regie von Gerhart Scherler spielten u.a. Mathias Wiemann, Annemarie Steinfieck und Trude Moos.
28. 10. In Malchow werden auf ehemaligen Rieselfeldern 183 Siedlungswohnungen in 91 Doppelhäusern übergeben, in die vor allem kinderreiche Familien einzogen.
29. 10. Der Berliner Verkehrsverein veranstaltet Tagesfahrten ins Umland. Sie führten ins Oderbruch und zum Schiffshebewerk Niederfinow.
29. 10. Zum Gedenken an die 250. Wiederkehr des Tages, an dem der Große Kurfürst den in Frankreich verfolgten Protestanten in Berlin und Brandenburg eine neue Heimat bot (Edikt von Potsdam), wird am Französischen Dom ein Bildwerk des Reformators Calvin enthüllt.
29. 10. Die Berliner Stadtverwaltung richtet die Dienststelle »Berliner Stadtchronik« ein. Sie sollte »kommunale und außerkommunale Vorgänge und Maßnahmen von überstruktureller Bedeutung innerhalb der Hauptstadt Berlin für die Nachwelt festhalten«.
29. 10. Der 32jährige Franz Rökker wird von der großen Strafkammer in Moabit zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Rökker hatte im Rehgehege im Friedrichshain zwei Böcken nach Wildererart einen Sack über den Kopf geworfen und ihnen das Genick gebrochen.
30. 10. Bei einer Ringer-Großveranstaltung im Saalbau Friedrichshain siegt Werner Seelenbinder, deutscher Meister im Halbschwergewicht von 1933 und 1935, in allen Kämpfen. Seelenbinder war mitten im Trainig für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin.
30. 10. Der Werberat der Deutschen Wirtschaft bezeichnet in einer Mitteilung das Wort »nur« vor einem Preis als falschen Wettbewerb und erklärt es für unzulässig.
31. 10. Nach der 300. Aufführung des Schauspiels »Zwischen Abend und Morgen« von Zdenko von Kraft steigt Otto Gebühr als »Alter Fritz« von der Bühne der Komischen Oper (Mitte) und sammelt für das Winterhilfswerk.
31. 10. Auf dem Platz vor dem Reichstag (Platz der Republik, Tiergarten) wird das billigste Auto der Welt vorgestellt. Das dreirädrige Gefährt in Form einer Flugzeugkabine verbrauchte knapp drei Liter für 100 km und erreichte eine Geschwindigkeit von 115 km/h.
31. 10. Die Zahl der monatlichen Verkehrsunfälle in Berlin ist von 2 974 im September auf 2 899 gesunken, teilt das Polizeipräsidium mit. Besonders nach der Verschärfung der verkehrspolizeilichen Maßnahmen sei ein Rückgang bemerkbar.
01. 11. Der Ton-Spielfilm »Liebesträume« von Heinz Hille hat im »Atrium« in der Kaiserallee Uraufführung. Darsteller waren u.a. Olga Tschechowa und Hans Söhnker.
01. 11. Zwei Präparatoren des Berliner Naturkundemuseums beginnen mit dem Präparieren des Gorilla-Riesen »Bobby«, der im Berliner Zoo gestorben war. Das Tier hatte ein Lebendgewicht von fünf Zentnern gehabt.
01. 11. Im Friedrichshain wird ein Eisstadion eröffnet. Es war für Hockey sowie Eisschnell- und Eiskunstlauf vorgesehen.
01. 11. Am Kurfürstendamm (Charlottenburg) beginnen Umgestaltungsarbeiten. Der Boulevard sollte von »überladenem Prunk und pomphaftem Kitsch« befreit werden.
01. 11. In Berlin-Gatow wird die Luftkriegs-Akademie eröffnet.
01. 11. Die Kirchliche Hochschule der Bekennenden Kirche in Dahlem wird verboten. Sie wurde illegal weitergeführt.
02. 11. Arbeiter beginnen, die alten Linden in der Prachtallee Unter den Linden (Mitte) zu fällen. An Ihrer Stelle wurden neue Bäume gepflanzt.
02. 11. Die Tänzerin Gret Pallucca eröffnet mit einem Tanzabend in der Volksbühne (Mitte) die Deutschen Tanzfestspiele 1935.
02. 11. Die BVG dehnt den Nachtverkehr auf einer Reihe von Straßenbahnlinien zwischen der Innenstadt und den Vororten vom Sonnabend zum Sonntag bis gegen 3.30 Uhr aus.
03. 11. Der Berliner Rundfunk sendet zur Eröffnung der Reihe »Deutsches Volk auf deutscher Erde« ein Funkspiel aus der brandenburgischen Kolonisationsgeschichte »Friedliche Eroberung der Mark«. Die Musik schrieb Rudolf Wagner-Regeny.
04. 11. Der Werberat der deutschen Wirtschaft tagt in Berlin. Er bezeichnete die Angaben »Riesenlager« oder »Riesenauswahl« als marktschreierisch und damit als unzulässig.
04. 11. Das Moabiter Landgericht verurteilt den 45jährigen Berliner Karl F. wegen fortgesetzten Heiratsschwindels zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis. Er hatte insgesamt 24 Frauen die Heirat versprochen, um an ihr Geld heranzukommen. Alle hießen Anna.
04. 11. Berlins Staatskommissar Dr. Julius Lippert und Oberbürgermeister Heinrich Sahm geben den Beschluß bekannt, das Schillerdenkmal vor dem Schauspielhaus (Mitte) in den Schillerpark (Wedding) zu verlegen.
05. 11. Der Spielfilm »Anschlag auf Schweda« von Karl Heinz Martin hat im Capitol am Zoo (Charlottenburg) Uraufführung. Darsteller waren u.a. Marianne Hoppe, Eugen Klöpfer und Grethe Weiser.
05. 11. Staatssekretär Dr. Stuckart und Oberregierungsrat Dr. Heinrich Globke vom Reichsinnenministerium veröffentlichen in der Beck'schen Verlagsbuchhandlung »Kommentare zur deutschen Rassengesetzgebung«, in denen die Rassengesetze eingehend erläutert werden.
05. 11. Im Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße (Mitte) wird eine Sonderausstellung über »die tierischen Mitbewohner der Häuser und Wohnungen« eröffnet. Es ging u.a. um »ungeliebte« Mitbewohner, wie Ratten. Die Ausstellung fand sofort reges Interesse.
06. 11. Die neuen Gesundheitsämter Berlins beginnen mit der Arbeit. Alle Ehewilligen hatten die Pflicht, sich von Amtsärzten untersuchen zu lassen, »damit nur gesunde Menschen das Licht der Welt erblicken«.
06. 11. Bei Pichelsberg (Spandau) wird ein kapitaler Hirsch von einem S-Bahnzug erfaßt und getötet. Es war bereits der fünfte Hirsch innerhalb weniger Tage, der von einem S-Bahn-Zug erfaßt wurde.
07. 11. Nach Umbauarbeiten wird das Staatliche Schauspielhaus am Gendarmenmarkt wiedereröffnet. Das Haus erhielt u.a. eine moderne Drehbühne. In dem Drama »Egmont« von Johann Wolfgang von Goethe spielten Hermine Körner die Regentin und Käte Gold das Clärchen.
07. 11. Gewandhausdirektor Hermann Abendroth leitet im überfüllten Saalbau Friedrichshain ein Konzert der Berliner Philharmoniker.
08. 11. Um den in Berlin bestehenden Mangel an Kleinwohnungen zu lindern, beginnen die Berliner Bezirksämter damit, Zuschüsse für die Teilung großer Wohnungen bereitzustellen. Er betrug 50 % der reinen Teilungskosten, im Höchstfall jedoch 800 Reichsmark.
08. 11. Der Polizeipräsident erläßt eine Verordnung, wonach die Zahl der Berliner Wochenmärkte auf 129 festgelegt wird. In den Berliner Innenbezirken, wo seit 50 Jahren nur geschlossene Markthallen bestanden, wurden offene Wochenmärkte nicht mehr zugelassen.
09. 11. Im Lustgarten und an den umliegenden Bauten (Mitte) beginnt die Preußische Hochbauverwaltung mit baulichen und gestalterischen Veränderungen. Die Bauwerke sollten »in großen Zusammenhang« gebracht und von »störenden überalterten Beigaben« befreit werden.
11. 11. Der Reichsverband der Werbungstreibenden e.V. Berlin hält in Berlin eine Arbeitstagung ab, bei der auf die Notwendigkeit von Werbung hingewiesen wird. Werbung sollte zur Wirtschaftsförderung beitragen.
11. 11. Der spätere Gauhauptstellenleiter im Wiener Rassenpolitischen Amt, Ernst Illing, erörtert vor der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« das Thema »Tuburöse Sklerose ... hinsichtlich der Sterilisationsindikation«.
12. 11. Der Ufa-Film »Der Mann mit der Pranke« von Rudolf van der Noss wird im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) uraufgeführt. In Hauptrollen waren Paul Wegener, Johannes Riemann, Grethe Weiser und Ernst Legal zu sehen.
12. 11. Der Berliner Staatskommissar Dr. Julius Lippert besichtigt die Baustelle des »größten Luftfahrtmuseums der Welt« in den ehemaligen Ulap-Ausstellungshallen am Lehrter Bahnhof (Tiergarten). Das Museum sollte im Mai 1936 der Öffentlichkeit übergeben werden.
13. 11. Das Polizeipräsidium gibt die Umbenennung von Straßen in fünf Berliner Bezirken bekannt. So wurde in Spandau der Russenweg in Ungewitterweg umbenannt.
13. 11. Die Frauenklinik der Berliner Charité beurlaubt den international bekannten Hormonforscher Selmar Aschheim wegen dessen jüdischer Abstammung auf der Grundlage des Reichsbürgergesetzes.
14. 11. Im Thronsaal des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda in der Wilhelmstraße (Mitte) wird der Reichskultursenat gegründet.
14. 11. Das Berliner Arbeitsamt beschäftigt derzeit 420 Wohlfahrtsempfänger bei der Pflege von Grünflächen, Stadien u.ä. 280 von ihnen waren jüdischer Herkunft.
15. 11. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Joseph Goebbels beruft in Berlin den Reichskultursenat als »repräsentatives Forum« ein.
15. 11. Im Reichskriegsministerium in Berlin findet eine Tagung aller Kriegsgerichtsräte der Wehrmacht statt, bei der die neue Militärgerichtsbarkeit beschlossen wird.
16. 11. Das umgebaute Gebäude des Preußischen Abgeordnetenhauses, Prinz-Albrecht-Straße, wird als »Haus der Flieger« dem 1907 gegründeten »Aero-Club von Deutschland« übergeben.
17. 11. Auf der Heerstraße in Spandau wird ein Zehnender von einem Auto erlegt. Der Hirsch wollte die Straße überqueren, blieb angesichts des Scheinwerferlichtes stehen und wurde trotz seiner zwei Zentner Gewicht mit großer Wucht beiseite geschleudert.
18. 11. Auf Einladung des Ibero-amerikanischen Instituts besucht eine Abordnung chilenischer Fliegeroffiziere Berlin.
18. 11. In der Landsberger und Frankfurter Straße am Alexanderplatz (Mitte) findet das Richtfest eines Neubaublocks statt. Hier war eine Durchbruch- und Schrägstraße entstanden, um die anderen Straßen vom Verkehr zu entlasten.
18. 11. Im Atrium in der Kaiserallee hat Heinz Hilperts Spielfilm »Lady Windermeres Fächer« Uraufführung. Darsteller waren u.a. Lil Dagover, Hanna Waag und Walter Rilla.
18. 11. Der Ufa-Film »Der Klosterjäger« von Peter Ostermayr hat im Ufa-Theater am Kurfürstendamm Uraufführung. In den Hauptrollen waren Paul Richter und Charlotte Radspieler zu sehen.
18. 11. Der Musiker Anton Hekking, der 1882 das Berliner Philharmonische Orchester mitbegründete, stirbt in Berlin. Sein Leichnam wurde in Steglitz beigesetzt.
18. 11. Der Spielfilm »Friesennot - Deutsches Schicksal auf russischer Erde« hat im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) Uraufführung. Hersteller waren Werner Kortwich, Peter Hagen, Sepp Allgeier und Walter Gronostay.
18. 11. An der Berliner Volksbühne (Mitte) beginnt Karl Vogt mit dem Aufbau eines »Sprech- und Bewegungschores« für große Massenszenen.
18. 11. Die Berliner Philharmoniker werden erstmals vom britischen Stardirigenten Sir Thomas Beecham geleitet.
20. 11. Das Statistische Amt von Berlin teilt mit, daß im Oktober 4 966 Kinder in Berlin geboren wurden. Im selben Zeitraum wurden 5 001 Ehen geschlossen.
20. 11. Die Stadt Berlin und die Reichswasserstraßenverwaltung einigen sich über den Umbau des Mühlendamms im Zentrum Berlins. Das Ephraim-Palais sollte zurückversetzt werden. Das Gesamtprojekt sollte 35 Millionen Reichsmark kosten.
21. 11. Der Polizeipräsident von Berlin erinnert an die Verordnung, wonach alle Berliner Grundstückseigner verpflichtet sind, von Dezember bis März in ihren Häusern Maßnahmen zur Vernichtung der Stechmücken durchzuführen.
22. 11. Der Landesverkehrsverband Pommern teilt mit, daß sich in der Sommersaison 1935 125 000 Berliner an der Ostseeküste erholt haben. In Westpommern waren es 40 %, in Ostpommern sogar 54 % der Besucher, die aus Berlin kamen.
23. 11. Prof. Hermann Fink wird Herausgeber der Wochenschrift für Brauerei, wissenschaftliches Organ der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin. Er wurde Nachfolger von Prof. Friedrich Hayduck.
23. 11. In der Staatsbibliothek Unter den Linden (Mitte) wird die Buchausstellung »Das wehrhafte Deutschland« eröffnet. Die Exposition entstand gemeinsam mit der Deutschen Heeresbücherei.
24. 11. Der Bau der Deutschlandhalle am Kaiserdamm (Charlottenburg) wird termingerecht beendet.
25. 11. Der Deutsche Komponistentag 1935 wird in den Räumlichkeiten am Zoo (Tiergarten) mit Arbeitstagungen, Kundgebungen und Konzerten begangen.
26. 11. Der 29jährige Berliner Albrecht Spieß wird in Berlin hingerichtet. Er war am 30. Juli 1935 wegen Verrats militärischer Geheimnisse zum Tode verurteilt worden.
26. 11. Das Theater am Schiffbauerdamm (Mitte) gastiert mit der Erfolgsinszenierung »Krach im Hinterhaus« im Köpenicker Stadttheater. Das Stück hatte zuvor bereits 100 Aufführungen erlebt. Außerdem wurde mit der Verfilmung begonnen.
26. 11. Der Spiel-Film »Ein Teufelskerl« von Georg Jacoby hat im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) Uraufführung. In der Hauptrolle war Gustav Fröhlich zu sehen.
27. 11. Der Geheime Bergrat Georg Franke, seit 1924 emeritierter Professor der Technischen Hochschule zu Berlin, stirbt in Berlin.
27. 11. Im Gloria-Palast (Charlottenburg) hat der nach einer Novelle des norwegischen Schriftstellers Knut Hamsun von Carl Hoffmann gedrehte Spielfilm »Victoria« Uraufführung. In den Hauptrollen agierten Erika Dannhoff und Mathias Wiemann.
27. 11. Die NS-Gemeinschaftorganisation »Kraft durch Freude« begeht in Berlin den zweiten Jahrestag ihrer Gründung. Dabei wurde bekanntgegeben, daß jeder Berliner mindestens einmal bei Veranstaltungen dabeigewesen war.
28. 11. Die neue Treskow-Brücke in Berlin-Schöneweide wird übergeben.
28. 11. In Berlin wird der »Verband Nationaldeutscher Juden« aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt. Verbandsführer Max Nauann wurde in Schutzhaft genommen, da er »bewußt unrichtige Angaben über die Betreuung von Juden durch das Winterhilfswerk« verbreitete.
29. 11. Im Schloß Niederschönhausen beginnen Umbauarbeiten. Hier entstand ein »Haus der Kabinettkunst«. Im ersten Stock wurden Plastiken aufgestellt.
29. 11. Die Deutschlandhalle am Kaiserdamm, die für die Olympischen Spiele 1936 errichtet wurde, wird in Anwesenheit des Reichskanzlers Adolf Hitler eingeweiht. Sie faßte 20 000 Menschen und war nicht nur für sportliche Veranstaltungen gedacht.
30. 11. Karl Valentin und Liesl Karlstadt treten nach sechs Jahren erstmals wieder in Berlin auf. Ihr Gastspiel fand im Kabarett der Komiker am Lehniner Platz statt.
01. 12. Die Städtische Wohlfahrtspflege Berlins beginnt mit der Einrichtung von 34 Wärmeräumen in allen Stadtbezirken.
01. 12. Reichskanzler Adolf Hitler bestätigt den bisher kommissarisch eingesetzten Polizeipräsidenten von Berlin Wolf Heinrich Graf von Helldorf in seinem Amt.
03. 12. Im Sportpalast (Schöneberg) findet ein Großkonzert der Wehrmacht zugunsten des Winterhilfswerks statt. Zehn Wehrmachtskapellen unter der Leitung des Heeresmusikinspizienten Prof. Hermann Schmidt wirkten mit.
04. 12. Die Reichsbahndirektion Berlin teilt mit, daß die Züge Berlin - Hannover mit 132,6 km/h und Berlin - Leipzig mit 127,2 km/h die schnellsten Deutschlands sind.
05. 12. Der Vertrauensrat des Hotels »Adlon« am Pariser Platz (Mitte) beschließt, daß sämtliche Mitarbeiter, außer Jugendliche, ab 1. Januar 1936 Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront zu sein haben.
07. 12. In der am 29. November übergebenen Deutschlandhalle am Messedamm 26 (Charlottenburg) findet die erste Veranstaltung, ein Radrennen, statt. Die Halle entstand nach Entwürfen von Franz Orthmann, Vorsitzender der Deutschlandhalle AG, und Fritz Wiemer.
08. 12. Die Berliner Philharmoniker geben unter Stabführung von Wilhelm Furtwängler ein Konzert in der Londoner Albert Hall. Die 10 000 Besucher fassende Halle war ausverkauft.
08. 12. Am 70. Geburtstag des finnischen Komponisten Jean Sibelius richtet die Nordische Gesellschaft in Berlin eine Feierstunde aus. Am selben Tag war dem Komponisten in Helsingfors die Goethe-Medaille übergeben worden.
09. 12. Der Ufa-Spielfilm »Der junge Graf« von Karl Lamac wird im Ufa-Theater am Kurfürstendamm (Charlottenburg) uraufgeführt. Darsteller waren Anny Ondra und Hans Söhnker.
09. 12. In der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« trägt J. Zutt einen »Beitrag zur Differentialdiagnose zwischen angeborenem und erworbenem Schwachsinn« unter dem Aspekt der Sterilisationsindikation vor.
09. 12. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) besiegt Gustav Eder (Köln) den Herausforderer um die Europameisterschaft im Weltergewicht Hilario Martinez (England) nach Punkten in einem Kampf über 15 Runden.
09. 12. Oberbürgermeister Dr. Heinrich Sahm tritt zurück, da er vom Staatskommissar für Berlin, Dr. Julius Lippert, in den Hintergrund gedrängt worden war. Formell amtierte fortan Bürgermeister Dr. Oskar Maretzky, der jedoch kaum noch Verfügungsgewalt hatte.
09. 12. Im Zehlendorfer »Lindenpark« wird zum erstenmal der Olympia-Tonfilm »Die Glocke ruft« öffentlich aufgeführt.
09. 12. In der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« berichtet H. Seelert über »Erfahrungen bei der Gutachtertätigkeit für das Erbgesundheitsgericht und bei der Ausführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses«.
10. 12. Der amerikanische Spielfilm »Der Student von Prag« wird im Gloria-Palast (Charlottenburg) für Deutschland erstaufgeführt. Unter der Regie von Arthur Robinson spielten u.a. Adolf Wohlbrück und Dorothea Wieck. Die NS-Zeitungen zerrissen den Film.
10. 12. In der Wohnanlage Biesdorf-Nord wird damit begonnen, einen vierten See einer Kette zu errichten, um die Wasserarmut zu überwinden. Er wurde ausschließlich mit Regenwasser gespeist.
10. 12. Im Ufa-Palast am Zoo wird der Spielfilm »Der Ammenkönig« von Hans Steinhoff uraufgeführt. Darsteller waren u.a. Käthe Gold, Theo Lingen, Fita Benckhoff.
11. 12. In Berlin hat der Winter seinen Einzug gehalten. Für die Straßenreinigung standen 80 Schneepflüge sowie 267 leichtere Schneepflüge mit Pferdebespannung bereit. Die Stammannschaft von 3 000 Personen wurde durch zeitweise 3 000 Erwerbslose unterstützt.
11. 12. Die »minderbemittelte Bevölkerung Groß-Berlins« wird zum Weihnachtsfest mit einem Posten Schmalz beglückt. Jeder Inhaber eines »Fettverbilligungsscheines« konnte Schmalz für 90 Pfennig pro Pfund erwerben.
11. 12. Am Deutschen Opernhaus in Charlottenburg wird Richtfest für einen Erweiterungsbau gefeiert. Er enthielt die Werkstätten, Magazine, die Verwaltung und die elektrische Zentrale.
12. 12. Der »mit der Überwachung der kulturell tätigen Juden im deutschen Reichsgebiet Beauftragte« ernennt den Direktor Georg Kareski, Mitglied des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde Berlin, zum verantwortlichen Leiter des Reichsverbandes jüdischer Kulturbünde.
12. 12. Der Berliner Fremdenverkehrsverband teilt mit, daß die Stadt im November von 11 668 auswärtigen Besuchern, darunter fast 11 000 Ausländern besucht wurde. Sie kamen u.a. aus England, den USA und aus Holland.
13. 12. Das Deutsche Opernhaus Berlin (Charlottenburg) bringt Tschaikowskis Ballettsuite »Der Nußknacker« mit verbindendem Text nach E. T. A. Hoffmann heraus. Die Choreographie stammte von Rudolf Kölling, die musikalische Leitung hatte Leo Spieß.
14. 12. Ein italienisches Restaurant im Berliner Westen durchbricht als erstes den päpstlichen Bann gegen den »heidnischen Christbaum«, indem es einen Weihnachtsbaum mit Lichtern vor den Eingang stellt.
14. 12. In der Deutschlandhalle am Funkturm (Charlottenburg) findet das erste Sportpressefest statt.
17. 12. Die Staatliche Porzellanmanufaktur Berlin beginnt mit dem Verkauf von Nachbildungen der Olympiaglocke, die nach Weihnachten auf dem Gelände des sogenannten Reichssportfestes installiert wurde.
17. 12. Rudolf Claus, ein Freund von Max Hölz, wird in Berlin hingerichtet. Er war am 25. Juli 1935 »wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehemens« zum Tode verurteilt worden. Im Unterschied zum mitangeklagten Albert Kayser wurde er nicht begnadigt.
18. 12. In Berlin beginnt eine Sammelaktion aller HJ-Mitglieder der Hauptstadt für das sogenannte Winterhilfswerk. An der fünftägigen Aktion waren 25 000 Hitlerjungen und 18 000 Bund Deutscher Mädel organisierte Mädchen beteiligt.
18. 12. Im Franz Eher Verlag Nachf. der NSDAP bringt das »Institut zum Studium der Judenfrage« das Buch »Die Juden in Deutschland« heraus. Es wurde als »eine Kultur- und Entwicklungsgeschichte der Judenschaft auf deutschem Boden« gepriesen.
18. 12. Der Staatskommissar von Berlin Dr. Julius Lippert beruft den bisherigen Bezirksbeigeordneten Fritz Behaghel zum Bezirksbürgermeister von Lichtenberg. Behaghel war Auslandsdeutscher und in China aufgewachsen.
19. 12. Der Altmeister der Berliner Operette, Paul Lincke, veranstaltet gemeinsam mit der Reichsmusikkammer eine Weihnachsfeier für erwerbslose Musiker. Daran nahmen rund 200 »arme Musiker« teil.
19. 12. Im Capitol am Zoo (Charlottenburg) hat der Bavaria-Film »Henker, Frauen und Soldaten« mit Hans Albers Uraufführung. In der Regie von Johannes Meyer spielten ferner Charlotte Susa und Jack Trevor.
19. 12. Die Leibstandarte SS Adolf Hitler feiert auf ihrem Kasernenhof in Lichterfelde Wintersonnenwende.
20. 12. Im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) hat Fritz Peter Buchs Spielfilm »Liebeslied« mit Carola Höhn, Paul Hörbiger und Alexandro Ziliani Uraufführung.
20. 12. In Berlin gibt es 14 300 Gaststätten. Allein in den sechs Bezirken der Innenstadt gab es 7 000, von denen sich 2 000 in Mitte befanden. Von den »Außenbezirken« lag Charlottenburg mit 1 153 an der Spitze.
21. 12. Der Schriftsteller und Publizist Kurt Tucholsky stirbt (Freitod) in Hindas bei Göteborg (Schweden). Tucholsky war ab 1913 Mitarbeiter an Jacobsohns »Schaubühne« (ab 1918 »Weltbühne«), deren Korrespondent in Paris und deren Herausgeber (1926/27).
22. 12. Die Dorfkirche von Gatow wird nach einer umfassenden Erneuerung feierlich eingeweiht.
23. 12. Die Berliner Bühnen warten einen Tag vor Heiligabend mit sieben Premieren auf. In der Komischen Oper (Mitte) ging Christian Eckelmanns zeitgemäßes Stück »Die Weltmeisterin« zum erstenmal über die Bühne.
23. 12. Der neue zur Hälfte fertiggestellte Hochbahnhof Möckernbrücke wird in Betrieb genommen. Nach Fertigstellung im Juni 1936 hatte er eine Länge von 110 m.
23. 12. Im Gloria-Palast (Charlottenburg) hat der Ufa-Spielfilm »Schwarze Rosen« mit Lilian Harvey, Willy Fritsch und Willy Birgel Uraufführung.
23. 12. Der beim Brand auf der Berliner Funkausstellung zerstörte Fernsehsender »Paul Nipkow« wird wieder in Betrieb genommen. Im Fernsehlaboratorium des Reichspostzentralamtes in der Rognitzstraße wurde die erste Sendung öffentlich vorgeführt.
25. 12. Der Admiralspalast in der Friedrichstraße (Mitte) öffnet nach zweieinhalb Jahren Ruhezeit wieder seine Pforten als Theater. Zur Eröffnung wurde die Operette »Die Fledermaus« von Johann Strauß aufgeführt.
26. 12. Das erste Steherradrennen wird in der Deutschlandhalle am Funkturm (Charlottenburg) gestartet.
26. 12. Die Weihnachtsfeiertage brachten der Berliner Polizei und Feuerwehr »normale« Arbeit. Die Feuerwehr wurde an den beiden Tagen »nur« 75 Mal gerufen. Im Straßenverkehr gab es nur wenige Unfälle.
27. 12. Die Reichsbahndirektion Berlin teilt mit, daß der Weihnachsfernverkehr ab Berlin um zwei Prozent stärker war, als im Vorjahr. Neben den fahrplanmäßigen Zügen verkehrten 300 Vor- und Nachzüge und 16 Sonderzüge.
28. 12. Finnland und Italien nehmen als erste Nationen die Einladung zu den XI. Olympischen Spielen 1936 in Berlin an.
29. 12. Der Naturforscher Hans Schomburgk stellt im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) seinen neuen Afrika-Film vor.
30. 12. Die Berliner Post teilt mit, daß in der Weihnachtswoche fast 8,5 Millionen Postpakete weitergeleitet wurden, die Hälfte durch Berlin hindurch. Etwa 3,7 Millionen Pakete waren für die Berliner bestimmt.
30. 12. Der Ufa-Film »Der höhere Befehl« von Leni Riefenstahl hat im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) Uraufführung. Hauptdarsteller in dem Film über Manöver der Wehrmacht waren Lil Dagover, Karl Ludwig Diehl und Heli Finkenzeller.
31. 12. Auf dem U-Bahnhof Friedrichstadt (Stadtmitte) wird eine neuartige Lautsprecheranlage in Betrieb genommen. Man hoffte, daß sich die Fahrgäste mit ihrer Hilfe auf die ganze Länge des Zuges verteilen.
31. 12. Eine Statistik weist aus, daß im Jahr 1935 insgesamt 3 190 000 Besucher der Ausstellungshallen am Funkturm (Charlottenburg) gezählt wurden. Diese Zahl war zuvor nie erreicht worden. Es fanden insgesamt neun Ausstellungen statt.
31. 12. In der Staatsoper Unter den Linden (Mitte) wird Eduard Künnekes Operette »Die große Sünderin« in der Inszenierung von Oskar Wälterlin uraufgeführt. Die musikalische Leitung hatte der Komponist.

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