Berlin im Jahr 1934
01. 01. Der Kriminalist Arthur Nebe, der in den zwanziger Jahren zunächst das Rauschgift-, später das Raubdezernat bei der Berliner Polizei leitete, im preußischen Geheimen Staatspolizeiamt arbeitete, wird zum Leiter des preußischen Landeskriminalamtes ernannt.
01. 01. Die Silvesternacht verläuft in Berlin relativ ruhig. Insgesamt wurden 29 Personen festgenommen. Im Jahr zuvor waren 230 Personen ins Polizeipräsidium eingeliefert worden.
01. 01. Georg Schlesinger, Dozent für Werkzeugmaschinen, Fabrikanlagen und Fabrikbetriebe an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg, wird seiner jüdischen Herkunft wegen in den Ruhestand versetzt.
02. 01. Der Rundfunksender Berlin O in der Boxhagener Straße (Friedrichshain) auf Welle 283,6 Meter wird außer Betrieb gesetzt. Die Hörer in diesem Bereich mußten ihre Antennen auf den neuen Großsender auf Welle 360,6 Meter einrichten.
09. 01. Auf Veranlassung des Werberates der deutschen Wirtschaft wird der Rundfunk ab sofort nicht mehr einzelnen Firmen zur Verbreitung von Werbenachrichten zur Verfügung gestellt.
09. 01. Der Oberspielleiter der Städtischen Oper in Charlottenburg, der 52jährige Max Camphausen, erliegt in einem Charlottenburger Geschäft nahe seiner Wohnung einem Herzschlag.
09. 01. Die früheren Berliner Rechtsanwälte und Notare Max Goldstücker und Dr. Friedrich Bieber werden verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis Moabit gebracht. Ihnen wurde Unterschlagung von Mandantengeldern vorgeworfen.
10. 01. Das Ausflugslokal »Bärenhöhle« in Rahnsdorf wird durch ein Feuer fast völlig vernichtet.
10. 01. Im Lichtenberger Rathaus wird eine »Arbeitsgemeinschaft für das Heimatarchiv« eröffnet. Das Archiv enthielt neben Literatur und Fotos auch alte Stiche und Bilder aus der Entstehungsgeschichte Lichtenbergs.
11. 01. Max Planck, Friedrich Paschen und Karl Wilhelm Wagner ziehen den Aufnahmeantrag für die Wahl des Physikers Johannes Stark zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften zurück.
11. 01. Das Haus von Clara Zetkin in der Bahnhofsallee 14 in Birkenwerder wird auf der Grundlage des Gesetzes über die Einziehung kommunistischen Vermögens beschlagnahmt. Eigentümer war zuletzt der Sohn der Kommunistin, der Arzt Konstantin Zetkin.
12. 01. In den späten Abendstunden legt ein gefährlicher Eisregen den gesamten Berliner Verkehr lahm. Fahrzeuge wurden gegen Gaskandelaber geschleudert, vereiste Stromschienen brachten im S-Bahn-Verkehr Verspätungen mit sich.
12. 01. Der unter dem Protektorat von Hanns Johst entstandene Ufa-Film »Wilhelm Tell« hat im Ufa-Palast am Zoo Uraufführung. In dem Film mit dem Untertitel »Das Freiheitsdrama eines Volkes« spielten u.a. Hans Marr, Conrad Veidt und Emmy Sonnemann.
12. 01. Auf der Avus beginnen die Versuchsfahrten mit dem neuen Porsche-Rennwagen. Rennfahrer Hans Stuck wollte über die Geschwindigkeit nicht sprechen, da der Wagen noch nicht voll ausgefahren werden konnte.
12. 01. In Berlin beginnt die Ausgabe von 30 000 Zentner Kartoffeln an kranke, alte und gebrechliche Hilfsbedürftige. Auf Gutscheine wurden jeweils 25 Pfund abgegeben.
13. 01. Das städtische Rettungsamt teilt mit, daß die Berliner Rettungsstellen im Dezember 1933 insgesamt 11 208 Einsätze hatten (täglich durchschnittlich 361). 2 210 bezogen sich auf Unfälle, 93 auf Gasvergiftungen. Außerdem wurden 7 481 Transporte vorgenommen.
13. 01. Im 9. Stockwerk des Kraftwerks Klingenberg wird ein kleiner Vorführraum eröffnet.
13. 01. Die Bewag kündigt an, daß sie ab sofort die Strompreise für »vollelektrisch eingerichtete Haushaltungen« um 16 bis 38 % senkt. Damit sollte ein Anreiz zu erhöhter Stromanforderung gegeben werden, hieß es auf einer Pressekonferenz.
15. 01. Der Chefdramaturg des Staatlichen Schauspiels in Berlin, Hanns Johst, wird vom Preußischen Ministerpräsidenten zum Preußischen Staatsrat ernannt. Johst war der einzige deutsche Dramatiker mit diesem Titel.
16. 01. Vor dem Berliner Landgericht beginnt der Prozeß gegen Prof. Alois Hauser, den früheren ersten Restaurator der staatlichen Gemäldegalerie. Er wurde beschuldigt, in den vergangenen Jahren aus Gewinnsucht Hunderte unrichtiger Gutachten erstellt zu haben.
16. 01. Der Schriftsteller Ludwig Renn wird vom Reichsgericht »wegen Vorbereitung zum Hochverrat«, die in den »zersetzenden Artikeln der Zeitschrift 'Der Aufbruch' erblickt wird«, zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
17. 01. Im Stadtverordneten-Sitzungssaal wird der Berliner Verkehrsverein gegründet. In einem Aufruf wurden die am Fremdenverkehr beteiligten Gewerbetreibenden, Handels- und Industriefirmen aufgefordert, dem Verein beizutreten.
18. 01. In der Turmstraße (Tiergarten) wird der 27jährige Kaufmann Rudolf Lewandowski festgenommen. Er hatte in Berliner Leihbüchereien Bücher gestohlen, um sie weiterzuverkaufen. Bei der Festnahme wurden 2 000 solcher Bücher in seiner Wohnung entdeckt.
18. 01. Das Preußische Staatsministerium beschließt ein Gesetz über die Neuordnung der Verwaltung der Staatstheater. Danach fielen die Staatlichen Theater in Berlin einschließlich der Kroll-Oper in die Zuständigkeit des preußischen Ministerpräsidenten Göring.
18. 01. Zur Vorbereitung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin wird ein Olympia-Propaganda-Ausschuß gebildet. Die Gründung fand während einer Zusammenkunft von Dr. Joseph Goebbels mit den deutschen Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees statt.
19. 01. Die Geheime Staatspolizei verfügt auf der Grundlage des »Gesetzes über die Einziehung staats- und volksfeindlichen Vermögens« die Beschlagnahmung der Einrichtungsgegenstände von Otto Wels, Alfred Kerr, Willi Leow und Arnold Zweig.
19. 01. Die »Arbeitsgemeinschaft zur Belebung der Innenstadt« weist auf die Notwendigkeit hin, den Touristenstrom vom Kurfürstendamm weg zum eigentlichen Zentrum Berlins zu lenken. Es wurden Maßnahmen beschlossen, das »Herz von Berlin« neu zu beleben.
19. 01. Die Straßenbahnlinie 7 wird als erste mit einem stummen Haltestellen-Anzeiger ausgerüstet. Wenn Fahrer bzw. Schaffner an einer im Wagen angebrachten Leine zogen, fiel ein Schild herab und zeigte an der Frontseite den Namen der nächsten Haltestelle an.
20. 01. In der Aula der Universität Berlin begrüßen Hunderte Studenten die Entscheidung der Reichsleitung des Arbeitsdienstes, ab 1. März insgesamt 15 000 Studenten in den freiwilligen Arbeitsdienst einzubeziehen.
20. 01. In dem seit dem 16. Januar laufenden Prozeß gegen den ehemaligen Chefrestaurator Prof. Dr. Hauser spricht das Landgericht Berlin den Angeklagten nach Paragraph 51 frei und weist ihn für zwei Jahre in eine Entziehungsanstalt für Morphiumsüchtige ein.
21. 01. Im Spindlershof am Spittelmarkt (Mitte) wird die Ausstellung »Heilkräfte der Natur« eröffnet. Sie zeigte vor allem die Möglichkeiten für die Gesunderhaltung des Menschen, die aus der Umwelt entnommen werden können.
21. 01. An Omnibus- und Straßenbahnhaltestellen Friedrichstraße und Potsdamer Platz (Mitte) werden Teilstrecken-Anzeiger angebracht, die jeweils die Endstation anzeigen. In den nächsten drei Wochen wurden an sämtlichen Haltestellen solche Anzeiger angebracht.
22. 01. Das Olympische Verkehrs- und Quartieramt Berlin (OA) wird für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin gegründet.
22. 01. Auf dem U-Bahnhof Senefelderplatz stürzt die 26jährige Margarete Araul aus Wittenberg ohnmächtig vor einen einfahrenden Zug. Obwohl sie von mehreren Wagen überfahren wurde, blieb sie unverletzt.
22. 01. Der langgesuchte Wettbetrüger und Hochstapler Kurt Behlke (27) wird in der Nürnberger Straße festgenommen. Die Verhaftung erfolgte in dem Moment, als er seiner Braut den Verlobungsring an den Finger stecken wollte.
23. 01. Vor dem Berliner Landgericht beginnt der Prozeß gegen eine zwölfköpfige Diebes- und Hehlerbande. Den zumeist jugendlichen Angeklagten wurden in den Jahren 1931 bis 1933 insgesamt 34 Straftaten zur Last gelegt.
23. 01. Wilddiebe dringen in das Rehgehege im Plänterwald ein und töten eine tragende vierjährige Ricke. Sie transportierten die Beute auf Fahrrädern weg.
23. 01. Die Ortsgruppe Berlin der Fruchtgroßhändler berät die Verlegung der Zentralmarkthalle in die Beusselstraße. Die bisherige Markthalle am Alexanderplatz (Mitte) hatte weder Wasseranschluß noch einen vollwertigen Eisenbahnanschluß.
23. 01. Der am 16. Juni 1933 fristlos entlassene BVG-Generaldirektor Ernst Lüdke wird auf Grund einer Anzeige verhaftet. Ihm wurde persönliche Bereicherung bei der Vergabe von Werksaufträgen vorgeworfen.
23. 01. Das Deutsche Theater wird nach mehrmonatiger Renovierung wieder eröffnet. Hans Kysers Stück »Rembrandt vor Gericht« wurde uraufgeführt.
23. 01. Mit einem Stammkapital von 20 000 RM wird die E. Bechstein Pianofortefabrik m.b.H. gegründet. Die Gesellschaft übernahm die E. Bechstein A.G., deren Vergleich am 28. Oktober 1933 gerichtlich bestätigt worden war. Edwin Bechstein verblieb im Aufsichtsrat.
25. 01. Die Vossische Zeitung veröffentlicht einen Beitrag Max von Laues mit dem Titel »Materie und Raum in der neuen Physik«.
25. 01. Wegen Überfüllung tritt eine Aufnahmesperre für den Arbeitsdienst bis zum 25. Februar in Kraft. In den zurückliegenden Tagen mußten 16 000 Anmeldungen von jungen Leuten abgewiesen werden, weil keine Stellen vorhanden waren. Sie wurden vornotiert.
25. 01. Pastor Martin Niemöller, Mitbegründer des Pfarrernotbundes, wird von Adolf Hitler zu einem Gespräch empfangen, das mit scharfen Auseinandersetzungen endet. Martin Niemöller wurde danach in der Presse als Staatsfeind verfemt.
26. 01. Eine von monarchistischen Offiziersverbänden in Berlin, darunter Stahlhelm-Anhängern, durchgeführte Veranstaltung in den Zoo- Sälen zum 75. Geburtstag des früheren Kaisers Wilhelm II. am 27. Januar wird nach von der SA provozierten Störungen aufgelöst.
26. 01. Das Berliner Sondergericht wendet erstmals das »Gesetz zum Schutze der deutschen Volkswirtschaft« an. Ein Schneider, der 1930 ein Vermögen von 200 Schweizer Franken ausgeführt hatte und später davon abhob, erhielt drei Jahre und drei Monate Zuchthaus.
26. 01. Die Kriminalpolizei fahndet in einem Aufruf nach einem etwa 42jährigen Mann. Dieser suchte bereits seit 1930 die Bekanntschaft von Frauen, überredete sie zu einem Ausflug ins Umland und ermordete sie. Er gab sich stets als Heinrich Gerritzen aus.
27. 01. Die »Grüne Woche 1934« wird in den Messehallen am Funkturm eröffnet. Nach Landwirtschaftsminister Walther Darré hatte man bewußt die »nationalsozialistische Agrarpolitik und ihre völkischen und kulturellen Voraussetzungen« in den Mittelpunkt gestellt.
27. 01. Das Finanzamt erläßt Steuersteckbriefe gegen den Schriftsteller Arnold Zweig, z.Z. Paris, wegen »Reichsfluchtsteuer« von rund 14 000 Mark und gegen den Schriftsteller Alfred Schirokauer, z.Z. Amsterdam, von rund 10 000 Mark.
28. 01. An diesem Sonntag befördert die Straßenbahn 1 090 700, die U-Bahn 474 200 und der Omnibus 262 500 Fahrgäste. Mit Ausflugswagen nach Schildhorn, Marquardt und zur Rennbahn Ruhleben wurden insgesamt 2 500 Fahrgäste befördert.
29. 01. Der Ufa-Film »Der Schimmelreiter« (Buch und Regie: Curt Oertel und Hans Deppe) hat im Ufa-Theater Uraufführung. In der Theodor- Storm-Verfilmung spielten u.a. Mathias Wiemann und Marianne Hoppe sowie Eduard von Winterstein.
29. 01. Der Physiko-Chemiker und Nobelpreisträger, Prof. Fritz Haber, von 1911 bis 1933 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für physikalische Chemie in Dahlem, stirbt auf einer Erholungsreise in Basel. Er war 1933 nach Cambridge (Großbritannien) emigriert.
30. 01. Berlin befindet sich im Rausch des 1. Jahrestags der »nationalsozialistischen Revolution«. Adolf Hitler gab im Reichstag eine Regierungserklärung ab, Dr. Joseph Goebbels sprach im Sportpalast. Die Hitler-Jugend marschierte an der Reichskanzlei vorbei.
30. 01. Der Ufa-Film »Zwischen zwei Herzen« nach dem Roman »Ulla, die Tochter« von Werner Scheft hat im Gloria-Palast (Charlottenburg) Uraufführung. Regie führte Herbert Selpin. In Hauptrollen waren Luise Ullrich, Harry Liedtke und Olga Tschechowa zu sehen.
30. 01. In der Krolloper nehmen die Reichstagsabgeordneten das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches in drei Lesungen und in der sich anschließenden Schlußabstimmung einstimmig an. Durch das Gesetz gingen die Hoheitsrechte der Länder auf das Reich über.
31. 01. Der neue katholische Bischof von Berlin, Dr. Nikolaus Bares, wird von Hermann Göring zur Entgegennahme des im Reichskonkordat festgelegten Treueeides empfangen.
31. 01. Der Chemiker Otto Hahn informiert die Berliner Universität, daß er mit Ablauf des Wintersemesters aus dem Lehrkörper ausscheiden wird.
01. 02. Das Bezirksamt Kreuzberg eröffnet Kurse für erwerbslose Jugendliche im Alter von 14 - 25 Jahren. Jungen konnten eine Lehrausbildung als Kraftfahrer, Metallarbeiter, Packer, Tischler und Bürobote, Mädchen als Schneiderin oder Hausangestellte absolvieren.
01. 02. Die Deutsche Reichsbahn eröffnet ihre zweite Flugstrecke. Sie verband Berlin mit Breslau und wurde sechsmal wöchentlich beflogen. Ebenso wie bei der Fluglinie Berlin - Königsberg wurden die Flüge von der Deutschen Lufthansa durchgeführt.
02. 02. Wegen Masernerkrankungen in einer Pankower Schule werden drei 8. Klassen auf Ersuchen des zuständigen Kreisarztes bis zum 15. Februar geschlossen.
03. 02. Mit einer dreimotorigen Ju 52, einer Heinkel- und einer Dornier-Maschine nimmt die Deutsche Lufthansa den Flugpostdienst von Berlin nach Südamerika auf (über Stuttgart - Bathurst - Natal).
05. 02. Der Berliner Polizeipräsident warnt in Anzeigen vor dem Gebrauch verzinkter Gefäße zum Aufbewahren säurehaltiger Lebensmittel, wie Salate, Sauerkohl, Beeren u.a., da sich in den zurückliegenden Tagen wieder zahlreiche Vergiftungsfälle ereignet hatten.
06. 02. In der Kantstraße (Charlottenburg) werden erstmals Verkehrszeichen aufgestellt, die mit Neon-Leuchtröhren ausgestattet sind.
07. 02. Durch einen Kurzschluß in einer Lichtleitung kommt es in den frühen Morgenstunden in der auf dem zweiten Hof der Kantstraße 125 (Charlottenburg) befindlichen Synagoge zu einem Brand, der jedoch nur geringen Sachschaden anrichtet.
08. 02. In der Saarbrücker Straße (Prenzlauer Berg) wird ein Ehepaar von ihrer Katze plötzlich angefallen und erheblich verletzt. Auch die herbeigerufene Feuerwehr konnte das Tier nicht bändigen, bis ein Polizist die Katze erschoß.
12. 02. In der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« spricht Heinrich Schulte über »Epilepsie im Lichte der Zwillingsforschung«. Das Protokoll verzeichnete keine eugenischen Schlußfolgerungen.
12. 02. Auf dem Flughafen Tempelhof landet ein Heinkel-Schnellverkehrsflugzeug vom Typ He 70 der Deutschen Lufthansa. Es legte die 3 100 km lange Strecke von Natal in Brasilien bis Berlin erstmals in drei Tagen, acht Stunden und 40 Minuten zurück.
12. 02. An der Ostseite des Stettiner Fernbahnhofes (Invalidenstraße, Mitte) beginnt der Tunnelbau für die neue Nord-Süd-S-Bahn.
14. 02. Die 1. Arbeitstagung des Verwaltungsbeirates der Reichsmusikkammer wird in Berlin eröffnet. Präsident Richard Strauss nannte als Aufgabe, »zielbewußt nach Mitteln und Wegen zu suchen, um unserem Musikleben einen neuen Auftrieb zu vermitteln«.
15. 02. Die Reichsbahn fordert im Berliner Stadt-, Ring- und Vorortverkehr für einen Hund nur noch eine Kinderfahrkarte 3. Klasse. Bisher war eine normale Fahrkarte 3. Klasse erforderlich.
15. 02. Der Reichsluftschutzbund führt in den Pharus-Sälen den Film »Fliegeralarm« vor, mit dem bereits Kriegspropaganda betrieben wurde.
16. 02. Der Akademische Senat der Technischen Hochschule prüft, bei welchen Ehrendoktoren und Ehrensenatoren die Entziehung der verliehenen Würde »gerechtfertigt« erscheint. In den folgenden Jahren waren 16 Persönlichkeiten davon betroffen.
17. 02. Im Bezirk Berlin-Brandenburg bestehen 35 Lager des weiblichen Reichsarbeitsdienstes. Die Zahl der Dienstpflichtigen wurde auf 10 000 festgesetzt.
21. 02. Im »Theater des Volkes«, dem Großen Schauspielhaus an der Weidendammer Brücke (Am Zirkus, Mitte), findet die Premiere von Friedrich Forsters »Alle gegen Einen, Einer für Alle« statt. Das Stück wurde von der NS-Gemeinschaft »Kraft durch Freude« gefördert.
23. 02. Die Berliner Stadtverwaltung beschließt, Dr. Joseph Goebbels das »Ehrenbürgerrecht der Reichshauptstadt« zu verleihen. Damit sollte der »Dank für die Befreiung Berlins vom roten Terror und marxistischer Mißwirtschaft« zum Ausdruck gebracht werden.
24. 02. Die Grunewaldallee in Zehlendorf wird auf Anordnung des Berliner Oberbürgermeisters in Argentinische Allee umbenannt. Gleichzeitig wurde ein Erinnerungsstein enthüllt.
25. 02. Reichspräsident Paul von Hindenburg nimmt als Oberbefehlshaber der Reichswehr am Ehrenmal Unter den Linden eine Parade ab. Es war seine letzte öffentliche Amtshandlung.
25. 02. Der Physiker Manfred von Ardenne meldet das Patent »Anordnung zur Umformung von Bildern aus einem Spektralgebiet in ein anderes« (Elektronenoptischer Bildwandler) an, das die Nummer DRP 902890 erhielt.
26. 02. Der Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens wird vom preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring mit der künstlerischen Leitung der Berliner Staatsschauspiele beauftragt.
28. 02. Der Lehrkörper der Technischen Hochschule zu Berlin wird auf Adolf Hitler vereidigt.
01. 03. Walther Beumelburg, bisher Intendant des Südwestdeutschen Rundfunks, wird Intendant der Berliner Funkstunde. Der bisherige Intendant, Friedrich Arenhövel, hatte um Enthebung von diesem Amt gebeten, um sich der schriftstellerischen Arbeit zu widmen.
01. 03. Die Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße gewährt Familien mit drei und mehr Kindern unter 18 Jahren einen Mietnachlaß von 10 %.
03. 03. Das Berliner Schnellgericht verurteilt den 25jährigen Melker Hans Wagner zu neun Monaten Gefängnis. Er hatte am 28. Februar 1934 ausgerechnet im Lichthof des Polizeipräsidiums ein Fahrrad gestohlen, das kurz zuvor ein SA-Mann dort abgestellt hatte.
05. 03. Das »Erbgesundheitsgericht Berlin« nimmt seine Tätigkeit auf. Am ersten Tag wurde die Unfruchtbarmachung in drei Fällen angeordnet.
06. 03. Hans Stuck, deutscher Automobilrennfahrer, stellt auf der Avus (Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße) drei Rekorde auf.
08. 03. Die 52 Vereine der Zentrale der Hausfrauenvereine Groß-Berlins tagen zum Thema »Hausfrau und Wirtschaft«. Da 60 bis 80 % des Nationaleinkommens durch ihre Hände flossen, tauschten sie Erfahrungen über die richtige Verwendung des Geldes aus.
08. 03. In Friedenau wird eine »Reichsschule für zoologische und bakteriologische Desinfektoren« eröffnet. Damit folgten die »Reichsfachschaften der Berufe im sozialen und ärztlichen Dienst« einer Empfehlung des Reichsministeriums des Innern.
08. 03. In Berlin wird die Internationale Automobil- und Motorradausstellung eröffnet. Reichskanzler Adolf Hitler kündigte die Entwicklung eines »billigen Volkswagens für Millionen« an.
08. 03. Im Capitol am Zoo hat der Elisabeth-Bergner-Film »Katharina die Große« Premiere. Es gab keinen Beifall für Film und Hauptdarstellerin. Auf der Straße kam es zu Demonstrationen gegen den Film.
09. 03. Die Frankfurter Allee wird zwischen Bahnhof Frankfurter Allee und Hubertusstraße (Lichtenberg) mit 113 Silberlinden bepflanzt. Damit konnte die östliche Ausfallstraße Berlins wieder zu Recht den Namen Allee tragen.
09. 03. Die Aufführung des Elisabeth-Bergner-Films »Katharina die Große« im Capitol am Zoo wird abgesetzt. »Auf Grund des gestrigen Vorfalls (Demonstrationen) wird die weitere Vorführung unterbleiben«, hieß es in den Morgenzeitungen.
09. 03. Im Titania-Palast hat der Bavaria-Film »Mit dir durch dick und dünn« Uraufführung. In der Regie von Franz Seitz spielten Hilde von Stolz, Paul Kemp, Ery Bos, Adolf Sondrell, Joe Stöckel und Lisl Karstadt.
09. 03. Das Amtsgericht Spandau verurteilt zwei Grabschänderinnen, die Blumen von frischen Gräbern gestohlen hatten, zu Gefängnisstrafen von einem Monat bzw. vier Tagen. Es wurde die Bekanntgabe der Namen in der Presse bzw. an den Friedhofsaushängen angedroht.
10. 03. Bei einer »Chefbesprechung beim Ministerpräsidenten H. Göring« wird der hohen Arbeitslosigkeit in Berlin der Kampf angesagt. Göring forderte »drakonische Maßnahmen« gegen die 45 000 - 60 000 Schwarzarbeiter, die je nach Jahreszeit in Berlin tätig waren.
10. 03. In den Ausstellungshallen am Berliner Funkturm (Charlottenburg) beginnt die Berliner Wassersportausstellung 1934. Zur Eröffnung sprach sich Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten für ein »Volksboot« aus.
12. 03. Am Horst-Wessel-Platz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) beginnen Arbeiten für eine »monumentale Gedenkstätte« für den SA- Sturmführer Horst Wessel, der am 23. Februar 1930 an den Folgen einer Schußverletzung gestorben war.
13. 03. Für die Eigenheimanlage des »Werkvereins der Bewag« am Bahnhof Baumschulenweg erfolgt der erste Spatenstich. Auf der 35 000 mē großen Fläche war u.a. der Bau von Sportanlagen und eines Werkerholungsheims geplant.
14. 03. Das Bezirksamt Tiergarten setzt 70 junge Wohlfahrtserwerbslose im Kleinen Tierpark von Moabit zur Bekämpfung einer Raupenplage in den Baumbeständen ein.
15. 03. Die Städtische Forstverwaltung im Stadthaus teilt mit, daß es in Berlin ca. 1 000 unangemeldete Bienenvölker gibt. Dies war bei der Bekämpfung der Bienenfaulbrut bekannt geworden. Die Imker wurden aufgefordert, die Anmeldung nachzuholen.
15. 03. Auf zehn Einwohner Berlins kommt zu diesem Zeitpunkt ein grüner Baum, teilt das städtischen Gartenamt mit. Alle Berliner Bäume ergäben eine Allee bis nach Rom.
16. 03. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit, daß die Sammlung für deutsche Volkskunde, die bisher unzulänglich im Palais von Creuz in der Klosterstraße (Mitte) untergebracht war, in das Schloß Bellevue übersiedelt.
17. 03. Der Adjutant von Adolf Hitler verbietet Jugendlichen bei Besuchen Hitlers das Aufsagen von Gedichten sowie Autogrammwünsche, weil dies den Zeitplan durcheinanderbringe. Auch bei Theaterbesuchen wollte Hitler als normaler Besucher behandelt werden.
18. 03. Auf dem Gelände der Gasanstalt Weißensee sprengt die Technische Nothilfe die Betonfundamente der Gasbehälter und andere Bauten. 250 Dynamitpatronen waren dafür nötig.
19. 03. 60 000 Besucher werden bei der Wassersportausstellung am Funkturm gezählt. Im Jahr zuvor waren es 20 000.
21. 03. Der Komponist Franz Schreker stirbt nach langer Krankheit einen Tag vor seinem 56. Geburtstag in Berlin. Schreker war von 1920 bis 1932 Direktor der Musikhochschule. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Waldfriedhof Dahlem, Hüttenweg 47.
21. 03. Ministerpräsident Göring untersagt dem Ullstein-Blatt »Berliner Illustrierte Zeitung« die weitere Veröffentlichung der Artikelserie »Die Kriegserlebnisse des Fliegerleutnants Hermann Göring«. Er warf den Autoren Irreführung und freie Erfindung vor.
21. 03. In der Volksbühme (Bülowplatz) hat Bernard Shaws Komödie »Festgefahren« Erstaufführung. Shaws Kritik am britischen Liberalismus und Parlamentarismus wurde von Heinz Hilpert inszeniert. Rollen verkörperten Ernst Karchow, Oskar Sima und Heinrich Marlow.
21. 03. An der Kreuzung Unter den Linden/Neue Wilhelmstraße explodiert gegen 14.00 Uhr auf der Mittelpromenade ein Sprengkörper. Ein Kraftfahrer und ein Passant wurden leicht verletzt.
22. 03. Der »Reichsausschuß für Volksgesundheit« eröffnet im Ausstellungspark am Lehrter Bahnhof eine Ausstellung zum Thema »Erbgesund - erbkrank«. In Fotos wurden »gesunde Familien« angeblich »minderwertigem Menschenmaterial« aus Pflegeheimen gegenübergestellt.
22. 03. Der Polizeipräsident von Berlin setzt eine Belohnung von 5 000 Reichsmark für Hinweise zur Aufklärung der Sprengkörper-Explosion vom Vortage aus, bei der an der Kreuzung Unter den Linden/Neue Wilhelmstraße zwei Personen leicht verletzt wurden.
22. 03. In Weiterführung der von Adolf Hitler verkündeten »Arbeitsschlacht in ihrem 3. Abschnitt« melden die Berliner Bezirke einige Baumaßnahmen, die u.a. Sammel-Luftschutzräume betreffen. Auch einige Um- und Ausbauten wurden bekanntgegeben.
23. 03. Anläßlich des 100. Geburtstages des Chemikers und Photografen Hermann Wilhelm Vogel erscheint in den »Naturwissenschaften« eine Würdigung.
23. 03. Das Reichskabinett hebt das Bannmeilengesetz um den bedeutungslos gewordenen Reichstag auf. Nach dem Gesetz waren Versammlungen unter freiem Himmel sowie Umzüge in Reichstagsnähe verboten. Es war seit Frühjahr 1933 nicht mehr zur Anwendung gekommen.
26. 03. Der Polizeipräsident von Berlin erhöht die Belohnung für eine Information, die zur Aufklärung der Sprengkörperexplosion vom 21. März 1934 an der Ecke Unter den Linden/Neue Wilhelmstraße (Mitte) führen kann, von 5 000 auf 30 000 Reichsmark.
26. 03. Die junge Berliner Filmschauspielerin Molina von Kluck wird bei einem Verkehrsunfall bei Außenaufnahmen in den Pyrenäen getötet. Sie verbrannte in einem Fahrzeug, das von der Chaussee abgekommen und gegen einen Baum geprallt war.
27. 03. Die Reichsbahndirektion Berlin teilt mit, daß für das Nord-Süd-S-Bahn-Projekt zwischen Gesundbrunnen und Friedrichstraße 1934 Bauaufträge im Werte von rund 20 Millionen Mark vergeben werden. Bisher arbeiteten rund 1 000 Arbeitskräfte an der Strecke.
27. 03. Der Berliner Rennfahrer Manfred von Brauchitsch entgeht beim Training in Italien nur knapp einem schweren Unfall. Er kam mit seinem neuen Mercedes-Rennwagen bei Tempo 250 km/h von der Straße ab und raste kilometerweit über ein Feld.
27. 03. Das Reichskabinett beschließt die Überleitung der Städtischen Oper in Charlottenburg aus dem Besitz der Stadt auf das Reich. Sie erhielt den Namen »Deutsches Opernhaus«.
27. 03. Die Berliner Straßenbahnen sollen mit Winkern und Stopplichtern ausgestattet werden, kündigt der preußische Ministerpräsident Hermann Göring an. Alle Fahrzeuge mußten mit Rückstrahlern versehen sein. Die angekündigte Ausstattung erfolgte jedoch nicht.
28. 03. Der Eher-Verlag teilt mit, daß die Berliner Abendzeitung »Der Angriff« mit Wirkung vom 15. April 1934 in den Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachfahren GmbH einbezogen wird, in dem schon der »Völkische Beobachter« erscheint.
28. 03. Staatskommissar Dr. Julius Lippert wird durch Ausgliederung seines Amtes aus der Dienstaufsicht des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg in seiner Stellung als oberster Vertreter der Reichsregierung in der Reichshauptstadt gestärkt.
29. 03. Kammersänger Wilhelm Bode wird von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels zum Intendanten des Deutschen Opernhauses, der früheren Städtischen Oper in Charlottenburg, berufen.
31. 03. Die »Vossische Zeitung« aus dem Hause Ullstein, die älteste Zeitung Berlins, erscheint mit ihrer letzten Ausgabe und stellt damit ihr Erscheinen ein. Damit endete die mehr als 300jährige Geschichte dieser Zeitung.
31. 03. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Faserstoffchemie in Dahlem wird geschlossen. Die Räume wurden vom Kaiser-Wilhelm-Institut für Silikatforschung übernommen.
31. 03. Rudolf Hoecker, seit 1930 Direktor der Berliner Universitätsbibliothek, wird vom Dienst beurlaubt und später entlassen.
01. 04. Die Normenstelle und die Geschäftsstelle des Fachnormenausschusses werden von der Versuchsanstalt für Luftfahrt abgetrennt und vom Reichsverband der Deutschen Luftfahrt-Industrie übernommen.
01. 04. Für die Entwicklung des Fernsehens bei der Deutschen Reichspost wird die 180-Zeilen-Norm bei 25 Bildwechseln pro Sekunde eingeführt.
04. 04. Der Vorstand des Vereins Volksbühne e.V. bittet die neu gegründete Reichstheaterkammer um einen Zuschuß von 450 000 Mark.
09. 04. Der Techniker Oskar von Miller stirbt in München. Von Miller hatte mit Emil Rathenau 1883 die »Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität« gegründet und war von 1887 bis 1889 Vorstandsmitglied der »Berliner Elektricitäts-Werke«.
19. 04. Heinz Hilpert übernimmt die Leitung des Deutschen Theaters in der Schumannstraße (Mitte), die ihm im Auftrag von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels vom Präsidenten der Reichstheaterkammer, Otto Laubinger, angeboten worden war.
20. 04. In Berlin werden »Beratungsstellen für Rassenpflege« eingerichtet. Für jedes dritte und vierte Kind einer »erbgesunden Familie« wurden im erste Lebensjahr monatlich 30 Mark, in den folgenden 13 Jahren monatlich je 20 Mark an die Eltern ausgezahlt.
20. 04. Oppositionelle Pfarrer, die sich aus Protest gegen den antisemitischen und antichristlichen Kurs der Kirchenleitungen zu einer Reichs- Bekenntnissynode getroffen haben, verabschieden eine Erklärung, die sich gegen die Lehren der Deutschen Christen wendet.
21. 04. Mit dem »Gesetz zur Änderung von Vorschriften des Strafrechts und Strafverfahrens« entsteht der »Volksgerichtshof« in Berlin, der für »Hoch- und Landesverrat« zuständig ist.
26. 04. In einer Denkschrift übergibt das Organisationskomitee der XI. Olympischen Spiele in Berlin der Wehrmacht des Deutschen Reiches seine Wünsche für die Gestaltung des Olympischen Dorfes.
29. 04. Das auflagenstarke Wochenblatt »Grüne Post« aus dem Ullstein-Verlag wird wegen eines politisch brisanten Artikels mit einem dreimonatigen Erscheinungsverbot belegt. Das bewirkte das Ende des Verlages.
01. 05. Berlin wird aus der Zuständigkeit des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg entlassen.
02. 05. Das Gesetz zur Änderung von Vorschriften des Strafrechts tritt in Kraft. Danach wurde bei Landesverrat grundsätzlich nur die Todesstrafe verhängt.
05. 05. Für den neuen Bau der Reichsbank am Werderschen Markt/Untere Wasserstraße (Mitte) wird der Grundstein gelegt.
17. 05. Nach einer an diesem Tage erfolgten Anordnung des Präsidenten der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung ist der Zuzug nach Berlin nur nach vorheriger Zustimmung des zuständigen Arbeitsamtes möglich.
29. 05. Max Bodenstein würdigt den Physiko-Chemiker Walther Nernst anläßlich seines 70. Geburtstages in der Zeitschrift »Naturwissenschaften«.
31. 05. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen in Berlin sinkt von 212 737 Ende April auf 199 704 am letzten Tag im Mai. Diese langfristig Erwerbslosen hatten weder Anpruch auf Arbeitslosengeld noch auf Krisenfürsorge.
01. 06. Professor Heinrich Wiepking-Jürgensmann wird zum Direktor des Instituts für Gartengestaltung in Berlin-Dahlem berufen.
08. 06. In Berlin veranstaltet die SA drei »Kundgebungen gegen Nörgler und Miesmacher«. Im Kleinen Tiergarten, am Fehrbelliner Platz und am Gendarmenmarkt bemühten sich hohe NSDAP-Funktionäre, die Berliner auf den nationalsozialistischen Kurs zu bringen.
09. 06. Der Ullstein-Verlag gibt bekannt, daß die Familie Ullstein nicht mehr die Mehrheit der Aktien besitzt. Diese war in die Hände der Deutschen Bank und der Disconto-Gesellschaft übergegangen.
09. 06. Die Stadt Berlin und die Stadtentwässerung beginnen ein Arbeitsbeschaffungsprogramm, bei dem 1 500 Erwerbslose für zwei Jahre eingestellt werden. Sie sollten weitere Stadtteile an die zentrale Entwässerung anschließen.
11. 06. Der Komponist Richard Strauss, der 1898 erster Kapellmeister der Berliner Hofoper wurde, erhält anläßlich seines 70. Geburtstages den »Adlerschild des Reiches«. Alle NSDAP-Größen bedachten den Komponisten mit Geschenken und Glückwunschschreiben.
13. 06. Bei einem Waldbrand bei Wannsee (Zehlendorf) gehen 18 Morgen wertvolle Baumbetände in Flammen auf. Die Polizei ging von Fahrlässigkeit im Umgang mit Feuer aus.
15. 06. Die Deutsche Lufthansa eröffnet als erste Luftverkehrsgesellschaft der Erde einen Blitzflugverkehr. Er bestand zwischen Berlin, Frankfurt a. M., Köln und Hamburg. Mit dem Schnellverkehrsflugzeug Heinkel He 70 verringerte sich die Flugzeit um ein Viertel.
16. 06. In Berlin wird eine neue Arbeitsbeschaffungsaktion gestartet. Sämtliche 380 000 erwerbslosen Berliner sollten bis zum 1. August auf ihre Arbeitstauglichkeit ärztlich untersucht werden.
17. 06. In Spandau beginnen Feierlichkeiten anläßlich des 600jährigen Bestehens der Schützengilde zu Spandau, die bis zum 24. Juni andauern.
19. 06. Der Finanzausschuß genehmigt die Eintrittspreise für die XI. Olympischen Spiele in Berlin in gestaffelter Höhe und setzt den Pensionspreis für die aktiven Teilnehmer in allen öffentlichen Unterkünften mit 6 RM (gegen 2 Dollar in Los Angeles 1932) fest.
19. 06. Im Bülow-Platz-Prozeß um die Ermordung zweier Polizisten werden die Angeklagten Michael Klause, Friedrich Broede und Max Matern zum Tode und sieben Mitangeklagte zu hohen Haftstrafen verurteilt.
20. 06. Von Reinickendorf-Rosenthal fährt zum erstenmal die neue »Heidekrautbahn« nach Liebenwalde bzw. Groß-Schönebeck in der Schorfheide.
23. 06. Friedrich Schmidt-Ott wird als Präsident der »Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft« entlassen. Als Nachfolger wurde der Physiker Johannes Stark eingesetzt.
23. 06. Die »Berliner Wirtschaftsberichte« teilen mit, daß im Mai 78 438 deutsche Besucher in Berlin gezählt wurden. Im April waren es 72 004 und im März 89 227.
25. 06. Für das Gebäude der künftigen Reichsbank (Mitte) beginnt der Erdaushub. 26 Pumpen senkten den Grundwasserspiegel bis zum Alex ab, um 13 Meter unter der Erde den Tresorraum einrichten zu können. 320 Arbeiter waren damit beschäftigt.
25. 06. Durch eine Verordnung des Reichswirtschaftsministers wird der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin die Zulassung mechanisch betriebener Spieleinrichtungen übertragen.
27. 06. Die Flughafenbehörde teilt mit, daß auf dem Flughafen Tempelhof täglich durchschnittlich 500 Passagiere und 1 000 Gepäckstücke abgefertigt werden. Im Jahr zuvor waren es täglich nur 150 Passagiere.
28. 06. Die Berliner Polizei beginnt mit verschärften Verkehrsüberwachungsmaßnahmen. Ab sofort war es möglich, bei besonders schweren Verstößen das Fahrzeug sofort zu beschlagnahmen und zeitweilig sicherzustellen.
28. 06. Ein Altersheim für notleidende Künstler wird in der Preußenallee (Charlottenburg) eröffnet. Der Bau wurde durch eine Stiftung des Ehepaars Raussendorff ermöglicht.
29. 06. Im Gloria-Palast (Charlottenburg) hat Georg Jacobys Film »Die Csardasfürstin« Uraufführung. In den Hauptrollen agierten Maria Eggerth, Hans Söhnker, Paul Hörbiger, Paul Kemp und Ida Wüst.
29. 06. Mit dem Gesetz über die Verfassung der Hauptstadt Berlin wird jeglichem Parlamentarismus ein Ende gesetzt. Die Stadtverordnetenversammlung wurde durch einen Gemeinderat ersetzt, der aus 45 ernannten Ratsherren bestand.
30. 06. In den Arbeiterbezirken, hauptsächlich im Wedding, kommt es zu Straßenschlachten zwischen Linken und SA-Leuten. Auf beiden Seiten gab es Tote und Verwundete.
30. 06. Adolf Hitler enthebt SA-Stabschef Ernst Röhm wegen »schwerster Verfehlungen« seines Postens und ernennt Obergruppenführer Viktor Lutze zum Chef des Stabes. Hauptschauplätze der »Säuberungen« nach dem sogenannten Röhm-Putsch waren München und Berlin.
01. 07. Der Bahnhof Sundgauer Straße (Zehlendorf) wird eröffnet.
01. 07. Das Deutsche Museum auf der Museumsinsel beginnt, allmonatlich ein hervorragendes Stück seiner Sammlung einzeln auszustellen. Im Juli war es Hans Leinbergers Bronzestatuette »Maria mit dem Kinde« aus dem frühen 16. Jahrhundert.
03. 07. Der Reichstag verabschiedet das »Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr«, wodurch nachträglich die aus Anlaß des »Röhmputsches« am 30. Juni durchgeführten Morde von SA-Leuten und konservativen und christlichen Gegnern des NS-Regimes legalisiert werden.
05. 07. In einem Aufruf des Berliner Staatskommissars werden unverheiratete Arbeiter »der Stirn und der Faust« bis zum 25. Lebensjahr aufgefordert, ihre Arbeitsplätze an arbeitslose verheiratete Männer abzugeben und zum Arbeits- bzw. Landdienst zu wechseln.
07. 07. Am Kaiserdamm (Charlottenburg) wird die 8. Internationale Büroausstellung eröffnet. Bis zum 16. September wurde auf 28 500 Quadratmetern Schrift- und Bürotechnik aus aller Welt ausgestellt.
07. 07. Auf Berliner Märkten kommt es zu Tumulten, weil es keine Kartoffeln zu kaufen gibt. Nachdem das Reichsernährungsministerium angeordnet hatte, Kartoffeln nur noch zu festem Preis in plombierten Säcken zu verkaufen, reagierten die Bauern mit Lieferstreik.
07. 07. Freunde der Familie berichten der Baseler Nationalzeitung, daß der frühere Reichskanzler Kurt von Schleicher am 30. Juni nicht in einer offenen Auseinandersetzung mit Nationalsozialisten, sondern am Schreibtisch sitzend, von hinten ermordet worden ist.
08. 07. Die SA-Wachtmannschaft des Konzentrationslagers Oranienburg wird durch eine SS-Bereitschaft ersetzt. Zeitgleich damit wurden alle KZ dem SS- Reichsführer Heinrich Himmler unterstellt.
10. 07. Der am 28. Februar 1933 nach dem Reichstagsbrand verhaftete Schriftsteller Erich Mühsam wird im KZ Oranienburg ermordet. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Lübeck hatte Mühsam seit 1901 als freier Schriftsteller in Berlin gelebt.
10. 07. In der Straße Unter den Linden (Mitte) werden die Signalanlagen wieder teilweise auf Handbetrieb geschaltet. Der automatische Betrieb hatte zu langen Staus geführt.
12. 07. Die linksgerichtete Schweizer Zeitung »Kämpfer« widerspricht der Goebbelsschen Darstellung, der Berliner Schriftsteller Erich Mühsam habe Selbstmord durch Erhängen begangen. Er sei vielmehr »von Hitlerbanditen ermordet worden«.
12. 07. Die Versorgungsschwierigkeiten mit Kartoffeln, Reis und anderen Lebensmitteln werden in den Stadtbezirken immer größer. Vor den Geschäften bildeten sich lange Schlangen Wartender.
14. 07. Die Berliner Korrespondenten ausländischer Zeitungen, die sich durch eine Goebbelsrede aufs schwerste beleidigt fühlen, bereiten eine Protesterklärung vor. Goebbels hatte ihre Berichte über die Säuberungsaktion am 30. Juni (Röhm-Putsch) kritisiert.
15. 07. Das »Gesetz über die Verfassung der Hauptstadt Berlin« tritt in Kraft. Danach hatte die Reichs- und Landeshauptstadt auch die Aufgaben einer Provinz zu erfüllen. Berlin wurde seitdem nach NS-Diktion »selbständig nach dem Führerprinzip verwaltet«.
16. 07. Eine statistische Zählung beginnt, wonach bis zum Jahresende 112 480 Menschen nach Berlin zuziehen. Berlin war bereits seit den 20er Jahren eine Vier-Millionen-Stadt (1925: 4 024 165 Einwohner).
17. 07. Dem Bildhauer Adolf Brütt bewilligt Kultusminister Bernhard Rust auf Vorschlag der Preußischen Akademie der Künste einen Ehrensold von 2 000 Mark auf die Dauer von fünf Jahren.
18. 07. Der Sportpalast (Potsdamer Straße, Schöneberg) muß versteigert werden, weil die Nationalsozialisten ihren Versammlungssaal nicht mehr halten und bezahlen können. Hauptgeldgeber war die Schweizerische Volksbank mit einer Hypothek von zwei Millionen Mark.
19. 07. Mit 33°C im Schatten erlebt Berlin einen Hitzerekord. Es waren Tote durch Hitzschlag zu beklagen.
20. 07. In Berlin wird eine Bewahrungsanstalt in Betrieb genommen. Sie gliederte sich in ein »Arbeitshaus« und ein »Bewahrungshaus« für Bettler, Landstreicher und Dirnen. Zunächst wurden 31 männliche und 19 weibliche Jugendliche aufgenommen.
22. 07. In Berlin herrscht »Kartoffelkrieg«. Die Hausfrauen liefen von einem Laden zum anderen, um einige Kartoffeln zu bekommen. Hamsterer und Schwarzhändler machten sich die Situation zunutze.
23. 07. In Neukölln protestieren 180 Frauen, deren Männer für Landarbeit vorgesehen sind, im Bezirksamt. Ihnen wurde zugesichert, daß ihre Männer nur in die Umgebung von Berlin geschickt werden und daß sie jeden zweiten Tag Fahrgeld zur Heimfahrt erhalten.
23. 07. Eine ausländische Zeitung berichtet, daß auf den Berliner Stempelstellen Empörung herrscht, weil seit dem 30. Juni erwerbslose Facharbeiter und »unzuverlässige SA-Leute« zur Land- und »Kulturarbeit« in Moor- und Heidegebiete geschickt werden.
24. 07. Die Frau Erich Mühsams erklärt nach ihrer Flucht aus Berlin in Prag, ihr Mann sei nicht durch Suizid, sondern durch Mord zu Tode gekommen. Das Gesicht des Toten war weiß, nicht rot infolge eines Blutandranges wie bei einem Erhängten.
26. 07. Im Berliner Rathaus findet die erste Sitzung der neuernannten Ratsherren statt. Sie wurden vom Staatskommissar der Hauptstadt Berlin vereidigt. Von den 45 Ratsherren gehörten 27 der früheren Stadtverordnetenversammlung und sieben dem Gemeindeausschuß an.
28. 07. Am Messedamm (Charlottenburg) wird unter dem Motto »Sonnenblumen am Funkturm« eine Freiland-Blumenschau eröffnet. Sie zeigte über 600 000 Pflanzen, 10 Millionen Blüten sollen zu sehen gewesen sein.
31. 07. Das Statistische Amt der Stadt Berlin teilt mit, daß Eheschließungen im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat von 3 536 auf 4 679 zugenommen haben. Die Zahl der lebendgeborenen Kinder stieg im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat von 3 275 auf 5 200.
31. 07. Die Arbeitslosenzahl in Berlin sinkt im Vergleich zum 30. April 1934 von 403 000 auf 327 000. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle jugendlichen arbeitslosen Berliner untergebracht, hieß es im Bericht des Arbeitsamtes.
01. 08. Die »Deutsche Zeitung« wird wegen eines Kommentars zur Erkrankung des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg für acht Tage verboten. Dem Schriftleiter wurde bis auf weiteres die Schriftleiterkarte entzogen.
01. 08. Der Volksgerichtshof nimmt in Berlin seine Tätigkeit in allen drei Senaten auf.
01. 08. Die »Arbeitsgemeinschaft zur Belebung der Innenstadt« veranstaltet am Berliner Gendarmenmarkt (Mitte) ihr erstes Platzkonzert.
01. 08. Ein Berliner Kaffee-Importeur kommt in den Genuß eines Erbes von 18 Millionen Dollar. Er erhielt einen Teil des 50 Millionen Dollar umfassenden Vermögens des Auswanderers Daniel Petras zugesprochen. Durch Zinsen erhöhte sich die Summe auf 90 Millionen.
02. 08. Noch am Todestag des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg wird die Wehrmacht durch ein am selben Tag erlassenes Reichsgesetz auf den »Obersten Befehlshaber« den »Führer und Reichskanzler« Adolf Hitler vereidigt.
02. 08. Reichsminister Dr. Joseph Goebbels teilt im Rundfunk mit, daß ein vom Reichskanzler und sämtlichen Ministern unterschriebenes Gesetz in Kraft tritt, wonach die Ämter von Reichskanzler und -präsident zusammengelegt werden.
02. 08. Der Reichspräsident Paul von Beneckendorff und von Hindenburg stirbt auf seinem ostpreußischen Gut Neudeck.
02. 08. In der Universitätsbibliothek explodiert eine Flugblatt-Bombe. Die mit Hammer und Sichel versehenen Flugblätter riefen zum Kampf für ein Rätedeutschland auf.
03. 08. Im Gloria-Palast (Kurfürstendamm 12, Charlottenburg) hat der Ufa-Film »Maskerade« Uraufführung. Regisseur Willy Forst hatte für die Hauptrolle erstmals Paula Wessely vor die Kamera geholt.
04. 08. In Berlin wird der 5. Weltkongreß der Baptisten eröffnet. An ihm nahmen 12 000 Gläubige teil, darunter 1 500 aus dem Ausland.
05. 08. Ein Denkmal für die 2 989 im Ersten Weltkrieg gefallenen Betriebsangehörigen der Siemenswerke wird in der Nonnendammallee/Ecke Rohrdamm (Spandau) eingeweiht.
06. 08. In der Krolloper (Tiergarten) findet eine Trauerkundgebung für den am 2. August verstorbenen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg statt.
06. 08. Der Platz »Vor dem Brandenburger Tor« wird nach dem Tode des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 2. August in Hindenburgplatz umbenannt.
10. 08. In Berlin wird eine Obstbaumzählung vorgenommen. Gezählt wurden alle Baumarten, wobei zwischen ertragsfähigen, noch nicht ertragsfähigen und abgängigen Bäumen unterschieden wurde.
11. 08. Die Zahl der in Berlin zugelassenen Autos überschreitet an diesem Tage die 100 000-Grenze. Ein Wagen erhielt die Autonummer »IA 100 001«.
15. 08. Der Berliner Verkehrsverein beginnt mit regelmäßigen Stadtrundfahrten sowie Besichtigungen von Berliner Schlössern. Auch das Feuerwerk »Treptow in Flammen« wurde in die Stadtrundfahrt einbezogen.
16. 08. Prof. Hermann Schmitz, bisher kommissarischer Leiter der Staatlichen Kunstbibliothek, wird zum Direktor der Einrichtung ernannt.
16. 08. Konteradmiral a. D. Hermann Lorrey, Vorstand der Reichsmarinesammlung des Museums für Meereskunde, wird zum Direktor des Zeughauses (Artillerie-, Ingenieur- und Waffenmuseum) ernannt.
16. 08. Im Berliner Stadtschloß (Mitte) beginnen Umbauarbeiten. Der frühere Festsaal des Großen Kurfürsten erhielt seine ursprüngliche Gestalt wieder. Friedrich der Große hatte darin ein Hoftheater einbauen lassen.
16. 08. Prof. Konrad Hahm, bisher Leiter der »Staatlichen Sammlung für deutsche Volkskunst«, wird zum Direktor der Staatlichen Museen zu Berlin ernannt.
17. 08. Am Funkturm wird die 11. Große Deutsche Funkausstellung eröffnet. Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Joseph Goebbels sprach von 5,36 Millionen Rundfunkhörern zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu 4,1 Millionen am 1. Juli 1932.
17. 08. In der Preußischen Akademie der Künste wird die »Große Berliner Kunstausstellung« eröffnet. Es wurden vor allem Werken der »Neuen Sachlichkeit« gezeigt.
19. 08. Bei der Volksbefragung zur Vereinigung der Ämter des Reichspräsidenten und des Kanzlers gehen von den 3 143 217 Stimmberechtigten in Berlin 3 020 524 zur Wahl. Mit Ja stimmten 2 452 629, mit Nein 492 747.
26. 08. In der Halle 6 der Berliner Funkaustellung explodiert während der Eröffnungsrede von Propagandaminister Dr. Joseph Goebbels eine Flugblattbombe. Die 500 Flugblätter trugen die Aufschrift »Hört die Stimme der Wahrheit, schaltet Radio Moskau ein«.
29. 08. In Berlin wird das Fernsehen offiziell als Fernseh-Funk gestartet. Zur Eröffnung wurde eine Rede des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Joseph Goebbels auf der Funkausstellung übertragen.
30. 08. Der Chemiker Bernhard Ludwig Prager stirbt in Berlin. Seit 1899 war er in der Beilstein-Redaktion der Deutschen Chemischen Gesellschaft tätig. 1906 wurde Prager leitender Redakteur der Beilstein-Redaktion.
30. 08. Karl Ritters Ufa-Film »Die Insel« hat im Ufa-Palast am Zoo Uraufführung. Neben dem Österreicher Otto Treßler spielten Brigitte Helm, Willy Fritsch und Hubert von Meyerinck die Hauptrollen.
02. 09. Auf den Bahnhöfen Alexanderplatz und Gesundbrunnen werden die ersten automatischen Rolltreppen Berlins in Betrieb genommen.
03. 09. Die beim Evangelischen Bischofstag in Berlin versammelten Landesbischöfe bekunden in einer Erklärung den Zusammenschluß ihrer Kirchen und die Einführung eines Reichsbischofs.
03. 09. Der Schauspieler Eduard von Winterstein wird von Heinz Hilpert, der am 19. April 1934 die Leitung des Hauses übernommen hatte, für das Deutsche Theater verpflichtet.
11. 09. Heinz Hilperts Inszenierung von William Shakespeares Komödie »Wie es euch gefällt« hat mit großem Erfolg Premiere am Deutschen Theater (Mitte). Es war die erste Inszenierung des Regisseurs nach seinem Direktionsantritt am Staatstheater.
12. 09. Reichskanzler Adolf Hitler lädt das diplomatische Korps in die Präsidialkanzlei, das frühere Reichspräsidentenpalais, zur Audienz nach der Übernahme der Befugnisse des Reichspräsidenten. Er sagte u.a.: »Deutschland bleibt fester Hort des Friedens.
14. 09. Im Deutschen Opernhaus, Bismarckstraße (Charlottenburg), begrüßt Intendant Wilhelm Rode den 30 000. Stammsitzmieter. Damit wurde die Abonnentenzahl des Vorjahres bereits Monate vor dem Jahresende überschritten.
14. 09. Das Deutsche Opernhaus, Bismarckstraße (Charlottenburg), wird nach umfangreichen Umbauten mit Richard Wagners »Tannhäuser« wiedereröffnet. Durch das tiefer sitzende Orchester war die Akustik wesentlich verbessert worden.
14. 09. Das Bezirksgericht Berlin der Presse beschäftigt sich erstmals mit einem Verstoß gegen die Bestimmung des Schriftleiter-Gesetzes. Der Hauptschriftleiter der »Filmwoche« erhielt eine Ordnungsstrafe, weil er einen Bericht nicht überprüft hatte.
14. 09. Auf dem Flugplatz Johannisthal wird anläßlich des 25jährigen Bestehens dieses ersten deutschen Flugplatzes eine Ausstellung eröffnet. Bald nach der Gründung des Flugplatzes war bereits ein Flugmuseum eingerichtet worden.
15. 09. Zwischen dem Reichspostzentralamt in Tempelhof und dem Fernseh-Labor in der Rognitzstraße (Charlottenburg) wird das erste Styroflex- Breitband-Kabel auf einer Länge von 11,5 km verlegt.
15. 09. Im Gebäude der Victoria-Versicherung in der Lindenstraße (Mitte) bricht ein Dachstuhlbrand aus. Der Boden war mit unzähligen Akten verstopft. Bereits sechs Wochen zuvor hatte es hier gebrannt.
16. 09. Die Gustav-Adolf-Kirche in der Brahmsstraße (Charlottenburg) wird eingeweiht.
16. 09. Anläßlich des 25jährigen Jubiläums des Flugplatzes Johannisthal findet auf dem Gelände ein Großflugtag statt. Zehntausende Besucher folgten den Vorführungen.
20. 09. Das Landgericht Berlin verurteilt die Pächterin des Sportpalastes, die Sportpalast GmbH, wegen rückständiger Pacht und Miete zur sofortigen Räumung des Hauses. Das Bezirksamt Tiergarten verfügte wegen 200 000 Mark Mietrückständen die Zwangsversteigerung.
21. 09. Die Polizei gibt die Festnahme von 60 Einbrechern bekannt, die seit Mitte 1932 mehr als 500 Einbrüche verübt hatten. Die Angehörigen ehemaliger Ringvereine agierten vornehmlich zwischen Stettiner Bahnhof und Alexanderplatz.
25. 09. Auf dem Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) wird ein Denkmal für die am 9. August 1931 vermutlich von Kommunisten erschossenen Polizeihauptmänner Anlauf und Lenk eingeweiht. Es zeigte einen stehenden und einen liegenden Uniformierten.
27. 09. Im Wege der Zwangsversteigerung gehen das Deutsche Theater und die Kammerspiele in der Schumannstraße (Mitte) aus dem Besitz von Max Reinhardt, der in Wien weilt, zum Gesamtpreis von 150 000 RM in den Besitz der Deutschen Nationaltheater A.G. über.
29. 09. Der Bund der Berliner Haus- und Grundbesitzervereine bittet die Berliner Hauseigentümer, auch in den Herbst- und Wintermonaten die Haustüren bis 21.00 Uhr offenzuhalten. Diese Öffnungszeit galt bereits für den vorangegangenen Sommer.
30. 09. Der schöne Herbstsonntag führt zu einem starken Ausflugsverkehr. Die S-Bahn beförderte 1,317 Millionen Fahrgäste, die BVG 2,385 Millionen. Vor allem Potsdam, Wannsee, Friedrichshagen und Erkner waren gefragte Ausflugsziele.
01. 10. Der Berliner Polizeipräsident Magnus von Levetzow erläßt eine Verordnung, wonach der Verkauf von Milch an Werktagen erst ab 6.30 Uhr beginnen darf.
02. 10. Im Fundbüro der Reichsbahndirektion Berlin beginnen Versteigerungen von Fundgegenständen. Neben Regenschirmen, goldenen Ringen, Photo- und Radioapparaten wurden auch ein Kinderwagen und eine russische Spezial-Briefmarkensammlung versteigert.
02. 10. Unter dem Motto »Wein ist kein Luxus« wird am Berliner Funkturm (Charlottenburg) eine Ausstellung über die Geschichte dieses Getränks eröffnet.
02. 10. Die bisherigen kommissarischen Stadträte Johannes Engel, Benno Kühn, Hans Kölzow, Wilhelm Klein, Johann Meinshausen, Adalbert Pfeil, Philipp Schlicht, Alfred Wolfermann und Karl Spiewok werden zu hauptamtlichen Stadträten berufen.
03. 10. In den Abendstunden kontrolliert die Polizei verschärft Radfahrer und Pferdefuhrwerke auf Verkehrssicherheit. Gegen 443 Radfahrer und 51 Fuhrwerkslenker wurden Strafanzeigen erstattet. 394 Fahrräder wurden aus dem Verkehr gezogen.
03. 10. Ein Gedicht des Berliners Robert Lubahn wird als Text für die Hymne der XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin ausgewählt. Die Jury unter Leitung von Börries Freiherr von Münchhausen hatte es aus 3 000 eingesandten Gedichten ausgewählt.
03. 10. Im Berliner Gloria-Palast (Charlottenburg) wird der 100 000. Besucher des Ufa-Films von Sascha Tobis »Maskerade« begrüßt. Der Film lief mit großem Publikumserfolg.
03. 10. Der preußische Ministerpräsident Hermann Göring ernennt Gustaf Gründgens zum Intendanten des Staatlichen Schauspielhauses am Gendarmenmarkt. Gründgens hatte die Bühne seit Ende Februar kommissarisch geleitet.
04. 10. In der Straße An der Fischerbrücke, in der Nähe des Molkenmarktes (Mitte), beginnen Abrißarbeiten. Sie standen im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Berliner Altstadt.
05. 10. Die Säuglingssterblichkeit in Berlin hat den bisher niedrigsten Stand erreicht, teilt Stadtmedizinalrat Dr. Wilhelm Klein mit. Während vor dem Ersten Weltkrieg etwa 25 % aller Säuglinge im ersten Lebensjahr starben, sank diese Zahl jetzt auf 6,5 %.
05. 10. Wie Stadtmedizinalrat Dr. Wilhelm Klein mitteilt, sind die Geburtenziffern in Berlin im Vergleich zum Vorjahr um etwa 52 % gestiegen. Klein führte den Anstieg auf die Ehestandsdarlehen zurück.
05. 10. Prof. Dr. Robert Lehmann-Nitsche wird beauftragt, in der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin erstmals die Volkskunde des Ibero-Amerikanischen Kulturkreises in Vorlesungen und Übungen zu vertreten.
05. 10. Der preußische Ministerpräsident Hermann Göring ernennt Traugott Bredow zum Polizeivizepräsidenten von Berlin. Dieser hatte das Amt seit Juli bereits kommissarisch inne.
05. 10. Bernard Shaws Schauspiel »Die heilige Johanna« hat in der Regie von Heinz Hilpert Premiere am Deutschen Theater (Mitte). Die Titelrolle verkörperte Paula Wessely.
06. 10. Der Berliner Oberbürgermeister Heinrich Sahm weist in seiner Funktion als Jagdvorsteher an, daß die Niederwildjagd in Zehlendorf ab sofort zu ruhen hat. Diese Maßnahme war durch die fortschreitende Bebauung nötig geworden.
06. 10. Die Herbstausstellung des Vereins Berliner Künstler wird in der Tiergartenstraße 2 a (Tiergarten) eröffnet. Sie zeigte vorwiegend Landschaften und Stilleben.
06. 10. Im Berliner Rathaus (Mitte) wird ein Berlin-Werbefilm des Landesverkehrsverbandes Berlin-Brandenburg und des Berliner Verkehrsvereins vorgestellt. Er wurde in sieben Sprachen angeboten.
06. 10. Die in Berlin tagenden Mitglieder der Internationalen Hotelbesitzervereinigung folgen einer Einladung der Deutschen Lufthansa nach Tempelhof und zu einem Rundflug mit einer Ju 52 über Berlin.
06. 10. Prof. Arthur Kampf übernimmt die Ehrenvorstandsmitgliedschaft in der »Kameradschaft der deutschen Künstler«.
07. 10. Der Präsident der Reichsmusikkammer verbietet den Mitgliedern der »Reichsmusikerschaft«, sich ausländische oder ausländisch klingende Namen statt ihrer bürgerlichen zuzulegen. Das gleiche galt für die Benennung von Musikwerken.
07. 10. Am Ufer des Pichelssees wird die Leiche des seit einigen Tagen vermißten Berliner Bühnenverlegers Fritz Wilhelm Wreede, des Mitinhabers der Firma Felix Block Erben, gefunden. Er hatte seinem Leben mit einem Schuß in die Schläfe ein Ende gemacht.
08. 10. Auf dem Gelände des Hamburg-Lehrter Güterbahnhofs (Tiergarten) brennt eine Dachpappenfabrik bis auf die Grundmauern nieder. Der Brand war durch Überkochen von Steinkohleteer und Pech entstanden.
09. 10. In Berlin beginnt die Winterhilfswerk-Sammlung mit einem »Bernstein-Tag«. Ein Abzeichen aus jenem »deutschen Gold« kostete 20 Pfennig. Der Erlös kam dem Winterhilfswerk zugute. Die Abzeichen stammten größtenteils aus der Bernstein-Manufaktur in Berlin.
10. 10. Das Preußische Innenministerium weist entschiedene Maßnahmen »gegen das in jüngster Zeit zugenommene Bettelunwesen« an. Den Polizeibehören wurde deren Beachtung als »besondere Pflicht« anempfohlen.
10. 10. Kultusminister Bernhard Rust verbietet den nachgeordneten Behörden den Bezug des Deutschen Philologenblattes. Die Nr. 32 enthielt »unerhörte Angriffe auf hohe Regierungsbeamte und alte Nationalsozialisten«, meldete das Nachrichtenbüro.
11. 10. Drei Tage vor dem ersten »Eintopfsonntag« am 14. Oktober teilt die »Winterhilfe« mit, daß die festgeschriebenen Gerichte nur für Gaststätten gelten. Die Hausfrauen durften sich ihr Eintopfgericht beliebig wählen.
11. 10. Der Ufa-Film »Flüchtlinge« von Gerhard Menzel und Gustav Uciky (Regie) wird in Berlin mit dem Reichsfilmpreis ausgezeichnet. Ufa- Generaldirektor Ludwig Klitsch versicherte »treue Weiterarbeit am kulturellen Aufbau des deutschen Films«.
11. 10. Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten sowie Reichsbauernführer Walther Darre unterzeichnen in Berlin ein »Abkommen über die gemeinsame Förderung der körperlichen Ertüchtigung des Bauerntums«.
11. 10. Während der Feier zum 50jährigen Bestehen des Zahnärztlichen Instituts der Berliner Universität teilt Prof. Dr. Bacher vom Unterrichtsministerium mit, daß künftig nicht mehr zwischen Zahnärzten und Dentisten unterschieden wird.
11. 10. Bei einer Versuchsfahrt eines Schnelltriebwagens der Reichsbahn zwischen Berlin und Frankfurt am Main wird die 539 km lange Strecke in knapp fünf Stunden bewältigt. Für 1935 kündigte die Reichsbahn den regelmäßigen Verkehr mit diesen Triebwagenzügen an.
12. 10. Max von Wassermann, der Seniorchef der Berliner Bankfirma A. E. Wassermann, stirbt im Alter von 72 Jahren.
12. 10. In der »Saubucht« mitten in der Wuhlheide (Köpenick) werden sechs Wildschweine aus Beständen der Wuhlheide und des Berliner Zoos ausgesetzt.
12. 10. Die Bewag bringt ihren 1 200 000. Stromzähler in einer Wohnung in der Tilsiter Straße 86 (Friedrichshain) an. Damit waren vier Fünftel aller Berliner Haushalte an das Stromnetz angeschlossen.
12. 10. Der Tenor Helge Roeswaenge und der Pianist Bruno von Nissen von der Berliner Staatsoper überschlagen sich auf der Fahrt zu einem Konzert mit ihrem Auto. Trotz leichter Schnittwunden des Pianisten absolvierten sie ihr Konzertprogramm.
12. 10. In einer Anweisung zur Reichsstraßenverkehrsordnung wird das Auf- und Abspringen von Bussen und Straßenbahnen während der Fahrt verboten. Fahrgäste durften die Verkehrsmittel nur noch im Haltestellenbereich besteigen oder verlassen.
12. 10. Anläßlich des 25jährigen Bestehens der Beuth-Schule findet eine große Jubiläumsveranstaltung statt.
12. 10. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde setzt sich auf ihrem Berliner Kongreß für die Beibehaltung des zahnärztlichen Studiums ein. Am Vortage war offiziell das Nebeneinander von Zahnärzten und Dentisten kritisiert worden.
13. 10. Die »Präsidialkanzlei des Führers und Reichskanzlers« ist vom Palais des Reichspräsidenten in der Wilhelmstraße 75 in die Voßstraße 1 (Mitte) umgezogen. Das Palais wurde in die Reichskanzlei einbezogen.
13. 10. Reichskanzler Adolf Hitler verfügt, daß Kundgebungen vor der Reichskanzlei zu unterbleiben haben, »abgesehen von besonderen Anlässen«.
14. 10. Für den ersten von sieben »Eintopfsonntagen« des Winterhilfswerkes sind nur drei Gerichte zugelassen: Löffelerbsen mit Einlage, Nudelsuppe mit Rindfleisch und Gemüsetopf mit Fleischeinlage. Hausfrauen durften die Eintopfgerichte selbst wählen.
15. 10. Die Zugfolge auf drei U-Bahn-Linien wird von sechs auf fünf Minuten verdichtet. Es wurden jeweils zwei Züge zusätzlich eingesetzt.
15. 10. Die Gesellschaftsbibliothek der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft wird vom Pharmazeutischen Institut in Berlin-Dahlem nach der Mauerstraße 68 (Mitte), dem Sitz der Standesgemeinschaft Deutscher Apotheker, verlegt.
15. 10. Der Berliner Verleger Samuel Fischer, der u.a. die Werke Theodor Fontanes, Richard Dehmels, Gerhart Hauptmanns und Hermann Hesses herausgebracht hat, stirbt im 75. Lebensjahr.
16. 10. Die Berliner Wetterdienststelle zieht vom Schinkelplatz (Mitte) auf das Tempelhofer Feld um.
16. 10. Bei Vorarbeiten für die Errichtung des Olympischen Dorfes bei Döberitz am Stadtrand von Berlin werden Reste eines indogermanischen Dorfes entdeckt, die aus der Zeit von 2500 bis 2000 v. Chr. stammen sollten.
16. 10. In den neuen Vorstand der Versuchsanstalt für Luftfahrt werden u.a. bestellt: W. Stahr, H. Föttinger, A. Baeumter, R. Lahs (alle Berlin), C. Dornier (Friedrichshafen), W. Kamm (Stuttgart), L. Prandtl (Göttingen).
16. 10. Bei Bauarbeiten am Reichsbankgebäude (Mitte) stürzt bei Schichtbeginn ein 20 m hoher Kran um und liegt quer über der Spree. Der Kranführer konnte sich mit einem Sprung in die Spree retten.
16. 10. Berlin hat nach Angaben des Statistischen Amtes 4 183 703 Einwohner. Das waren 5 850 weniger als noch im Juni des Jahres.
19. 10. Im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) hat Karl Hartls Ufa-Film »So endete eine Liebe« Uraufführung. Die Hauptrollen in dem Streifen um die junge Erzherzogin Maria Louise von Österreich verkörperten Paula Wessely, Willi Forst und Gustaf Gründgens.
19. 10. Die zweite Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) wird nach Berlin-Dahlem einberufen. Die 143 Synodalen behandelten den Entwurf für die »Botschaft der Bekenntnissynode«.
20. 10. In den Messehallen am Kaiserdamm (Charlottenburg) wird die Internationale Hundeausstellung eröffnet. Zu den 1 500 deutschen Hunden kamen rund 500 Hunde aus anderen europäischen Ländern hinzu. Jeder 3 000. Besucher erhielt einen Junghund zum Geschenk.
20. 10. Rennfahrer Hans Stuck stellt auf der Avus mit seinem Auto-Union-Rennwagen fünf neue Weltrekorde jeweils mit stehendem Start auf: über einen Kilometer, über eine englische Meile, über 50 Kilometer, über 50 englischen Meilen und über 100 Kilometer.
21. 10. Verlag und Schriftleitung der Tageszeitung »Der Tag« teilen ihren Lesern mit, daß die Zeitung nach drei Jahrzehnten ihres Erscheinens ab 23. Oktober von der Zeitung »Berliner Lokal-Anzeiger« übernommen wird.
22. 10. Das Preußische Justizministerium wird im Zuge der nationalsozialistischen »Gleichschaltung« mit dem Reichsjustizministerium vereinigt.
25. 10. Der Ingenieur Herrmann Ganswindt stirbt in Berlin. Ganswindt galt als Theoretiker des Weltraumfluges. Er befaßte sich besonders mit dem Problem des Rückstoßantriebs.
27. 10. Der Berliner Oberbürgermeister Heinrich Sahm beschließt, den Gemeindezuschlag zur Bürgersteuer von 500 auf 700 % zu erhöhen. Dies sei zur Finanzgesundung Berlins notwendig. Minderbemittelte und Kinderreiche waren davon ausgenommen.
31. 10. Reichskanzler Adolf Hitler macht sich zusammen mit Reichsinnenminister Dr. Wilhelm Frick und Kultusminister Bernhard Rust mit dem Stand der Bauten auf dem Reichssportfeld vertraut.
31. 10. Der Straßenbahnverkehr durch den Tiergarten auf der Charlottenburger Chaussee zwischen Brandenburger Tor und »Knie« wird eingestellt und durch Busse ersetzt.
01. 11. Der Pharmazeut Rudolf Dietz, der von 1886 bis zu seiner Berufung an die Technische Hochschule Dresden im Jahre 1900 in Berlin tätig war, stirbt in Dresden.
01. 11. Der Polizeipräsident von Berlin fordert alle Berliner auf, Haustürenbettler sofort anzuzeigen. Der Aufruf ging davon aus, daß die meisten Bettler in Wirklichkeit nicht bedürftig waren und gutgemeinte Gaben eher das Gegenteil bewirkten.
01. 11. Die Landwirtschaftliche Hochschule wird zusammen mit der Tierärztlichen Hochschule an den Verwaltungskörper der Berliner Universität angeschlossen und erhält die Bezeichnung »landwirtschaftlich-tierärztliche Fakultät« der Universität Berlin.
01. 11. Die Dresdner Bank beginnt mit einer kostenlosen Mittagsversorgung von täglich 100 Bedürftigen. Die Kosten trugen das Direktorium und die höheren Beamten.
04. 11. Die Böttcherinnung Berlin begeht den 200. Jahrestag ihres Bestehens.
05. 11. Im Berliner Westen wird eine dreiköpfige Autodiebesbande festgenommen. Zwei junge Burschen waren vor Ort von ihrem 34jährigen Anführer im Autostehlen unterrichtet worden.
05. 11. Das Reichsgericht verwirft die Revision der Sally Epstein und die des Hans Ziegler, die im 2. Horst-Wessel-Prozeß vom 15. Juni vom Schwurgericht Berlin wegen Mordes zum Tode verurteilt worden waren, als unbegründet.
05. 11. Innenminister Wilhelm Frick gibt bekannt, daß 28 »Volksschädlingen«, darunter Künstler wie Leonhard Frank, Alfred Kantorowicz, Klaus Mann, Erwin Piscator, Erich Weinert und Gustav von Wangenheim, die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt wird.
05. 11. Im Kriminalgericht Moabit beginnt der Prozeß gegen zehn prominente Rundfunk-Mitarbeiter aus der Weimarer Republik, darunter der Staatssekretär des Reichspostministeriums Dr. Hans Bredow. Sie wurden der Korruption angeklagt.
05. 11. Flugkapitän Joseph Funk von der Deutschen Lufthansa trifft auf dem Flugplatz Tempelhof ein. Er hatte auf der Strecke Berlin - Köln - Paris den millionsten Flugkilometer zurückgelegt. Außerdem hatte er die Nachtflugstrecke Berlin - Königsberg beflogen.
06. 11. Richard Strauss dirigiert an der Berliner Staatsoper (Mitte) seine Oper »Ariadne«. Die Aufführung wurde mit großem Beifall aufgenommen.
06. 11. Dr. Oskar Maretzky erhält vom Staatskommissar der Hauptstadt Berlin Dr. Julius Lippert die Berufung zum Bürgermeister der Stadt Berlin. Damit war er gleichzeitig 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters.
07. 11. Die Zeitung »Der Angriff« warnt die auf Unterstützung durch öffentliche Fürsorge Angewiesenen vor dem Zuzug nach Berlin, weil dies mit wirtschaftlichen Nachteilen verbunden wäre. Berlin war zur Notstandsgemeinde und als Sperrbezirk erklärt worden.
07. 11. Der 25jährige Kanalisationsarbeiter Friedrich Wojczechowski wird in einer sechs Meter tiefen Baugrube in Dahlem verschüttet. Als man nach fünf Stunden zu ihm vordrang, konnte er mit einigen Rippenbrüchen lebend geborgen werden.
07. 11. Der Innenminister Dr. Wilhelm Frick teilt in einem Runderlaß dem Berliner Staatskommissar Dr. Julius Lippert mit, daß Frakturschrift auf Straßenschildern »mindestens in gleicher Weise geeignet ist, wie die bisher allgemein übliche Lateinschrift«.
07. 11. Die Klangfilmgesellschaft feiert in Berlin fünf Jahre Tonfilm. Seit 1929 waren aus 175 deutschen Lichtspieltheatern, die Tonfilme vorführten, 4 000 geworden.
08. 11. Die Reichsführung der SS verlegt ihren Sitz von München nach Berlin in das »Hotel Prinz Albrecht« in der Prinz-Albrecht- Straße 9 (Kreuzberg). Später kam auch das Gebäude Prinz-Albrecht-Straße 8 hinzu.
09. 11. Das Moabiter Schöffengericht verhandelt zum zweitenmal in diesem Jahr gegen die 26jährige Schauspielerin Brigitte Helm wegen grober Fahrlässigkeit im Straßenverkehr. Diesmal hatte sie mit ihrem Auto eine Fußgängerin angefahren.
10. 11. Die Berliner Polizei veranstaltet eine großangelegte Verkehrsrazzia. Sie schritt in 3 839 Fällen ein und erstattete gegen 792 Fahrzeugführer Strafanzeige.
10. 11. Im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) wird der Ufa-Tonfilm von Ludwig von Wohl »Lockvogel« uraufgeführt. Die Hauptrollen spielten Viktor de Kowa, Jessie Vihrog und Hilde Weißner.
11. 11. Der Ratsweinkeller im Schöneberger Rathaus (John-F.-Kennedy-Platz) begeht sein 15jähriges Bestehen. Weil dort täglich bis zu acht Hochzeiten gefeiert wurden, nannte man ihn »Haus der Hochzeiten«.
11. 11. In der Berliner Staatsoper (Mitte) hat Peter Tschaikowskis Oper »Eugen Onegin« Premiere. In der Inszenierung von Rudolf Hartmann sangen u.a. Maria Cebotari, Walter Großmann und Charles Kullmann.
11. 11. Der älteste Blindenverein Deutschlands, der Allgemeine Blindenverein Berlin, begeht seinen 60. Gründungstag. Von dem Verein waren 37 000 Blinde erfaßt. Neben Kriegsblinden waren elfmal mehr Friedensblinde registriert.
11. 11. Im »Theater des Volkes«, dem Großen Schauspielhaus an der Weidendammer Brücke (Mitte), hat Friedrich Schillers »Wallenstein« in der Regie von Richard Weichert Premiere. Die Titelrolle verkörperte Heinrich George.
12. 11. Die Reichsbahn beginnt mit der Untertunnelung des Landwehrkanals (Kreuzberg) für die Nord-Süd-S-Bahn.
12. 11. Im Hotel »Kaiserhof« (Mitte) werden unter dem Motto »Umstellung auf deutsche Rohstoffe« einige Produkte vorgestellt. Darunter befanden sich sogenannte Ziehzünder als Ersatz für schwedische Streichhölzer sowie Gebrauchsgegenstände aus Bakelit.
13. 11. Reichskanzler Adolf Hitler übernimmt für den verstorbenen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg die Schirmherrschaft über die XI. Olympischen Spiele in Berlin.
13. 11. In Berlin beginnt ein zweitägiger Reichsmusikertag. Im Dezember 1933 waren noch 85 000 erwerbslose Musiker gezählt worden. Bis Jahresmitte 1934 konnten 4 000 von ihnen beschäftigt werden, indem 20 neue Orchester gegründet wurden.
15. 11. Die Jagdscheininhaber von Groß-Berlin treffen sich in der Versuchsanstalt Wannsee zu einem dreitägigen kombinierten Wettschießen.
15. 11. Der Bauzaun, der nach dem Reichstagsbrand an der Ostseite des Gebäudes aufgestellt worden war, wird wieder entfernt. Aufräumungsarbeiten wurden in dem beschädigten Gebäude erst 1935 durchgeführt.
15. 11. Im Ufa-Pavillon am Nollendorfplatz (Schöneberg) wird der Fox-Film »30 Jahre Weltgeschehen« uraufgeführt. Er wurde aus Archiven aller Länder zusammengestellt und durch Originalaufnahmen aus den zurückliegenden drei Jahren ergänzt.
15. 11. Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs untersucht in der Grenadierstraße (Almstadtstraße, Mitte) mehrere neu entstandene »Bauernläden«. Viele der dort verkauften Produkte stammten nicht vom Lande und hatten minderwertige Qualität.
15. 11. Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels wird Ehrenbürger Berlins. Anstelle des Ehrenbürgerbriefes erhielt er von Oberbürgermeister Heinrich Sahm eine Vase aus der Staatlichen Porzellanmanufaktur.
15. 11. Die Großbank im Haus der Technik (Mitte) eröffnet im Rahmen der »Winterhilfe« einen Speiseraum, in dem täglich kostenlos 100 Essen an Bedürftige abgegeben werden.
15. 11. In das Protokollbuch des Jüdischen Altersheims in der Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg) wird die Ankündigung eines Konzerts der Jüdischen Künstlerhilfe zur Chanukkafeier eingetragen.
15. 11. Bei einer Verkehrszählung werden auf der S-Bahn 1 194 600 Reisende festgestellt. Das entsprach einer Steigerung um 10 % gegenüber dem 13. April 1934. Am meisten frequentiert waren die Bahnhöfe Friedrichstraße und Alexanderplatz.
16. 11. Am Anhalter Bahnhof (Kreuzberg) müssen einige Wohnhäuser dem Bau der Nord-Süd-S-Bahn weichen. Außerdem wurde in der angrenzenden Schöneberger Straße mit dem Abriß von Hinterhäusern begonnen.
16. 11. In Berlin wird ein zweitägiger Reichspressetag der deutschen Journalisten eröffnet.
16. 11. In Berlin wird erstmals mit Erfolg die vollautomatische Steuerung des dreimotorigen Flugzeugs Junkers Ju 52 vorgeführt. Der »Autopilot« hielt die Maschine auf Kurs und Höhe und ließ sie bei Motorversagen in den Gleitflug übergehen.
17. 11. Der Schriftsteller und Maler Joachim Ringelnatz (eigentlich Hans Bötticher), der ab 1920 Kabarettautor der Kleinkunstbühne »Schall und Rauch« war, stirbt in Berlin.
18. 11. Der Apotheker Carl Lobs stirbt. Lobs hatte 1906 die »Warschauer Apotheke« an der Ecke Warschauer/Grünberger Straße eröffnet. Lobs hatte verfügt, daß die Apotheke nach dem Tode seiner Frau dem Berliner Apotheker-Verein als Stiftung zufallen sollte.
19. 11. Eine Veranstaltungsbilanz anläßlich des 175. Geburtstags Schillers am 10. November weist u.a. eine Sonderschau im Museum der Preußischen Staatstheater aus. Die Aufführungen wurden von »Wilhelm Tell« und »Die Verschwörung des Fiesko zu Genua« angeführt.
20. 11. Arnold Fancks Ufa-Film »Der ewige Traum« wird im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) uraufgeführt. Die Hauptrollen spielten Sepp Rist, Brigitte Horney, Eduard von Winterstein und Ernst Nansen.
21. 11. Während einer Veranstaltung kündigt der Bürgermeister von Mitte, Lach, ein Bauverbot für Hochhäuser in der Innenstadt an. Die Judenghettos sollten »verschwinden« und der Mühlendamm und seine Umgebung neu gestaltet werden.
21. 11. In der Berliner Plaza am Küstriner Platz (Franz-Mehring-Platz, Friedrichshain) hat Gerhart Hauptmanns Stück »Florian Geyer« Premiere. 3 000 Besucher jubelten dem anwesenden Dichter zu.
21. 11. In Berlin und ganz Deutschland wird der Bußtag erstmals als gesetzlicher Feiertag begangen. Grundlage war das Reichsgesetz vom 27. Februar 1934.
21. 11. Im Sportpalast findet zu Ehren des hl. Bruders Konrad von Parzham ein Fest der Berliner Katholiken statt. Dabei begrüßte die Geistlichkeit die Gläubigen mit erhobenem Arm. Fahnen, Uniformen, Aufmärsche in Kolonnen ähnelten denen der Nationalsozialisten.
22. 11. Der Prinzessinnengarten am Opernplatz (Mitte) wird erstmals nach langer Zeit für den Besucherverkehr geöffnet. Dort wurde die Ausstellung »Das Bild in der Plastik« gezeigt.
26. 11. Die Schauspielerin Brigitte Helm wird wegen Köperverletzung vom Berliner Landgericht zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Sie hatte kurze Zeit hintereinander mit ihrem Auto zwei Verkehrsunfälle verursacht.
27. 11. In Berlin wird die Deutschlandhalle A.G. gegründet. Sie beschloß, sofort mit dem Bau der Deutschlandhalle (Charlottenburg), die als Sportstätte und Volkstheater gedacht war, zu beginnen. Sie sollte am 1. Dezember 1935 fertig sein.
28. 11. Die Post beginnt, den bislang blauen Telefonzellen in Berlin ein leuchtendes Rot zu geben. Zuvor waren die Briefkästen rot angestrichen worden.
28. 11. Die Zeitung »Der Angriff« veröffentlicht auf ihrer Titelseite einen Artikel gegen den Komponisten Paul Hindemith und zitiert aus einer Broschüre der NS-Kulturgemeinde. Darin wurde er des »musikalischen Kulturbolschewismus tollster Art« bezichtigt.
30. 11. Laut einer Bilanz des Landesarbeitsamtes gibt es in Berlin am letzten Novembertag 272 000 Arbeitslose. Das war ein Rückgang von 250 000 gegenüber dem Vorjahresmonat.
30. 11. Bei einem Konzert der Staatskapelle in der Staatsoper gibt es einen Eklat. Erich Kleiber hatte für das Programm Musik von Alban Berg ausgewählt, dessen Werke als entartete Kunst verfemt waren.
30. 11. Der Berliner SA-Obergruppenführer von Jagow veröffentlicht in der Zeitung »Der Angriff« eine ganzseitige Anzeige, in der jeder SA-Mann aufgefordert wird, »die Zeitungen der Partei ... der Völkische Bobachter, der Angriff und der SA-Mann« zu lesen.
01. 12. In Vorbereitung der XI. Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin erfolgt die Gründung des Sonderausschusses für die Kieler Regatta.
01. 12. Wegen Umbaus der Nordring-Überführung wird die Boxhagener Straße zwischen Neue Bahnhofstraße (Friedrichshain) und Marktstraße (Lichtenberg) in beiden Richtungen für zwei Jahre gesperrt.
01. 12. Das erste Luftfahrtmuseum in der Rudower Chaussee (Treptow) wird wegen Verlegung wieder geschlossen. 1936 wurde das Museum »Deutsche Luftfahrt-Sammlung« in Moabit eröffnet.
04. 12. Die Bewag schaltet die letzte Berliner Haushaltung, die noch über eine Stromversorgung mit 110 Volt verfügte, auf Gleichstrom mit 220 Volt um. Die Umstellung hatte sich die Bewag im Jahre 1923 zur Aufgabe gestellt.
04. 12. Der Dirigent Wilhelm Furtwängler reicht seinen Rücktritt von allen öffentlichen Ämtern in Berlin und Wien ein. Er war Leiter des Philharmonischen Orchesters Berlin und Vizepräsident der Reichsmusikkammer. Seine Gesuche wurden bewilligt.
05. 12. Kurz vor dem 3. Konzert der Berliner Philharmoniker sagt der Dirigent Erich Kleiber die Leitung ab. Generalmusikdirektor Artur Rother vom Deutschen Opernhaus übernahm nach völliger Umstellung des Programms die Leitung des Abends.
07. 12. Der Wendhausen-Film »Peer Gynt« mit Hans Albers in der Titelrolle hat im Capitol am Zoo (Charlottenburg) »Welturaufführung«. Weitere Rollen waren mit Lucie Höflich, Olga Tschechowa und Lizzi Waldmüller besetzt.
07. 12. Die »Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin« feiert unter Leitung ihres »Zwingherrn« in den »Weinstuben Trarbach« in der Kantstraße 8 (Charlottenburg) ihr 125jähriges Bestehen.
08. 12. An der Sammelaktion für die Winterhilfe im Zentrum Berlins am »Tag der Solidarität« beteiligen sich neben Politikern auch die Regisseurin Leni Riefenstahl, der Boxer Max Schmeling und der Schauspieler Heinrich George.
08. 12. Die Zeitung »Der Angriff« veröffentlicht eine Bilanz zur Winterbereitschaft. Danach standen 347 Schneepflüge der Berliner Stadtreinigung bereit. Insgesamt verfügte die Stadtreinigung über 365 Kraftfahrzeuge aller Art.
09. 12. Helga Haase wird in Danzig-Schidlitz geboren. Die Eisschnelläuferin des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Winterspielen in Squaw Valley 1960 die Goldmedaille über 500 m.
10. 12. In Berlin wird erstmals eine neuartige Glastapete vorgestellt. Aus flüssiger Glasmasse wurden Fäden gezogen und über eine Pappe gelegt. Dadurch war die Tapete elastisch und sehr widerstandsfähig.
10. 12. Clemens Krauss wird von Ministerpräsident Hermann Göring zum neuen Operndirektor an der Berliner Staatsoper Unter den Linden (Mitte) berufen. Der 42jährige Dirigent entstammte einer alten Wiener Künstlerfamilie.
10. 12. In der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« widerspricht Heinrich Schulte in seinem Vortrag »Psychopathische Anlage und neurotische Reaktion im Lichte der Zwillingsforschung« dem Ruf nach eugenischen Konsequenzen.
10. 12. Dem Rennfahrer Rudolf Caracciola gelingen auf der Avus auf seinem Mercedes-Benz zwei neue Bahnrekorde. In der dritten Runde platzte ihm bei Tempo 300 km/h ein Hinterreifen. Er benötigte 2,5 km, um den schleudernden Wagen zum Stehen zu bringen.
10. 12. Der Oberbürgermeister von Berlin, Heinrich Sahm, teilt mit, daß im Stadtgebiet 42 Wärmeräume zur Verfügung stehen. Nach seinen Angaben gab es in Berlin 1 200 bis 1 500 Obdachlose.
11. 12. Ein Moabiter Sondergericht verurteilt den Imbiß-Besitzer Willi Gebert wegen Meckerei gemäß der »Abwehrverordnung« zu neun Monaten Gefängnis. Er hatte einem Arbeiter geraten, sich lieber eine Bulette zu kaufen, als das Geld der Winterhilfe zu spenden.
11. 12. Der Schauspieler Paul Wegener feiert auf der Bühne des »Theaters in der Stresemannstraße« (Kreuzberg) seinen 60. Geburtstag. Im Namen seiner Kollegen überreichte ihm Ernst Legal einen Riesenlorbeerkranz.
12. 12. Im »Glaspalast Moabit« gedenkt man des Tages vor 20 Jahren, an dem Hinrich Hußmanns gewaltige Reiterplastik »Vor dem Rennen« spurlos verschwand. Die Plastik erhielt 1914 die »Goldene Medaille« und sollte auf der Weltausstellung gezeigt werden.
17. 12. Auto-Union stellt auf der Avus ihren neuesten Porsche-Rennwagen vor. Er war im Windkanal getestet worden und hatte danach ein pfeilartiges Äußeres erhalten.
17. 12. Die Berufung der vom Berliner Schwurgericht als Mörder der Polizeibeamten Paul Anlauf und Franz Lenk zum Tode verurteilten Friedrich Bröde und Max Materni wird vom Reichsgericht in Leipzig als unbegründet verworfen. Damit war das Urteil rechtskräftig.
18. 12. Der Berliner Rennfahrer Hans Stuck verunglückt mit seinem Pkw auf der Rückfahrt von Brünn nach Berlin. Bei einem Ausweichmanöver kam sein Wagen von der Straße ab, überfuhr einen Kilometerstein und rutschte eine Böschung hinunter. Stuck überlebte.
18. 12. Bei dichtem Nebel fährt in der Berliner Straße in Pankow ein Straßenbahntriebwagen in voller Fahrt auf einen anderen Zug auf. Zehn Fahrgäste mußten verletzt ins Krankenhaus gebracht werden.
19. 12. Fred Sauers Film »Die beiden Seehunde« mit Weiß Ferdl in einer Doppelrolle hat im Primus-Palast in der Potsdamer Straße (Tiergarten) Uraufführung.
20. 12. Auf 14 Berliner S- und U-Bahnhöfen wird begonnen, selbstschaltende Rolltreppen einzuführen. Darunter befanden sich die Bahnhöfe Friedrichstraße, Zoologischer Garten, Papestraße, Unter den Linden, Potsdamer Platz sowie Anhalter und Stettiner Bahnhof.
20. 12. Die Kammerspiele des Deutschen Theaters (Mitte) werden mit der deutschen Uraufführung von Merton Hodges Stück »Regen und Wind« für einen regelmäßigen Abendspielplan eröffnet.
21. 12. 4 000 Erwerbslose und Minderbemittelte nehmen an einem Weihnachtsessen der Reichsbehörde für Erwerbslose im Konzerthaus Clou in der Mauerstraße 25 (Mitte) teil. Der Reichs-Seefisch-Ausschuß hatte 240 Zentner Seefische für das Essen gesponsert.
21. 12. Der Ratskeller im Roten Rathaus (Mitte) wird nach sechsmonatigen Umbau- und Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. 200 Handwerker hatten das Gewölbe mit einer Wein- und Bierabteilung, einem Schnellimbiß und einer Ratskonditorei ausgestattet.
21. 12. Die Berliner Feuerwehr beginnt, zunächst 20 neuartige Feuermelder im Stadtgebiet anzulegen. Damit die Sicht des roten Blinklichtes nicht durch Fahrzeuge versperrt wird, wurden sie fast 1 m höher angebaut als die alten Feuermelder.
22. 12. Reichskanzler Adolf Hitler genehmigt den Plan zur Umgestaltung des Lustgartens (Mitte) »als ersten Schritt zur monumentaleren Gestaltung Alt-Berlins«. Der Blick zur klassischen Säulenhalle sollte freigelegt und beide Springbrunnen beseitigt werden.
23. 12. Das Defizit der Stadt Berlin ist von 90 Millionen Reichsmark auf 50 Millionen Mark gesunken, teilt Staatskommissar Dr. Julius Lippert vor der Presse mit. In zwei Jahren sollte die Schuldenlast der Stadt völlig getilgt sein.

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