Berlin im Jahr 1933
01. 01. In Berlin werden 166 152 Wohngebäude mit 1 357 812 Wohnungen registriert. Davon hatten 921 730 Wohnungen (67,1 %) nur ein bis zwei Zimmer.
01. 01. Der Journalistenwettbewerb »Mit Hitler in die Macht« wird beendet. Es wurden 800 Einsendungen registriert, darunter einige von Nichtjournalisten.
01. 01. Nach einer Verordnung der Reichsregierung sind vom 1. Januar 1933 an in Städten mit über 100 000 Einwohnern Einheitspreisgeschäfte nicht mehr zulässig.
01. 01. Der 16jährige Hitler-Junge Walter Wagnitz wird im Wedding durch einen Dolchstoß in den Unterleib getötet. Er war das 15. Todesopfer aus der Nazi-Bewegung. Täter sollte ein Mann namens Sarow gewesen sein.
02. 01. Die Mitarbeiter der AOK Berlin nehmen ihre Arbeit in der neuen, im Dezember 1932 fertiggestellten Hauptverwaltung in der Rungestraße (Mitte) auf.
02. 01. Im preußischen Kultusministerium in der Wilhelmstraße 69 (Mitte) bricht ein Feuer aus. Akten und Büromöbel hatten in der Nähe des Ofens Feuer gefangen.
03. 01. Im Gau Berlin beginnt die NSDAP mit vier Massenkundgebungen die Forderung zu untermauern, Adolf Hitler als Reichskanzler einzusetzen. Einer der Redner war Joseph Goebbels.
03. 01. Die Justizpressestelle teilt mit, daß der frühere Berliner Oberbürgermeister Gustav Böß, der wegen Korruptionsvorwurf in Haft war, auf Grund eines Beschlusses der 6. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin aus der Haft entlassen wurde.
03. 01. Günter Schade wird in Frankfurt (Oder) geboren. Schade war 1962 - 1983 Direktor des Kunstgewerbemuseums in Köpenick. Seit 1983 war er Generaldirektor der Staatlichen Museen (Ost) und 1992 - 1997 stv. Generaldirektor der Gesamtberliner Staatlichen Museen.
04. 01. Das Polizeipräsidium warnt vor wilden Billetthändlern vor Theatern und Kinos. Aufpreise bis zu 200 % seien keine Seltenheit, hieß es. Außerdem würden oftmals ungültige Karten abgegeben.
04. 01. Bei einer Familientragödie in Berlin erschießt ein 48jähriger Vater aus wirtschaftlicher Not seinen 21jährigen Sohn und verletzt seinen 18jährigen Sohn durch Kopfschuß schwer, bevor er sich selbst erschießt. Die Mutter versuchte, sich mit Gas zu töten.
04. 01. Die »Berliner Wirtschaftsberichte« veröffentlichen eine Statistik, aus der hervorgeht, daß Berlin »eine Stadt der Blumen« ist. Berlin hatte 865 Gärtnereien, in denen Pflanzen unter Glas gezüchtet wurden. Damit lag Berlin an der Spitze aller Städte.
06. 01. Zwei Angler, die auf dem gefrorenen Müggelsee angeln, werden plötzlich auf einer Eisscholle in den See getrieben. Die Feuerwehr rettete sie in einer spektakulären Aktion mit Schlauchbooten.
06. 01. Der deutsche Großindustrielle Ernst von Borsig stirbt an Herzschlag. Der 1869 in Berlin geborene Borsig war bis 1932 Vorsitzender der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.
07. 01. Die NSDAP veranstaltet einen großen Aufmarsch zur Beisetzung des am 1. Januar getöteten Hitler-Jungen Wagnitz. Fast zur gleichen Zeit ließ der Vernehmungsrichter den mutmaßlichen Täter Sarow wegen »fehlender Verdachtsmomente« frei.
08. 01. Der Berliner Einzelhandel beginnt eine Werbewoche unter dem Kennwort: »Berliner lebe gesünder!« Die naturentwöhnten Großstadtmenschen wurden aufgerufen, nicht gedankenlos mit Nahrung, Kleidung und Wohnung umzugehen und gesünder zu leben.
09. 01. Ein zwölfjähriger Kassenbote wird in der Alexanderstraße (Mitte) von Unbekannten durch sieben Schüsse niedergestreckt. Die Raubmörder entkamen mit 4 000 Mark.
09. 01. Die Oratoriums-Trilogie »Christus« von Felix Draeseke, die im Frühjahr 1912 in Berlin und Dresden ihre erste und bis dahin einzige Gesamtaufführung erlebte, wird in Berlin wiederaufgeführt.
09. 01. Über 85 000 Paketsendungen verlassen täglich Berlin, teilt die Reichspost mit. Fast ebenso viele kamen täglich an. Mehr als 300 gingen in das Umschlagpostamt in der Luckenwalder Straße (Schöneberg) zur Nachbesserung, weil sie mangelhaft verpackt waren.
09. 01. Der Spielfilm »Wenn ich König wär« in der Regie von J. A. Hübler-Kahla hat im Kino Atrium Uraufführung. In den Hauptrollen waren Viktor de Kowa und Camilla Horn zu sehen.
11. 01. Der preußische Reichskommissar des Innern, Dr. Bracht, ernennt den Ministerialrat im preußischen Staatsministerium, Dr. Gritzbach, zum Hauptkommissar für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin.
11. 01. Max von Laue, stellvertretender Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Physik, hält in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft einen Vortrag über »Thermodynamische Schwankungserscheinungen«.
11. 01. Max Reinhardt nimmt Verhandlungen mit dem Deutschen Theater auf. Reinhardt wollte sich wieder stärker als Regisseur einbringen.
12. 01. Zwei Lebensmittelgeschäfte in der Andreas- und der Neuen Hofstraße werden geplündert. Die Diebe, die auf Fahrrädern entkamen, erbeuteten u.a. Butter und Käse im Wert von 100 bzw. 50 Mark.
12. 01. Vor dem Schwurgericht II beginnt der Prozeß gegen den Kommunisten Guhl. Er sollte den Neuköllner Nationalsozialisten Böwe auf der Straße getötet haben, stritt die Tat aber ab. 22 Kommunisten waren wegen ähnlicher Tatbestände angeklagt worden.
12. 01. Campbells neuer »Überwagen« wird in Berlin vorgestellt. Mit dem 2500-PS-Ungeheuer hoffte der Rennfahrer, seinen eigenen Geschwindigkeitsrekord von 408 Stundenkilometern überbieten zu können.
13. 01. Es wird bekanntgegeben, daß wegen der Errichtung des Reichsbankgebäudes zahlreiche alte Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert zwischen Werderschem Markt und Alter Leipziger Straße (Mitte) niedergerissen werden müssen.
14. 01. Auf Einladung der »Reichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr« trifft eine Gruppe Schweizer Verkehrsfachleute in Berlin ein. Sie besichtigte auch das »Mitteleuropäische Reisebüro« und die Mitropa.
20. 01. Hitler spricht vor 5 000 »Amtswaltern« der NS-Bewegung im Sportpalast (Potsdamer Straße, Schöneberg). Er rief seine Anhänger auf, »nicht feige zu sein« und »dem Defaitismus das Genick zu brechen«.
20. 01. Im Harnack-Haus in Berlin-Dahlem spricht Prof. Thomas S. Baker, Präsident des Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh über die »Bedeutung der Vereinigten Staaten für das Europa des 20. Jahrhunderts«.
21. 01. Die Gruppe »Bildende Kunst« des Berliner NS-Kampfbundes für Deutsche Kunst erhebt namens ihrer 400 Mitglieder Widerspruch gegen die belgische Kunstausstellung, die von der Preußischen Akademie der Künste in Berlin gezeigt werden soll.
22. 01. Die Nationalsozialisten veranstalten vor dem Hauptquartier der KPD am Bülowplatz (Rosa-Luxembug-Platz, Mitte) eine Gedenkfeier für Horst Wessel. Angeblich kamen Zehntausende zur »Gedenkfeier für den Sänger der deutschen Freiheitsbewegung«.
22. 01. Auf dem Nicolai-Friedhof (Prenzlauer Berg) findet eine Gedenkfeier für Horst Wessel statt, an der auch Adolf Hitler teilnimmt.
24. 01. Das Organisationskomitee der XI. Olympischen Spiele in Berlin tritt im Magistratssitzungssaal des Berliner Rathauses, von Oberbürgermeister Dr. Heinrich Sahm begrüßt, zu seiner Gründungssitzung zusammen.
24. 01. Das Jüdische Museum in der Oranienburger Straße 31 wird im Beisein von Max Liebermann und anderer jüdischer Persönlichkeiten eröffnet. Das Museum war zu einem Zentrum kulturellen Lebens für Menschen geworden, die für den NS-Staat als Juden galten.
24. 01. In der Berliner Innenstadt werden -18°C gemessen. In den Außenbezirken sank die Temperatur auf -20°C. In vielen Häusern waren die Wasserleitungen eingefroren.
25. 01. Vor dem Karl-Liebknecht-Haus (Mitte) findet die letzte antifaschistische Kundgebung vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten statt. Etwa 130 000 Menschen nahmen daran teil.
25. 01. Die NS-Betriebszellen-Organisationen veranstalten in den Pharus-Sälen in der Müllerstraße (Wedding) eine Massenkundgebung. Dabei wurde die Absetzung des Reichskanzlers Kurt von Schleicher gefordert.
28. 01. Reichskanzler Kurt von Schleicher ersucht den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg um Vollmacht zur Auflösung des Reichstages. Der Präsident verweigerte ihm jedoch diese Vollmacht. Damit war Schleicher zum Rücktritt gezwungen und sein Kabinett gestürzt.
28. 01. Die »Grüne Sport- und Tierzucht-Woche« wird eröffnet. Ein Hauptgebiet war die Kleintierzucht.
30. 01. Der Führer des SA-Sturms 33, Hans Maikowski, wird bei einer Straßenschlacht in der Wallstraße (Zillestraße, Charlottenburg) zusammen mit dem Polizisten Josef Zauritz ermordet. Am 5. Februar erhielten beide ein Staatsbegräbnis.
30. 01. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Berlin tritt Hans Bredow, Pionier des Deutschen Rundfunks, Vorsitzender der Reichs- Rundfunk-Gesellschaft und Reichs-Rundfunk-Kommissar, von seinen Ämtern zurück.
30. 01. Am Tag der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler ruft die Bezirksleitung Berlin-Brandenburg der KPD zum Generalstreik und zur Bildung einer antifaschistischen Einheitsfront auf. Der Aufruf wurde durch die Führung des ADGB zurückgewiesen.
30. 01. Wilhelm Frick wird Reichsinnenminister mit Amtssitz am Königsplatz (Platz der Republik, Tiergarten).
30. 01. Reichsinnenminister Wilhelm Frick kündigt auf einer Pressekonferenz die »Unterbindung der roten Hetze« an. Die Ausgabe der Zeitung »Die Rote Fahne« und andere Zeitungen wurden beschlagnahmt.
30. 01. Aus Anlaß der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler veranstaltet die NSDAP einen Fackelzug uniformierter Anhänger, der vom Tiergarten durch das Brandenburger Tor führte, in die Wilhelmstraße schwenkte und an der Reichskanzlei vorbeiführte.
30. 01. Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler und beruft eine auf dessen Vorschlag neugebildete Reichsregierung. Ihr gehörte Reichstagspräsident Hermann Göring als Reichsminister ohne Geschäftsbereich an.
01. 02. Eugen Fischer, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, hält in der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft den Vortrag »Rassenkreuzung und geistige Leistung«.
01. 02. Die Bewag beginnt, für ihre Stromabnehmer Führungen durch das Großkraftwerk Klingenberg durchzuführen.
01. 02. Reichskanzler Adolf Hitler verkündet über Rundfunk einen »Aufruf an das deutsche Volk«. Binnen vier Jahren sollten die Bauern der Verelendung entrissen und die Arbeitslosigkeit endgültig überwunden sein.
01. 02. Der Baumeister und Ingenieur Gustav Lilienthal stirbt in Berlin. Er hatte nach dem Tode seines Bruders Otto 1896 mit wenig Erfolg die flugtechnischen Versuche fortgeführt. Sein Schwingenflugzeug kam über Rollversuche nicht hinaus.
01. 02. Der Reichstag wird durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg aufgelöst.
02. 02. Das Amt des »Reichskommissars für Luftfahrt« wird geschaffen.
02. 02. Reichsminister Hermann Göring (NSDAP) erläßt ein Demonstrationsverbot für die KPD und die ihr angeschlossenen Organisationen.
03. 02. Bernhard Rust wird zum kommissarischen preußischen Kultusminister ernannt. In der bildenden Kunst müsse »gegen die Liebermänner«, in der Architektur »gegen die Laubhütten-Baumeister«, im Theater »gegen das Ausländertum« Front gemacht werden, hieß es.
03. 02. In den Sälen im Friedrichshain, in der Hasenheide, im Moabiter Gesellschaftshaus und im Charlottenburger Eden-Palast finden Massenkundgebungen der KPD statt. Zu Beginn des Jahres 1933 hatte die KPD in Berlin 30 700 Mitglieder.
03. 02. Die »Deutschen Christen«, eine 1932 gegründete, dem Nationalsozialismus nahestehende Glaubensbewegung, und Nationalsozialisten feiern in der Marienkirche (Mitte) anläßlich der Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Januar einen Dankgottesdienst.
04. 02. Im Kleinen Theater Unter den Linden bringt die »Truppe 1931« mit der Komödie »Wer ist der Dümmste?« ihre letzte Inszenierung heraus. Gustav von Wangenheim schrieb das Stück nach einem Marionettenspiel von Wittfogel.
04. 02. Die »Preußische Verordnung über die Auflösung der Vertretungskörperschaften« sieht die Auflösung der Stadtverordnetenversammlung und der Bezirksverordnetenversammlungen von Berlin für den 7. Februar und Neuwahlen für den 12. März vor.
04. 02. Die »Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes« wird erlassen.
04. 02. Reichspräsident Paul von Hindenburg unterzeichnet ein neues Pressegesetz. Es sah »sehr weitgehende Verbotsgründe« vor. Die Zeitung »Vorwärts« wurde drei Tage verboten, die Zeitung »Die Rote Fahne« beschlagnahmt.
06. 02. Die Reichspressestelle der NSDAP in Berlin teilt mit, daß Reichskanzler Adolf Hitler »angesichts der deutschen Not« auf seine Bezüge als Reichskanzler verzichtet, da er sich »als Schriftsteller sein Einkommen selbst verdient«.
06. 02. Bernhard Rust übernimmt die Geschäfte des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Später wurde er zum Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ernannt.
06. 02. Reichspräsident Paul von Hindenburg löst per Notverordnung die preußische Regierung Braun-Severing auf. Damit konnte die Auflösung des Preußischen Landtages vollzogen werden.
06. 02. Der preußische Landtag wird aufgelöst.
07. 02. Nach einem Beschluß vom 4. Februar werden sämtliche gewählten preußischen Kommunalvertretungen, damit auch die Berliner Stadtverordnetenversammlung und die Bezirksverordnetenversammlungen, aufgelöst.
07. 02. Auf einer Kundgebung der Eisernen Front, die sich am 16. Dezember 1931 aus ADGB, Afa-Bund, Sportorganisationen und der SPD gebildet hatte, ruft der SPD-Vorsitzende Otto Wels im Lustgarten vor 200 000 Teilnehmern zur antifaschistischen Einheit auf.
07. 02. Auf einer illegalen Tagung des ZK der KPD im Sporthaus Ziegenhals, zu der sich die Teilnehmer zunächst in Berlin in der Sternwarte getroffen hatten, ruft Ernst Thälmann zur Mobilisierung der Kräfte gegen Naziherrschaft und faschistischen Terror auf.
08. 02. Erwin Schrödinger hält einen Vortrag zum Thema »Warum sind die Atome so klein?« im Rahmen der akademischen Vorträge der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
09. 02. In der Dragonerstraße 2 (Mitte) wird von der Fremdenpolizei eine Paßfälscherwerkstatt ausgehoben. Der 35jährige Tischler Hans Mantorra wurde als Kopf des Unternehmens verhaftet.
10. 02. Anläßlich der Beerdigung der von Nationalsozialisten ermordeten Arbeiter Erwin Berner, Alfred Kollatsch und Paul Schulz findet am Revolutionsdenkmal in Berlin-Friedrichsfelde eine Versammlung statt, an der Tausende teilnehmen.
11. 02. Aufgrund eines Erlasses des preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring werden Angehörige von SA, SS und des Stahlhelms zu Hilfspolizisten ernannt. Dieser Erlaß wurde am 22. Februar veröffentlicht.
11. 02. Der Polizeipräsident verfügt die Ausweisung des Prager deutschsprachigen Schriftstellers Egon Erwin Kisch aus Berlin und dem gesamten preußischen Staatsgebiet wegen »staatsfeindlicher Betätigung gegen das Deutsche Reich«.
13. 02. Kultusminister Bernhard Rust ernennt den Generalintendanten des Deutschen Nationaltheaters in Weimar, Franz Ulbrich, zum Staatstheater- Intendanten von Berlin. Der Schriftsteller Hanns Johst wurde Erster Dramaturg des Staatlichen Schauspielhauses.
14. 02. Die Polizei besetzt die Büroräume der »Roten Hilfe Deutschlands« (RHD) in der Dorotheenstraße (Mitte).
14. 02. Der Botaniker Carl Erich Correns, 1914 zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Dahlem berufen, stirbt in Berlin. Bestattet wurde er auf dem Landeseigenen Waldfriedhof Dahlem, Hüttenweg 47.
16. 02. Der Schweizer Wissenschaftler Prof. Leon W. Collet folgt einer Einladung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und hält einen Lichtbildervortrag über die »Geologie der Jungfrau«.
17. 02. Der amtierende Berliner Polizeipräsident Dr. Kurt Melcher wird durch den Konteradmiral a. D. Magnus von Levetzow, ein NSDAP-Mitglied, abgelöst. Von Levetzow sprach sich für »Ruhe und Ordnung, Zucht und Sitte« aus.
17. 02. Max Planck hält zum Thema »Ursprung und Auswirkung wissenschaftlicher Ideen« im Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in Berlin einen Vortrag.
17. 02. Die Zeitung »Tempo« aus dem Hause Ullstein wird »wegen unrichtiger Nachrichten« mit einem einwöchigen Erscheinungsverbot belegt.
17. 02. Käthe Kollwitz, Heinrich Mann und Stadtbaurat Martin Wagner erklären ihren Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste. Mann und Kollwitz hatten einen Aufruf unterzeichnet, in dem zur Einheitsfront zwischen SPD und KPD aufgerufen worden war.
17. 02. Der preußische Ministerpräsident Hermann Göring fordert die Polizei auf, bei der Verfolgung politischer Gegner unnachsichtig von der Schußwaffe Gebrauch zu machen.
18. 02. Reichsrundfunkkommissar Dr. Krukenberg weist alle Sendeanstalten an, ablaufende Verträge »rechtzeitig zu kündigen«. Wie es hieß, war damit ein »erster Schritt unternommen, um auch den Rundfunk von allen unzuverlässigen Elementen zu säubern«.
18. 02. Der holländische Anarchist Marinus van der Lubbe trifft in Berlin ein.
22. 02. Das Reichskabinett beschließt, die Krankenscheingebühr von 50 auf 25 Pfennig zu ermäßigen. Damit sollte vor allem dem gewerblichen Mittelstand geholfen werden.
22. 02. Hermann Göring, kommissarischer preußischer Innenminister, erläßt eine Verordnung, nach der in Preußen eine Hilfspolizei aus SA, SS und Stahlhelm gebildet werden sollte.
22. 02. Im Kino »Stern« in Johannisthal bricht gegen Morgen aus ungeklärter Ursache ein Brand aus. Der mit 600 Plätzen ausgestattete Zuschauerraum brannte restlos nieder.
23. 02. Im Berliner Sportpalast (Potsdamer Straße, Schöneberg) findet zur Vorbereitung der Wahlen am 5. März die letzte legale Kundgebung der KPD statt. Vor 15 000 Berliner Werktätigen rief Wilhelm Pieck zur Einheitsfront gegen den Faschismus auf.
23. 02. Der preußische Ministerpräsident H. Göring erläßt eine Verordnung, nach der an den Wahltagen zum Reichstag, zum Preußischen Landtag und zu den Gemeindevertretungen das Ausschenken von Branntwein verboten ist. Das Verbot galt am 4., 5. und 12. März 1933.
23. 02. Das Karl-Liebknecht-Haus der KPD am Bülowplatz (Mitte) wird von der Polizei besetzt. Dabei wurden angeblich geheime Gewölbe und ein geheimer Kellergang in die Bartelstraße entdeckt. Mehrere Personen wurden verhaftet und Archivmaterial beschlagnahmt.
24. 02. Die NS-Betriebszellen-Organisation veranstaltet an sieben Plätzen Berlins Demonstrationen und Erwerbslosenkundgebungen. Der Andrang war so groß, daß der Verkehr teilweise zum Erliegen kam.
25. 02. Ein Kostümfest der Staatlichen Kunstgewerbeschule in der Prinz-Albrecht-Straße wird von der Polizei aufgelöst und dessen Wiederholung am nächsten Tag verboten. Die Veranstaltung habe »gegen Anstand und Sitte« verstoßen, hieß es.
25. 02. Das Karl-Liebknecht-Haus am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte), Sitz der KPD, wird von der Polizei, SA und SS durchsucht. Angeblich wurden Umsturzpläne gefunden.
26. 02. Die KPD hält im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung ab, die letzte nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Wilhelm Pieck forderte die Herstellung der Kampfeinheit der Arbeiterklasse. Die Polizei löste die Versammlung vorzeitig auf.
27. 02. Um 21.14 Uhr wird in der Wache »Stettin« Feuer im Reichstag gemeldet. Gegen 21.30 Uhr wurde die Berliner Feuerwehr gerufen. Unter Leitung von Oberbranddirektor Gempp beteiligten sich Hunderte Wehren der Stadt an den Löscharbeiten.
27. 02. In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar werden nach vorbereiteten Listen Hunderte Kommunisten, Gewerkschafter und Intellektuelle verhaftet und in Gefängnisse sowie in Konzentrationslager der SA und SS eingeliefert. Viele wurden gefoltert und ermordet.
27. 02. Das Kabinett verabschiedet den Entwurf einer Verordnung »gegen Verrat an dem deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe«. Danach konnte für »Landesverräter« die Todesstrafe verhängt werden.
28. 02. Der anarchistische Dichter und Publizist Erich Mühsam wird nachts aus seiner Wohnung in der Britzer Dörchläuchtingstraße 48 geholt. Mühsam wurde am 10. Juli 1934 im Konzentrationslager Oranienburg ermordet.
28. 02. Die »Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat« (Reichstagsbrandverordnung) wird erlassen. Damit wurden die wichtigsten Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt und der Ausnahmezustand verkündet.
28. 02. Ministerpräsident Hermann Göring verbietet auf vier Wochen sämtliche kommunistischen und auf 14 Tage sämtliche sozialdemokratischen Zeitungen und Zeitschriften.
28. 02. Einen Tag nach dem Reichstagsbrand erläßt der Polizeipräsident einen Haftbefehl gegen den Prager deutschsprachigen Schriftsteller Egon Erwin Kisch wegen des »dringenden Verdachts einer strafbaren Handlung«. Kisch wurde am selben Tag festgenommen.
28. 02. Harry Kurschat wird geboren. Der Berliner Boxer gewann bei den XVI. Olympischen Spielen in Melbourne 1956 die Silbermedaille im Leichtgewicht. 1955 war er Europameister, 1953, 1954 und 1956 Deutscher Meister.
28. 02. Bis zum Vormittag werden im Zusammenhang mit dem Reichstagsbrand 130 Personen verhaftet. Unter ihnen befanden sich die kommunistischen Rechtsanwälte Litten und Apfel und der Abgeordnete Remmele.
01. 03. Leopold Jessners letzte Berliner Inszenierung, Richard Billingers Stück »Rosse«, wird im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte), dessen Intendant Jessner von 1919 bis 1930 war, uraufgeführt.
01. 03. Franz Ulbrich, bisher Intendant des Nationaltheaters in Weimar, tritt sein Amt als Intendant des Staatstheaters in Berlin an.
01. 03. Als Umsteigebahnhof zwischen der Wannsee-Bahn (ab Potsdamer Bahnhof - Richtung Wannsee) und der S-Bahn (Ring-Bahn) wird der Bahnhof Schöneberg eröffnet. Der in der Nähe liegende Bahnhof Ebersstraße wurde geschlossen.
01. 03. Der Schriftsteller und »rasende Reporter« Egon Erwin Kisch, der am 28. Februar 1933 in Berlin verhaftet worden war, wird in das Festungsgefängnis Spandau übergeführt.
03. 03. Ernst Thälmann, der Führer der KPD, wird in Berlin verhaftet.
04. 03. Die »Truppe 1931« unter Leitung von Gustav von Wangenheim gibt mit der Komödie »Wer ist der Dümmste« ihre letzte Vorstellung. Die Mitglieder verließen Deutschland und gingen in die Emigration.
04. 03. Zum »Tag der erwachenden Nation« wird Adolf Hitlers Rede auf 24 Berliner Plätze übertragen.
05. 03. Bei den Reichstagswahlen stimmen 43,9 % (in Berlin 34,6 %) der Wähler für die NSDAP. Zusammen mit den Stimmen der DNVP und des Stahlhelms (8 %) verfügte Hitler über die absolute Mehrheit im Reichstag. Die Mandate der KPD wurden annulliert.
05. 03. Bei den Reichstagswahlen erringt die NSDAP 288 Sitze. Die SPD erhielt 120, die KPD 81, das Zentrum 73, die DNVP 19, die Deutsche Staatspartei 5, der Christlich-soziale Volksdienst 4, die Deutsche Volkspartei 2 und die Deutsche Bauernpartei 2 Mandate.
05. 03. Bei den Preußischen Landtagswahlen erringen die Nationalsozialisten 211 Mandate. Es folgten die SPD mit 82, die KPD mit 63 und das Zentrum mit 68 Mandaten.
05. 03. Bei den Reichstagswahlen erringen die Nationalsozialisten in den meisten Berliner Stadtbezirken die Mehrheit. Dies gelang nicht in den traditionellen Arbeiterbezirken. Im Wedding erhielt die NSDAP 61 550, die KPD 92 892 und die SPD 54 184 Stimmen.
06. 03. Die Gesellschaft für Erdkunde führt eine Festsitzung durch, die dem 100. Geburtstag des Geographen Ferdinand von Richthofen und dem 105. Jahrestag der Gründung der Gesellschaft gewidmet ist.
06. 03. In Moabit beginnt der Prozeß gegen die Autoschieberbande des Georg Rindfleisch. Die achtköpfige Bande wurde verdächtigt, 200 Autos gestohlen zu haben.
07. 03. Die Zeitschrift »Die Weltbühne« aus dem gleichnamigen Verlagshaus in der Kantstraße 152 (Charlottenburg) erscheint zum letztenmal. Im Jahre 1946 wurde sie in Ost-Berlin wiedergegründet.
08. 03. Das Karl-Liebknecht-Haus am Bülowplatz (R.-Luxemburg-Platz, Mitte) wird von der SA Berlins und Brandenburgs in Besitz genommen. Außerdem wurde in dem Haus die neugegründete Abteilung der Politischen Polizei zur Bekämpfung des Bolschewismus untergebracht.
08. 03. Der Schauspieler und Theaterleiter Max Reinhardt verläßt Berlin und geht in die Emigration.
09. 03. Zum Flächenbestand der Berliner Stadtgüter GmbH werden einige Angaben veröffentlicht. Es entfielen 58 000 Morgen auf Äcker, 22 800 auf Gärten, 14 400 auf Wiesen und 66 800 auf Forstflächen. Damit war die Stadt Berlin der größte deutsche Landbesitzer.
09. 03. Die bulgarischen Kommunisten Georgi M. Dimitroff, B. Popoff und V. Taneff werden in Berlin verhaftet und in den Prozeß um den Reichstagsbrand verwickelt. Alle drei mußten im Reichstagsbrandprozeß freigesprochen werden.
09. 03. Die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung teilt mit, daß die Zahl der Arbeitslosen in der zweiten Hälfte des Februars gegenüber der ersten Hälfte um 45 000 sank.
10. 03. Albert Einstein gibt bei einem USA-Besuch einer amerikanischen Journalistin ein Interview, in dem er sich kritisch zur politischen Situation in Deutschland äußert.
11. 03. Die Zahl der Radfahrer in Berlin beträgt etwa 450 000, teilt der Berliner Verein für Radfahrwege mit. Zählungen des Statistischen Amtes ergaben, daß von 1928 bis 1932 die Zahl der den Potsdamer Platz überquerenden Radfahrer um 2,7 % zugenommen hatte.
11. 03. Die SA besetzt das »verjudete« Krankenhaus Am Urban. Viele namhafte Ärzte mußten das Krankenhaus verlassen.
12. 03. Bei den Stadtverordnetenwahlen von Berlin gewinnt die NSDAP acht Sitze hinzu. Damit verfügte sie über 86 Sitze, im Vergleich zu 49 Sitzen der SPD, 44 Sitzen der KPD, 11 Sitzen des Zentrums, 27 Sitzen der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot.
12. 03. Bei den bis zum Jahre 1946 letztmaligen Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung erhalten die NSDAP 38,2 %, die SPD 22 %, die KPD 19,5 % und das Zentrum 4,7 % der gültigen Stimmen. Die NSDAP bekam 73 Sitze mehr als bei der letzten Wahl im November 1929.
12. 03. Anläßlich des Volkstrauertages findet erstmalig seit 1918 wieder ein parademäßiger Wachaufzug der Reichswehr unter den alten Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot am Ehrenmal Unter den Linden (Mitte) statt.
12. 03. In Lichtenberg erhalten bei den Kommunalwahlen SPD und KPD zusammen 20 Mandate, d.h. die Hälfte aller zu vergebenden Sitze und fast 3 000 Stimmen mehr als die NSDAP.
13. 03. Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt den Berliner NSDAP-Gauleiter Dr. Joseph Goebbels zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda. Zum Staatssekretär wurde Reichspressechef Walter Funk berufen.
13. 03. Auf Weisung des preußischen Innenministers Hermann Göring »beurlaubt« Oberbürgermeister Heinrich Sahm mehrere sozialdemokratische Magistratsmitglieder.
13. 03. Dem jüdischen Chefingenieur der Reichsrundfunk-Gesellschaft, Schäffer, wird die Kündigung zugestellt.
15. 03. Das Reichskabinett beschließt eine »erhebliche Ausweitung« der Arbeitsbeschaffungsprogramme. Auch der Arbeitsdienst wurde erheblich ausgeweitet.
15. 03. Die »Künstlerkolonie« am Laubenheimer Platz (Ludwig-Barnay-Platz, Wilmersdorf) wird von 350 Beamten der Schutz- und Kriminalpolizei durchsucht. »Der Angriff« bezichtigte die Bewohner, »geistige Urheber aller kommunistischen Umtriebe« zu sein.
15. 03. Der preußische Minister des Inneren Hermann Göring setzt den Führer der Stadtverordnetenfraktion der NSDAP Dr. Julius Lippert in das neugeschaffene Amt des Staatskommissars von Berlin ein.
16. 03. Auf Anordnung des Staatskommissars Dr. Julius Lippert werden die am 12. März gewählten kommunistischen Stadtverordneten Salzsieder und Frau Herz beim Betreten des Roten Rathauses verhaftet und ins Polizeipräsidium gebracht.
16. 03. Die Zeitung »Der Angriff« veröffentlicht das Foto eines Hubschraubers. Im begleitenden Text hieß es, diese neue Schöpfung der Luftfahrtindustrie bedeute eine »Völlige Umwälzung auf dem Gebiet der Fluzeugkonstruktion«.
16. 03. Reichsbankpräsident Dr. Hans Luther tritt zurück. Mit Wirkung vom 17. März wurde der frühere Reichsbankpräsident Dr. Hjalmar Schacht zum Präsidenten gewählt. Er war 1930 aus Protest gegen das erneute Festschreiben deutscher Reparationen zurückgetreten.
17. 03. Der Berliner Staatskommissar Dr. Julius Lippert verfügt die Entlassung aller jüdischen Ärzte aus den Berliner Krankenhäusern.
18. 03. Die Preußische Akademie der Wissenschaften richtet an Albert Einstein eine Anfrage, ob die Zeitungsmeldungen über seine öffentlichen Erklärungen gegen die deutsche Regierung der Wahrheit entsprächen.
18. 03. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Joseph Goebbels, eröffnet am Kaiserdamm die Ausstellung »Die Frau, Frauenleben und -wirken in Familie, Haus und Beruf«. Sie unterstrich vor allem die Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter.
19. 03. Die von Fritz Höger erbaute evangelische Kirche (Klinker-Kirche«) am Hohenzollernplatz in Wilmersdorf wird fertiggestellt.
20. 03. Der Ullstein-Verlag wird an einen Strohmann der NSDAP verkauft.
20. 03. Den Berliner KPD-Stadtverordneten, die bei den Wahlen am 12. März 1933 ein Mandat erhalten hatten, wird durch Runderlaß des preußischen Ministers des Innern, Hermann Göring, die Wahrnehmung ihrer Funktionen verboten.
21. 03. In Oranienburg wird das Konzentrationslager der SA-Standarte 208, das erste Konzentrationslager im Berliner Raum, in einer stillgelegten Fabrik eingerichtet. Darin wurden zunächst viele politisch verfolgte Berliner gefangengehalten.
21. 03. Elf Mitglieder des Betriebsrates in der Hauptverwaltung der Bewag am Schiffbauer Damm 22 (Mitte) werden von SA-Leuten verhaftet und in das »wilde« KZ in der General-Pape-Straße verschleppt.
21. 03. Dem Reichstag geht der Entwurf eines »Gesetzes zur Behebung der Not von Volk und Reich« zu. Das Ermächtigungsgesetz, das die Regierung ermächtigte, Verordnungen mit Gesetzeskraft ohne Beteiligung des Parlaments zu erlassen, wurde am 3. März beschlossen.
23. 03. In der Krolloper beginnt die erste Sitzung des am 5. März gewählten Reichstages. Von den 647 gewählten Abgeordneten erscheinen nur 538. 81 Reichstagsmandate der KPD waren von den Nazis wegen Reichstagsbrandanschuldigungen für ungültig erklärt worden.
23. 03. Auf der Tagung des Reichstages in der Krolloper wird das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich (Ermächtigungsgesetz«) beschlossen. Es erlaubte der Regierung, anstelle des Parlaments Gesetze in Kraft zu setzen, und galt zunächst bis 1937.
23. 03. Der Zeichner und Karrikaturist Paul Simmel stirbt in Charlottenburg. Beigesetzt wurde er auf dem Neuen Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde, Werdauer Weg (Schöneberg).
25. 03. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels stattet dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee (Charlottenburg) einen Besuch ab und erläutert vor den Intendanten und Direktoren den zukünftigen rundfunkpolitischen Kurs.
25. 03. Der Sportausschuß der XI. Olympischen Spiele in Berlin unter Leitung seines Vorsitzenden, Carl Diem, tritt zur Aufstellung des Zeitplanes zusammen.
28. 03. In einem Brief an die Preußische Akademie der Wissenschaften erklärt der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein seinen Austritt aus der Akademie.
28. 03. Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels bezeichnet in einer Rede vor Filmschaffenden im Hotel Kaiserhof den Film »Panzerkreuzer Potemkin« von Sergej Eisenstein als das Vorbild, an dem der deutsche Film in Zukunft gemessen werde.
29. 03. Reichskanzler Adolf Hitler trifft gegen 10.30 Uhr von München kommend auf dem Flugplatz Tempelhof ein. Er weilte gemeinsam mit der Familie von Reichsminister Joseph Goebbels in Berchtesgaden.
29. 03. Der Ufa-Film »Das Testament des Dr. Mabuse« von Fritz Lang wird verboten.
29. 03. Die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeit stellt Berlin 22 486 900 Mark zur Verfügung. Die Mittel sollten für den Straßen- und S-Bahn-Bau sowie für den Kanalisations- und den Brückenbau verwendet werden.
29. 03. Nachdem am Vortage im Hotel Kaiserhof (Mitte) Joseph Goebbels, Reichsminister für Volksufklärung und Propaganda, eine Unterredung mit den Spitzen der deutschen Filmindustrie führte, beschließt der Vorstand der Ufa die Entlassung jüdischer Mitarbeiter.
29. 03. Der vom Kultusministerium eingesetzte Reichskommissar verlangt von der Preußischen Akademie der Wissenschaften, die Zeitungsberichte über die Kritik des Physikers und Nobelpreisträgers Albert Einstein am Dritten Reich zu überprüfen.
30. 03. In der Plenarsitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften wird die Austrittserklärung Albert Einsteins verlesen.
31. 03. Der Direktor der Beuth-Schule, Studiendirektor Otto Stolzenberg, wird entlassen.
31. 03. Ein »Vorläufiges Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich« schließt die kommunistischen Abgeordneten aus allen Parlamenten, so auch aus der Berliner Stadtverordneten- und den Bezirksversammlungen, aus.
31. 03. Vor den Gebäuden des Landgerichts I und des Amtsgerichts Mitte in der Neuen Friedrich- und Grunerstraße am Alexanderplatz erscheinen Abteilungen der SA. Sie forderten ultimativ die Entfernung aller jüdischen Richter, Anwälte und Beamten.
01. 04. 43 % der Berliner Haushalte besitzen ein Rundfunkgerät.
01. 04. Nach der am 31. März 1933 ergangenen Verfügung, kommunistische Abgeordnete aus allen Parlamenten auszuschließen, tagt die Stadtverordnetenversammlung zum erstenmal wieder. 44 Mandate waren bereits gestrichen worden.
01. 04. Den im Krankenhaus Friedrichshain angestellten jüdischen Ärzten wird »mit der gesetzlichen Kündigungsfrist vorsorglich gekündigt«. Auch aus dem sonstigen Personal wurden Personen, die sich als »besondere politische Hetzer« erwiesen haben, entfernt.
01. 04. Paul von Hindenburg und Adolf Hitler werden auf der Stadtverordnetenversammlung das Ehrenbürgerrecht verliehen. Hitler erhielt die Auszeichnung »in Würdigung der Verdienste«, die er sich »um die nationale Wiedergeburt der Stadt« erworben hat.
01. 04. Ernst Storm, Assistent an der Technischen Hochschule zu Berlin, wird zum ordentlichen Professor für Berg- und Volkswirtschaftslehre ernannt. Storm hatte einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung der wehrtechnischen Forschung an der Hochschule.
01. 04. Es finden erste von der NSDAP vorbereitete und durchgeführte Boykotte jüdischer Geschäfte, Cafés, Anwaltskanzleien und Arztpraxen statt. SA-Abteilungen besetzten das Hauptgebäude der Berliner Universität, die Staatsbibliothek, Institute und Kliniken.
01. 04. In Spandau kommt es zum Boykott jüdischer Geschäfte, wobei die SA den Spandauer Markt besetzt.
01. 04. Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Joseph Goebbels übernimmt die Zentralgewalt über alle Sendegesellschaften, jetzt »Reichssender« genannt.
01. 04. Am Tag des Judenboykotts wird in der Presse eine Erklärung der Preußischen Akademie der Wissenschaften gegen Albert Einstein veröffentlicht.
01. 04. Die Prüf-Abteilung der Versuchsanstalt für Luftfahrt wird abgetrennt und an das neugebildete Reichsamt für Flugsicherung als »Prüfstelle für Luftfahrzeuge« angegliedert; Sitz blieb weiterhin Adlershof.
02. 04. Die Firma Siemens stellt im Wernerwerk-Turm einen neuentwickelten »Optischen Raumschutz« vor. Durchkreuzten Einbrecher die unsichtbaren Strahlen, setzte sich eine Alarmanlage in Bewegung.
03. 04. In Berlin beginnt die erste Reichstagung der »Glaubensgemeinschaft Deutsche Christen«, die u.a. die Einführung des »Arier- Paragraphen« im kirchlichen Bereich fordert. Die Tagung ging bis zum 5. März 1933.
03. 04. Die SA-Standarte 1 unternimmt einen Propagandamarsch durch den »verjudeten Westen« Berlins. Sie wurde von Tausenden Sympathisanten begleitet.
04. 04. In der Grenadier- und der Dragonerstraße (Mitte) unternehmen Bereitschaften von SS und Schutzpolizei eine Razzia. Sie nahmen eine große Anzahl »ausländischer Juden, die sich unangemeldet in Berlin aufhalten«, fest. Waffen wurden beschlagnahmt.
05. 04. Im Landesausstellungspark Alt Moabit wird die »Braune Frühjahrsmesse« eröffnet. Sie stand im Zeichen des gewerblichen Mittelstandes.
06. 04. Die in Berlin erscheinende »Vossische Zeitung« meldet, daß Juden nicht mehr als Kassenärzte zugelassen werden.
06. 04. Auf einer Sondersitzung des Plenums der Preußischen Akademie der Wissenschaften wird die Anti-Einstein-Presseerklärung der Akademie vom 1. April 1933 bestätigt.
07. 04. Die Berliner Anwaltskammer teilt mit, daß von den bislang 3 500 in Berlin zugelassenen Rechtsanwälten mehr als zwei Drittel wegen ihrer jüdischen Abstammung die Gerichte nicht mehr betreten dürfen. Es gab nur wenige Ausnahmen.
07. 04. Der Schutzverband deutscher Schriftsteller schließt zwölf weitere Schriftsteller aus. Unter ihnen befanden sich Anna Seghers, Ernst Toller, Ludwig Renn und Arnold Zweig.
07. 04. Mit dem Gesetz zur »Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« beginnt die gezielte Entlassung von jüdischen Wissenschaftlern und Lehrkräften.
08. 04. Rudolf Heß, Stellvertreter des Führers der NSDAP, verbietet Mitgliedern der NSDAP, SA und SS Eingriffe in Wirtschaftsunternehmen und Banken vorzunehmen. Auch gegen Gewerkschaften sollte nicht ohne Absprache vorgegangen werden.
16. 04. In der Nacht zum 17. April wird der Graphiker, Fotomonteur und Maler John Heartfield in seiner Wohnung in der Potsdamer Straße von SA- Männern überfallen. Heartfield floh zunächst nach Prag und 1938 weiter nach England.
19. 04. Bei den Wahlen zum Sachverständigenausschuß der Presse für die Berliner Börse können die NS-Vertreter nicht die gewünschte »Gleichschaltung« durchsetzen. In einem Brief an die Berliner Industrie- und Handelskammer erhoben sie »schärfsten Protest«.
20. 04. Am 44. Geburtstag des Reichskanzlers Adolf Hitler wird auf »prunkvolle« Feiern in Berlin verzichtet. Die Einwohner waren zu Spenden für erholungsbedürftige Kinder Berlins aufgerufen. Hitler selbst befand sich an diesem Tag in München.
20. 04. Die drei Berliner Landgerichte werden zusammengelegt. Damit sollten 150 000 Mark jährlich an Kosten eingespart werden.
21. 04. Die Opernsängerin Charlotte Börner ist aus ihrer Wohnung in der Kantstraße 9 spurlos verschwunden. Die Polizei vermutete Selbsttötung wegen finanzieller Schwierigkeiten. Nach Unstimmigkeiten mit Generalintendant Tietjen erhielt sie kein Engagement.
21. 04. In der Zeitschrift »Naturwissenschaften« wird der Physiker Prof. Max Planck anläßlich seines 75. Geburtstages von Prof. Fritz Haber gewürdigt.
21. 04. Im Berliner Rathaus findet die erste ordentliche Sitzung der neuen Berliner städtischen Pressekonferenz statt. Den Vorsitz hatte der Pressechef der Stadt Berlin, Dagobert Dürr.
25. 04. Der Magistrat Berlin entsendet anstelle der ausgeschiedenen und abberufenen städtischen Mitglieder sechs nationalsozialistische Mitglieder der Stadtverwaltung in den Aufsichtsrat der »Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft«.
26. 04. Die Abteilung IA des Berliner Polizeipräsidiums, die direkt Göring unterstellt wurde, zieht in die Kunstbibliothek in der Prinz- Albrecht-Straße 8 (Niederkirchnerstraße, Mitte) ein. Sie wurde zum »Preußischen Geheimen Staatspolizeiamt« ausgebaut.
26. 04. Das Schnellverkehrsflugzeug »Heinkel He 70 Blitz« stellt bei einem Zulassungsflug vom Flugplatz Staaken (Spandau) aus einen Geschwindigkeitsrekord von 377 km/h auf.
26. 04. Der Vorstand des »Vereins Deutscher Ingenieure« (VDI) beschließt in Berlin, einen Hauptausschuß zu gründen, der mit wissenschaftlichen Arbeiten den »Zielen der nationalen Bewegung« dienen sollte.
26. 04. Der »Ausschuß zur Säuberung der Berliner Stadtbibliothek von marxistischem Schrifttum« sendet den Stadt- und Volksbüchereien Listen von »schädlicher Literatur« zu, die auf großen Plätzen öffentlich verbrannt werden soll.
27. 04. Die »Erste Groß-Berliner Gesundheits-, Sport- und Hygieneausstellung 1933« wird im Sportpalast (Schöneberg) eröffnet. Sie dauerte bis zum 11. Mai 1933.
29. 04. Die Reichsrundfunkgesellschaft nimmt für den Sendebezirk Berlin einen Übertragungswagen in Betrieb. Er enthielt sämtliche für die Außenübertragung notwendigen technischen Mittel.
30. 04. Prof. Fritz Haber, Direktor des Kaiser Wilhelm-Institutes für physikalische Chemie und Elektrochemie, reicht beim preußischen Wirtschaftsminister sein Gesuch um die Versetzung in den Ruhestand ein. Im Mai legte er sein Amt nieder und emigrierte.
01. 05. Aus der Gemäldegalerie des Berliner Kunstmuseums werden acht der wertvollsten Gemälde gestohlen, darunter Bilder von van Dyck, Bernardino, Cranach, Weyden und Rommey.
01. 05. Der traditionelle Kampftag der Arbeiter wird aufgrund eines Gesetzes vom 10. April 1933 als »Tag der nationalen Arbeit« ein gesetzlicher Feiertag. 1919 war der 1. Mai schon einmal als Feiertag begangen worden.
01. 05. Die Bewag stellt am »Tag der deutschen Arbeit« für die Beleuchtung und sonstige Stromversorgung des Festplatzes auf dem Tempelhofer Feld die technischen Einrichtungen, zum Teil auch den Strom zur Verfügung.
01. 05. Der Physiker Johannes Stark wird zum Präsidenten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin ernannt.
02. 05. Das Berliner Gewerkschaftshaus am Engeldamm (Mitte) wird von der SA besetzt. Das Gewerkschaftsvermögen wurde eingezogen. Am 10. Mai wurde die Deutsche Arbeitsfront (DAF) gegründet und zur Dachorganisation aller Schaffenden erklärt.
02. 05. Die Kultur-Vereinigung »Berliner Secession« wird neu gegründet. Gleichzeitig wurden alle jüdischen Künstler ausgeschlossen.
02. 05. Die Stadt Berlin verfügt wieder über 75 % der Aktien der Hafenanlagen. 1923 waren die Anlagen gegen eine einmalige Abfindung für 50 Jahre an die Berliner Hafen- und Lagerhaus AG gegangen.
03. 05. Wilhelm Liepmann, Begründer der sozialen Gynäkologie, erster Lehrstuhlinhaber dieses Fachs und seit 1925 Leiter der Frauenklinik Cecilienhaus in Charlottenburg, verliert wegen seiner jüdischen Abstammung seinen Lehrstuhl.
05. 05. Der kommissarische Stadtschulrat Dr. Hans Meinshausen, u.a. Gauobmann des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB), Gau Groß-Berlin, spricht auf einer Pressekonferenz im Rathaus über die nationalsozialistische Umgestaltung der Berliner Schulen.
05. 05. Das Geographische Institut und das Institut für Meereskunde der Berliner Universität gedenken ihres Begründers, Ferdinand Freiherr von Richthofen, anläßlich seines 100. Geburtstages.
06. 05. Die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin veranstaltet ihr 105. Jubiläum mit einer Festsitzung, in der Erich von Drygalski (München) über »Ferdinand von Richthofen und die deutsche Geographie« spricht.
06. 05. Auf einer Kundgebung in der neuen Aula der Friedrich-Wilhelms-Universität spricht Kultusminister Bernhard Rust zu Fragen des am 12. April verkündeten neuen Studentenrechts, das die faschistischen »Rassen- und »Führer-Prinzipien einführte.
06. 05. Jüdische Medizinprofessoren, die das Rudolf-Virchow-Krankenhaus und das Krankenhaus Moabit geleitet haben, werden entlassen.
07. 05. Tina Katz, eine Tochter Philipp Scheidemanns, nimmt sich gemeinsam mit ihrem Mann in ihrer Wohnung in Friedenau das Leben.
08. 05. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Joseph Goebbels, hält eine Rede vor Berliner Theaterleitern.
09. 05. Eine Gruppe von Pfarrern gibt auf einer Pressekonferenz im Hotel Adlon (Unter den Linden, Mitte) der Öffentlichkeit einen »Aufruf der Jugendreformatorischen Bewegung zum Neubau der Kirche« bekannt. Zu den Jugendreformern gehörte auch Martin Niemöller.
10. 05. Im Plenarsaal des Preußischen Herrenhauses wird die nach dem »Führerprinzip« aufgebaute Deutsche Arbeitsfront (DAF), eine Zwangsvereinigung von Unternehmern und Arbeitern, gegründet. Sie sollte die zerschlagenen Gewerkschaften ersetzen.
10. 05. Auf dem Opernplatz (Bebelplatz, Mitte) werden in Anlehnung an mittelalterliche Bräuche Bücher verbrannt. Sie waren vorher aus Leihbüchereien aussortiert worden. Ein »Kampfausschuß wider den undeutschen Geist« hatte vor allem Studenten dazu aufgerufen.
10. 05. Der Philosoph Alfred Bäumler hält an der Friedrich-Wilhelms-Universität seine Antrittsvorlesung zum Thema »Wider den undeutschen Geist«.
11. 05. Der Berliner Zoo beherbergt wieder drei Pandas. Sie wurden im ehemaligen Vogelhaus gegenüber dem Bärenzwinger untergebracht.
11. 05. Max Planck gibt in der Gesamtsitzung der Berliner Akademie der Wissenschaften eine Erklärung zum Ausscheiden Albert Einsteins aus der Akademie ab. Er würdigte die Bedeutung Einsteins als Physiker.
11. 05. Der Maler Max Liebermann gibt bekannt, daß er wegen des judenfeindlichen Kurses der Naziregierung aus der Preußischen Akademie der Künste austritt.
11. 05. Die 14 Berliner Zweigstellen der Kaufhauskette Epa müssen schließen. Die Angestellten hatten »aus Protest gegen die jüdischen Mitglieder des Vorstandes« die Arbeit niedergelegt.
13. 05. Im Völkischen Beobachter erscheint ein Beitrag von Philipp Lenard »Ein großer Tag für die Naturforschung«. Lenard begrüßte darin die Ernennung des Physikers Johannes Stark zum Präsidenten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
14. 05. Der letzte Dampfzug der S-Bahn auf dem Gebiet von Groß-Berlin beendet seine Fahrt auf der Strecke der Wannseebahn.
14. 05. Die Deutsche Kunstgemeinschaft eröffnet in ihren ständigen Ausstellungsräumen im ehemaligen königlichen Schloß im Rahmen der Berliner Festspielwochen eine große Sonderschau mit Gemälden, Aquarellen und Plastiken.
15. 05. Der Bahnhof Feuerbachstraße wird eröffnet.
15. 05. Der Bahnhof Stralau-Rummelsburg wird in »Ostkreuz« umbenannt.
15. 05. Mit Beginn des Sommerfahrplanes der S-Bahn wird der elektrische Zugbetrieb der Wannseebahn aufgenommen.
15. 05. Die Deutsche Reichsbahn führt mit dem Sommerfahrplan eine planmäßige Schnellverbindung zwischen Hamburg und Berlin ein.
16. 05. Max Planck, Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, hat eine Audienz bei Adolf Hitler.
16. 05. Die erste Verbotsliste »Schöne Literatur« erscheint im »Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel«. Unter den »auszumerzenden« Autoren waren Lion Feuchtwanger, Alfred Kerr, Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, Kurt Tucholsky und Arnold Zweig.
17. 05. Im Kronprinzenpalais Unter den Linden (Mitte) wird eine große Edvard-Munch-Ausstellung eröffnet.
18. 05. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt im Roten Rathaus einstimmig, die Bezüge der ehrenamtlichen Stadt- und Bezirksamtsmitglieder zu senken. In zwölf Minuten wurden insgesamt zwölf Tagesordnungspunkte behandelt.
19. 05. In den Ausstellungshallen am Kaiserdamm (Charlottenburg) wird die Deutsche Gartenbauausstellung zu Berlin eröffnet. Es war die erste große Hallenschau von Gärtnern, Blumen- und Gemüsezüchtern sowie Gartenarchitekten in Deutschland.
19. 05. Auf dem Grundstück des Gärtnereibesitzers Golm in der Köpenicker Allee in Kaulsdorf entdecken Mitarbeiter des Märkischen Museums einen ca. 2 000 Jahre alten altgermanischen Brunnen.
20. 05. Auf der Avus stellt der Rennfahrer Ernst Henne mit seinem 750er BMW-Motorrad einen neuen Weltrekord auf. Er fuhr die 5 km lange Strecke mit fliegendem Start mit einem Stundendurchschnitt von 199,162 km.
21. 05. Die Oper »Iphigenie« von Christoph Willibald Gluck wird auf den Stufen des Pergamonaltars gespielt. Mit dieser Aufführung sollten neue Wirkungsmöglichkeiten der Musik ausprobiert werden.
22. 05. Der Verein Berliner Tanzlehrer 1876 stellt einige neue Tänze vor, welche die Öde auf dem Tanzparkett vertreiben sollen. Darunter befanden sich ein neuer Marschtanz, ein Menuett-Walzer, ein Deutschländer und ein Jägerneuner.
22. 05. Die kommunalen Spitzenverbände werden gezwungen, den Einheitsverband »Deutscher Gemeindetag« zu gründen. Zu dessen Vorsitzenden wurde Oberbürgermeister Karl Fiehler, München, bestimmt. Die Geschäftsstelle befand sich an der Alsenstraße (Tiergarten)
23. 05. Die Rolle des Kaisers in Johann Wolfgang von Goethes »Faust II«, aufgeführt am Staatstheater in Berlin, spielt Hans Otto. Es war sein letzter Bühnenauftritt.
24. 05. Hitler, Göring, Goebbels und andere NSDAP-Führer tragen sich in das Goldene Buch der Stadt Berlin ein. Zu Ehren der neuen Ehrenbürger wehte am Eingang des Rathauses eine 14 Meter lange und 4,20 Meter breite Hakenkreuzfahne.
25. 05. Der Berliner Magistrat beschließt die Wiederaufstellung des Kaiser-Friedrich-Denkmals am Stresow-Platz in Spandau.
26. 05. Ein Großbrand vernichtet die Fabrikanlagen der Fa. Goerz in Zehlendorf. Fast alle Lagerbestände des Stahl- und Messingbetriebes fielen den Flammen zum Opfer.
27. 05. Die Bewag führt mit eigenen Mitteln die Beleuchtung des Festplatzes am Schlageter-Denkmal anläßlich der Gedenkfeier durch. Albert Leo Schlageter wurde am 26. Mai 1923 wegen Beteiligung an Sabotageaktionen vom französichen Kriegsgericht hingerichtet.
28. 05. Die Berliner Pilotin Marga von Etzdorf stirbt in Aleppo (Syrien), wo sie bei einem Flug nach Australien mit einem Leichtflugzeug vom Typ KL 32 verunglückt war.
30. 05. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt, die aus Leihbüchereien aussortierten Bücher »marxistischen, jüdischen und pazifistischen Inhalts« künftig für den Leihverkehr sperren zu lassen, sie jedoch für den »wissenschaftlichen Gebrauch« aufzubewahren.
02. 06. Das Gesetz über die »Einsetzung eines Staatskommissars in der Hauptstadt Berlin« tritt in Kraft.
06. 06. Der afghanische Gesandte in Berlin wird von seinem Landsmann Kamal Syeb ermordet. Der Täter wurde am 14. Januar 1935 im Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet.
06. 06. Das Amtsblatt der Stadt Berlin wird statt in Antiqua wieder in deutscher Frakturschrift gedruckt.
09. 06. Die Stadt Berlin ist eine der größten Hausbesitzerinnen der Welt, denn allein von den 160 000 Neubauwohnungen befinden sich 27 000 im Besitz der Stadt, erklärt der Ständige Staatskommissar für die Reichshauptstadt, Dr. Julius Lippert, vor der Presse.
11. 06. Das Schloßmuseum zu Berlin erwirbt die silberne Taufschale Kaiser Friedrich Barbarossas. Sie sollte später in der Galerie des Weißen Saals ausgestellt werden.
13. 06. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt eine steuerliche Begünstigung von Kulturfilmen, obwohl die Stadt davon Mindereinnahmen von 1,2 Millionen Mark hat.
14. 06. Der Aufsichtsrat der Städtischen Oper A.G. (Bismarkstraße, Charlottenburg) beruft den Komponisten Prof. Max von Schillings anstelle des bisherigen Intendanten Carl Ebert zum ersten Vorstandsmitglied.
15. 06. Durch Verfügung des Oberbürgermeisters der Stadt Berlin, Heinrich Sahm, darf das Jüdische Krankenhaus keine Wohlfahrtspatienten und keine jüdischen Kranken, für die die Stadt Fürsorgepflicht hat, mehr aufnehmen, außer bei drohender Lebensgefahr.
15. 06. Die drei Landgerichte in Berlin werden zu einem einheitlichen zusammengeführt. Die Zivil- und Handelskammern befanden sich seitdem in der Gruner- bzw. Neuen Friedrichstraße (Littenstraße, Mitte), die Strafkammer in der Turmstraße (Moabit).
16. 06. 25 Bildhauer, Maler und Kunstgewerbler, die bisher die Kündigung des obersten Geschosses der ehemaligen Kunstgewerbeschule in der Prinz-Albrecht-Straße nicht akzeptiert hatten, räumen das Gebäude. Es wurde für die Geheime Staatspolizei hergerichtet.
16. 06. Das Ergebnis einer Volks- und Berufszählung wird bekanntgegeben. Danach hatte Berlin 4 242 501 Einwohner, davon 2 286 486 weibliche und 1 956 015 männliche.
18. 06. In Tempelhof findet eine große Flugschau statt, bei der auch Segelflug, Schleppflug und eine Luftstaffette neuer Maschinen vorgeführt werden. Als Höhepunkt landete das Zeppelin-Luftschiff, das aus Südamerika kam.
19. 06. Max Planck, Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, erstattet dem Reichsinnenministerium seinen Bericht über die Durchführung des neuen Beamtengesetzes (Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums).
21. 06. Im Bezirk Köpenick beginnen SA-Leute die Einwohner zu terrorisieren. Bis zum 27. Juni wurden über 500 Kommunisten, Gewerkschafter und Sozialdemokraten festgenommen, geschlagen und gefoltert. 24 Personen wurden in der »Köpenicker Blutwoche« ermordet.
22. 06. Bei einer Massenkundgebung im Lustgarten (Mitte) fordert der Chef der Deutschen Arbeitsfront Robert Ley die Führungen der Gesamtverbände der Arbeiter sowie der Angestellten zu einer »Generalsäuberung« von unbotmäßigen Mitarbeitern bis zum 1. August auf.
22. 06. Im preußischen Finanzministerium beginnen Verhandlungen, um festzulegen, wie die kurzfristigen Schulden Berlins in eine langfristige Schuld umgewandelt werden können.
22. 06. Die SPD wird verboten. Danach kam es auch in Berlin zu neuerlichen Verhaftungen, darunter des Berliner SPD-Vorsitzenden Franz Künstler.
22. 06. Ein Gewitter seltenen Ausmaßes geht um Mitternacht über Berlin nieder. Die Feuerwehr wurde zu 200 Alarmen gerufen. Es mußte der Ausnahmezustand über die Feuerwehrwachen verhängt werden.
23. 06. Die »Deputation für Kunst und Bildungswesen« des Magistrats beschließt auf ihrer ersten Sitzung, einige bereits früher erworbene Plastiken im Stadtgebiet aufzustellen. U.a. wurde Ludwig Cauers Plastik »Michael« auf dem Sportplatz Weißensee aufgestellt.
23. 06. Die NS-Presse verbreitet eine Meldung, wonach Flugzeuge unbekannten Typs Flugblätter über Berlin abgeworfen haben sollen. Dies war eine gezielte Falschmeldung, die sich gegen den Versailler Vertrag richtete, der in Deutschland keine Luftabwehr zuließ.
24. 06. Hermann Göring verkündet vor der Presse, daß das Schiller-Theater und die Volksbühne dem Staatstheater angeschlossen werden. Auch die Staatsoper genügte nach Görings Worten dem gewachsenen Kunstbedürfnis der Berliner nicht mehr.
24. 06. Die Sparkasse der Stadt Berlin und die Stadtbank verlegen ihre Geschäftsleitung in das Hochhaus am Alexanderplatz. Die bisherigen Räume am Mühlendamm reichten nicht mehr aus.
24. 06. Am »Tag der deutschen Jugend« werden in Berlin erstmals zwei Sonnenwendfeiern veranstaltet - für die östlichen Bezirke auf den Müggelbergen, für die westlichen Bezirke im Grunewaldstadion (Charlottenburg).
24. 06. Die Städtische Wohlfahrtspflege, die mehr als 900 000 Bedürftige mit Geld und Sachmitteln unterstützt, soll nach und nach abgebaut werden, verkündet Berlins Wohlfahrtsdezernent Plath. Freie Wohlfahrt sollte an ihre Stelle treten.
27. 06. Das Gesetz »Über die Errichtung eines Unternehmens Reichsautobahnen« tritt in Kraft. 1934 fanden zwischen 5 000 und 10 000 Arbeitslose aus der Stadt auf den Autobahn-Baustellen in der Umgebung Berlins zeitweise Beschäftigung.
27. 06. Die NS-nahe Glaubensbewegung Deutsche Christen hält in allen Stadtbezirken von Groß-Berlin Massenversammlungen ab und behandelt das Thema »Gegen Kirchenreaktion - für deutsches Christentum«.
28. 06. Der am 27. April von Reichskanzler Adolf Hitler ernannte »Beauftragte des Führers für Fragen der Evangelischen Kirche«, Ludwig Müller, läßt am Abend das Gebäude des Kirchenbundesamtes in der Charlottenburger Marchstraße von SS-Leuten besetzen.
29. 06. Die Deutschen Christen halten am Abend in den »Tennishallen« in Wilmersdorf eine Massenversammlung ab.
29. 06. Unter der Nummer DRP 580675 erhält der Berliner Jurist Emil Schilling das Patent für eine »Steuerungsvorrichtung für Rechenmaschinen«, das jedoch 1934 wegen Nichtzahlung der Gebühren wieder gelöscht wurde.
30. 06. Die »Vossische Zeitung« berichtet, daß der ärztliche Direktor am Rudolf-Virchow-Krankenhaus, Prof. Richard Mühsam, freiwillig von seinem Posten zurückgetreten sei, »um der nationalen Revolution Rechnung zu tragen«.
30. 06. Die weltbekannten Direktoren der Staatlichen Museen Wilhelm Waetzoldt, Max J. Friedländer und Ludwig Justi werden von ihren Posten abgesetzt.
01. 07. Nach dem Ausscheiden von Dr. R. Kauffmann wird dem neuen stellvertretenden Vorstandsmitglied der Bewag, Dr. E. Diestel, die kaufmännische Direktion übertragen.
01. 07. In allen Zeitungen (mit Ausnahme des »Völkischen Beobachters«) wird ein Schreiben des Reichspräsidenten an den Reichskanzler Adolf Hitler abgedruckt, in dem von Hindenburg seine Besorgnis über den Kirchenstreit zum Ausdruck bringt.
01. 07. Das Geheime Staatspolizeiamt hat in Berlin und ganz Preußen die Geschäftsstellen kirchlicher Verbände geschlossen. Dazu gehörten Friedensbund deutscher Katholiken, Windhorstbund, Kreuzchor, Sturmchor sowie Volksverein für das katholische Deutschland.
01. 07. Der S-Bahnhof Innsbrucker Platz (Schöneberg) wird eröffnet.
01. 07. Nach einer im Reichsanzeiger veröffentlichten Verordnung endet am 1. Juli die Tätigkeit »nichtarischer oder kommunistischer Zahnärzte und Techniker« bei den Krankenkassen. Diese Personen wurden künftig nicht mehr für die Krankenkassen zugelassen.
02. 07. Auf Anordnung des Staatskommissars für die evangelischen Landeskirchen, August Jäger, sind »sämtliche Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäuser ... außer mit der Kirchenfahne mit der schwarz-weiß-roten und der Hakenkreuzfahne zu beflaggen«.
03. 07. Der Magistrat beschließt einstimmig den Erwerb der Behala-Aktien. Damit wurde der Weg frei zum Bau der Tunnelverbindung zwischen dem Anhalter und dem Stettiner Bahnhof.
03. 07. Die Nationalsozialistische Rundfunkkammer e.V. wird in Berlin gegründet. Sie vereinte alle Funkschaffenden in Deutschland.
03. 07. In der Nacht zum 4. Juli schreiben Antifaschisten an die Mauer des Wasserturmgeländes an der Ecke Belforter/Diedehofer Straße mit weißer Ölfarbe das Wort »Hitlerschande«.
04. 07. Während einer nächtlichen Razzia auf dem Rummelplatz Köpenicker Straße (Kreuzberg) werden 800 der dort versammelten 1 200 Personen festgenommen. Der Platz wurde als Treffpunkt der Unterwelt und »unangemeldeter Ausländer« angesehen.
05. 07. Das Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften unter Leitung von Prof. Paul Diepgen hat als erstes unter den medizinischen Einrichtungen der Berliner Universität eine Handbibliothek über den Nationalsozialismus aufgestellt.
05. 07. Der Magistrat regt den Bau einer Großmarkthalle am Bahnhof Beusselstraße (Tiergarten) an. Sie sollte vor allem dem Gemüse-, Obst- und Fischhandel Platz bieten.
06. 07. Der Berufsboxer Max Schmeling und die tschechoslowakische Filmschauspielerin Anny Ondra heiraten im Standesamt Berlin-Charlottenburg.
07. 07. Die 200. wissenschaftliche Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik« findet statt.
07. 07. Auf der Grundlage der »Verordnung zur Sicherung der Staatsführung« werden den sozialdemokratischen Stadtverordneten die Mandate entzogen.
07. 07. Die Geheime Staatspolizei verhaftet 30 Mitglieder der »Beratungsstelle für Ärzte«. Sie warf ihnen »marxistische Geheimbündelei« und »Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde zu Berlin vor«.
09. 07. Eugen Hadamovsky wird zum Leiter der Reichsrundfunkanstalt, die in Berlin ihren Sitz hat, bestellt.
10. 07. Der Gartenarchitekt Erwin Barth stirbt in Berlin. Er war Gartenbaudirektor von Charlottenburg und Groß-Berlin. Ihm verdankt Berlin u.a. die Errichtung der Volksparks Jungfernheide und Rehberge sowie der Badeanstalt Jungfernheide.
17. 07. Die Gestapo führt eine Hausdurchsuchung im Büro der Oppositionellen im kirchlichen Erwerbslosenheim in der Mirbachstraße (ab 31. Mai 1951 Bänschstraße, Friedrichshain) durch und beschlagnahmt das gesamte Wahlmaterial.
21. 07. Der Chemiker Otto Hahn wird kommissarischer Leiter des Kaiser-Wilhelm-Institutes für physikalische Chemie in Dahlem. Wenige Tage später wurde als neuer Leiter Gerhard Jahn eingesetzt.
26. 07. Der Physiker Adolf Koepsel stirbt in Berlin. Koepsel beeinflußte als Assistent von Hermann von Helmholtz, später bei Werner von Siemens, maßgeblich die Einführung der drahtlosen Telegraphie.
01. 08. In der Versuchsanstalt für Luftfahrt wird unter Leitung des Ingenieurs O. Fuchs eine Abteilung für Ingenieurnachwuchs eingerichtet.
01. 08. Die Reichstheaterkammer wird ins Leben gerufen. Präsident der Kammer wurde der ehemalige Schauspieler am Berliner Staatstheater Otto Laubinger.
01. 08. Der Ingenieur Eduard Schüller (AEG) beginnt mit der Entwicklung eines Gerätes zur Aufnahme und Wiedergabe von Sprache und Musik. Im Dezember meldet er den »Magnetisierungskopf für Längsmagnetisierung von Magnetogramm-Trägern« (Magnetophon) zum Patent an.
03. 08. Generalmajor Karl Becker, dessen Fachgebiet die technische Physik war, wird zum Dekan der »Fakultät für Allgemeine Technologie« der Technischen Hochschule zu Berlin ernannt.
05. 08. Die Berliner Zeitung »Tempo« stellt ihr Erscheinen ein.
15. 08. Für den Bau des Gosener Kanals zwischen Seddinsee und Dämeritzsee durch den städtischen Berliner Dauerwald (Köpenick), des verkürzten Weges von Rüdersdorf zur Oder, erfolgt der erste Spatenstich. Der Kanal wurde Ende Januar 1936 dem Verkehr übergeben.
18. 08. Die 10. Funkausstellung wird in Berlin eröffnet. Von dem erstmals ausgestellten »Volksempfänger« BE 301 wurden bereits am ersten Tag 100 000 Apparate verkauft.
20. 08. Der Große Sendesaal im Haus des Rundfunks an der Masurenallee (Charlottenburg) wird offiziell in Betrieb genommen.
26. 08. Im Zuge des Masseneintritts von SA-Männern in die Evangelische Landeskirche zur Stärkung der »Deutschen« Christen werden in Pankow in der Alten Kirche und in der Hoffnungskirche 147 bereits standesamtlich getraute Paare nun kirchlich getraut.
27. 08. Mit einer Eingabe an das zuständige Ministerium versucht Otto Hahn, allerdings erfolglos, den Ausschluß von Lise Meitner aus der Berliner Universität zu verhindern.
01. 09. Die Lufthansa zahlt von diesem Tag an für ihre Anlagen auf dem Gelände des Flugplatzes Staaken (Spandau) eine jährliche Festmiete von 81 105 Reichsmark.
01. 09. Die Anhänger Adolf Hitlers werden von der Reichsleitung der NSDAP gemahnt, keine Blumen in das vorbeifahrende Auto des Reichskanzlers zu werfen. Es hieß, daß »durch geworfene Blumensträuße leicht Personen verletzt werden« könnten.
01. 09. Die BVG führt einen Teilstreckentarif (zehn Pfennig für Straßenbahn und U-Bahn, 15 Pfennig für Omnibus) ein. Die Monatskarten wurden abgeschafft.
01. 09. Die italienischen Skulpturen des Kaiser-Friedrich-Museums sind wieder allgemein zugänglich. Die italienische Plastik hatte sich einer »Neuordnung« zu unterziehen, in der »Heidnisches und Christliches« vereint wurden.
01. 09. 324 männliche und 93 weibliche Mitglieder aus dem sozialdemokratischen Arbeiter-Samariterbund werden in die Sanitätskolonnen des Berliner Roten Kreuzes »eingegliedert«. Das Berliner Rote Kreuz bescheinigte ihnen »vaterländische Gesinnung«.
02. 09. Der katholische Bischof von Berlin, Christian Schreiber, stirbt im Alter von 61 Jahren. Zum Interimsregenten wählte das Domkapitel den bisherigen Generalvikar, Prälat Dr. Steinmann.
02. 09. Mathilde Hertz, Zoologin und seit 1930 Privatdozentin für Zologie an der Berliner Universität mit dem speziellen Forschungsgebiet »Das optische Feld der Biene«, wird aus rassistischen Gründen die Lehrbefugnis entzogen.
05. 09. Die Generalsynode der Evangelischen Kirche beschließt, die Provinzialkirche Mark Brandenburg in die Bistümer Berlin (Bischof Emil Karow) und Brandenburg (Bischof Joachim Hossenfelder) zu gliedern.
05. 09. Die preußische Generalsynode der Altpreußischen Union faßt im Gebäude des Preußischen Herrenhauses in der Leipziger Straße den Beschluß, den »Arier-Paragraphen« einzuführen.
06. 09. Der Physikerin Lise Meitner wird die Lehrbefugnis an der Berliner Universität mit der Begründung entzogen, sie sei nicht »rein arischer« Abstammung.
06. 09. Im Berliner Hospiz St. Michael (Wilhelmstraße 34) konstituiert sich um den Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller und den Studentenpfarrer Dietrich Bonhoeffer der Pfarrernotbund, der sich zu einem Zentrum des antifaschistischen Widerstands entwickelte.
06. 09. Wegen der Beisetzungsfeierlichkeiten für den verstorbenen Bischof von Berlin, Dr. Christian Schreiber, werden viele Straßen im Zentrum abgesperrt. Zur Trauerprozession versammelten sich vor der St.-Hedwigs-Kathedrale einige tausend Menschen.
08. 09. Um neue Arbeitsplätze zu schaffen, verlangt das Arbeitsbeschaffungsamt von Berlin ab sofort von allen Firmen, die städtische Aufträge erhalten, Erklärungen, daß bei ihnen keine Schwarzarbeiter und Doppelverdiener beschäftigt sind.
09. 09. Die Moorgebiete im Spandauer Forst »Großer Rohrpfuhl«, »Kleiner Rohrpfuhl« und »Teufelsbruch« werden unter Naturschutz gestellt.
09. 09. Die Insel Imchen in Kladow (Spandau) und der sie umgebende Gelegegürtel (Schilfgürtel) werden unter Naturschutz gestellt.
10. 09. In Wittenau werden (wie zuvor am 26. August in Pankow) 32 bereits seit längerem standesamtlich getraute Paare nun kirchlich getraut, wobei die Männer meist in SA-Uniform erschienen.
11. 09. Der Film »Hitlerjunge Quex« wird uraufgeführt.
12. 09. Am jüdischen Neujahrsfest zerstören Nazitrupps die Einrichtungen in jüdischen Geschäften und greifen Passanten auf dem Kurfürstendamm an.
12. 09. Die Friedrich-Ebert-Straße am Reichstagsgebäude wird in Hermann-Göring-Straße umbenannt. Die Straße wurde am 31. Juli 1947 in Ebertstraße umbenannt.
13. 09. Die Justizpressestelle teilt mit, daß der Mord an den Polizeihauptleuten Anlauf und Lenk vom 9. August 1931 »nunmehr restlos aufgeklärt« ist. Als Täter wurden der 23jährige Erich Mielke und der 24jährigen Erich Ziemer beschuldigt - beide waren flüchtig.
16. 09. Der frühere Direktor der Berliner Funkstunde, Prof. Dr. Knöpfke, erschießt sich in seiner Wohnung. Über das Motiv wollte die Polizei keine Angaben machen.
17. 09. Aus der Galerie Goldschmidt in der Bellevuestraße 10 (Tiergarten) werden Gemälde im Wert von 100 000 Mark gestohlen. Der als Dieb verdächtigte Hausdiener war flüchtig.
17. 09. In Johannisthal werden (wie zuvor am 26. August in Pankow und am 10. September in Wittenau) 34 bereits seit längerem standesamtlich getraute Paare nun kirchlich getraut, wobei die Männer meist in SA-Uniform erschienen.
18. 09. Die Reichsbahndirektion Berlin beschließt, den gesamten Sammelladeverkehr Berlins künftig auf dem Güterbahnhof am Spreeufer in Moabit zu konzentrieren.
18. 09. Die in Berlin erscheinende Zeitung »Welt am Abend« wird mit sofortiger Wirkung von der Geheimen Staatspolizei verboten.
19. 09. Auf dem Gelände der Firma Orenstein & Koppel (Spandau) wird eine umfangreiche Luftschutzübung abgehalten, bei der das Verhalten einer größeren Betriebsbelegschaft bei Luftalarm getestet wird.
20. 09. Anläßlich des 70. Todestages von Jakob Grimm wird am Geburts- und Sterbehaus der Gebrüder Grimm in der Linkstraße 7 (Tiergarten) eine Gedenktafel angebracht.
20. 09. Im Arbeitsbeschaffungsplan der Stadt Berlin wird beschlossen, durch Umbauten 12 000 neue Wohnungen zu schaffen.
21. 09. Am Bahnhof Friedrichstraße (Mitte) beginnen Grundproben für den S-Bahn-Tunnel unter der Spree.
21. 09. Das Bankgeschäft Hans Memelsdorff in der Friedrichstraße 61 (Mitte) ist zusammengebrochen. Der flüchtige Inhaber sollte mehr als eine halbe Million Mark Kundengelder veruntreut haben.
21. 09. Die Reichstheaterkammer verfügt die Einsetzung eines Reichsdramaturgen. Dr. Joseph Goebbels beauftragte Dr. Rainer Schlösser im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda mit dieser Funktion.
22. 09. Ein »Thüringenhaus« wird in der Mohrenstraße 65 (Mitte) eröffnet. Es war Sitz der Vertretung des thüringischen Staates in der Reichshauptstadt und zeigte Ausstellungen.
22. 09. Das »Gesetz über eine vorläufige Vereinfachung der Verwaltung der Hauptstadt Berlin« wird erlassen. Es hatte die Ausschaltung der parlamentarisch-demokratischen Einrichtungen in der Selbstverwaltung zum Ziel.
22. 09. Das Reichskabinett verabschiedet das Reichskulturkammergesetz. Danach wurden Reichskammern für Schrifttum, Presse, Rundfunk, Theater, Musik und bildende Kunst geschaffen. Sämtliche Künstler und Publizisten sollten der Reichskulturkammer unterstehen.
22. 09. Das Gesetz über die Aufschließung von Wohnsiedlungsgebieten wird erlassen.
23. 09. In der Passionskirche in Neukölln werden 117 Kinder der 83. Volksschule, deren Väter als SA-Männer erst kürzlich der Kirche beigetreten sind, gemeinsam getauft.
27. 09. Die Nationalsozialisten verleihen dem Stadtbezirk Friedrichshain und dem Krankenhaus Friedrichshain den Namen »Horst Wessel« nach dem im genannten Krankenhaus verstorbenen SA-Sturmführer dieses Namens, der 1930 einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war.
28. 09. Der am 27. September in Wittenberg von der Nationalsynode zum Reichsbischof gewählte Kandidat der Deutschen Christen, Ludwig Müller, kehrt nach Berlin zurück. Ihm zu Ehren wurde eine Großkundgebung durchgeführt.
29. 09. Im Harnack-Haus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen den nationalsozialistischen Betriebszellen-Obleuten und einigen Direktoren der Dahlemer Institute der Gesellschaft.
29. 09. Der Direktor des Berliner Zeughauses, Dr. Moritz Binder, wird entlassen.
29. 09. Der Direktor der Abteilung afrikanische, ozeanische und amerikanische Sammlungen im Berliner Zeughaus, Prof. Dr. Walter Lehmann, wird entlassen.
29. 09. Der Vorstand der Berliner Wertpapierbörse genehmigt die Anträge von 314 freien Maklern auf Zulassung. Für 155 Personen erlosch die Zulassung.
01. 10. Die Reichspost schaltet die erste Fernschreibverbindung der Welt von Berlin nach Hamburg.
01. 10. Der Physiker Prof. Walther Nernst, Mitbegründer der physikalischen Chemie, langjähriger Dozent an der Berliner Universität und Präsident der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, tritt in den Ruhestand.
01. 10. Prof. Fritz Haber schreibt einen Abschiedsbrief an sein Institut, das Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie. Haber hatte im April um seine Versetzung in den Ruhestand gebeten, im Mai die Leitung niedergelegt und war noch 1933 emigriert.
01. 10. Im Theater des Jüdischen Kulturbundes in Berlin hebt sich zum erstenmal der Vorhang zur Aufführung des dramatischen Gedichtes »Nathan der Weise« von Gotthold Ephraim Lessing.
04. 10. Der »Werkverein der Bewag« wird als Zusammenschluß aller Werkangehörigen zur Pflege des »nationalsozialistischen Gedankens« bei künstlerischer Betätigung, Geselligkeit und Sport gegründet. Der Verein gab die Monatsschrift »Der Stromkreis« heraus.
04. 10. Die BVG verfügt über 5 660 Fahrzeuge. Der Wagenpark setzte sich aus 2 113 Trieb- und 1 697 Beiwagen, 663 Omnibussen sowie 781 Kleinprofil- und 406 Großprofil-U-Bahn-Wagen zusammen.
05. 10. Reichskanzler Adolf Hitler besichtigt in Begleitung des Reichsministers des Inneren, Dr. Wilhelm Frick, des Reichssportführers und des Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees das Grunewaldstadion und das Sportforum (Charlottenburg).
05. 10. Der Minister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Joseph Goebbels verkündet im Berliner Haus der Presse das vom Reichskabinett beschlossene neue Schriftleitergesetz. Der Begriff Pressefreiheit wurde danach durch »Presseverantwortung« ersetzt.
05. 10. Reichskanzler Adolf Hitler entscheidet, daß die Kosten für die Errichtung der Olympia-Bauten vom Reich getragen werden. Das Olympiastadion (Charlottenburg) sollte 100 000 Sitzplätze erhalten.
07. 10. Im Stromversorgungsgebiet Berlin wird der 1 100 000. Zähler installiert.
09. 10. Die »Herren Dienststellenleiter« der Bewag werden aufgefordert, in ihrem Briefwechsel das Wort »Hochachtungsvoll« mit sofortiger Wirkung durch »Mit deutschem Gruß« zu ersetzen.
09. 10. Zehntausende Berliner beobachten kurz nach 19.00 Uhr, wie aus dem Sternbild des Drachen ein gewaltiger Feuerregen sprüht. Die Sternwarte Treptow verzeichnete 30 bis 50 Sternschnuppen pro Minute.
10. 10. Reginald Oliver Herzog, Gründer und langjähriger Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Faserstoffchemie, tritt in den Ruhestand.
10. 10. In der »Tageszeitung Brauerei« erscheint ein Artikel von Prof. F. Stockhausen über den Werdegang des analytischen Laboratoriums der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin.
11. 10. Der Frauenarzt Alfred Dührssen stirbt in Berlin.
11. 10. Im Berliner Zeughaus sind die Orden Napoleons ausgestellt. Sie waren am 18. Juni 1815 nach der Schlacht von Belle-Alliance (Waterloo) von preußischen Infanteristen erbeutet worden. Seit 1919 galten sie als verschollen, um Rückgabeforderungen vorzubeugen.
13. 10. Der Pfarrernotbund, der sich am 6. September gebildet hatte, führt in der Berliner Singakademie (Am Festungsgraben 2, Mitte) eine Versammlung durch, auf der Karl Barth einen Vortrag zum Thema »Reformation als Entscheidung« hält.
14. 10. An der Technischen Hochschule Berlin wird die Fakultät für Allgemeine Technologie - ab 4. September 1935 »Wehrtechnische Fakultät« - gegründet. Sie sollte die wissenschaftlich-technischen Belange der Wehrmacht hinsichtlich Forschung und Lehre vertreten.
14. 10. Das Andreas-Realgymnasium in Friedrichshain begeht sein 100jähriges Jubiläum. Es galt als die älteste Lehranstalt im Berliner Osten.
16. 10. Der Lunapark in Berlin-Halensee (Wilmersdorf), der am 22. Oktober 1904 eingerichtete Vergnügungspark, meldet Konkurs an. Alle Einrichtungen waren geschlossen. Man hoffte, zumindest das Wellenbad in den nächsten Tagen wieder öffnen zu können.
16. 10. Der öffentliche Fernschreib-Wählverkehr (Telex) beginnt mit der Aufnahme eines Probebetriebes zwischen den beiden Vermittlungsstellen Berlin und Hamburg mit 19 angeschlossenen privaten Teilnehmern.
16. 10. In den »Berliner Berichten« aus dem Springer-Verlag wird (als Sonderdruck) der Beitrag der Physiker Walther Meißner und R. Ochsenfeld »Ein neuer Effekt bei Eintritt der Supraleitfähigkeit« veröffentlicht.
17. 10. Nach einer Verfügung der Reichsbahndirektion Berlin erhalten Kleingärtner das ganze Jahr über Fahrpreisermäßigungen bei der S-Bahn.
17. 10. Auf einer Massenkundgebung im Berliner Sportpalast (Potsdamer Straße, Schöneberg) verkündet Reichsjugendführer Baldur von Schirach die Eingliederung der nationalsozialistischen Jugendbetriebszellen in die Hitlerjugend.
20. 10. Im Pfarrhaus von Martin Niemöller in Dahlem, Cecilienstraße (Pacelliallee 61), findet die erste gemeinsame Sitzung der Vertrauensleute aus der gesamten Evangelischen Kirche statt. Die Veranstaltung wurde von 37 Teilnehmern aus 18 Landesgemeinden besucht.
20. 10. In Pankow, Wollankstraße 126, wird ein Muster-Luftschutzkeller »festlich« eingeweiht.
21. 10. Die Camphausenstraße (Kreuzberg) wird in Körtestraße umbenannt.
22. 10. Gegen den früheren Direktor der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin, Dr. Nicola Mousang, wird Anklage wegen Untreue und Betrug zum Nachteil des preußischen Staates erhoben. Mousang war von 1925 bis 1928 Direktor der Manufaktur.
22. 10. Zum Abschluß der »Werbewoche des deutschen Handwerks« findet eine »Parade des Berliner Handwerks« statt. An dem 10 km langen Umzug beteiligten sich 100 000 Handwerker.
24. 10. Die Antenne des Berliner Senders Witzleben wird von der Tragfläche des Postflugzeuges der Linie London - Berlin durchschnitten. Die Maschine konnte in der Nähe des Sportforums im Grunewald (Charlottenburg) notlanden.
31. 10. Die »Vossische Zeitung« erscheint bei Ullstein nur noch einmal täglich als Morgenblatt.
01. 11. Bei der S-Bahn tritt eine Fahrpreissenkung in Kraft. Die Monatskarte kostete statt 13,50 Mark nur noch zwölf Mark. Außerdem wurde ein Kurzstreckentarif mit 15 Pfennig in der 3. Klasse und 20 Pfennig in der 2. Klasse eingeführt.
01. 11. Generalsuperintendent D. Emil Karow wird vom Evangelischen Kirchenrat als Bischof von Berlin bestätigt.
01. 11. Die Forschungsabteilung des Reichsluftfahrtministeriums bildet unter Leitung des Hauptmanns Schwarzenberger die Zentrale für Wissenschaftliches Berichtswesen (ZWB).
02. 11. Die Reichsbahndirektion Berlin bezeichnet den Bahnhof Friedrichstraße als den verkehrsreichsten S-Bahnhof Berlins. 1932 wurden hier 15,9 Millionen Menschen abgefertigt. Es folgten Alexanderplatz mit 13,1 und Schlesischer Bahnhof mit 11,6 Millionen.
02. 11. Der bisherige Brandenburgische Verkehrsverband konstituiert sich im Berliner Rathaus als Landesverkehrsverband Berlin und Brandenburg neu. Mit ihm sollte der gewachsenen Bedeutung des Tourismus entsprochen werden.
02. 11. Ein Haus in Lichtenrade erhält den 100 000. Kabel-Stromanschluß Berlins. Damit versorgte die Bewag 89 % aller Berliner Grundstücke mit Elektrizität.
03. 11. Die Inhaber des seit Januar 1933 bestehenden Bankhauses Maaß & Sohn in der Neustädtischen Kirchstraße 15 (Mitte) werden wegen Depotunterschlagung verhaftet. Sie wurden beschuldigt, der Kasse monatlich 3 000 Mark für eigene Zwecke entnommen zu haben.
04. 11. Die erste »Kamera«, eine »Ausstellung für Fotografie, Druck und Reproduktion«, wird auf dem Messegelände am Kaiserdamm (Charlottenburg) eröffnet.
07. 11. Die Stadt Berlin gibt bekannt, daß alle 1 500 Zeithilfen, die für die Volkszählung im Sommer eingestellt worden waren, mindestens bis zum nächsten Frühjahr weiterbeschäftigt werden. Ein Teil der Leute wurde u.a. von der Bewag, Gasag und BVG übernommen.
09. 11. Auf dem Potsdamer Platz (Mitte) inszeniert die NSDAP eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des Hitler-Putsches von 1923 in München.
12. 11. Die Stadtverordnetenversammlung tagt zum letztenmal bis zu ihrer Neuwahl nach dem Zweiten Weltkrieg. 1934 wurde sie aufgelöst.
13. 11. Der für die KPD illegal wirkende Schauspieler Hans Otto wird in einem Café am Victoriaplatz von der SA verhaftet.
13. 11. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet eine Generalmitgliederversammlung der Deutschen Christen statt, an der 10 000 Anhänger teilnehmen. Redner war u.a. Gauobmann Dr. Reinhold Krause.
15. 11. Im großen Saal der Philharmonie wird die Reichskulturkammer gegründet. Präsident wurde Joseph Goebbels, Vizepräsident Walther Funk. Die Kammer war in die Ressorts Musik, bildende Künste, Theater, Schrifttum (Literatur), Presse und Rundfunk unterteilt.
15. 11. Die Erste Chirurgische Klinik der Berliner Universität in der Ziegelstraße (Mitte) wird wiedereröffnet. Zum Leiter wurde Prof. Georg Magnus aus Bochum berufen. Die Klinik war Ende der 20er Jahre geschlossen worden.
15. 11. 1 400 Berliner Juristen treffen sich in den Wilmersdorfer Tennishallen zu einem »Generalappell der Berliner Rechtsfront«. Der Reichsjustizkommissar, Staatsminister Dr. Hans Frank, sprach über die Neugestaltung des deutschen Rechts.
15. 11. Bis zum 15. November sind bei den 20 Bezirksämtern Berlins 10 251 Anträge auf Ehestandsdarlehen eingegangen. Davon wurden 4 927 genehmigt, während 847 abgelehnt wurden. Das Darlehen betrug ca. 600 Mark.
16. 11. Die Oberpostdirektion Berlin nimmt um 8.00 Uhr den Fernsprech-Schnellverkehr zwischen Berlin und Fredersdorf bei Berlin auf. Die Vermittlung wurde im Handbetrieb vorgenommen. Drei-Minuten-Gespräche kosteten 30 Pfennig.
16. 11. Der Faule See in Hohenschönhausen wird vom Berliner Polizeipräsidenten zum Naturschutzgebiet erklärt. Auf 120 000 Quadratmetern Fläche befanden sich wertvolle Tiere und Pflanzen, darunter Waldkauz, Waldohreule, Kuckuck und rotrückiger Würger.
16. 11. Mitarbeiter des Märkischen Museums entdecken auf einem Grundstück in Spandau zehn frühgermanische Gräber. Sechs in ihrer ursprünglichen Form noch gut erhaltene Urnen belegten Brandbestattungen.
16. 11. Der Berliner Magistrat beschließt, den Gaspreis für Handwerker und das sonstige Kleingewerbe ab 1. Januar auf 12,5 Pfennig pro Kubikmeter zu senken.
17. 11. Der Vorstand der Versuchsanstalt für Luftfahrt beschließt einen Ausbauplan für neue Forschungsanlagen (wie Motorenversuchsfeld, Hochgeschwindigkeits-Windkanal). Er pachtete ein weiteres Gelände an der Westseite des Flugplatzes Johannisthal.
17. 11. In der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik« spricht E. Wittich zum Thema »Alexander von Humboldts Expedition durch Mexiko«.
17. 11. In einer weiteren Satzungsänderung der Versuchsanstalt für Luftfahrt wird beschlossen, daß alle Vorstandsmitglieder vom Reichsminister der Luftfahrt bestellt und die Abteilungen zu Hauptgruppen zusammengefaßt werden.
17. 11. An der Musikwissenschaftlichen Fachschaft (Fakultät) der Berliner Universität wird ab sofort technische Musikübertragung gelehrt. Die künftigen Musikingenieure sollten bei Schallplatte, Tonfilm und Rundfunk eingesetzt werden.
18. 11. Der Physiker Max von Laue hält im Deutschlandsender zum Thema »Die deutsche Mitarbeit an der Gestaltung des heutigen physikalischen Weltbilds« einen Rundfunkvortrag.
19. 11. Die erste Foto-Ausstellung »Kamera« in den Messehallen am Kaiserdamm (Charlottenburg) verzeichnet am letzten Öffnungstag insgesamt 135 000 Besucher. Sie war vom Verband der Arbeiter für das graphische Gewerbe veranstaltet worden.
19. 11. Zu Beginn der Spandauer Heimatwoche wird das Spandauer Heimatmuseum und die damit verbundene Heimatschau in einem Lichthof des Rathauses wiedereröffnet.
19. 11. Die NS-nahen »Deutschen Christen« der Evangelischen Kirche feiern den 450. Geburtstag von Martin Luther mit einer Massenkundgebung im Lustgarten (Mitte).
21. 11. Das Amtsblatt der Stadt Berlin teilt mit, daß in den 20 Berliner Stadtbezirken seit dem 1. Oktober 3 200 Baugenehmigungen erteilt wurden. Die meisten Genehmigungen gab es in Reinickendorf, Pankow, Mitte, Tiergarten und Charlottenburg.
23. 11. Die Reichsregierung erwirbt das seit vier Jahren leerstehende Gebäude der »Deutschen Bank und Discontogesellschaft« Unter den Linden, Charlotten- und Behrenstraße (Mitte). In dem Gebäude sollten bisher getrennt untergebrachte Ministerien Platz finden.
24. 11. Der Schauspieler Hans Otto, der seit 1930 an Berliner Bühnen tätig war, wird während seiner Haft von der Gestapo ermordet.
24. 11. Die Geheime Staatspolizei teilt mit, daß es ihr gelungen sei, »insgesamt 2 300 kommunistische Funktionäre zu verhaften und allein in Berlin etwa 25 000 Zentner illegalen Druckschriftenmaterials zu beschlagnahmen«.
24. 11. Der Umbau des Sportforums an der Grunewald-Rennbahn (Charlottenburg) für die XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin beginnt. Bei den Arbeiten wurden vor allem Erwerbslose eingesetzt.
27. 11. Im Europahochhaus am Anhalter Bahnhof (Kreuzberg) wird die Große deutsche Buchmesse Berlin 1933 eröffnet. Rund 140 deutsche Verleger gaben einen Überblick über ihr Schaffen.
29. 11. In der Staatsoper hat Heinz Tietjens Neuinszenierung von Richard Wagners »Rheingold« Premiere. Damit wurde die Neuinszenierung des »Ringes« eingeleitet. Die Staatskapelle spielte unter Wilhelm Furtwängler. Rudolf Bockelmann sang den Wotan.
30. 11. Max Planck und Karl Wagner unterzeichnen den für den Physiker Johannes Stark formulierten Wahlantrag zur Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften.
01. 12. Im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) hat der Propaganda-Film »Der Sieg des Glaubens« Welturaufführung. Der Film von Leni Riefenstahl und Sepp Allgeier (Kamera) behandelte den NSDAP-Reichsparteitag 1933 in Nürnberg.
01. 12. Nach neuesten statistischen Erhebungen hat Berlin 4 171 176 Einwohner. Im November 1933 wurden 4 289 Ehen geschlossen gegenüber 3 011 im November 1932. Es wurden 3 229 Lebendgeburten verzeichnet im Vergleich zu 2 629 im November 1932.
01. 12. Im Schiller-Theater wird das »Preußische Theater der Jugend« eröffnet. Wer sich verpflichtete, alle Vorstellungen des Spielplans zu besuchen, konnte Mitglied der Deutschen Jugendbühne werden. Das Abonnement kostete dann 55 Pfennig, bei Opern 90 Pfennig.
01. 12. Der Hauptschriftleiter der Zeitung »Der Angriff«, Karoly Kampmann, wird zum Leiter des Landesverbandes Berlin der Deutschen Presse und Chefredakteur Ingemar Berndt zu dessen Stellvertreter bestellt.
02. 12. In den Messehallen am Funkturm (Chalottenburg) wird eine große Spielwaren-Ausstellung mit Spielzeug aus Sonneberg eröffnet. Die Exposition sollte den Export deutschen Spielzeugs ankurbeln.
02. 12. Im Harnack-Haus (Dahlem) findet eine Gedächtnisfeier für den im Februar verstorbenen Botaniker Carl Erich Correns, Direktor des Kaiser- Wilhelm-Instituts für Biologie, statt.
02. 12. Die Ausstellung »Der Osten, das deutsche Schicksalsland« wird im ehemaligen Kaufhaus Jonas am Bülowplatz (R.-Luxemburg-Platz) eröffnet. Sie sollte »mit dem Fleiß und dem Können, aber auch mit den Sorgen der östlichen Grenzlandbevölkerung bekanntmachen«.
02. 12. An der Buckower Chaussee in Britz wird der Grundstein für die erste deutsche Frontkämpfer-Siedlung gelegt. Ihr wurde der Name Albert- Leo-Schlageter-Siedlung gegeben.
02. 12. Die Staatsanwaltschaft Berlin leitet Ermittlungen gegen frühere leitende Angestellte der Minimax-AG sowie gegen ehemals leitende Angestellte der städtischen Feuerwehr ein. Die Pressestelle sprach von Bestechungen und Korruption.
02. 12. Der erste Adventssonntag 1933 ist der kälteste Dezembertag, den Berlin seit vielen Jahren erlebt. In den Außenbezirken sank die Temperatur auf -15°C. Vielerorts froren die Wasserleitungen ein.
03. 12. Zeitungen melden, daß der »Eintopf-Sonntag« vom 2. Dezember in Berlin mit rund 400 000 Mark das bisher größte Sammelergebnis erbracht hat. Das Geld wurde der »Winterhilfe« für bedürftige Berliner zur Verfügung gestellt.
04. 12. Horst Buchholz wird in Berlin geboren. Der Schauspieler spielte u.a. die Hauptrolle in dem verfilmten Buch von Thomas Mann »Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull«.
05. 12. Der Preußische Minister für Wirtschaft und Arbeit, Dr. Kurt Schmitt, ordnet an, daß in Berlin und ganz Preußen »bewährte Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung«, insbesondere SS- und SA-Männer, bevorzugt einzustellen sind.
05. 12. Das Statistische Amt von Berlin gibt bekannt, daß vom 20. bis 26. November 1933 in Berliner Pensionen 17 600 Fremde polizeilich gemeldet waren. In der entsprechenden Woche des Vorjahres waren es 17 700. 15 800 waren In- und 1 800 Ausländer.
06. 12. Das Institut für Konjunkturforschung teilt mit, daß die Berliner Industrieproduktion gestiegen ist. Die Indexziffer der industriellen Produktion stellte sich für Oktober auf 71,2 % gegenüber 70,8 % im Vormonat und 61 % im Oktober 1932 dar.
06. 12. Aus Anlaß des Todes des »Dichters und Sehers« Stefan George stiftet Reichsminister Dr. Joseph Goebbels einen mit 12 000 Mark dotierten »Stefan-George-Preis«. Er sollte alljährlich am 1. Mai für das beste Buch des vorangegangenen Jahres vergeben werden.
06. 12. Das Wasserbauamt Berlin teilt mit, daß auf dem Voßkanal, der oberen Havelwasserstraße sowie den Lychener und Templiner Gewässern ein Eisstand bis zu acht Zentimetern eingetreten ist. Die Schiffahrt ruhte vollkommen.
06. 12. Durch einen Erlaß des preußischen Innenministers ist die Reklame in den Fahrgasträumen der in Berlin zugelassenen Taxis nunmehr erlaubt. Außen durfte dagegen keinerlei Reklame erscheinen.
07. 12. Bei den Berliner Standesämtern haben bis zu diesem Tag 3 000 Paare den Wunsch angemeldet, Heiligabend zu heiraten. Viele von ihnen wurden durch das Ehestandsdarlehen gelockt.
07. 12. Die Königin-Augusta-Straße im Bezirk Kreuzberg wird in Tirpitzufer umbenannt. Am 31. Juli 1947 wurde die Straße in Reichpietschufer umbenannt.
07. 12. SA-Stabschef Ernst Röhm erklärt vor der Auslandspresse in Berlin, die SA sei der »Willens- und Ideenträger der nationalsozialistischen deutschen Revolution« und könne schon mangels schwerer Waffen gar nicht in eine kriegsfähige Truppe umgewandelt werden.
07. 12. Zur Beseitigung der gewaltigen Schneemassen in der Berliner Innenstadt stellt die Stadtverwaltung vorübergehend Erwerbslose ein. In den Nächten waren 14 Schneepflüge unterwegs.
08. 12. Georg Schlesinger, dem Anfang 1933 das Lehramt für Werkzeugmaschinen, Fabrikanlagen und -betriebe an der Technischen Hochschule Berlin genommen worden war, bittet in einer Eingabe um Benutzung seiner Lehrmittel, um sein Lehrbuch fertigstellen zu können.
08. 12. Der Preußische Ministerpräsident Hermann Göring weist die Staatspolizei an, noch vor Weihnachten 5 000 »Schutzhäftlinge« aus den Konzentrationslagern zu entlassen.
08. 12. Alle 16 selbständigen Berliner Ortskrankenkassen werden durch einen Beschluß des Berliner Oberversicherungsamtes zur »Allgemeinen Ortskrankenkasse Berlin« vereinigt. Ihr gehörten 854 209 Versicherte an.
08. 12. Der Ufa-Tonfilm »Flüchtlinge« mit Hans Albers und Käthe von Nagy in den Hauptrollen hat im Ufa-Palast am Zoo Uraufführung. Das Drehbuch schrieb Gerhard Menzel nach seinem gleichnamigen Roman. Regie führte Gustav Ucicky.
09. 12. Die Reichsbahndirektion Berlin bittet die S-Bahn-Fahrgäste, während der kalten Jahreszeit die Türen sofort nach dem Einstieg zu schließen. In der Mitteilung hieß es, daß eine Viertelminute Zugluft genügt, um sich eine Erkältungskrankheit zuzuziehen.
09. 12. Im Verlag Deutsche Kultur-Wacht, Berlin-Schöneberg, erscheint das Buch »Hitlers rasende Reporter - Mit dem Führer kreuz und quer durch Deutschland«. Die Honorare für das Buch flossen restlos der »Hitler-Spende für die nationale Arbeit« zu.
10. 12. Benjamino Gigli gibt in der Berliner Scala ein Festkonzert zugunsten der Winterhilfe. In der Pause wurde der Tenor von Adolf Hitler begrüßt. Insgesamt wurden 16 000 Mark eingenommen. Die Hälfte der Summe ging den in Deutschland lebenden Italienern zu.
10. 12. Erwin Schrödinger, Professor an der Berliner Universität, erhält zusammen mit dem britischen Physiker Paul Dirac den Nobelpreis für Physik.
10. 12. Die Statue »Berolina«, die während der Untertunnelung des Alexanderplatzes in einem Schuppen eingelagert war, wird gegenüber dem alten Sockel wieder aufgestellt. Ehrengast war Emma Sasse, die 1888 als 18jährige Modell für die Figur gestanden hatte.
12. 12. Christa Stubnick (verh. Fischer) wird in Gardelegen geboren. Die Leichtathletin des SC Dynamo Berlin errang bei den Olympischen Spielen in Melbourne 1956 die Silbermedaille über 100 m und 200 m. Sie war die erste DDR-Frau mit einer olympischen Medaille.
12. 12. In der Krolloper (Tiergarten) tritt der am 12. November gewählte Reichstag zusammen. Wegen der NS-Dominanz und der Kürze der Sitzung wurde er von der NS-Presse als »Zehnminuten-Reichstag« glossiert, »Motto: Achtung! Heil Hitler! Wegtreten!«.
13. 12. Im Franz-Eher-Verlag erscheint Joseph Goebbels' Buch »Das erwachende Berlin«. Darin registrierte Goebbels eine »eigenartige Atmosphäre« in Berlin, in der eine »nüchterne Klarheit des Denkens, die fast grausam und herzlos wirkt«, herrscht.
14. 12. Neben dem Patentamt in der Alexandrinenstraße 137 (Kreuzberg) wird ein Reichserfinderamt eingerichtet. Dort konnte sich jeder Erfinder vor der Anmeldung einer Neuerung als Patent oder Gebrauchsmuster beraten lassen.
14. 12. Der »außerordentliche Gau-Pressetag« des Berliner Landesverbandes des Reichspresseverbandes registriert eine »hundertprozentige nationalsozialistische Führung des Berliner Verbandes«, die durch die Inkraftsetzung des Schriftleitergesetzes möglich wurde.
14. 12. Reichskanzler Adolf Hitler gibt in einer Erklärung seine »endgültige Genehmigung zum Beginn und zur Durchführung der Bauten auf dem Stadiongelände« für die Olympischen Spiele 1936. Es hieß, die Sportstätten würden »ihresgleichen in der Welt« suchen.
14. 12. In der Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften erhebt Max von Laue Einspruch gegen die Wahl des Physikers Johannes Stark zum Mitglied.
14. 12. Berlin erlebt die kälteste Nacht seit Jahren. Selbst in der Innenstadt sank die Temperatur auf -17°C, in Außenbezirken auf - 21°C. Die Flüsse waren zugefroren und mit etwa 20 cm starkem Eis überzogen.
15. 12. Der Berliner Polizeipräsident weist die Beamten an, »verschärft gegen Fahrradbesitzer einzuschreiten, deren Räder bei Dunkelheit nicht ordnungsmäßig beleuchtet sind«. Bei Verstößen sollten die Fahrräder zwangsweise sichergestellt werden.
15. 12. In der Köpenicker Dornröschenstraße 18 werden drei junge Bäckergesellen durch Kohlenoxydgas während des Schlafs getötet. Da das Schlafzimmer keinen Ofen besaß, hatten die drei Männer einen Eimer mit glühenden Holzkohlen in den Raum gestellt.
16. 12. Reichskanzler Adolf Hitler übergibt ein Faß mit badischem Wein, das ihm junge Weinbauern in die Reichskanzlei gebracht hatten, der chirurgischen Klinik in der Ziegelstraße (Mitte).
16. 12. Regierungsbaumeister Werner March und sein Bruder Walter werden von Adolf Hitler für die Umsetzung seines Olympiaplans eingesetzt. Eine halbe Million Kubikmeter Boden waren zu bewegen.
16. 12. Zum Schülerwettbewerb »Höflichkeit im Verkehr« sind der BVG 3 757 Gedichte, Zeichnngen, Gemälde, Aufsätze, Plakate und einige Theaterstücke eingegangen. Die BVG vergab 524 Preise, darunter 24 Geldpreise.
16. 12. Bei einer Razzia der Schutzpolizei auf Radfahrer werden 1 656 Räder sichergestellt. Den Rädern fehlten vorwiegend Beleuchtung und Rückstrahler.
18. 12. Infolge einer plötzlichen Erwärmung treten in Berlin zahlreiche Wasserrohrbrüche auf. In 46 Fällen mußte die Feuerwehr überschwemmte Keller leerpumpen.
18. 12. Dem Attaché der portugiesischen Gesandtschaft in Paris, der sich vorübergehend in Berlin aufhält, geht im Zentrum der Stadt eine gelblich-braune Aktentasche verloren. Sie enthielt zahlreiche Papiere und 26 800 Reichsmark Bargeld.
19. 12. Der Zuschlag für Rohrpostsendungen innerhalb Berlins wird von 20 auf 10 Pfennig gesenkt.
19. 12. Die Preußische Gesetzsammlung veröffentlicht das Gesetz, das die »Aufsicht des Staates über die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten der Hauptstadt Berlin von dem Oberpräsidenten auf den Staatskommissar« überleitet. Es trat am 15. Januar 1934 in Kraft.
19. 12. Der erste Staatskapellmeister, Wilhelm Furtwängler, wird vom Preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring zum Operndirektor ernannt. Göring folgte damit einem Vorschlag des Generalintendanten der Preußischen Staatstheater.
19. 12. Im großen Rathaussaal wird die »Berliner Akademie für ärztliche Fortbildung« eröffnet. Ihre Aufgabe bestand Oberbürgermeister Dr. Heinrich Sahm zufolge darin, die Erfahrungen der Berliner Krankenhäuser bei der Fortbildung für alle nutzbar zu machen.
19. 12. Im Hotel Esplanade in der Bellevuestraße verspricht der amtierende Reichsbischof Ludwig Müller bei einem Essen dem Führer der Hitlerjugend (HJ) Baldur von Schirach, die Evangelische Jugend der HJ zu unterstellen.
19. 12. Am Erweiterungsbau des Reichspropagandaministeriums (Wilhelmstraße, Mitte) wird Richtfest gefeiert.
20. 12. In Tegel wird auf Welle 823 kHz ein neuer Großsender in Betrieb genommen. Damit konnte die Sendeleistung von 1,5 auf 100 kW erweitert werden. Der alte Sender Berlin O blieb bis zum 2. Januar 1934 in Betrieb.
20. 12. Die Verkehrsabteilung des Berliner Polizeipräsidiums gibt bekannt, daß in Berlin täglich 60 Verkehrsunfälle geschehen. Aufgrund der erwarteten Verdoppelung des Kraftverkehrs in den nächsten vier Jahren wurde eine Umgestaltung des Verkehrs eingefordert.
20. 12. Das Nationale Olympische Komitee verschickt die amtlichen Einladungen an die vom IOC anerkannten Olympischen Länderausschüsse. Es kamen 53 Zusagen. An den XI. Olympischen Spielen 1936 in Berlin nahmen Vertreter von 49 Nationen teil.
21. 12. Die Winter-Sonnenwendfeier der Berliner Studenten, die an diesem Tage auf dem Wittenbergplatz stattfinden sollte, wird abgesagt. Sie wurde kurzfristig ohne genaue Ortsangabe nach außerhalb von Berlin verlegt.
21. 12. In einer Denkschrift äußert der Physiker Johannes Stark, neu ernannter Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, seine Vorstellungen zum Neubau der Anstalt.
21. 12. Die oberste SA-Führung erläßt für die Silvesternacht ein allgemeines Uniformverbot für ihre Mitglieder. Ausgenommen waren Wachen und zum Dienst eingeteilte Personen.
22. 12. Die Industrie- und Handelskammer Berlin präsentiert ihren Jahresbericht 1933. Obwohl der Gesamtumsatz des deutschen Einzelhandels mit über 21 Milliarden RM um etwa 5 % hinter dem Vorjahr zurückgeblieben war, hatte sich das Tempo des Rückgangs vermindert.
22. 12. Die Justizpressestelle teilt mit, daß der Prozeß gegen die Mörder von Horst Wessel, der am 14. Januar 1930 angeschossen wurde, wieder aufgenommen wird. Der 26jährige Maler Sally Epstein und der 31jährige Schiffer Peter Stoll wurden des Mordes angeklagt.
22. 12. Im Berliner Verlag für Recht und Verwaltung C. A. Weller erscheint ein »Führerkalender« für 1934. Er galt als Wegweiser durch die Behörden und enthielt die Namen aller wichtigen Funktionsträger in Berlin.
22. 12. Das Berliner Schwurgericht verurteilt den 38jährigen Feilenhauer Rudolf Sönker zu drei Jahren Zuchthaus. Er wurde beschuldigt, im Reichstagsbrandstifterprozeß unter Eid eine Reihe von Falschaussagen gemacht zu haben.
22. 12. Das Berliner Postscheckamt, das am 1. Januar 1934 auf sein 25jähriges Bestehen zurückblicken kann, hat pro Tag durchschnittlich 160 000 Kunden. Täglich wurden rund 550 000 Buchungen vorgenommen.
23. 12. Die Stadt Berlin erhält als weihnachtliche Sonderspende für Kleinrentner 2 800 000 Reichsmark. Die Bezirksämter wurden angewiesen, den 18 000 Kleinrentnern jeweils zehn, den Ehefrauen fünf und den Kindern unter 16 Jahren drei Mark auszuzahlen.
23. 12. Die Operette »Clivia« von Nico Dostal wird im Theater am Nollendorfplatz (Schöneberg) uraufgeführt.
24. 12. Im Zoologischen Garten (Tiergarten) beginnt eine »Billige Weihnachtswoche«. In dieser Zeit brauchten Erwachsene nur 75 Pfennig und Kinder unter zehn Jahren nur 25 Pfennig Eintrittsgeld zu bezahlen.
24. 12. Die BVG nimmt mit der Linie A 31 zwischen dem Spandauer Hauptbahnhof und Staaken die erste Strecke für elektrische Oberleitungsbusse (O-Busse) in Betrieb.
25. 12. Die Operette »Die lockende Flamme« von Eduard Künneke wird im Theater des Westens uraufgeführt.
27. 12. Die Reichsbahndirektion Berlin teilt mit, daß vom 20.-24. Dezember 1933 insgesamt 276 185 Fernfahrkarten ausgegeben wurden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 13 % weniger. 74 000 Reisende fuhren in Richtung Osten und 49 000 in Richtung Westen.
27. 12. Das Landgericht Berlin eröffnet gegen den früheren Herausgeber der Wochenschrift »Magazin der Wirtschaft«, Rafael Bernfeld, das Hauptverfahren wegen Betruges und Konkursvergehens.
27. 12. Der Altertumsforscher Prof. Dr. Wilhelm Dörpfeld erhält anläßlich seines 80. Geburtstages vom Reichspräsidenten den Adlerschild des Reiches. Dörpfeld hatte sich Verdienste bei der Erforschung antiker Baukunst und der Herausgabe von Literatur erworben.
27. 12. In Berlin kommen für Silvester zehn Millionen Pfannkuchen und 30 000 Zentner Karpfen in den Handel. Die Zahl der Karpfen betrug etwa eine Million.
28. 12. Prof. William Guertler wird zum Ordinarius und zum Leiter des Instituts für Metallkunde der Technischen Hochschule zu Berlin ernannt.
29. 12. Die Berliner Behörden werden angewiesen, »nach altem Brauch« am Neujahrstag erstmalig wieder Fahnen zu hissen. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, gleiches zu tun.
30. 12. Im »Erläuterungsbericht zu den Vorentwurfszeichnungen für den Neubau der PTR« werden ein Gelände für den Neubau der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und der Umfang der Bauvorhaben vorgestellt. Als Baugelände wurde die Pirschheide genannt.
31. 12. Die bisher von der Versuchsanstalt für Luftfahrt herausgegebene »Zeitschrift für Flugtechnik und Motorluftfahrt« stellt ihr Erscheinen ein.

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